Halbinsel Bug auf Rügen bis 1920

Begonnen von Eddy, 02 November 2013, 18:02:08

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Eddy

Diese Halbinsel spielt ja urkundlich schon seit 1284 eine geschichtliche Rolle, damals von Piraten bewohnt. Nach dem Dreißigjähren Krieg kam Pommern und damit auch Rügen unter schwedische Herrschaft. Der schwedische Gouverneur in Stralsund musste seinem König ständig Depeschen schicken, aber wie. Er richtete deshalb eine Segelschiffslinie von Stralsund nach Ystad ein, die zunächst unregelmäßig fuhr. Ab 1683 startete diese aber regelmäßig. Nun gab es mit dem Fahrwasser von Hiddensee nach Stralsund ständig Probleme, wie Nierdrigwasser oder Eis im Winter. Aus diesem Grund wurde 1684 ein Posthaus mit Hafen auf der Südspitze der Halbinsel Bug errichtet. Von hier ging es mit einer Bootsfähre nach Quasdorf und von dort mit der Pferdekutsche bis Altefähr oder direkt vom Bug mit der Kutsche über Sagrad, Schmale Heide nach Altefähr. Die Landverbindung bei Lietzow gab es noch nicht.
Das Posthaus Wittow, wie es genannt wurde, erfuhr 1696 und 1747 jeweils noch einmal einen Um- und Ausbau. Wobei die Schwedenschanzen mit vier Kanonen bewehrt waren. Auf der Postlinie, die der Vorgänger der heutigen Fährverbindung Sassnitz - Trelleborg war (bis 1897), fuhr auch die bekannte Postyacht "Hiorten", die 1994 - 1998 durch schwedische Hobbysegler nachgebaut wurde und heute oft auf der Ostsee anzutreffen ist. Nach 1910 siedelten sich Lotsen auf dem Südbug an, es entstand eine kleine Siedlung mit Schule, es war die kleinste Schule in der Geschichte Rügens. Von den fünf bis sieben Schülern waren vier vom Leher selbst.
Im nördlichen Bereich wurde 1916 bis 1918 eine Seeflugstation betrieben, die sehr eng mit der Station in Wiek auf Rügen in Verbindung stand. Eine Anbindung an die Rügensche Kleinbahn ging 1918 in Betrieb und wurde nach 1920 wieder abgebaut. Jetzt wurden die Reste der Gebäude der Seeflugstation als Erholungsheim des Deutschen Wirtschafts- und Beamtenbundes genutzt.
Die Siedlung auf dem Südbug wurde 1930 geräumt und 1932 im Rahmen des Ausbaus des Nordbugs zum Fliegerhorst gesprengt.
Das als Einleitung, damit Ihr versteht warum der Wehrpass von 1893 Bezug zur Halbinsel Bug hat. Seite 16 findet Ihr den Eintrag, dass der Inhaber bei Posthaus Wittow gewohnt hat.
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

Eddy

... es geht mit dem Pass weiter. Die hatten ihre Vorschriften immer am Mann.
Eddy von der großen Insel

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Eddy

.... jetzt kommt langsam der persönliche Teil im Pass.
Eddy von der großen Insel

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Eddy

... nun den Schluss noch. Der Militärpass ist übrigens das zweitälteste Originaldokument was wir im Museum haben. Das älteste ist die Schulchronik von 1868 beginnend.
Eddy
Eddy von der großen Insel

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Eddy

Hallo Frauen und Männer,
wir haben Zuwachs an Dokumenten bekommen. Ich bekam vorgestern Post aus Berlin mit Dokumenten und Fotos die Seeflugstation Bug 1916 bis 1918 den Großvater des Schreibers betreffend.
Soweit meine Kenntnisse in der deutschen Handschrift reichen, habe ich aus dem Militärpass folgendes heraus gelesen:
Name: Waldemar Adalbert Wenger
1907 bis 1910 aktiv gedient, am 01.11.1909 zum Obermatrosen befördert, Flugzeugführer
1910 in die Marinereserve versetzt, 1914 durch Mobilmachung zur 7. Kompanie der 1. Matrosendivision eingezogen; hier bis 1917 mehrmals die Kompanie gewechselt (am 21.04.1916 zum Unteroffizier ernannt) und ab 28.01.1917 zur I. Seeflieger-Abteilung auf die Halbinsel Bug versetzt; 1918 Teilnahme am Luftkrieg in der Türkei (das kann ich nicht richtig einordnen  :?) im Juli 1918 mit dem Flugzeugführer-Abzeichen ausgezeichnet; am 25.11.1918 entlassen.
Lasse mich gern korrigieren.
Eddy
Auszüge aus dem Militärpass:
Eddy von der großen Insel

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Eddy

Im Anhang nun ein paar Fotos von W.A. Wenger und eine Höhenskala nach Berechnungen des Reichs-Marine-Amtes?????
Auf dem letzten Foto (Gruppenbild) ist der Inhaber des Passes der dritte von rechts, in helle, sprich grauen Uniform mit Marineeffekten.
Welche Maschine ist da zu sehen? Ich habe keine Ahnung.
Eddy
Eddy von der großen Insel

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Urs Heßling

#6
moin, Eddy,

Zitat von: Eddy am 14 Dezember 2013, 18:48:30
.. und eine Höhenskala nach Berechnungen des Reichs-Marine-Amtes?????
Ich halte das für das "Höhenprofil" eines Fluges, ermittelt anhand des Luftdruck(messer)s.

Zitat von: Eddy am 14 Dezember 2013, 18:48:30
Welche Maschine ist da zu sehen?
Ich sehe die Maschine in Bild 10 als eine Friedrichshafen FF 33 siehe https://www.google.de/search?q=friedrichshafen+ff+29&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=3p-sUoz_PMnHtQaR0ICYBA&ved=0CEIQsAQ&biw=1322&bih=594  ... (vgl. Bild 3 in Zeile 1)
und http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=6902.0

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Trimmer

#7
Hallo Eddy - Bild 7 könnte ein AGO - Wasser-Doppeldecker sein - ich schreibe könnte  :-D

Ja und deutsche Flieger waren auch 1918 in der Türkei - Stützpunkt dort war Canakkale ( engl. Chanak )

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

bodrog

Bild Wenger06 ist das Flugblatt eines Altigraphen (Höhenschreibers). In einem Höhe-Zeit-Diagramm kann hier die Flughöhe zu bestimmten Zeiten des Fluges nachvollzogen werden.

Im Marine-Nachrichtenblatt 4 ist dazu auch ein kleiner Absatz (englisches U-Boot beschießt deutsches Luftschiff L 10 und wird anschließend von diesem mit Bomben belegt).

MfG

redfort

Zitat von: Trimmer am 14 Dezember 2013, 19:21:49
Hallo Eddy - Bild 7 könnte ein AGO - Wasser-Doppeldecker sein - ich schreibe könnte  ;D

Gruß - Achim - Trimmer

Hi Achim
na ja ein Versuch war es wert.. ;D

Bild 07 ist eine Sablatnik SF 2, zu sehen an den kurzen Untertragdeck. Die Propellerschutzhaube an der Nase wurde wahrscheinlich abmontiert.

Bild 09 könnte eine Sablatnik SF 4 sein, ein See-Jagdeinsitzer, typische Kopfschutzhaube hinter dem Piloten.

Bild 10 ist eine FF 33, die Kennung würde passen + 6..., Urs  top
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Urs Heßling

moin, Andreas

Zitat von: redfort am 14 Dezember 2013, 21:07:12
Bild 09 könnte eine Sablatnik SF 4 sein, ein See-Jagdeinsitzer, typische Kopfschutzhaube hinter dem Piloten.
.. unter dem Stichwort "Friedrichshafen FF 29" erscheint auch dieses Bild in wikki  :|
http://img.wp.scn.ru/camms/ar/26/pics/59_4.jpg

als "Friedrichshafen FF 39/49/59"  :? :?  ??
ohne das man diese Typzuordnung dann weiter verfolgen könnte ... :|
... weißt Du als Fachmann mehr ?

Gruß, Urs
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redfort

#11
Hi Urs,

1. jetzt muss ich mal den U.... machen, mein Name ist Axel  ;D

So nun zu deinen Bild bei Wikimenia: Die Beschreibung ist falsch !
Es ist  eine "Friedrichshafen FF 43 Baumuster ED "( Einsitziges Schwimmerflugzeug mit starren MG´s), ausgeliefert 1916, Stückzahl 1, könnte auch passen, wegen dem Kopfschutz.
Auch die Sablatnik SF 4 war ein Einzelstück !

Alle anderen FF 39 / 49 und 59 waren Zweisitzer ohne den Kopfschutz. ;)
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Urs Heßling

moin, Axel,

Betr. "Andreas": Ich bitte um Nachsicht  :O-_

Betr. FF 43 ED  top :MG: Ich wußte doch, daß man sich auf Dich verlassen kann.

Gruß, Urs

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Eddy

Danke Männer,
ich weiß zwar nicht von was Ihr sprecht aber ich nehme es anerkennend zur Kenntnis :angel:
Ich hätte nie gedacht, dass es bereits in den Anfänger der deutschen Marinefliegerei solche verwirrenden Typenbezeichnungen gab.
top habe verstanden
Eddy
Eddy von der großen Insel

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MichiK

Zitat von: redfort am 14 Dezember 2013, 21:07:12
Bild 07 ist eine Sablatnik SF 2, zu sehen an den kurzen Untertragdeck. Die Propellerschutzhaube an der Nase wurde wahrscheinlich abmontiert.

Da muß ich ein wenig einsprechen:
Ich kenne keine SF2 mit den zusätzlichen V-Stielen, die vom Unterdeck zu den oberen Flügelspitzen gehen. Und die Spitzen der Schwimmer waren auch schärfer (s. hier und hier). Meiner Meinung nach handelt es sich eher um eine SF 5 (außerdem trägt die Maschine ein balkenkreuz als Hoheitszeichen, Aufnahmezeitpunkt also wohl 1918, was auch eher für den späteren Typ spricht).

Bild 9 halte ich für eine SF 2 - auf den Bildern sieht man gut, daß deren hinteres Cockpit auch die Nackenstütze hatte. Bei der SF 4 ist der Rumpf zwischen Motor und Cockpit stark hochgezogen, daß fehlt mir in Bild 9 gänzlich.


Grüße!
Michi
ROMANES EVNT DOMVS!

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