Bordspannung auf Deutschen Marinesschiffen WK2

Begonnen von SVT, 07 Juli 2014, 09:43:51

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halina

Bezüglich der Frage von FAUN wegen den Schaltungsmöglichkeiten von den Akku-Zellen für die Notstromversorgung muss
man zunächst eine grobe Abschätzung des Energiebedarfs vornehmen .
Wenn man davon ausgeht , dass von der Vielzahl der auf der "Tirpitz" und "Bismarck" installierten Leuchtkörper wohl etwa
500 davon mit einem 2. Eingang , von der Notstromversorgung gespeist versehen war, so würde dies bei einer 25 W Lampe
einen Energiebedarf von ca. 12.500 W erfordern , entsprechend ca. 60 A , falls auch noch wichtige andere Verbraucher an
diesem Notnetz angeschlossen sind . Wenn man davon ausgeht , dass die 220 V - Notstromversorgung für ca. 10 Stunden
aufrechterhalten werden muss , so würde  eine Akku-Kapazität von ca. 600 Ah dafür notwendig sein .
Hierfür wurden wohl  2 V-Akku-Zellen mit ca. 750 W verwendet , die auch auf den VII- C U-Booten zum Einsatz kamen und
eine Kapazität von ca. 375 Ah hatten . Schaltungstechnisch würde es bedeuten , dass 2 Zellen parallel arbeiten und diese
Gruppe dann 110 x in Reihe geschaltet werden mussten um dann eine Nennspannung von 220 V zu erreichen bei einer
Kapazität von ca. 750 Ah , also insgesamt eine Installation von 220 Blei-Akku-Zellen .
Ich möchte davon augehen , dass mindestens zur Sicherheit 2 Akku-Stationen auf dem Schiff vorhanden waren .
                                                                                                                                                                                :MG: halina

Anbei noch eine Aufnahme von einer Lampe mit Swan-Sockel , der auf dem 110 V-Bordnetz Anwendung fand .
       Foto vom 5.7. 2006 , Urheber: lainf , Lizenz: CC-BY- 2.5 generisch
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

redfort

Hi Halina,
bevor du jetzt weiter gross hin- und her rechnen muss folgendes.

Das Bordnetz der TIRPITZ hatte zuwohl 220 V Wechsel- wie Gleichstrom.

220 V Batterien:
Die für die Schiffsführung erforderlichen Siganallaternen werden aus dem 220 V Schiffsnetz gespeist. Als Ersatzspeisung dienst die ortsfeste 220 V Signallaternenbatterie im Akkuraum 4 Abt. XV. Die Kapizität dieser Batterie beträgt 6 Ah.
Soviele Beleuchtungseinrichtungen wurde wohl nicht von dieser 1 Batterie betrieben.

24 V Batterie:
4 ortsfeste Batterien mit je 24 V Spannung, Kapazität: 156 Ah
Zusätzlich 12 tragbare 24 V Batterien, je 26 Ah

12 V Batterien, je 50 Ah
je Kesselraum 1 Batterie, zusätzlich 2 Batterien für die Glühkerzen der Dieselmaschine 150 Ah.
Beiboote:
je 2 Batterien in den 4 V-Booten
je 2 Batterien in den 3 Motorbarkassen
1 Batterie in der Motorjolle.

4 V Batterien je 8 Ah
Als Notbeleuchtung für die Verkehrswege und Notausgänge.


Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

halina

Moin redfort , ich persönlich kann mir nicht vorstellen , dass die von Dir genannten Akku- Kapazitäten für solch ein
Riesenschiff als Notstromversorgung ausreichen sollen , wie ist Deine Meinung dazu ??
                                                                                                                                                            Gruss  Günter
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                      Phil Borman

Elektroheizer

@Günter, die Angaben von @redfort passen doch wunderbar zu Deinen Schätzungen. Dein angenommener Strombedarf von 600 Ah entspricht einer Energiemenge von 132 kWh, mit dem angenommenen Batteriesatz wären das 165 kWh.

Mit den detaillierten Angaben zur Tirpitz komme ich auf auf 142 kWh Überbrückung für den laufenden Betrieb (ohne Notbeleuchtung für die Verkehrswege und Notausgänge).
Ich habe das Grauen gesehn

redfort

#19
Zitat von: halina am 08 Juli 2014, 20:47:40
Moin redfort , ich persönlich kann mir nicht vorstellen , dass die von Dir genannten Akku- Kapazitäten für solch ein
Riesenschiff als Notstromversorgung ausreichen sollen , wie ist Deine Meinung dazu ??
                                                                                                                                                            Gruss  Günter

Hallo Günther,
zuerst mal sind diese Angaben aus der Schiffskunde für TP.
Und ein solcher Ausfall,  das alle 8 Dieselmotoren mit je 600 KW Höchst-Leistung und 6 Turbinen E- Maschine mit 5x 890 KW und 1x mit 590 KW, ingesamt also 9690 KW ,  gleichzeitig ausfallen das es zur einer solche Notstromversorgung kommen könnte , scheint doch irgendwie weit hergeholt zu sein.
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

halina

Moin Axel , danke für Deine Dateneingabe, nun auch Du wirst mir sicher zustimmen können , dass nicht alle genannten Turbo- und Diesel-Aggregate nur für die 220 V-Bordnetze im Einsatz waren , sicher gab es auch Stromkreise im Schiff die mit
höheren Spannungen gespeist wurden , zumindest wohl Drehstrom 380 V  für schwere Antriebe , oder bzw. Gleichstrom
mit einer Spannung von ca. 500 V , sonst wären ja enorm grosse Leitungsquerschnitte erforderlich um einen grösseren
Spannungsverlust zu vermeiden , ich glaube hierzu gibt es noch Klärungsbedarf .
                                                                                                                                                                 Gruss  Günter
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                      Phil Borman

redfort

#21
Moin Günter,
du muss unterscheiden zwischen Gleichstromanlage und Wechselstromanlage, nicht alle Dieselaggregate waren auf Wechselstrom ausgelegt.

sondern, jetzt auf dem Fall TP gesehen:

Für die 220 V Wechselstromanlage standen nur zur Verfügung:
2x E- Maschinen (1 Diesel und 1 E-Turbine) mit 660 und 500 KVA
dazu 3 W-Umformer mit 2x 100 KVA und 1x 15 KVA
ingesamt also 1375 KVA

für die 24 V Gleichstromanlage standen zur Verfügung:
4x 24 V GU E-Motoren je 3,7 KW ingesamt 14,8 KW

ob jetzt ein Bordnetz mit Starkstrom von 380 V oder sogar 500 V existierte , für sogenannte Grossverbraucher das bezweifel ich doch sehr stark.
Zumal da noch 7 Dieselmotoren mit je 600 KW und noch 5 E-Turbinen für die Gleichstromanlage zur Verfügung stehen.
Siehe dazu die Antwort # 10 von Peter K.
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

halina

Nach Einsicht weiterer technischer Unterlagen wird bezüglich der E-Netze von einer vorderen und achteren Drehstrom -
Schaltstelle auf der "Tirpitz" gesprochen , also demzufolge gab es mit Sicherheit 380 V oder 500 V  Drehstromnetze , ich
denke hier an die Schwerlastantriebe für die Ruderanlage oder im Vorschiff für die gewaltigen Ankerspillmotoren .
                                                                                                                                                                                   :MG: halina
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                      Phil Borman

Herr Nilsson

nö, da drin waren 3x120 V, 333 Hz und 3x180 V, 500 Hz-Umformer, hauptsächlich für die Kreisel und Schalttafeln. Die Spills und Ruder wurden mit Gleichstrom betrieben.
Gruß Marc

SVT

Ich bedanke mich bei Allen für die Hilfe. Die Infotmationen waren sehr hilfreich. Die erfolgte Nebendiskussion war für mich auch sehr interresant zu lesen. In diesen Forum trifft man auf viel Fachwissen. Auch wenn bei dieser Informationsfülle so manches auch kontrovers angesprochen wird. Gerne werde ich mich wieder mit Fragen an das Marine Archiv wenden
Grüsse aus Hamburg

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