KdK - Sperrwaffen-Arsenal Trappenkamp

Begonnen von Violoncello, 23 November 2013, 15:15:57

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Violoncello

Hallo zusammen,

zu den letzten Amtshandlungen der Seekriegsleitung in der Marineschule Mürwik zählte Mitte Mai 1945, Inventarverzeichnisse für die russische Kontrollkommission zusammenzustellen. Unter anderem wurden die Bestände im Sperrwaffen-Arsenal Trappenkamp bei Bornhöved in der Mitte Schleswig-Holsteins erfasst. Für das Kommando der Kleinkampfverbände war mit Stand 15. Mai 1945 noch Folgendes eingelagert (BArch RM 7/1587, S. 65, 69):

8 Pakete "A" (= Sprengkörper mit 7,5kg Ladung),
2 Pakete "B" (= Sprengkörper mit 50kg Ladung),
97 "Zünderstell" (?) für das Sprengboot "Linse",
30 Kästen Übertragungsladungen für je zwei "Linsen".

Meines Wissens ist dies die einzige Originalquelle, die Auskunft darüber gibt, wo für das Kommando der Kleinkampfverbände welche Munition eingelagert war.

Meine Frage: Sind über das Sperrwaffen-Arsenal Trappenkamp hinaus weitere Munitions-Depots bekannt, in denen Material für das Kommando der Kleinkampfverbände eingelagert war? Mich würde insbesondere interessieren, wo die für die Kleinst-U-Boote aus dem G 7e abgeleiteten Torpedos, aber auch die 45-cm-Torpedos der Kleinst-Schnellboote deponiert waren.

Mit freundlichen Grüßen

Violoncello




bettika61

Hallo Violoncello,
interessantes Thema ,nicht nur für die Munition der Kleinkampfverbände.
Welche Munition der Marine war wo vorhanden.

Konkret kann ich Dir im Moment nicht weiterhelfen.
Als Anfang das Sperrwaffenarsenal Jägersberg :
war zuständig für die Versorgung der Kriegsmarine mit Sperrwaffen. Es existiert :

Bundesarchiv-Militärarchiv (BA-MA), Freiburg: Bestand RM 7, Akte 1588: (1945):
Bestand beim Sperrwaffenarsenal Kiel am 15.05.1945.- 1 S.; (ohne Ortsangabe)
[unveröffentlicht], (recherchiert durch M&P im Auftrag der OFD Hannover).

Habe ich nicht , nur  die Zusammenfassung

"In einer Bestandsliste vom 15.Mai 1945 sind ....aufgeführt, u. a. Anker-
, Treib-, Sperrschutz-, Unterseebootminen, Wasserbomben, Handgranaten, Sprengbüchsen,
Handladungen, Zünder und Sprengkapseln"


Hört sich nicht so passend an, aber vielleicht steht in der Akte noch mehr
Es gibt noch zahlreiche weitere Sperrzeugämter und Sperrwaffenkommandos

ZitatIm September/Dezember 1940 unterstanden der Sperrwaffeninspektion 12 Marine-Sperrzeugämter in Conow, Cuxhaven(Oxstedt), Druhwald, Grauerort, Heinschenwalde, Kiel-Dietrichsdorf, Peyse ü. Pillau, PilIlau, Starkshorn, Swinemünde(Friedrichsthal), Trappenkamp und Wilhelmshaven

Zusätzlich war auf Borkum und Helgoland, in Emden, Wesermünde und Westerland (Sylt) je ein Sperrwaffenkommando eingerichtet. Weitere 22 Sperrwaffenkommandos befanden sich zu diesem Zeitpunkt in den besetzten Gebieten: Belgien (Ostende), Dänemark (Aarhus, Esbjerg, Frederickshavn), Frankreich (Boulogne, Brest, Cherbourg, Le Havre, Lorient,Rayon), Niederlande (Den Helder, Veere auf Walcheren, Hellevoetsluis b. Voorne, Rotterdam) und Norwegen (Bergen, Horten, Kristiansand, Molde, Narvik, Stavanger, Tromso, Trondheim) [116] [117].

[116] DER CHEF DER SEEKRIEGSLEITUNG BERLIN (25.09.1940): Verfügung über Auszeichnungen an die Marine• Sperrzeugämter und die Sperrwaffenkommandos In den besetzten Gebieten. (NA Washington T 1022)
[117] SPERRWAFFENINSPEKTlON KIEL (17.12.1940): Geheime Kommandosache an verschiedene Marine Dienststellen. (NA Washington T 1022)

Recherchiert von Prof. Preuß in HGS Kiel Dietrichsdorf (unveröffentlicht)

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

danke für die erste Übersicht! BArch RM 7/1588 habe ich schon einmal durchgesehen.

Aus der Liste der Sperrzeugämter / Sperrwaffenkommandos aus dem Jahr 1940, die möglicherweise auch 1944/45 noch bestanden haben könnten, ist mir insbesondere Hellevoetsluis aufgefallen. Von dort aus sind "Biber" und "Linsen" gegen den alliierten Nachschubverkehr in der Schelde-Mündung auf dem Weg nach Antwerpen eingesetzt worden.

Und in Norwegen könnten Narvik, Bergen, Molde und Stavanger interessant sein.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo violoncello,
ZitatAus der Liste der Sperrzeugämter / Sperrwaffenkommandos aus dem Jahr 1940, die möglicherweise auch 1944/45 noch bestanden haben könnten, ist mir insbesondere Hellevoetsluis aufgefallen

kennst Du diese Seite ? top http://wo2maassluis.tumblr.com/poortershaven
übersetzt

Ich verstehe das so, das das Lager mit Torpedos und Minen am 20.2.1945 in die Luft geflogen ist.
Es könnte also vorher noch Waffen für die K-Verbände gelagert haben.

Grüsse
Beate



Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Maurice Laarman

Dein Frage:
Kleinst-U-Boote aus dem G 7e abgeleiteten Torpedo:

In Ijmuiden gab und gibt es ein Torpedobunker, da wegen die Schnellboote (und Bunker)

http://nl.wikipedia.org/wiki/Torpedobunker_IJmuiden

Ich nimm an das das KdK die normal vorhandene Einrichtungen zur Munition/Sperwaffenlagerung benützte .

Maassluis (Poortershaven) war vorher benützt als Minenlager, nacher mit Biber belegt.

Gruss,

Maurice



Violoncello

Hallo Beate, hallo Maurice,

danke für die Rechercheergebnisse! Wahrscheinlich wird es mühselig sein, weitere Informationen zu erlangen. Aber vielleicht liegt auch noch Aktenmaterial bei den Kampfmittelräumdiensten.

Viele Grüße

Violoncello 

OWW

Hallo,
das Marinesperrwaffenarsenal Trappenkamp scheint tatsächlich eine gewisse Rolle im Zusammenhang mit Kleinkampfmitteln gespielt zu haben. Allerdings sind und bleiben die Hinweise vage. In der Chronik "Trappenkamp - Geschichte einer jungen Gemeinde" von Stefan Wendt steht, dass Kapitän zur See Fennel verantwortlicher Befehlshaber des Arsenals war und er am 1. Mai 1945 noch von Vizeadmiral Heye das Bewährungsabzeichen des K-Verbandes erhalten hatte (Faksimile der Verleihungsurkunde ist abgedruckt). Wofür bekam er es aber ?? Im gleichen Buch (es ist übrigens sehr empfehlenswert und im Museum von Trappenkamp zum Sonderpreis von 10,- Euro erhältlich) steht ferner, dass vermutlich im Arsenal Ausrüstungsgerät für Kampfschwimmer und 1-Mann-U-Boote gelagert wurden. Es wird auch als Außenstelle des Versuchskommandos 456 gehandelt. Dafür soll noch mit dem Bau von 2 Erprobungstauch- und trimmbecken begonnen worden sein. Fennel gab an, dass "Spezialmontagen für KDK ausgeführt" wurden ??!

Im Museum in Trappenkamp (untergebracht in einem früheren Minenbunker) findet man 2 kleine Bildträger zum Thema. Bildträger 1 erklärt, dass lt. Zeitzeugen in Trappenkamp das Spreng- und Fernlenkboot Schlitten montiert worden sein soll. Bildträger 2 gibt an, dass in Trappenkamp ein Exemplar des Kleinst-U-Bootes Biber gebaut worden sein soll. Die Quelle war auch hier ein Zeitzeuge.

Gruß
Oliver

bettika61

Hallo,
in Trappenkamp waren auch Minen für das Marinesonderkommando "Lederstrumpf" eingelagert,
zu deren Aufgabe noch Brückensprengungen in den letzen Kriegstagen gehörte.
Am 21.4.1945 sollten in Trappenkamp bereitstehen:
Zitat10 "TMB" with tree-trunk ("Baumstamm") and "LIZ". 4 Naval special Operations units Packets of two "TMB" each, 20 "EMF" with "UES"
( DEFE 3- ZTPG -574)

Kann jemand was näheres zu den Minen erläutern ?

Für das Unternehmen gegen die Pontonbrücke von Barby, das lt KTB SKL am 20/21.4.1945 stattfand
http://f15919.nexusboard.de/t460f47-Barby-1.html
http://f15919.nexusboard.de/t460f47-Barby-2.html dürfte das zu spät gewesen sein.

3. Kampfgruppe Mar. Sonderkdo "Lederstrumpf" hatte  noch lt. Lage KTB SKL vom 27.4.1945 an 28 Brücken (!) am Elbe-Trave-Kanal Sprengmittel angelegt und die Kanalbettsprengung südlich Ratzeburg zur Überflutung Königsmoor vorbereitet.  :BangHead:

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Peter K.

TMB = Torpedomine B
LIZ = ?
EMF = Einheitsmine mit Fernzündung
UES = Uhrwerk-Einsteller
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Schorsch

Hallo zusammen,

LIZ = Lichtzündgerät (Öffnungsschutz gegen Untersuchung geborgener Minen, der auf Lichteinfall beim Öffnen des Minengefäßes anspricht)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

bettika61

Hallo Peter, Hallo Schorsch,
danke :MG:top

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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Violoncello

Hallo Beate,

ein schöner Fund. Es lohnt sich, Arbeit in die Auswertung von PRO DEFE 3 zu investieren.

Die "Baumstamm"-TMB wurden erstmals bei den zahlreichen Versuchen zur Sprengung der Brücken von Nimwegen eingesetzt. Bei Cajus Bekker: Kampf und Untergang der Kriegsmarine (Hannover 1953) liest sich dies naturgemäß sehr romanhaft wie folgt ( S. 183):

""Während aus der Ferne dauernd Minen-Explosionen herüberdröhnen, nehmen die `Biber´schwere Baumstämme ins Schlepp ... Unter den Baumstämmen hängen, von Schwimmplatten zusätzlich getragen, überschwere 3-Tonnen-Sprengladungen. ... Während die Botte sich vorsichtig wieder zurückpirischen, teiben die Bäume ungehindert weiter flussabwärts. Gut versteckt in ihrer Oberfläche haben sie ein technisches Auge eingebaut, eine Fotozelle. Die Zündung, die damit verbunden ist, wird in dem Augenblick ausgelöst, in dem ein Schatten von oben auf die Fotozelle fällt - Der Schattend er Brücke! ..."

Zur TMB-Mine:

"TMB mine with water balloon
Mines with buoyancy chambers and towed by swimmers. The charge was 1,220 lb.; two mines might be linked together to double the charge. Fitted either with time fuse up to six days, or photo-electric cell firing."

(PRO HW 11/27 G.C. & C.C. Naval History Vol. XIV The German navy - Small battle units, S. 86, Appendix C Description of subsidiary weapons used by K.D.K.")

Das "Lichtzündgerät" wurde hier technisch wahrscheinlich etwas abgewandelt.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

#13
Zitat von: Violoncello am 23 November 2013, 15:15:57
Hallo zusammen,

zu den letzten Amtshandlungen der Seekriegsleitung in der Marineschule Mürwik zählte Mitte Mai 1945, Inventarverzeichnisse für die russische Kontrollkommission zusammenzustellen. Unter anderem wurden die Bestände im Sperrwaffen-Arsenal Trappenkamp bei Bornhöved in der Mitte Schleswig-Holsteins erfasst. Für das Kommando der Kleinkampfverbände war mit Stand 15. Mai 1945 noch Folgendes eingelagert (BArch RM 7/1587, S. 65, 69):

8 Pakete "A" (= Sprengkörper mit 7,5kg Ladung),
2 Pakete "B" (= Sprengkörper mit 50kg Ladung),
97 "Zünderstell" (?) für das Sprengboot "Linse",
30 Kästen Übertragungsladungen für je zwei "Linsen".

Hallo,
gibt es Informationen woraus die Sprengladung der "Linsen" bestand?
Ein NARA Interrogation Report ,  vermutlich eines Sprengbootfahrers aus Plön, enthält den Hinweis auf
"EMB store" und "..explosive charge for EMB"
Hat man EMB- Minen oder nur die Ladung  davon verwendet ?
Eine ganze  Ankertaumine kann ich mir im Sprengboot nicht vorstellen  :?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
mit EMB waren nicht Minen sondern die Sprengboote E.M.B (Explosive Motor Boat) gemeint  :BangHead:
so macht die Beschriftung der Lageskizze mehr Sinn
Zitat3. Store for reserve EMBs coming straight from factories and not yet allocated to flotillas
7.main EMB store, Holding some 60 boats
10.EMB store, Holding some 60 boats
20. Store for EMBs just before they are given their last testing here.
25. Area in which the explosive charges for the EMBs are stored, in Underground shelters, partly in the Wood, and partly along the west shore of the land.

Die Frage wie und wo die Sprengladung der Linsen hergestellt wurde, bleibt offen
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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