Eine noch gutaussehende "LADY" von Blohm & Voss

Begonnen von halina, 01 April 2016, 19:35:14

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

halina

Auch wenn Kriegsschiffe , besonders diese von der Kaiserlichen Marine gerne im Vordergrund der Betrachtung stehen ,
so geht aber auch von vielen der alten Windjammern aus vergangenen Zeiten eine besondere Faszination aus . Beim
Begehen der Decks und Betrachtung der gewaltigen Masten kann man sich kaum vorstellen dass die Naturgewalten
diesen äusserst stabil gebauten Seglern etwas anhaben könnten , doch die Erinnerung an den Untergang der " NIOBE "
im Fehmanbelt am 26.7.1932 und der " PAMIR " am 21.9.1957 im Atlantik haben gezeigt was der "Blanke Hans" bei
aufgewühlter See anrichten kann .
Möchte hier einen Grosssegler vorstellen der trotz seines Alters von weit über 100 Jahren sich in einem hervorragendem
Zustand  befindet und in Gdynia festgemacht hat ,  es ist die " DAR POMORZA "  ( Gabe Pommerns )

1909 bei B & V in Hamburg Stapellauf und 1910 als Schulschiff " PRINZEß EITEL FRIEDRICH " in Dienst gestellt für den " Deutschen Schulschiffverein" zur seemännischen Grundausbildung von Seeleuten der Handelsmarine .
1920 als Reparationsleistung über GB nach Frankreich ausgeliefert , jedoch wegen unrentabler Nutzung 1929 zum
Verkauf gestellt und erworben vom polnischen Komitee der nationalen Flotte zu Pomorze . 1929/30 erfolgte dann eine
General-Überholung auf einer dänischen Werft in Nakskow mit dem Einbau eines Diesel-Hilfsantriebes .
Im Juli 1930 Übergabe an die staatliche Schifffahrtsschule in Gdynia , nachdem bereits im Juni der Segler feierlich mit
kirchlichem Segen den Namen  " DAR POMORZA " erhalten hatte .
Nach mehreren Ausbildungsreisen verlegte die DP kurz vor Ausbruch des Krieges von Libau nach Stockholm und nahm 1946 von Gdynia aus wieder die Ausbildungsfahrten auf mit Teilnahme an internationalen Wettbewerben , so bei
der Operation Sail 1972 mit dem ersten Platz und bei der Sail 1974 kam ein 3. Platz heraus .

Am 4.9. 1982 erfolgte die Ausserdienststellung, insgesamt wurden ca. 500.000 Sm während ihrer Dienstzeit gefahren
und dabei ca. 13.400 angehende Seeleute mit Seemannschaft vertraut gemacht .

Hier noch einige technische Daten :       Die Gesamtlänge beträgt ca. 91 meter , Breite 12,6 m und die Verdrängung
wird mit 1.561 BRT angegeben , der Dieselhilfsantrieb hat eine Leistung von 430 PS  , der als Dreimast-Vollschiff
getakelte Segler führte 25 Segel mit einer Fläche von ca. 2.100 qm , die max. Geschwindigkeit lag bei 17 Kn .
Die Stammbesatzung betrug ca. 40 Mann , bis zu 150 Auszubildende konnten auf dem Schiff untergebracht werden .
                      Im Mai 1983 wurde die DP als Museumsschiff an der Südpier des Präsidenten-Bassins ( Hafenbecken I )
in Gdynia festgemacht und kann seitdem täglich besichtigt werden . Es wird unterhalten und betreut von dem
polnischen Schifffahrtsmuseum in Gdansk , dass dem Schiff hier beste Pflege zukommen lässt .   top

                                                                                                                                                           :MG:  halina
Vom Schiff noch eine Fotostrecke von 2015 als Erinnerung :

F #  1      Das Vollschiff  " Prinzeß Eitel Friedrich " ca. 1915 in Fahrt noch ohne Hilfsantrieb

F # 2+3  Die " Dar Pomorza " am Liegeplatz im Präsidenten-Bassin in Gdynia

F #  4      Hier der Ruderstand mit einer Plath-Kompasssäule auf dem Achterdeck

F #  5      Blick auf den Gross-und Kreuzmast Richtung Achterschiff , zu sehen der mittschiff stehende Kompassstand

F #  6      Eines der motorisierten Rettungsboote auf dem Achterdeck

F #  7      Die Wanten und die Nagelbänke im Top-Zustand und auch das Teak-Deck

F #  8     Der Original-Kompassstand der Kreiselkompassanlage der Fa. Anschütz  auf Backbord-seite

F # 9      Hier der mittschiff aufgestellte Kompassstand der Fa. Plath mit den beiden verstellbaren aus Weicheisen
              bestehenden Kompensationskugeln . Wahrscheinlich wurde mit dem Magnetkompass navigiert

F # 10    Der Blick vom Vorschiff auf den Fock - und Grossmast , auch hier das Teakdeck tadellos in Schuss

" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

halina

Und hier noch einige Aufnahmen die unter Deck gemacht wurden :

F #    1   Die auszubildenden Matrosen hatten ihren Schlafplatz in der Hängematte

F # 2+3 Die Offiziersmesse mit dem Salon , der auch für offizielle Empfänge genutzt wurde

F # 4+5 Die Kabine des 1. Offiziers und sein Dienstzimmer , wenn er nicht gerade an Deck war

F #    6  Auch für die Offiziers-Anwärter ( kein Kolbenring am Ärmel )  gab es eine kleine Kabine

F #7+8  Hier zu sehen der 1929/30 in Dänemark eingebaute Dieselmotor mit 430 PS , wahrscheinlich von B & W

F # 9+10  Im gut aufgeräumten Kabelgatt liegen Tauwerk , Ersatzsegel und Schäkel griffbereit
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Baunummer 509

Man hat das Gefühl 90% der weltweit heute noch aktiven Großsegler wären deutscher Herkunft  :wink:

Danke für die schönen Bilder.

Impressum & Datenschutzerklärung