Moin, moin zusammen!
Gerade bin ich dabei, für ein kleines Tutorial ein paar alte Beiträge von mir zusammenzufassen und ein klein wenig zu überarbeiten. Es handelt sich zwar primär um meine Pappschnitzereien, aber vielleicht kann der eine oder andere doch etwas mit meinen humorigen Zeilen anfangen?
Grundsätzlich gilt: Auch mit einer einfachen Kamera lassen sich vorzügliche Ergebnisse erzielen!
Seit der Einführung der Digital-Kameras sehe ich Menschen, die offensichtlich nicht gerne fotografieren. Weit von sich weisend, mit ausgestreckten Armen, halten sie die Kamera mit spitzen Fingern von sich - als wenn sie sagen wollten: "Igittigitt, nicht schon wieder fotografieren".
Also Punkt 1: Die Kamera gehört mit dem Sucher ans Auge!
Ein Bild entsteht zu allererst im Kopf und der sollte mittels Auge nahe am Sucher sein.
Das Mäuse-Kino auf der Rückseite der Kamera kann höchstens dienen, die Helligkeit, z. B. nach der Aufnahme, zu kontrollieren.
Das führt direkt zu Punkt 2: Wer nicht über mehr als grundlegende Kenntnisse über Weißabgleich etc. verfügt und weiß, wie es funktioniert, solllte an den diesbezüglichen Einstellungen keine Veränderungen vornehmen. Außer wenn er mit Blitzlicht arbeitet - dann bitte den Weißabgleich darauf einstellen.
Punkt 3: Nahaufnahmen werden mit der Makro-Einstellung und nicht per Zoom-Funktion ausgeführt, es sei denn, die Kamera verfügt nicht über eine solche!
Punkt 4: Für einen sicheren "Stand" sorgen. Ein Einbeinstativ oder ein kleines Dreibein auf dem Tisch sorgt gerade im Nahbereich für eine qualitative Verbesserung der Schärfe! Oftmals läßt sich sogar auf das Blitzen verzichten. Denn je näher ich an das Objekt herangehe, desto weiter entfernt sich der Blitz vom eigentlichen Objekt. Dann ist zwar der Hintergrund ausgeleuchtet - aber den wollen wir ja oft gar nicht ablichten. Daher kommt es oft zu unerwünschten Abschattungen im eigentlichen Motivbereich!
Punkt 5: Schiefe Ebenen, schräger Horizont lassen sich vermeiden, wenn man - bei vielen Kameras ist es möglich - das Einstellgitter mit einblendet (siehe Bedienungsanleitung der Kamera). Das ist ein kleines Gitterraster, daß das Sucherbild in viele kleine Felder aufteilt.
Punkt 6: Möglichst bei Tageslicht arbeiten - ich weiß, daß viele Modellbauer erst gegen Abend zur Höchstform auflaufen - dann lieber am nächsten Tage die Bilder machen. Dann ist die Euphorie über das Selbstgeschaffene etwas zurückgegangen und die ruhige Hand dient der Bildqualität allemal.
.. hier noch eine kleine Ergänzung zu Punkt 6:
Aufnahme mit Blitz, Automatik-Funktion der Kamera ... alles flau, keine Spitzlichter, durchgängiger farbiger Einheitsbrei ... man kann auch sagen: "Totgeblitzt".

... und hier noch einmal das Motiv bei seitlich einfallendem Tageslicht, leicht gedämpft; kein Blitz, mehr Farbigkeit, Konturen insgesamt plastischer ... leichte Unschärfe im vorderen Bereich ... bewußt auf den "Dialog" eingestellt ...

Punkt 7: Das wichtigste Detail in den Bildmittelpunkt setzen - eher so etwas rechts aus der Mitte!
Eine gut gelungene Detailaufnahme ist allemal besser als ein Konglomerat von Farbtupfern.
Punkt 8: Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sich fragen, was, wie und vor allem warum will ich etwas im Bild darstellen? Es ist fast unmöglich, ein Schiff von einem Meter Länge einigermaßen brauchbar abzulichten, damit es später noch bei einem Bildfenster von 640 x 480 Pixeln gut zu erkennen ist und all' die Mühe zeigt, die der Bastler hineingestellt hat.
Punkt 9: Das bedeutet, nicht zuviel in ein Bild hineinpacken; das Auge braucht beim Betrachten auch Stellen, an denen es sich ausruhen kann.
Punkt 10: Den richtigen Hintergrund wählen. Ein rotes Schiff vor einer orangefarbenen Gardine ist genauso daneben wie vor einer grünen Zimmerpflanze. Ein farbiger Karton im Format 70 x 100 cm - an der Vorderkante des Schreibtisches mit einem Klebestreifen festgeklebt und nach hinten hochgewölbt, ergibt einen brauchbaren Unter-, Vorder- und Hintergrund.
Doch nun augenzwinkernd zum meistfotografierten Objekt in vielen Berichten: Der Schneidematte mit dem gesamten Umfeld;
viele sind natürlich neugierig, was dort beim Bastelkollegen so alles zu sehen ist, aber tut das not?
Neue Exemplare, alte gebrauchte Exemplare. Sie versucht, sich ins Bild zu drängen! Auf dem nachfolgenden Foto dominiert zwar noch das Hauptmotiv, aber man kann schon unschwer erkennen, wie sie versucht, sich in den Vordergrund zu schieben...

.. und hier hat sie es mit ihrem virusartigen Charakter schon fast geschafft, dreiviertel des Fotos werden von ihr beherrscht ...

... ja, und dann bei der Nahaufnahme ist es passiert, ganz weit hinten ist das Detail zu sehen und schon völlig von der Unschärfe der disfokularen Verwandtschaft zerfressen ... gibt es noch eine Hoffnung für unsere Modelle, was sagt die Wissenschaft ...

... ja, es gibt Hoffnung, die Schneidematte mit ihren Auswirkungen auf unsere Modelle zurückzudrängen. Kleine Schreibwarengeschäfte, Warenhäuser und Copy-Shops führen Tonpapiere und Tonkarton in diversen Größen. Nebenwirkungen sind nur für die Schneidematten zu erwarten, für den Anwender allenfalls fürs Portemonnaie; wie mir ein befreundeter Fachmann versicherte. Laßt' uns die Schneidematten auf das richtige Maß zurechtstutzen; laß' die Modelle wieder auf unseren Bildern die Hauptrolle spielen ...

... und hier schon mal ein erster Versuch - die Untergrundfarbe dominiert das Modell doch noch sehr stark, und der Hintergrund - also, ne! Ein Mauspad und die Maus - das gehört doch wirklich nicht zu einem Kartonmodell, da muß ich noch ein bischen üben. Aber die Schneidematte hat sich noch nicht wieder gemeldet ...

... jetzt ne' rote Pappe senkrecht aufstellen, daß würde doch nur wieder Schatten geben und vom eigentlichen Modell ablenken? Ich hab' da bei den Profis mal was gesehen, da werden rolloartig Hintergründe nach vorne auf den Boden gezogen ... gut, einen Boden hab' ich nicht, aber am Monitor angelehnt und vorne etwas beschwert ... ach, guckt einmal selbst ...

... na ja, ein Bastelzimmer ist halt kein Fotostudio, ich hab' jetzt noch mal ein Foto versucht ...

... donnerlüttchen, auch hier dominiert die Hintergrundfarbe, lenkt aber nicht ganz so kräftig vom Hauptmotiv ab ...
... ich wollte mit meinem Beitrag keinem der geschätzten Kollegen den Karton feuchten, den Kunststoff schmelzen oder den Kleber dehydrieren. Nur vielleicht den Blick für etwas schärfen, was in der Euphorie einer gelungen Bauetappe - jetzt noch schnell ein Foto, und rein ins Forum - untergeht ...
... ich bin kein Profi, weder in Karton, Plastik, Holz noch in Foto - vielleicht ein aufmerksamer Beobachter ...
Viellleicht kann der eine oder andere Modellbaufreund etwas mit meinen humorigen Zeilen anfangen,
meint mit einem lieben Gruß
der Wilfried,
der beim letzten Bild noch ein wenig mit dem Hintergrund "gespielt" hat.
