Havarien in der "Deutschen Bucht"

Begonnen von halina, 01 März 2013, 19:24:47

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Darius

Hallo halina,

danke, dass Du uns bei diesem Thema auf aktuellem Stand hälst.


:MG:

Darius

halina

Gestern Abend hat das Havariekommando die Gesamteinsatzleitung beendet und die "NORDIC" hat wieder
die Warteposition vor Norderney eingenommen .
Der Schleppverband mit "Bugsier 30" und "Bugsier 5"  ist in der Nacht in Bremerhaven eingetroffen , dort
wird die "Santorini" in der Bredo-Werft wieder instandgesetzt .

                                                                                                                             :MG:  halina

@  Darius  ,  es freut mich sehr , dass Du an diesem Seenotfall so großes Interesse hast , danke .
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Darius

Hallo halina,

es geht nicht nur um diesen einen speziellen Fall.
Es geht darum, dass man wg. Info-Flut nicht alles sonst mitbekommt. Da ist ein "single-point-of-entry = FMA" schon eine gute Basis.
Dazu gehören auch die Mitglieder, die uns mit Infos & Fragen versorgen dazu.


:MG:

Darius

halina

#18
Am 7.2. gegen 12:00 ist der unter niederländischer Flagge fahrender Frachter "Peak BILBAO"
ca. 13 Sm vor Borkum in Hoher See wegen Maschinenschaden manövrierunfähig geworden .
Das 90 m lange und 14 m breite Schiff war  auf dem Weg von Polen nach GB und hat
Gipskartonplatten geladen .
Nach Übernahme der Gesamteinsatzleitung durch das Havariekommando in Cuxhaven konnte
vom Notschlepper "NORDIC" eine Notschleppverbindung hergestellt werden , ausserdem wurde
ein Assistance - Team aus Nordholz durch einen Hubschrauber der Bundespolizei auf den
Havaristen abgeseilt .
Am heutigen Tag , dem 8.2. bewegt sich der Schleppverband langsam Richtung Helgoland , wo
dann westlich davon ein Schlepperwechsel stattfinden soll , dazu befindet sich bereits der "BUGSIER 10" bei der Nordic , der bei Abflauen des Sturmes die Schlepplverbindung von der
Nordic übernehmen wird , der Anlaufhafen ist noch nicht bekannt , bis zum Eintreffen dort wird
das Havariekommando die Einsatzleitung weiterführen .

                                                                                                           :MG:  halina

Hier noch 2 Fotos vom Havariekommando eingestellt , Quelle :  BUNDESPOLIZEI

Die erste Aufnahme zeigt den Frachter in stürmischer See vor Borkum manövrierunfähig

Das 2. Bild zeigt zwei Spezialisten vom Assistance-Team nach dem Abseilen auf dem Havaristen
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

halina

#19
Wie das Havariekommando mitteilt , ist heute morgen ,dem 9.2. die Schleppverbindung von
der "Nordic" an den Schlepper "Bugsier 10" reibungslos übergeben worden .
Wie NDR berichtet , soll zunächst der Nothafen von Helgoland angelaufen werden , bevor der
Havarist nach Wilhelmshaven geschleppt werden kann , die Wellenhöhe beträgt immer noch
ca. 3 Meter .

                                                                                                             :MG:   halina

Edit :  Wie nun die Wilhelmshavener Zeitung berichtet , soll der Schleppverband am Abend in
          WHV eintreffen , wo dann der Havarist am Lüneburg-Kai festgemacht werden soll .

Hier noch im Anhang 3 Fotos vom Havariekommando Cuxhaven zur Ergänzung :

Bild # 1  Titel: Das Assistance-Team wird auf der "Peak Bilbao" am 7.2. abgewinscht

Bild # 2  Titel : Die Notschleppverbindung zwischen der "Nordic" und "Peak Bilbao" am 7.2.

Bild # 3 Titel : "Bugsier 10" ist an der "Peak Bilbao" fest und streckt das Draht aus am 9.2.
                       
         
       
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

halina

Am Abend des 9. 2. ist der Havarist , die "PEAK BILBAO" , geschleppt von der "Bugsier 10" in
Wilhelmshaven planmässig eingelaufen und wurde am Lüneburg-Kai festgemacht .
Der Schlepper hat bei widriger Wetterlage mit der Schleppfahrt von Helgoland nach Wilhelmshaven
gute Arbeit geleistet , er gehört mit seiner Länge von 32 Metern , einer Antriebsleistung von etwa
4.800 KW und einem Pfahlzug von 86 t  zu den grössten der Bugsier-Schlepperflotte .
Die Reederei und die Besatzung der Peak Bilbao hoffen nun auf eine baldige Motor-Instandsetzung
damit baldmöglichst die Weiterreise nach GB erfolgen kann .
                                                                                                             :MG:  halina

Hier ein Foto von dem Havaristen am LüneburgKai festgemacht
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Darius

Hallo halina,

ist ja dann doch gut ausgegangen.

Danke  &  :MG:

Darius

halina

#22
Und wieder mal musste das Havariekommando einen Einsatz fahren , wenn auch nur für einen
relativ leichten Unglücksfall . Am 21. 10. 2021 mittags um 13:35 Uhr ist das 90 m lange mit
Holz beladene Frachtschiff "KONSTANTIN" auf der Elbe bei Brunsbüttel-Südreede mit dem 117 m
langen italienischen Tanker "SMERALDO" bei einem Ankermanöver kollidiert , wobei der Frachter
unterhalb der Wasserlinie am Maschinenraum leckschlug und so zum Wassereinbruch führte .
          Das Havariekommando aus Cuxhaven übernahm umgehend die Gesamt-Einsatzleitung und
beorderte 2 Schlepper und das Mehrzweckschiff "NEUWERK" zum Havaristen , der dann zum
Notliegeplatz am Elbehafen von Brunsbüttel geschleppt wurde .
Mit Hilfe von Tauchern konnte dann das Leck provisorisch abgedichtet werden und das Gemisch
aus Wasser und Öl aus dem Maschinenraum abgepumpt und in ein Auffangschiff geleitet werden.
Am 23.10. konnte  die "Konstantin" durch 2 Schlepper vom Notliegeplatz zum Binnenhafen von Cuxhaven überführt werden , womit auch der Einsatz des Havariekommandos endete .

                                                                                                      :MG:   halina

Bild # 1  zeigt den Havaristen , die "Konstantin" auf der Elbe am 21.10. Quelle: Bundespolizei

Bild # 2  , hier die "Neuwerk" mit dem Frachter und dem Auffangschiff "SIRIUS" am 22.10. am
               Notliegeplatz vor Cuxhaven , Quelle : Havariekommando

Bild # 3  Der Schleppverband verlässt am 23.10. den Notliegeplatz mit Fahrt zur NOK-Schleuse 
              Quelle : Havariekommando
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                      Phil Borman

halina

#23
Auch wenn es bereits vor 3 Jahren geschah , so möchte ich doch noch einmal an den 1.und 2.
Januar 2019 erinnern , als das grosse 395 m lange Containerschiff , die ""MSC ZOE" auf dem
küstennahen Schifffahrtsweg in der Nordsee bei schwerem Sturm bis 10 Bf vor den Inseln der
Niederlande und Deutschlands einen schweren Unfall erlitt, bei dem insgesamt 345 Container
über Bord gingen , die später mit großem Aufwand geborgen wurden , doch viele davon gingen
zu Bruch und deren Inhalte verursachten Umweltschäden vor allem auf der Insel Borkum .
Ursache für das Überbordgehen der Container waren die starken Roll-und Stampfbewegungen
in den Sturmböen , die eine starke Schlagseite des Schiffes bis zu 30° ergaben , wie das auf
der Brücke installierte Clinometer anzeigt , sogar der hier eingebaute Drucker rutschte aus der Halterung. Daraus kann man den Schluss ziehen , dass die stärkste Krängung nach steuerbord
erfolgte ,verursacht durch die periodisch auftretenden Sturm-Böen aus NW , deren Wellenberge
auf Die Backbordseite querab trafen und für den Abrutsch der Container mehr von der rechten
Stapelung des Schiffes sorgten , auszuschliessen ist auch nicht , dass die "MSC Zoe" infolge der
Krängung kurzzeitig Bodenkontakt gehabt haben konnte .

                      Der BSU-Unfallbericht weist ausdrücklich darauf hin , dass man die Sicherungen
der Container verbessern muss und die niederländische Sicherheitskommission empfiehlt , dass
die Schiffe dieser Größe nur noch den Haupt-Schifffahrtsweg weiter nördlich benutzen dürfen ,
hier ist nun auch das Verkehrsministerium in Deutschland gefordert , um diesen Vorschlag
umzusetzen , sonst könnte es nicht der letzte Unfall gewesen sein , zumal auch in diesem
Küstenbereich die Wassertiefe streckenweise nur bis 20 m beträgt .

                                                                                                      :MG: halina

Das erste Foto zeigt die "MSC ZOE" nach der Havarie am 2.1. 2019 , Quelle :Havariekommando
und die Aufnahme vom BSU zeigt das Clinometer von der Brücke des Schiffes vom 1./2.1. 2019

Edit : hier noch eine Karte von den beiden Schifffahrtswegen in der Deutschen Bucht , die als
        Verkehrs-Trennungsgebiete ausgewiesen sind .
        Quelle :  Wasserstrassen und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
         
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
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                      Phil Borman

halina

#24
Das Tief "NADIA" hat bereits an den Küsten seine Spuren hinterlassen und auch in der Nordsee
hat er getobt mit Windstärke bis 10 Bf und einer Wellenhöhe von 6-7 m .
Wegen eines treibenden Schiffs in der Nordsee hat die Verkehrszentrale in Wilhelmshaven das
Havarie-Kommando in Cuxhaven gebeten , die Gesamteinsatzleitung zu übernehmen .
Der Havarist , das 190 m lange Frachtschiff  "VIENNA" meldete am 29.1. gegen 18:05 einen
Maschinenausfall ca. 16 Sm vor der Küste .
Es gelang ein Boarding-Team vom Hubschrauber der Bundespolizei auf den Frachter abzusetzen ,
das dann vom Notschlepper "NORDIC" die Schleppleine in Empfang nahm und festmachte , so
konnte die "Vienna" vor dem Abdriften gesichert und auf Position gehalten werden , zur weiteren
Sicherung war auch noch das Mehrzweckschiff , die "NEUWERK" vor Ort .
In den Morgenstunden des heutigen Tages, des 30.1. konnte der Havarist bei abflauendem Wind
die Schleppverbindung lösen und selbst mit eigener Kraft seine Position halten , jedoch bleiben
beide Sicherungsschiffe noch in der Nähe , bis der Sturm abgewettert ist .
Quelle :  Havarie-Kommando
                                                                                                            :MG:  halina

Edit :  Die letzte Meldung :  Die Gesamteinsatzleitung des Havariekommandos wurde am frühen
         Nachmittag des heutigen Tages beendet , nachdem der Frachter seine Reise nach Skagen
         mit eigener Kraft wieder aufnehmen konnte .
         Hier noch ein Archivfoto des Bulk-Carrier "Vienna" vom Havariekommando

                                                                                                         
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                      Phil Borman

Elektroheizer

ZitatEs gelang ein Boarding-Team vom Hubschrauber der Bundespolizei auf den Frachter abzusetzen, das dann vom Notschlepper "NORDIC" die Schleppleine in Empfang nahm und festmachte, so konnte die "Vienna" vor dem Abdriften gesichert und auf Position gehalten werden
Warum wurde die Schleppverbindung nicht von der Besatzung des Frachters hergestellt?  :?
Ich habe das Grauen gesehn

halina

@  Elektroheizer ,  es ist so , dass nach dem Abseilen des sogenannten Towing Assistance Team
                           die Besatzung des Havaristen auf gesundheitliche Schäden überprüft wird ,
                           damit im Notfall ärztliche Hilfe angeboten werden kann , dafür ist im Team
meistens bestehend aus 4 Spezialisten auch ein Notarzt dabei .
Ausserdem hat sich gezeigt , dass nicht alle Seeleute das korrekte Belegen einer Schlepptrosse
beherrschen , so wurde schon mal die Trosse um einen Hafen-Belegungspoller gewickelt was
dann zum Herausbrechen des Pollers geführt hat .
Und ein weiterer Spezialist im Team macht eine Bestandsaufnahme über mögliche Schäden am
Schiff oder an der Antriebsanlage , um die notwendigen Maßnahmen einleiten zu können .

                                                                                                     :MG:   halina
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zu lassen"
                      Phil Borman


Wiking

#28
Tach auch,

die Nordic liegt anscheinend im Dock, ein denkbar schlechter Zeitpunkt!

Das sollte man im Herbst und Frühjahr (Herbst & Winterstürme) vermeiden.

https://www.marinetraffic.com/en/ais/home/shipid:141472/zoom:14

Mit freundlichen Grüßen,

Wiking  :MG:

halina

#29
In der Nacht des 2. Februars gegen 23:05 Uhr ist das ca. 400 m lange Containerschiff , die
"MUMBAI MAERSK" bei der Ansteuerung in die Wesermündung auf Grund gelaufen . Das Schiff
war auf dem Weg von Rotterdam nach Bremerhaven .
Das Havariekommando hat auf Ersuchen der Verkehrszentrale BHV die Gesamteinsatzleitung
übernommen , inzwischen sind die Mehrzweckschiffe "NEUWERK" und "MELLUM" sowie fünf
Schlepper beim Havaristen , auch ist ein Towing Assistance Team  an Bord gegangen .
Ein erster Abschleppversuch in den heutigen Morgenstunden war erfolglos , ein weitere soll nun
beim nächsten Hochwasserstand erfolgen .

                                                                                                               :MG:  halina

Edit : Wie vom NDR mitgeteilt , soll nach weiterer Vorbereitung der nächste Abschleppversuch
         erst in den kommenden Nachtstunden erfolgen , hoffentlich dann erfolgreich .

         Als mögliche Unfallursache könnte es lt. NTV ein Ausfall der Ruderanlage gewesen sein .

Die 2 Aufnahmen vom Havariekommando zeigen das Großcontainerschiff "Mumbai Maersk" in
Fahrt und nach dem Auflaufen auf eine Sandbank .
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

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