Das erste Dampfschiff in Neuenburg am Rhein auf seinem Weg nach Basel(CH).

Begonnen von Brunolix, 01 Januar 2014, 14:48:31

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Brunolix

Das erste Dampfschiff in Neuenburg auf seinem Weg nach Basel.
Untiefen, Sandbänke, wildbachartige Strömungen zwischen den im Oberrhein liegenden Inseln, ließen eine sichere Schifffahrt nur an wenigen Monaten im Jahr zu. Stromaufwärts mussten die eher kleinen Kähne von Menschenhand gezogen werden. Die Rheinfahrt zwischen Straßburg und Basel galt vor den späteren Regulierungen, eingeleitet durch den badischen Ingenieur Johann Gottfried Tulla, als sehr schwierig und gefährlich. Zwischen beiden Städten beträgt der Höhenunterschied immerhin 110 Meter. Diese Differenz wird heute mit 10 Schleusen und allerlei Kanalisierungen überwunden.
Ab 1816 befuhren Dampfschiffe den Rhein, anfänglich aber nur von Rotterdam bis Mannheim. Freiherr Cotta von Cottendorf, ein einflussreicher Stuttgarter Verleger, Unternehmer, Diplomat, Freund von Schiller und Goethe, war ein überzeugter Förderer der noch jungen Dampftechnik. Er nutzte seine weitläufigen Beziehungen, um Investoren in den Bau und Betrieb von Dampfschiffen zu gewinnen.
Eine erste Oberrhein-Erkundungsfahrt nach Basel scheiterte im Jahre 1827 hinter Mannheim, am zu großen Tiefgang des Dampfers "Ludwig", gebaut vom niederländischen Ingenieur G.M.Roentgen. Fünf Jahre später versuchte man es erneut, wieder mit einem von G.M.Roentgen konstruierten Schiff, welches eine neue Aufgabe suchte, nachdem die Schifffahrtslinie auf dem Main, zwischen Mainz und Frankfurt, wegen Unrentabilität eingestellt wurde. Dieses eiserne Schiff mit dem Namen "Stadt Frankfurt" hatte 10 Mann Besatzung, war 28,50 m lang, 5,70 m breit und hatte nur 48 cm Tiefgang. Die hölzernen Schaufelräder wurden von einer 52 PS starken Brunel-Dampfmaschine angetrieben. Gefahren wurde ausschließlich bei Tageslicht. Teile der Besatzung und alle Passagiere, darunter Cotta, Roentgen, mehrere Geschäftsleute aus Köln mit ihren Frauen, übernachteten in Hotels und Gasthöfen.
Am 22. Juli 1832 legte das Schiff in Kehl ab, um vier Tage später in Breisach einzutreffen. Zur selben Zeit inspizierte der Landkommissär Wilhelm Geigy, als Beauftragter des Handels-Komitees der Schweizer Rheinstadt, mit den Schiffermeistern David und Hindenlang, auf einem Holzkahn bis Neuenburg fahrend, die Wasserverhältnisse. In der Zähringerstadt wurde übernachtet und sich nach eventuellen Gefahrenstellen stromabwärts erkundigt. Niemand im Ort wusste von der bevorstehenden Ankunft eines Dampfschiffes. Am 26. Juli trafen sich die Basler und die Dampfschiffer in Breisach. Schiffermeister David wurde zuvor in die Schweiz zurückbeordert, um eine Ladung Steinkohle nach Neuenburg zu bringen. Geigy und Hindelang gingen als Lotsen an Bord des Dampfers. So konnte die Reise stromaufwärts fortgesetzt werden. Wegen Gegenwind und starker Strömung konnte das Tagesziel Neuenburg nicht erreicht werden. Nach 15 Stunden Fahrt wurde vor dem Dorf Zienken geankert. Die Passagiere wurden mit Kutschen zur Übernachtung nach Neuenburg gefahren. Am anderen Morgen fuhr die Besatzung das Schiff die restlichen Kilometer stromaufwärts, um die bereitstehenden Kohlen zu übernehmen. Dabei nutzten einige der Gesellschaft die Gelegenheit, einen Ausflug nach Badenweiler zu unternehmen. Diese sollten erst wieder am nächsten Tag vor dem Dorf Märkt an Bord gehen. In Abwesenheit entging ihnen nun, wie sechzehn starke Bauern, das angeseilte Boot über eine reißende Stelle zwischen Kleinkembs und Istein ziehen mussten. Nach 17 Stunden wurden das letzte Mal die Anker geworfen, denn am nächsten Tag, man schrieb den 28. Juli 1832 mittags halb zwölf Uhr, kam Basel in Sicht und man legte unter Kanonendonner und bejubelt von einer großen Zuschauermenge an der Schifflände an.

B.Haase 2013

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