Munitionsbelastung in den deutschen Meeresgewässern

Begonnen von Albatros, 20 Oktober 2012, 19:29:29

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bettika61

Zitat von: bettika61 am 02 Januar 2015, 15:29:30
...unter dem Stichwort "Senfgas in der Flenbsurger Förde" habe ich bereits an anderen Stellen zu diesem Thema berichtet
Stefan Nehring hat das Thema in Waterkant 2012 unter der Überschrift
"Codename »Spaten« – Giftgas in der Flensburger Förde" publiziert. http://www.stefannehring.de/downloads/226_Nehring-2012_Waterkant-1-12_giftgas-flensburg.pdf

Die AG "Munition im Meer" hat das Thema und darauffolgende Untersuchungen in der Fortschreibung 2012 und 2013 aufgenommen http://www.schleswig-holstein.de/UXO/DE/Bericht/Bericht_node.html und damit die Recherchen von Nehring  bestätigt
ZitatMunitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer
– Entwicklungen und Fortschritt – (Jahr 2012)
2.3.3.2 Flensburger Förde
Nach Auswertung neu erschlossener Dokumente und sich daran anschließender Neubewer-tung bereits vorhandener Dokumente ist nunmehr belegt, dass
•   Munition nicht nur am Ausgang des Kleinen Belts, sondern auch schon auf dem Weg von und nach Flensburg versenkt wurde;
•   Senfgas-Munition neben Tabun-Munition Bestandteil der zur Versenkung bestimmten Munition war (Kennzeichnung von Granaten mit einem gelben Ring),
•   Teile der Gasmunition mindestens ab dem Passieren von Glücksburg bereits im Bereich der Flensburger Förde über Bord gegeben wurden;
•   eine versenkte Menge von rund 1.200 Tonnen Kampfstoffmunition auf den ehe-maligen Zufahrtswegen zum Versenkungsgebiet als Größenordnung angenommen werden muss.

Hallo,
bei der Beladung der Schiffe mit Gasmunition waren Offiziersanwärter der Marinekriegsschule Mürwik beteiligt.
Aus dem Crewbuch "Crew 45" (2015) Aufzeichnungen Reinhard Parzyk (MKS Mürwik):
ZitatSa. 28.Apr.              Arbeitskommando "Gelbkreuz". Nachts wurden mit Schlups in 4er Paketen Gelbkreuzbomben auf einen kleinen Küstenfrachter verladen. Am Morgen lief ein Schiff mit KZ-lern ein, die in einen Tieffliegerangriff geraten sind. Verwundete lagen an Deck

Bei dem "Küstenfrachter " kommen die "Taurus", "Marie Luise" oder "Karoline" in Frage.
Bei dem "KZ-Schiff" handelt es sich vermutlich um die "Olga Siemers", deren Ankunft in Flensburg ist für den 30.4.1945 bekannt.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

#106
Hallo,
Im Rahmen des Interreg Projekts "North Sea Wrecks"  unter der Federführung des DSM
https://www.bremerhaven.de/de/verwaltung-politik/bremerhaven-in-der-eu/eu-gefoerderte-projekte/north-sea-wrecks.76419.html
Werden erstmals auch die Folgen der Munitionsversenkungen in der Nordsee untersucht.

ZitatErstmals nehmen Wissenschaftler aus acht europäischen Ländern nun auch die Lage in der Nordsee unter die Lupe.

Ziel ist es, die Gefahren zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu geben, wie die Leiterin des EU-geförderten Projekts ,,North Sea Wrecks", Sunhild Kleingärtner, am Freitag sagte. ,,Nach dem Zweiten Weltkrieg dachte man, das Meer sei eine Müllkippe. Jetzt holt uns die Vergangenheit ein", betonte die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven.
....
Er wies auch auf eine neue Bedrohung hin: Denn inzwischen rosten die Metallhüllen der versenkten Kriegsmunition durch. Toxische und krebserregende Stoffe wie TNT und seine Abbauprodukte strömen ins Meer. Das belegte der Toxikologe zusammen mit Kollegen in Versuchen mit Miesmuscheln in der Ostsee vor Schleswig-Holstein. –
– Quelle: https://www.shz.de/21386217 ©2018
Förderprogramm: Interreg Nordsee
Laufzeit: 07/2018 - 06/2021
Gesamtvolumen: 4.670.000 €

Offiziell stehen die Kartierung und Bewertung aller vorhandenen Schiffs- und Flugzeugwracks, verlorene Ladung, deponierter chemischer Abfall und Munition im Fokus, die Munition dürfte die Mittelbereitstellung gefördert haben.

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

jockel

#107
Munition am Grund der Ostsee
Überwachen, bergen oder liegenlassen – Forscher geben Handlungsanleitungen und Entscheidungshilfen


Warnboje zum Sperrgebiet Kolberger Heide mit angrenzendem Stellnetz für die Probenahme von Fischen. Foto: Thomas Lang/Thünen-Institut

Auf dem Grund der Ostsee liegen große Mengen versenkter Munition als Hinterlassenschaft des zweiten Weltkriegs – teilweise nicht weit entfernt von der Küste. Lässt man sie dort liegen und nimmt in Kauf, dass giftige Substanzen langsam austreten, oder birgt man die Munition und riskiert, dass die porösen Metallkörper dabei zerbrechen oder gar explodieren? Vor solchen Fragen stehen Verwaltung und Politik, wenn zum Beispiel ein neuer Windpark gebaut oder ein Seekabel verlegt werden soll. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben hierzu im internationalen Forschungsprojekt DAIMON Entscheidungshilfen entwickelt und jetzt im Thünen-Institut in Bremerhaven vorgestellt.

Die Menge an konventioneller Munition und chemischer Kampfstoffe wird allein in deutschen Gewässern auf 300.000 Tonnen geschätzt. Diese wurden nach dem Krieg entsorgt, ohne sich Gedanken zu machen, welche Konsequenzen dies für die Umwelt hat. Direkt vor den Toren Kiels zum Beispiel befindet sich das Munitionsversenkungsgebiet Kolberger Heide – ein Sperrgebiet, in dem rund 35.000 t Seeminen und Torpedos in maximal zwölf Meter Wassertiefe und in Sichtweite zum Strand liegen. Munition am Meeresgrund entwickelt auch noch Jahrzehnte nach der Versenkung eine gefährliche Wirkung, wie ein internationales Forscherteam jetzt herausfand: Die Ergebnisse des Forschungsprojekts DAIMON (Decision Aid for Marine Munitions) wurden vom 5. bis 7. Februar 2019 auf der gemeinsamen Abschlusskonferenz des Thünen- und des Alfred-Wegner-Instituts in Bremerhaven vorgestellt.

Die Forscherinnen und Forscher haben mit großem Aufwand Proben gewonnen und die Chemikalien analysiert, die aus den Munitionskörpern austreten. Spuren der Munition wurden in Fischen aus Munitions-Versenkungsgebieten nachgewiesen. Das gilt für Abbauprodukte des Sprengstoffs TNT und für Arsen-haltige chemische Kampfstoffe gleichermaßen. Muscheln, die in der Kolberger Heide in kleinen Netzkäfigen dem Einfluss der Munition ausgesetzt waren, reicherten TNT-Abbauprodukte an. Damit ist klar, dass giftige Stoffe aus den Bomben austreten und von den dort lebenden Organismen aufgenommen werden. Darüber hinaus konnten die Forscher feststellen, dass TNT für Muscheln giftig ist und bei Fischen das Erbgut schädigt, was zu Tumoren führen kann. Die empfindliche Plattfischart ,,Kliesche" weist im Munitions-Versenkungsgebiet Kolberger Heide tatsächlich mehr Lebertumore auf als anderswo. Ein Zusammenhang zwischen lokaler TNT-Belastung und erhöhter Tumorrate liegt nahe. Die Abbauprodukte von TNT sind ebenfalls erbgutschädigend, so dass die Organismen selbst dann noch der Wirkung der Munition ausgesetzt sind, wenn das schnell abbaubare TNT schon nicht mehr nachweisbar ist.

Die Ergebnisse dieser und anderer Untersuchungen gehen in praktische und direkt anwendbare Empfehlungen für die Umweltüberwachung und für den Umgang mit der Munition ein. Wesentliche Produkte des Projekts DAIMON sind Handlungsanleitungen für die Risikoüberwachung und -bewertung: Eine direkt anwendbare Methodensammlung aus der Umweltüberwachung zur Einschätzung von akuter Gefahr für das Ökosystem durch Munition (DAIMON Toolbox) sowie ein webbasiertes System (Decision Support System), welches etwa Politikern und Behörden bei der Entscheidung helfen wird, ob Munitionsobjekte in der Ostsee z.B. lediglich überwacht oder geborgen werden sollen. Das System wurde während der Konferenz live demonstriert und stand für interessierte Anwender zur Verfügung.

Die Abschlusskonferenz war eine gemeinsame Veranstaltung des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und des Thünen-Instituts für Fischereiökologie. An der Konferenz nahmen mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Forschung, Verwaltung, Politik und Industrie teil.

Quelle:Gemeinsame Pressemitteilung des Thünen-Instituts und des Alfred-Wegener-Instituts

Gruß
Klaus

bettika61

ZitatEine direkt anwendbare Methodensammlung aus der Umweltüberwachung zur Einschätzung von akuter Gefahr für das Ökosystem durch Munition (DAIMON Toolbox) sowie ein webbasiertes System (Decision Support System), welches etwa Politikern und Behörden bei der Entscheidung helfen wird, ob Munitionsobjekte in der Ostsee z.B. lediglich überwacht oder geborgen werden sollen. Das System wurde während der Konferenz live demonstriert und stand für interessierte Anwender zur Verfügung.
Hallo,
Die Botschaft scheint bei der Politik angekommen zu sein. Erstmalig wird nicht nur recherchiert und geforscht,
sondern die "Büchse der Pandorra " geöffnet,
das mögliche Bergen der Munition , die Kosten und ihre Verteilung.
ZitatDas lange ignorierte Problem will der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Schleswig-Holsteins Ressortchef Hans-Joachim Grote, jetzt offensiv angehen.

Die Beseitigung der Weltkriegsmunition sei eine Aufgabe von nationaler Bedeutung, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). ,,Für mich berührt das ganz klar die innere Sicherheit." Er wolle den Kampf gegen die Weltkriegsmunition zu einem Thema auf der Innenministerkonferenz Mitte Juni in Kiel machen, kündigte Grote an......

Er strebe an, dass seine Innenministerkollegen aus Bund und Ländern diese gefährliche Erbschaft als gemeinsames Problem anerkennen, sagte Grote. ,,Das können die Küstenländer nicht alleine stemmen." Nach der mittlerweile vorgenommenen Kartierung sei nun ein abgestuftes Konzept zum Umgang mit diesen Hinterlassenschaften nötig. ,,Was kann und muss in welcher Reihenfolge noch geborgen werden?"

Finanzierung noch ungewiss

Vor allem mit dem Bund werde es natürlich auch um die Finanzierung gehen, sagte Grote. ,,Das betrifft insbesondere auch den Umgang mit den Kosten für die Bergung von Munition nichtdeutscher Herkunft."

– Quelle: https://www.shz.de/22633477 ©2019

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
das mögliche Bergen der Munition war Teil einer Anfrage der FDP im Bundestag
ZitatKleine Anfrage zu Umweltauswirkungen versenkter Munition in der Ostsee (13.02.2019): Anfrage - 
https://www.fdpbt.de/fraktion/anfragen
....
9.  Welche  Strategie  verfolgt  die  Bundesregierung  im  Umgang  mit  der  versenkten  Munition,  um  die  Auswirkungen  auf  die  Meeresumwelt  zu  minimieren?
10.  Plant  die  Bundesregierung,  die  versenkte  Munition  zu  bergen  oder  an  ihrem Standort  zu  belassen  (bitte  mit  Begründung  antworten)?
Die Antwort der Bundesregierung überrascht nicht wirklich
ZitatBund sieht keine großflächige Gefährdung

Die Bundesregierung sieht keine großflächige Gefährdung durch Munition in der Ostsee. Sie hält das Problem für lokal begrenzt und plant vorerst keine großangelegte Beseitigung versenkter Weltkriegs-Munition aus der Ostsee. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der FDP im Bundestag hervor. Bei Bergungen und Sprengungen vor Ort bestünde auch die Gefahr, dass enthaltene Kampfmittel freigesetzt werden, heißt es.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Munition-Grote-will-bergen-Bund-tritt-auf-Bremse,munition374.html

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

suhren564

#110
Leider zeigt diese Antwort, dass die verantwortlichen Stellen der Regierung Probleme verharmlosen bzw deren Klärung hinauszögern.
Und was bitte heißt " lokal"?
Chemische Kampfstoffe, die nur örtlich ihr Gift verbreiten?  Im fließenden Gewässer?
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

jockel

Zitat von: bettika61 am 05 März 2019, 18:58:25
Die Antwort der Bundesregierung überrascht nicht wirklich
ZitatBund sieht keine großflächige Gefährdung

Das hat Methode, schon ein gewisser Herr Pofalla verstand sich gut darauf Probleme unter den Teppich zu kehren :roll:

Gruß
Klaus

bettika61

Hallo,
Das Thema ist zu komplex für einfache Lösungen und Schlagzeilen.
Die vollständige Antwort
Allein auf der Grundlage von Fischuntersuchungen einer Versenkungsstelle lässt sich pauschal  eine Gefährdung  nicht begründen und die Notwendigkeit von Bergungen ableiten.

Es stehen bisher nicht mal die Schützgüter fest, deren Gefährdung zu bewerten wäre.
Ist es das Wasser, der Boden, Pflanze , Tiere oder der Mensch der geschützt werden soll?
Es existieren bisher wenig bis keine anwendbaren Grenzwerte.
Ich verweise auf das Interview mit Claus Böttcher https://sail24.com/praxis/interview-wie-gefaehrlich-ist-die-munition-in-nord-und-ostsee/ von "Munition im Meer"
ZitatEine rechtliche Verpflichtung zur speziellen Untersuchung der Meeresumwelt auf die Freisetzung von Inhaltsstoffen versenkter Munition besteht nicht. Um die Umweltauswirkungen näher zu erforschen, wurde auch auf Initiative Schleswig-Holsteins das durch den Bund finanzierte Forschungsprojekt UDEMM auf dem Weg gebracht. Ziel ist es, eine Überwachung von munitionsbelasteten Meeresgebieten im generellen, aber auch vor und während einer Kampfmittelbeseitigung zu erreichen.

Jedes Untersuchungsergebnis kann dazu beitragen, ein Teil der Gefährdung wissenschaftlich zu untermauern und gleichzeitig den politischen Druck zu erhöhen, sich der Verantwortung für notwendige Massnahmen zu stellen.
Die Massnahme muss nicht zwingend eine Bergung sein, denn die kann bei dem Zustand der Munition gerade die Schadstoffe freisetzen, was man eigentlich verhindern will.
Da soll ROBEMM helfen.

Mal sehn was UDEMM https://udemm.geomar.de/work-program ergibt.

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: bettika61 am 20 Oktober 2018, 15:56:01
Hallo,
Im Rahmen des Interreg Projekts "North Sea Wrecks"  unter der Federführung des DSM
https://www.bremerhaven.de/de/verwaltung-politik/bremerhaven-in-der-eu/eu-gefoerderte-projekte/north-sea-wrecks.76419.html
Werden erstmals auch die Folgen der Munitionsversenkungen in der Nordsee untersucht.
Hallo,
Deutschlandfunk
ZitatMehr als eine Million Tonnen Munition aus zwei Weltkriegen – gigantische Berge von Giftmüll liegen noch in der Nordsee. Allerdings ist nicht geklärt, wo genau. Aufklärung verspricht das Projekt ,,North Sea Wreck" – endlich, denn die Uhr tickt.
.......
Auf der Karte ist die südliche Nordsee abgebildet, das heißt die Küsten des europäischen Festlands, außerdem England und Irland. 

,,Wir haben also rote Bereiche vor den Küsten, sehr großflächige, einmal komplett rote und einmal gestrichelte rote. Die komplett roten werden als gefährlich eingestuft, allerdings kann man immer noch durchfahren. Und die gestrichelt-roten werden eingestuft als sehr tiefliegende Minenfelder, – die dort vorhanden sind, aber offen für die Oberflächen-Navigation. Also wir haben hier schon mal einen Hinweis, wo sich laut Informationen von damals Minenfelder befunden haben."
Rot ist fast das ganze Gebiet vor der Küste des europäischen Festlands. ....
........
Außerdem stehen die Forscher bei der Nordsee noch ganz am Anfang.
,,In der Nordsee wurde noch nichts dergleichen untersucht. Sie müssen davon ausgehen, dass man es nicht wollte. Fakt ist, es wurde 70 Jahre lang keine Forschung finanziert, die sich im Detail damit beschäftigt, vor allem keine unabhängige Forschung."
Während die Munition in der Ostsee schon seit 2006 untersucht wird:
......
Das Projekt North Sea Wrecks soll 2022 abgeschlossen sein. Die Uhr tickt: Abgesehen davon, dass manche Geschosse heute schon offen liegen, zeigen jüngste Minenfunde in Niedersachsen, dass die Metallhülle in 15 Jahren schon ganz durchgerostet wäre.....
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

jockel


bettika61

#115
Hallo,
"Neue Waffen" trifft es nicht ganz. Das Verfahren, die Munition Unter Wasser mit ROV zu zerlegen , wurde schon 1992  :BangHead: vorgeschlagen von Hirdes und der "Subsea Offshore Ltd." , zur Vernichtung von CW-Munition, Die Firmen hatten schon ein ausführliches Konzept zu Papier gebracht . Selbst an ein Verfahren zur Vernichtung der CW-Munition auf einer schwimmenden Anlage wurde gedacht . Die elektro-chemische Oxidation nach
dem "Dounray-Silver-II-Prozeß" nachzulesen hier
1993 wollte das Verkehrsministerium über das BSH ein Untersuchungprogramm der Versenkungsgebiete beauftragen.
Die nächsten 25 Jahre ist dann nichts passiert. .
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Teddy Suhren

Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

bettika61

Hallo,
Im Fokus der aktuellen und zurückliegenden Untersuchungen steht die Lübecker Bucht.
Zitat15 000 Tonnen wurden bereits geborgen, aber noch immer liegen etwa 50 000 Tonnen Munition und andere Kampfmittelreste aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Meeresgrund der Lübecker Bucht. Eine erste Studie gab es 1993, und Wissenschaftler haben das Problem seit 2006 im Fokus.....

In jahrelanger Arbeit haben die Experten gemeinsam mit Wissenschaftlern und anderen Institutionen in nationalen und internationalen Archiven gesucht, alte Karten studiert, sind Nord- und Ostsee mit dem Forschungsschiff ,,Poseidon" abgefahren, haben eine Datenbank erstellt und 2011 ihren ersten, 1100 Seiten langen Bericht vorgelegt. In der Lübecker Bucht seien besonders die Flächen vor Pelzerhaken und Sierksdorf mit Munitionsresten belastet, erläuterte Sternheim. Dies habe seinen Grund darin, dass vor diesen Orten nach dem Krieg große Mengen von Kampfstoffen und Munition versenkt worden seien. An einigen Stellen lägen auf dem Meeresgrund zudem ,,dicht an dicht" Transportkisten, deren Inhalt noch nicht identifiziert werden konnte. Belastete Flächen fänden sich auch etwas weiter nördlich sowie fast direkt vor Travemünde. Unter Munitionsverdacht stünden große Gebiete vom Brodtener Ufer aus Richtung Nordost sowie kleinere Flächen hinter der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern sowie der Dassower See.
https://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Noch-50-000-Tonnen-Kriegs-Munition-in-der-Luebecker-Bucht

Mehr Hintergrundinformation im Vortrag von KptLt a.D. Uwe Wichert beim DFAB
ZitatNeues aus den Archiven – die Recherche als wichtiger Baustein einer aktuellen Risikobewertung im Einzelfall am Beispiel der Lübecker Bucht und des Fehmarn Belt
Zum download http://dfabgmbh.de/?page_id=1305

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

#119
Ein weiterer empfehlenswerter Vortrag Vortrag beim DFAB
"German Disarmament: Die Vernichtung der deutschen CW- Munitionsbestände im Skagerrak in den Jahren  1945 -1947" von Manfred Messer  :MG:
Ihm ist es in  jahrelanger Recherche gelungen, die relevanten War Diaries der englischen Dienststellen auszuwerten und sich einen dezidierten Überblick über die Versenkungsfahrten und beteiligten Schiffe  zu verschaffen.Seine Ergebnisse haben bisher (fast) keinen Eingang in Veröffentlichungen von "Munition im Meer" gefunden.
Er liefert  u.a. auch eine Begründung für die o.g. Kampfstoffversenkungen in der Lübecker Bucht.

ZitatDeutsche chemische Kampfstoffmunition wurde aber nicht nur im SKAGERRAK ver-
senkt, sondern auch in dem ,,dumping ground" LÜBECKER BUCHT. Hierüber be-
richtet das War Diary der 21. RPCT - RE LÜBECK am 29. Oktober 1945 (meine
deutsche Übersetzung):
- Hauptmann L.J. HOPPE an Bord des Schleppers ,,TRAVEMÜNDE" begleite-
te eine Klappschute, die im Rahmen eines Versuchs mit feindlicher CW – Munition
beladen wurde, zu dem Munitionsversenkungsgebiet in der LÜBECKER BUCHT.
Das Experiment zur Erprobung der Versenkung von einer Klappschute aus,
verlief zufrieden stellend.
Dieses kurze militärische Statement hat zum Inhalt, dass die britischen Truppen En-
de Oktober 1945 Versuche zur Versenkung von CW – Munition in der LÜBECKER
BUCHT südlich von NEUSTADT / Holst. durchführten. Die Wassertiefe in diesem
Versenkungsgebiet beträgt zwischen 10 und 18 Meter. Zu der versenkten Tonnage
werden keine Angaben gemacht – es kann jedoch unterstellt werden, dass eine dem
Versuch angemessene Menge an CW - Munition eingesetzt wurde. Die Beladung der
insgesamt 9 Klappschuten in LÜBECK bewegte sich im Mittel zwischen ca. 50 und
300 tons.

D.h zwischen 450-2700t Kampfstoffmunition wurden dort in einer Tiefe von 10-18 m versenkt und liegen vermutlich heute noch dort.



Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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