Immer mehr "Fahnenflüchtige"

Begonnen von RonnyM, 04 Januar 2013, 18:38:21

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Urs Heßling

moin, Blinki,

Zitat von: Blinki am 30 Januar 2013, 08:18:11
ach Urs jetzt hast Du unseren Ruf mit den härtesten Wachzeiten kaputt gemacht  :BangHead:

Die Härtesten bleiben wir doch :wink:, eiserne Männer auf hölzernen Booten :MZ:, denn die Fregattenfahrer haben bei ihren (wirklich harten! und monatelangen!) Törns eben (meistens) im Warmen gesessen ...

Spaß beiseite: auch unsere Minensuch- und jagdbootfahrer hatten deutlich längere Törns als wir (aber dafür auch - das Thema hatten wir hier schon einmal - die deutlich bessere Unterbringung)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Herr Nilsson

#91
Zitat von: kawa1705 am 29 Januar 2013, 21:41:16
Also meine BW-Zeit beim Heer, 4 Jahre (87-91) /Logistik Panzerbrigade 8./InstKp 80, war eigentlich
nicht Langweilig. Unser Dienstplan war mit 36 er, Wachen, UvD, Standortschießen immer gut aus-
gelastet. Zweimal in der Woche GAT (Gemeinschaftliches  Ausdauer Training) und im normalen Dienst  2,5,7,10 Tonner (im schweren Radzug) instand gesetzt. Also zu der Zeit war ich eigentlich
richtig fit. Dann gab es Übungen in Putlos, Ehra-Lessin, Bergen (alles mit KFZ-Marsch) Natoalarm
u.s.w . Aber dann kam die Wende der kalte Krieg war vorbei und die Dezemierung fing an, von
500000 auf 250000 (incl. Volksarmee). Aber in der Zeit wo ich gedient habe konnte ich nicht von
langer Weile sprechen.

:MG:

Rüdiger

Ich sprach von Langeweile und nicht von ausgefüllten Dienstplänen. Ich persönlich empfand z.B. den Dienst als UvD Edit: GvD als grottenlangweilig. Man hat eigentlich nur den ganzen Tag aufs Telefon aufgepasst. Nachts in der Eifel als Streife in gebührendem Abstand von seinem Kameraden alle vier Stunden zwei Stunden lang von Telefon zu Telefon durch den Schnee zu stapfen, hat mir auch nicht wirklich geholfen, die Langeweile zu vertreiben. Mit dem 1,5-Tonner stundenlang in Kolonne zu fahren, war jetzt auch nicht das, was mich in übermäßige Verzückung oder gar Extase versetzen konnte. Öl aus Ölbadluftfiltern zu wechseln, obwohl der Motor seit dem letzten Wechsel nicht angelassen wurde, lässt einen dann wirklich nachdenklich werden. Das war so gewünscht, das wurde dann auch so gemacht. Dienst nach Vorschrift in seiner übelsten Form. Jeglicher ursprünglich vorhandene Ehrgeiz ist so nach und nach eingelullt worden. Ich glaube, nur die Kameraden aus der Inst hatten bei uns im Battalion die Gelegenheit, sich im alltäglichen Dienst zu beweisen. Das waren die einzigen, die sowas wie produktiv waren.
Gruß Marc

Trimmer

Hallo Marc - so richtig kann ich es nicht nach vollziehen. Gerade Funk und Richtfunk waren doch eine sehr interessante Sache. Wenn man Dienst hatte und es war eigentlich nichts los dann haben wir immer eine Beschäftigung gefunden -  bitter,bösen Feind mal belauschen, Amateurband "beobachten" usw. Auch unsere Richtfunker haben ab und zu mal "ihre Antennen gedreht " wenn nichts los war. Dann gab es die "Parktage " wo alles auf neu poliert wurde, Ausbildung an Waffen und Geräten - also wir waren eigentlich froh wenn wir mal richtig Ruhe hatten.
Das war aber nur die eine Seite. Es wurden in dieser Zeit auch Freundschaften geschlossen die noch heute halten, man hat ( zumindest viele )Ordnung gelernt, gelernt sich auch mal unter zu ordnen ( manchmal natürlich auch widerwillig ) - kurz um eigentlich vieles auf was man auch im täglichen Leben trifft

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Spee

@Marc,

ich kann drüber  :-D !
2 Monate Feuerwache, d.h. 12.00Uhr zur Vergatterung antreten, 1-2x Testalarm in der Woche, das war der Dienst. Schlaflose Nächte, weil man schon den Tag verschlafen hatte und Rückenschmerzen vom durchgelegenen Bett.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Herr Nilsson

Hallo Achim, wie schon gesagt, die Türme waren verpackt und wurden nur im Rahmen einer Übung aufgebaut. Es gab zwar Ausbildung an Geräten, aber das war dann wie Trockenschwimmen. Wir haben ja selbst sowieso nicht wirklich gefunkt, sondern haben nur die Leitung zur Verfügung gestellt.

Ich denke, dass Hauptproblem war, dass es den Vorgesetzten nie wirklich gelungen ist uns zu motivieren. Wir waren ja als Wehrpflichtige da und konnten somit auch nicht weglaufen oder kündigen. Es wurde sich schlicht keine Mühe gegeben. Es wurde irgendwie alles verwaltet. Der Battalionskommandeur war zuvor der Wende zum Opfer gefallen (also nicht die von 89/90, sondern die von 82), weil er das falsche Parteibuch hatte. Der Mann war quasi strafversetzt. So ging zumindest damals die Mär. Ob das wirklich stimmte, lasse ich mal dahingestellt sein. Sein Verhalten hat aber keinen Anlass gegeben, daran zu zweifeln. Die Kompaniechefs waren auf dem Sprung zu höheren Weihen. Die hatten hauptsächlich ihre Karriere im Blick und nicht ihre Einheit. Die Zugführer und der Spieß waren alte Haudegen. Die waren OK, aber eben auch keine begnadeten Menschenführer. Bei den Truppführern war vom Zivilversager bis zum schlauen Fuchs alles dabei. Aber ganz ehrlich, da war keiner mit Herzblut bei der Sache. ...und sowas färbt ab. Also plätscherte der Dienst so vor sich hin. Klar hat man Freunde gefunden, klar hat man auch was fürs Leben und über Menschen gelernt. Aber das lernt man woanders auch. 
Aus meiner Froschperspektive meiner damaligen persönlichen Erfahrung, würde ich sagen, dass das A und O einer guten Truppe Motivation ist (das gilt aus meiner Sicht auch für jedes erfolgreiche Unternehmen am Markt) und Motivation kommt immer von oben. Wenn also heute viele freiwillig Wehrdienstleistende vorzeitig abbrechen, dann liegt das bestimmt auch daran, dass sie nicht ausreichend motiviert werden können, dabei zu bleiben. Heute haben die jungen Leute einfach die Möglichkeit zu wählen und die Bundeswehr ist nicht mehr Quasi-Monopolist für die Dauer des Wehrdienstes. Ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt: Die Bundeswehr ist nun ein Player auf dem Arbeitsmarkt, selbst wenn man das nicht wahrhaben will. Da gibt es Fluktuation und bestimmt keine Fahnenflucht. Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Bundeswehr die Leute bekommt, die sie braucht und die sie verwenden kann und die dort eine Aufgabe für sich sehen, hinter der sie stehen und die Ihnen Bestätigung gibt.

@Spee

Ui!!! Respekt!!!
Gruß Marc

Glasisch

Hallo, gestern bekamm ich aus BRB/Havel u.a. die neuste Ausgabe der Deutschen Militärzeitung (DMZ), Nr. 94, Juli-August 2013 und auf Seite 11 stieß ich auf solch ein Blümchen, in der Hansestadt Hamburg haben die für die Hafenstadt verantwortlichen Leue nichts a Anderes zu tun, als Steuergeld für solch ein Schwachsinn zu verwenden, nur um der "politischen Korrekheit" treu zu werden? Unerhoert! Lest mal selber
,,Ruhe in den Telefonen. Denkt daran, daß auch in England auf jeden Mann eine Mutter wartet!" KzS Helmuth Brinkmann Kommandant der ,,Prinz Eugen"  in der Dänemarkstrasse am  24. Mai 1941, nachdem die ,,Hood" kurz davor explodiert worden war.

jockel

Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was..."Braune Pennäler und arische Akademiker" 



Gruß
Klaus

Spee

@Micha,

Deserteuren sollte man kein Denkmal setzen.
Allerdings ist zu bemerken, unterm Kaiser gabs keine Fahnenflüchtigen (der Prozentsatz ist zu vernachlässigen), im 3.Reich war das anders.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Glasisch

Zitat von: jockel am 23 Juli 2013, 08:37:04Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was... Gruß Klaus

ja, ja und die sog.  Demokraten und Liberalen müssen zähneknirschend auch solche Leute, von Gestern natürlich, dulden.

Gruß
Micha
,,Ruhe in den Telefonen. Denkt daran, daß auch in England auf jeden Mann eine Mutter wartet!" KzS Helmuth Brinkmann Kommandant der ,,Prinz Eugen"  in der Dänemarkstrasse am  24. Mai 1941, nachdem die ,,Hood" kurz davor explodiert worden war.

jockel

Zitat von: Glasisch am 23 Juli 2013, 10:30:27...Demokraten und Liberalen [...] solche Leute [...] dulden.
Mit dem Unterschied, dass sehr wahrscheinlich "solche Leute" Demokraten, Liberale und vor allem Linke nicht dulden würden, wenn sie denn am "Drücker" wären.  8-)


Gruß
Klaus

MichiK

Nun,

while we're dealing in absolutes,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

Und das müssen zähneknirschend auch die sog. Leute von Gestern dulden (und wenn sie das nicht derpacken dürfen sie von mir aus auch gerne in Putins Neo-Zarenreich auswandern).

Michi
ROMANES EVNT DOMVS!

Baunummer 509

Zitat von: MichiK am 23 Juli 2013, 11:15:46
Nun,

while we're dealing in absolutes,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

...snip...

:=D>

RonnyM

Auf der einen Seite muß ich lesen, dass man nicht immer wieder die Vergangenheit rausholen soll, weil schon mehr als genug Denkmäler und Gedenkeinrichtungen vorhanden sind, auf der anderen Seite bewundere ich immer wieder, welche Einfälle noch kommen, neue Einrichtungen zu schaffen.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Elektroheizer

#103
Danke, Du bist mir zuvorgekommen:
Zitat von: jockel am 23 Juli 2013, 08:37:04
Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was..."Braune Pennäler und arische Akademiker"
Ich hatte einige Artikel vom Spiegel über einen deutlichen Rechtsrutsch von Burschenschaften im Hinterkopf, wußte aber nicht ob diese Hamburger Germania auch dazu gehört. Dabei hab ich das hier gefunden:
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13823891/NPD-Prominenz-besucht-Hamburger-Burschenschaft.html
Und "Die Welt" wird sicher niemand der linksintellektuellen Propaganda  verdächtigen.

Zu dem Kommentar dieser "Deutschen Militärzeitung" (muß man die kennen?): Schaden für das deutsche Volk haben nicht ein paar Deserteure verursacht, sondern dieser böhmische Gefreite der 18 Millionen deutsche Soldaten in einen verbrecherischen Angriffskrieg geschickt hat. Völlig perfide wird es, wenn da im letzten Satz Bezug auf die Bundeswehr genommen wird. Die Soldaten der Wehrmacht hatten einer Einzelperson geschworen, der sich als größter Psychopath und Verbrecher der Geschichte entpuppt hat. Die Bundeswehr dagegen ist der Bundesrepublik mit ihren Gesetzen verpflichtet, und hat vor allem ein ganz anderes Selbstverständnis.

Naja, bei sowas ist es kein Wunder, wenn die Bundeswehr in eine bestimmte Ecke gestellt wird und daß Soldaten als Mörder beschimpft werden.


PS: Mit "DMZ" ist wohl die "Deutsche Militärzeitschrift" gemeint. Was bei wikipedia über die steht, bestätigt meinen Eindruck.  :x
Ich habe das Grauen gesehn

Spee

@Michi,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

Das bezieht sich doch nicht auf einen Deserteur, oder habe ich da ein falsches Verständnis?
Deserteure sind jene, welche sich aus Feigheit, Angst usw. von der Truppe entfernen. Das dieser Bezug im 3.Reich sehr ausgedehnt benutzt wurde, keine Frage. Aber grundsätzlich gibt es eine klare Einteilung, was ein "Deserteur" ist und da kann ich keinen Grund erkennen, diesen ein pauschales Denkmal zu setzen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

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