Frage zum Wrackstandort der Admiral Scheer in Kiel

Begonnen von Rheinmetall, 17 März 2013, 18:10:05

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Rheinmetall

Guten Abend in die Runde !

Habe eine kurze Frage an Maritim-Reisende, bzw. an Mitglieder die in Kiel wohnen.

Und zwar geht es um das Panzerschiff Admiral Scheer, welches bekanntlich am 9.April 1945 an seinem Liegeplatz im äußeren Bauhafen der Deutschen Werke in Kiel durch Bombentreffer kenterte.
Im Zuge der Demontage der besagten Werft wurde das mächtige Schiff beim Auffüllen der Bauhäfen mit Sand und Trümmerschutt bedeckt.
Heute befindet sich darüber ein Parkplatz.

Jetzt zu meiner Frage:
Mit Google Earth bin ich mal zu dem besagten Parkplatz geflogen und habe festgestelt, dass es sich bei der Beschaffenheit des Geländes, um einen militärischen Sicherheitsbereich handeln könnte. Zumal auch unweit davon mehrere Einheiten der Bundesmarine am Kai liegen.

Ist es als Zivilist möglich, auf den Parkplatz zu gelangen, bzw. ist dort vielleicht irgendwas interessantes (Gedenkstein / Dokumentationstafel oder dergleichen) zu sehen ?

Würde mich über eine kurze Information sehr freuen.  :-D

Danke und Gruß,

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

bettika61

Hallo Rheinmetall,
die "Überreste" der Admiral Scheer befinden sich heute unter dem Gelände des Marinearsenal Kiel,
einem miltärischen Sicherheitsbereich. Ohne den passenden Ausweis oder "geeignete Begleitung"
kommst Du nicht rein.
Einen Hinweis auf die Geschichte wirst Du dort nicht finden.
Bevor Fragen zu bei GE "sichtbaren Umrissen"  :? der Scheer kommen:
Sichtbar ist ein teilweise offener Entwässerungsgraben, der den Tröndelbach Richtung Ostsee entwässert und durch das verfüllte ehemalige Hafenbecken leitet.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Teddy Suhren

Hai

Ein paar Kilometer weiter in Möltenort und Laboe gibt's genug Gedenksteine und Erinnerungstafeln.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

toppertino

Hatten wir nicht schon mal so'n Thema?
Davon mal abgesehen, könnten das nicht wirklich die "Umrisse" sein? Immerhin wurde das doch nach'm "nur" zugeschüttet und nicht großartig verdichtet. Wurde das Wrack noch abgebrochen bevor es zugeschüttet wurde? Dann wären ja immer noch Hohlräume vorhanden, die nach und nach zusammensacken...die Umrisse.
Lebensende mit 3 Buchstaben: EHE!

bettika61

Zitat von: toppertino am 17 März 2013, 20:11:13
Davon mal abgesehen, könnten das nicht wirklich die "Umrisse" sein? Immerhin wurde das doch nach'm "nur" zugeschüttet und nicht großartig verdichtet.
Die Hafenbecken des Innenhafen und Bauhafen wurden mit 800.000m3 Sand aufgespült

ZitatWurde das Wrack noch abgebrochen bevor es zugeschüttet wurde?
zu erkennen hier http://sophie-caesar.de/die-geschichte-des-admiral-scheer/das-ende-in-kiel-april-1945/
.
ZitatDann wären ja immer noch Hohlräume vorhanden, die nach und nach zusammensacken...die Umrisse.
Es kann sich eher um einen durch die Überreste des Wracks verursachten Vernässungsstreifen handeln. Schon 1950 war dort die Anlage eines Entwässerungsgrabens erforderlich. Der durch das Verfüllen der Hafenbecken behinderte Abfluss führte zu einer Versumpfung des Geländes.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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kawa1705


Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

kawa1705

Welche Glocke hängt denn draußen am Ehrenmahl ? Lützow ?

:MG:

Rüdiger

Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

bettika61

Hallo,
"Während die eine, im Kriege beschädigte Glocke als Dauerleihgabe des Kieler Stadtmuseums im Marinemuseum Wilhelmshaven ausgestellt ist, befindet sich die zweite  im Scheer-Haus des Deutschen Marinebundes in Laboe."http://sophie-caesar.de/die-schiffsglocken-des-admiral-scheer/

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

kawa1705


longwood

Hallo,

beim – eigentlich längs überfälligen - ,,Frühjahrsputz" meiner Wohnung fand ich einen ganzseitigen, allerdings stark vergilbten Artikel aus der Tageszeitung ,,Kieler Nachrichten" vom 17. August 1978 mit folgender Überschrift

Die ,,Scheer" wurde nicht ,,begraben"

Vor Kriegsende zur Sprengung vorbereitet – Viele Teile gingen als Beute nach England

Die Berichte alter Kieler sind sehr widersprüchlich – Getrübte Erinnerungen

wieder.

,,Initialzündung" zu diesem umfangreichen Bericht mit 7 Fotos war ein Artikel in der selben Zeitung vom 2. August 1978 mit der Überschrift...

Die ,,Scheer" - der schlafende Riese

An die Hebung des im Krieg gekenterten Schweren Kreuzers kann immer noch nicht gedacht werden

...den ich mir nachträglich als Kopie der mikroverfilmten Zeitung besorgt habe.

Auf Grund des Artikel vom 2. August 1978 meldeten sich viele ehemalige Besatzungsangehörige der ,,Admiral Scheer" sowie Mitarbeiter von Abwrackgruppen, der Germania-Werft, der Deutschen Werke Kiel sowie des Marinearsenals bei der Redaktion der ,,Kieler Nachrichten". Aber: Was berichtet wurde, waren nur Mosaiksteine, die – auch als Bruchstücke zusammengesetzt – immer noch kein ganzen Bild ergaben; vielfach waren die Angaben sogar widersprüchlich.

Trotz allem: Ich möchte nachstehend berichten über das Ende der ,,Admiral Scheer" auf der Basis der Zeitungsberichte vom 02. und 17. August 1978.

Z. B. berichtet der ehemalige Leiter der Munitionsräumgruppe des Landes Schleswig-Holstein – der im Krieg und nach dem Krieg Tausende von Blindgängern unschädlich gemacht hat – dass er kurz vor Kriegsende den Befehl bekam, an bestimmten vorgegebenen Stellen Fliegerbomben durch den Schiffsboden möglichst tief in das Innere des gekenterten Rumpfes zu bringen, damit sie auf besonderem Befehl gezündet und somit verhindert werden soll, dass der Feind besonders geheime Geräte erhält.

Daraufhin brannten Schweißer der Kriegsmarinewerft große Löcher in den doppelten Schiffsboden, durch die dann diverse Bomben hineingebracht wurden. Ein Befehl zur Sprengung erfolgte jedoch nicht...

Als dann nach dem Krieg die britische Marine diese Bomben im Rumpf entdeckte, war diese der Meinung, dass diese von Luftangriffen herrührten und nicht explodiert waren. Als dann die Briten die wahre Herkunft erfuhren, gab es ein befreiendes Lachen.

Die ,,Bombeneingangslöcher" waren damals auch der Zugang zu einem wahren Paradies. Findige Ex-Mariner, die Schiff und Gelände gut kannten, machten einige über Wasser liegende Magazine aus, die voller Proviant lagen. Auch die Schrottbrenner buckelten mit großer Freude einen Teil der dort lagernden Konserven ans Tageslicht – das war damals wichtiger als alles andere, um leben und überleben zu können.

Aus diesem Personenkreis war auch zu erfahren, dass sich weder Tote noch Munition, außer leichter Flak-Munition, in dem Schiffsrumpf befanden. Die schwere Artillerie-Munition war  - wie bei allen Kriegsschiffen, die in die Werft gingen – zuvor in Korügen (Munitionsdepot der Kriegsmarine)  an Land gegeben worden.

Auf Befehl der damaligen Besatzungsmacht wurde nach und nach alles, was über der Wasseroberfläche lag, durch Schweißerkolonnen abgewrackt.

Es wurde aber nicht nur geschweißt, sondern auch gesprengt. Der Rumpf wurde unter Wasser durch entsprechende Sprengladungen in Teile von 200 bis 350 Tonnen zerlegt und durch Kräne an Land gebracht.

Z. B. ist ein Foto in dem Artikel, auf dem zu sehen ist, wie das abgesprengte Heck samt Schiffsschrauben an Lied gehievt wird. Auch soll der Bug abgesprengt worden sein.

Durch die verlagerten Gewichtsverhältnisse soll sich der Rumpf wieder gedreht haben, so dass die Maschinenanlage bzw. Teile davon geborgen werden konnten  (2 Bilder zeigen den gedrehten Rumpf sowie Teile der Maschinenanlage am Haken eines Kranes).

Ein weiteres Foto zeigt, wie ein Geschützturm am Haken eines Kranes hängt; evtl. ein auch ein ,,Beweis" dafür, dass sich der Rumpf gedreht hat. Es könnte aber auch sein, dass der Turm aus dem gekenterten Schiff ,,herausgefallen" ist und vom Grund des Hafenbeckens geborgen wurde.

An Land wurden die Teile weiter zerlegt. Die schweren Schiffsschrauben aus Manganbronze wurden – ebenso wie die Panzerplatten, Stahlbleche und Buntmetalle – unter Aufsicht verladen und anschließend zum Hamburger Freihafen gebracht. Von dort erfolgte die Verschiffung nach England.

Der ,,schlafende Riese" wurde in den Jahren 1949 bis 1950 zum Torso, so dass nur noch etwa das Mittelschiff; ein ehemaliger Leiter einer Tauchergruppe ist sogar der Meinung, dass nur noch der Schiffsteil mit der Kommandobrücke, übrig blieb.

Anfang der 50er Jahre wurde dann das Hafenbecken mit Trümmerschutt sowie eingespültem Seesand – der vor Alt-Stein gebaggert wurde – zugedeckt; dort etwa, wo sich jetzt der Parkplatz des Marinearsenals befindet.

Neben dem ,,Grab" der  ,,Admiral Scheer" soll sich noch ein unbekannter versenkter deutscher Dampfer befinden.

Tatsache auf Grund der Zeitungsberichte ist, dass sich nicht der gesamte Rumpf, sondern ,,nur" ein Teil des Mittelschiffes unter dem Erdboden befindet – wobei man sich über die Größe wohl streiten kann...

Viele Grüße – aus Kronshagen bei der Marinestadt Kiel

Hans-Hermann H. alias longwood

bettika61

#12
Hallo Hans-Hermann,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht, der wieder neue Informationen enthält  top.
ZitatNeben dem ,,Grab" der  ,,Admiral Scheer" soll sich noch ein unbekannter versenkter deutscher Dampfer befinden
Ob sich dort noch ein weiteres Schiff befindet, weiß ich nicht, aber der Hinweis, auf weitere im gleichen Hafenbecken   versenkte Schiff(e)  , ist mir auch bekannt.
Auf diesem Bild sind im Vordergrund Masten erkennbar. Es existiert noch ein weiteres Bild
im NARA Bestand RG 243 über die Deutsche Werke Kiel AG  , auf dem (2?) Masten erkennbar aus dem Grund des Hafenbecken ragen.
Welche(s) Schiff(e) könnte(n) das gewesen sein?
Die beim Angriff 9./10.4.1945 auf Kiel versenkten Schiffe werden hier genannt.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

longwood

Hallo Beate,

ich staune immer wieder, was Du an  Informationen "ausgräbst" - mein Kompliment!

Ich hoffe, dass mit Hilfe der Forumsmitglieder die Identität des / der im selben Hafenbecken versenkten Schiffe geklärt wird.

Mein - allerdings sehr bescheidener - Beitrag dazu wird sein, dass ich die mikroverfilmte "Kieler Nachrichten" in der Landesbibliothek "durchforste"; evtl. noch andere Zeitungen, die damals im Großraum Kiel erschienen (z. B. die bekannte "Schleswig-Holsteinische Volkszeitung", die aber zwischenzeitlich Ihr Erscheinen einstellte).

Falls ich etwas finden sollte - aber das kann noch etwas dauern - berichte ich selbstverständlch an dieser Stelle.

Viele Grüße aus Kronshagen

Hans-Hermann H. alias longwood

longwood

Hallo Beate,

vorweg: Asche auf mein Haupt - Schande über mich!!!

Ich hatte glatt übersehen, dass das von Dir bezeichnete Foto bzw. ein Aussschnitt davon ist auch in den "Kieler Nachrichten" vom 17. August 1978 abgedruckt war.

Urheberrechte laut Zeitung: "Nedza" - diesen Name bzw. diese Abkürzung kann ich leider nicht deuten.

Soweit ich es erkennen kann, ragt auch ein Schiffsschornstein aus dem Wasser heraus.

Viele Grüße

Hans-Hermann H. alias longwood

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