Munitionsbelastung in den deutschen Meeresgewässern

Begonnen von Albatros, 20 Oktober 2012, 19:29:29

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bettika61

Hallo,
der Aufbau eines "Munitionskatatasters Meer MuKa-SH" soll die Suche nach Kampfmitteln im Meer erleichtern. Was das Projekt besonders interessant macht, sind die geplante Abbildung recherchierter Historischer Dokumente und Karten in Verknüpfung mit den Geodaten.
http://dfabgmbh.de/wp-content/uploads/FT14/1214.pdf
ZitatDas Projekt im VTG Kiel hat Pilotcharakter, da mit der Verminung weiterer Seewege im deutschen Küstenmeer und der damit notwendigen Beräu-mung gerechnet werden muss http://www.academia.edu/8886255/Munitionskataster_Meer_-_MuKaSH

ZitatAuf Initiative des Expertenkreises ,,Munition im Meer" im BLANO hat die Firma EGEOS nun im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhaben (FuE) des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und Technologie des Landes Schleswig- Holstein den Aufbau eines GeoCMS in Angriff genommen....
Die Hauptaufgabe zum Aufbau des Katasters liegt aktuell zunächst in der Informationsbeschaffung über versenkte Munition und im Weiteren über die sukzessive Präzisierung dieser räumlichen Informationen. Konkret geht es darum, Archive, wie zum Beispiel das Bundesarchiv in Freiburg und das dortige Marinearchiv, und historische Dokumente zu untersuchen, um Hinweise über mögliche Entsorgungsorte zu erhalten. ..Spätestens zum zweiten Quartal 2015 soll das Kataster offiziell in Betrieb genommen werden http://www.business-geomatics.com/bg/index.php/forschung-entwicklung-2/542-maritime-altlasten
.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

smutje505

Hallo nicht nur in der Kieler Bucht:Strand wegen Suche nach Munition gesperrt
Ende 2014 hatte ein Sturm in Boltenhagen (Nordwestmecklenburg) Munitionsreste freigespült. Bis zum 19. Juni sollen sie entfernt werden.
Boltenhagen. Im Ostseebad Boltenhagen (Nordwestmecklenburg) wird von Montag an der Strand für eine Munitionssuche abschnittsweise gesperrt. Betroffen ist ein etwa 500 Meter langer Abschnitt westlich der Seebrücke. Ende 2014 hatte ein Sturm dort Munitionsreste freigespült. Daraufhin waren bei gezielten Grabungen des Munitionsbergungsdienstes weitere Munitionsteile und eine Granate entdeckt worden. Nach Angaben des Innenministeriums soll nun der gesamte Abschnitt systematisch untersucht werden. Ziel sei es, die Arbeiten bis zum 19. Juni abzuschließen, so dass der Strand zur Hauptbadesaison wieder vollständig nutzbar ist. Vor einem Jahr musste schon der Strand im Ostseebad Rerik (Landkreis Rostock) für acht Wochen gesperrt werden, weil dort an einem aufgespülten Abschnitt Weltkriegsmunition gefunden wurde und daraufhin eine großangelegte Räumung nötig war.(Ostseezeitung)

bettika61

Hallo,
bei diesem Thema lohnt es sich immer zu fragen, wo kommt die Munition ursprünglich her, wie kommt sie an den Strand. Die militärische Nutzung, Erprobungsstelle Tarnewitz,
an den Strand kam die Munition bei  Boltenhagen und auch Rerik durch Sandaufspülung .
Das Thema ist nicht neu, (aus 2003)
ZitatVon Waffenerprobungsstellen der Wehrmacht an der Ostseeküste war teilweise bis Kriegsende Munition unterschiedlichen Kalibers verschossen worden, so unter anderem auch von der Erprobungsstelle für Bordwaffen auf Tarnewitz bei Boltenhagen auf feste und schwimmende Seeziele. Dieses Erbe auf dem Grund der Ostsee wurde in den vergangenen Jahren unbeabsichtigt mit Saugbaggern bei Küstenschutz-Aufspülungen wieder zu Tage befördert
http://www.welt.de/print-welt/article416036/Explosive-Fundstuecke-im-Sand.html

Die Kartierung der betroffenen Flächen bei "Munition im Meer" soll verhindern , das ähnliche Fehler wieder gemacht werden.

Grüsse
Beate

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smutje505


Big A

Laut NDR, "Aktuell" gestern Abend, 21:45 Uhr, erfolgt die Sperrung zwecks Räumung erst jetzt, zu Beginn der Feriensaison (!!!), weil man sich nicht auf die Finanzierung der Aktion einigen konnte. Nun zahlt erst einmal das Bundesland!

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

bettika61

Hallo,
nicht überraschend kommt nun die Frage, hätte man von der Munitionsbelastung
des Sandentnahmegebietes "Trolle Grund" wissen müssen ? https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Munition-Strand-in-Boltenhagen-teilweise-gesperrt,munition252.html
Was ich im Beitrag vermisse , seit   wann gilt das Gebiet als munitionsbelastet wann war die Sandaufspülung??
Wie alt ist diese Seekarte ,
die Karte Munition im Meer 2011 http://www.schleswig-holstein.de/DE/UXO/TexteKarten/PDF/Karten/karte_5.html ,

Wie sieht die Seekarte heute aus?

Grüsse
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bettika61

Zitat von: Big A am 02 Juni 2015, 10:32:46
Laut NDR, "Aktuell" gestern Abend, 21:45 Uhr, erfolgt die Sperrung zwecks Räumung erst jetzt, zu Beginn der Feriensaison (!!!), weil man sich nicht auf die Finanzierung der Aktion einigen konnte. Nun zahlt erst einmal das Bundesland!

Axel
Hallo,
in der Frage welches Ministerium in M-V ist verantwortlich , schieben sich 4 Ministerien  den schwarzen Peter zu.
ZitatDies soll seinen Kollegen, Innenminister Lorenz Caffier, (CDU) auf die Palme gebracht haben. Sein Ministerium, zuständig für den Munitionsbergungsdienst und die Kampfmittelberäumung, will sich nicht den ,,Schwarzen Peter" zuschieben lassen
Bereits Ende Dezember 2014 sei das zum Umweltministerium gehörende Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu) über den Munitionsfund offiziell informiert worden, teilte das Innenministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit. ,,Doch erst Ende Februar ist der Antrag des Stalu auf Beräumung des Strandes in Boltenhagen beim Munitionsbergungsdienst eingegangen", heißt es weiter in der schriftlichen Antwort....
Fragen musste sich auch das Energieministerium gefallen lassen. Das zum Ministerium gehörende Bergamt hatte die Förderung des Sandes aus dem ,,Trollegrund" vor Kühlungsborn im Herbst 2013 für den Küstenschutz in Rerik und für die Strandverbreiterung in Boltenhagen genehmigt. Nach Informationen unserer Zeitung war spätestens seit dem Jahr 2000 bekannt, dass die Sandentnahmestelle ,,Troller Grund" munitionsbelastet ist. Firmen, die dort vom Meeresgrund Sand abbauen, ist die Benutzung von Spezialsieben deshalb vorgeschrieben. Trotzdem gelangte die Munition an die Strände von Rerik und Boltenhagen..
Ein Interesse am schnellen Abschluss der Munitionssuche in Boltenhagen bekundete das Wirtschaftsministerium, das die Strandverbreiterung 2013 mit 800 000 Euro bezahlte
http://www.svz.de/mv-uebersicht/strand-gesperrt-wer-hat-schuld-id9868996.html

Das Umweltministerium wird sich jetzt fragen lassen müssen, ob der bekannte Kampfmittelverdachts beim Genehmigungsverfahren berücksichtigt wurde.
Die Umsetzung des Planungsauftrages durch den Munitionsbergungsdienst von Februar bis heute mit öffentlicher Ausschreibung ist eine sportliche Leistung  top .
Zum historischen Hintergrund :
Wustrow / Rerik war Flakartillerieschule und Luftwaffenübungsplatz der Wehrmacht
und später in gleicher Funktion durch die Rote Armee genutzt
ZitatDie sowjetische Armee übte – ebenso wie vorher die Reichswehr – das Schießen auf bewegliche Luftziele. Zu diesem Zweck wurden große Luftsäcke von Flugzeugen über den Horizont gezogen; die Flugzeuge starteten in Pütnitz bei Ribnitz-Damgarten und flogen einen großen Halbkreis um die Insel. Neben den fest installierten Flakgeschützen wurde auch der Kampf mit Flakpanzern, die mit Zwillingsrohren ausgestattet waren, geübt. Die Flakpanzer schossen auf Boden-, See- und Luftziele. Die Seeziele wurden mit einem Schiff auf die Ostsee hinausgeschleppt. Bei solchen Übungen war die See bis zu 15 Kilometer für jegliche Verkehr gesperrt http://de.wikipedia.org/wiki/Wustrow_(Halbinsel)

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Beate
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bettika61

Hallo,
die Stellungnahme des Umweltministers ließ nicht auf sich warten
http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/lm/?pid=99567
Zitat...Wir gehen davon aus, dass die Munition nicht durch das Aufspülen unmittelbar an den Strand gelang", stellte der Minister klar.
In Zusammenarbeit der beteiligten Ämter, dazu gehören unter anderem der Munitionsbergungsdienst, das Bergamt und das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt, wurde ein Verfahren entwickelt, damit keine Munition und Munitionsreste mehr an den Strand gelangen können. Dabei wird das Material zunächst beim Aufsaugen und ein zweites Mal beim Ausbringen ausgesiebt, magnetisch kontrolliert, damit keine ,,neuen" Munitionsreste an den Strand gelangen können. Die Anwendung des Verfahrens wird durch eine unabhängige Baubegleitung auf dem Bagger-/Spülschiff 24h am Tag sichergestellt und protokolliert....
..
,,Durch die bei der Verteilung des aufzuspülenden Sandes erforderlichen Arbeiten am Strand können sich bereits am Strand vorhandene alte Munitionsreste aus dem zweiten Weltkrieg oder von der NVA mit dem aufgespülten Material vermischen. Insbesondere der Spülstrom fördert tieferliegendes Material an die Oberfläche. Auch darf nicht vergessen werden, dass durch die Küstendynamik Munitionsreste frei- oder angespült werden können", erklärte Dr. Backhaus
Boltenhagen taucht bisher in dieser Karte nicht auf.

Grüsse
Beate
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bettika61

Hallo,
der Erklärungsversuch des Umweltministers Backhaus bleibt nicht unwidersprochen
http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Regeln-fuer-Strandaufspuelungen-verschaerft,munition254.html
ZitatKritik am Vorgehen der Behörden bei der Strandaufspülung wies Backhaus zurück. 2013 hatte ein Baggerschiff Sand vom Grund der Ostsee vor Rerik abgesaugt und auf die Strände von Rerik und Boltenhagen gespült. Dabei sei der Sand zweimal gesiebt und auf metallische Gegenstände untersucht worden, so Backhaus, weil der Bereich bereits als munitionsbelastet galt. Die Protokolle eines externen Kontrolleurs würden jetzt aber noch einmal überprüft.

Absaug-Gebiet seit dem Jahr 2000 als "munitionsbelastet" markiert

Nachdem im Jahr 2000 der Strand in Rerik mit Sand aus diesem Gebiet aufgespült wurde, wurden anschließend große Mengen Munitionsteile gefunden. Daraufhin vermerkte der Munitionsbergungsdienst das Gebiet in seinen Karten als munitionsbelastet. Trotzdem wurde dann 2013 die erneute Sandgewinnung genehmigt - wenn auch unter Auflagen.

Backhaus vermutet, dass die Munitionsteile sowohl in Rerik als auch in Boltenhagen bereits im Strand lagen und nur durch den Druck, der beim Aufspülen entsteht, zu Tage gefördert wurden. Dem allerdings widersprechen die Experten des Munitionsbergungsdienstes
Was mir fehlt, ist die Aussage ob und wenn ja was, an Kampfmitteln beim Sieben vor dem Aufspülen gefunden wurde.
Immerhin wurde jetzt die Auflagen für Sandaufspülungen verschärt
ZitatSo muss der Bereich, an dem Sand vom Meeresboden abgesaugt werden soll, erst mit einem Metalldetektor abgesucht werden. Bislang gab es diese verbindliche Vorgabe nicht

Bisher gefunden wurden 6 Granaten bis 4 cm und ein Zünder aus dem 2.Weltkrieg http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Sechs-Granaten-im-Sand-von-Boltenhagen-gefunden,munition258.html

Grüsse
Beate
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bettika61

Hallo,
die Presserklärung des Innenministers Caffier, ließ nicht auf sich warten
da sie schon im Netz verschwunden ist  :-D, ein längeres Zitat, (Hervorhebungen von mir)
ZitatBei Sandbaggerarbeiten auf See anlässlich geplanter Sandaufspülungen im Bereich von Rerik und Boltenhagen kam es im Herbst 2013 zu insgesamt drei Einsätzen, zu denen der Munitionsbergungsdienst des Landes (MBD M-V) zur Bergung von insgesamt vier Stück 8,8 cm Sprenggranaten aus dem Saugkopf eines Baggerschiffes gerufen wurde.

Seit einer Sandaufspülung im Jahr 1997 aus der Lagerstelle Trollegrund, bei der offensichtlich Kampfmittel an den Strand von Rerik mit aufgespült wurden und im Jahr 2000 aufwendig und kostspielig beräumt werden mussten,  ist die Sandentnahmestelle "Trollegrund" als kampfmittelbelastet bekannt und im Kataster eingetragen. Sie liegt im Sicherheitsbereich des Flak-Versuchsplatzes Rieden-Kühlungsborn, von dem aus zu Versuchen auf die offene See geschossen wurde.

Aufgrund der Erkenntnisse des Munitionsbergungsdienstes erfolgte im Zuge des Genehmigungsverfahrens für die geplanten Sandbaggermaßnahmen im Jahr 2010 in der Phase der Anhörung zum Antrag auf Erteilung einer Bewilligung für die Gewinnung mariner Sande in den Küstengewässern – Lagerstätte Trollegrund durch den MBD M-V der Hinweis auf Munitionsfunde bei Sandentnahmen zum Küstenschutz. In einem entsprechenden Schreiben hat der MBD hier empfohlen, für das Baggergut ein mit dem MBD abgestimmtes Verfahren, z.B. eine Behandlung und Prüfung von Sanden bereits auf See z.B. an Bord des Baggereschiffes, zur Anwendung zu bringen.  Auch im Falle einer später erfolgten Anfrage eines Ingenieurbüros zur Sandentnahme aus der Lagerstätte Trollegrund im Jahr 2011 erfolgte die Kampfmittelbelastungsauskunft mit Hinweis auf Munitionsfunde bei Sandentnahmen zum Küstenschutz in der Vergangenheit.  Auch hier wurde nochmals empfohlen, das mit dem MBD abgestimmte Verfahren auf See zur Anwendung zu bringen.

.Die mit Rerik verbundene Halbinsel Wustrow war im 2. Weltkrieg Flak-Schule und in der Teufelsschlucht (1,4 km entfernt vom Reriker Ortskern in Richtung Nordosten) ist Munition gesprengt worden In diesem Bereich gab es in der Vergangenheit immer mal wieder Einzelfunde von Kampfmitteln.

Nach insgesamt 7 Soforteinsätzen am Strand von Rerik im Frühjahr 2014, bei denen 51 Granaten der Kaliber 13 mm bis 7,5 cm (enthaltene Explosivstoffmasse von 3,4 kg und 16,8 kg Kampfmittelfragmenten) geborgen wurden, hat die örtlich zuständige Ordnungsbehörde auf Empfehlung des MBD M-V den Strand gesperrt. Anschließend erfiolgte eine Beräumung des Strandbereiches mittels Durchsieben des aufgespülten Sandes....
Insgesamt wurden bei dieser Beräumung 304 Granaten bis zum Kaliber 10,5 cm, 71 Zünder sowie 1.527 kg Munitionsteile durch die vom Munitionsbergungsdienst beauftragte Firma geborgen und an den MBD M-V übergeben.
Der Auftragswert der Beräumung betrug rund 670.000,- €, zuzüglich Managementkosten und Kosten für die Überwachung und Kontrolle sowie für den Abtransport und die Vernichtung der geborgenen Kampfmittel.

Ende Juni vergangenen Jahres, also rund sechs Wochen nachdem die umfänglichen Siebarbeiten in Rerik begonnen hatten, bestätigten sowohl die mit der Strandaufspülung beauftragte Firma, als auch  dass mit der örtlichen Bauüberwachung der Nassbaggerarbeiten auf See beauftragt Ingenieurbüro, dass bei den Baggerarbeiten ein Sieb mit einer Maschenweite von 15 mm eingesetzt worden sein soll und dass das Grobkorn (> 15 mm) zur Separation an einem Magnetabscheider vorbeigeführt wurde, der alle magnetischen Bestandteile herausfiltern sollte. Ferner sollen nach jeder Baggerung die Anlagen unter Beisein der örtlichen Bauüberwachung auf etwaige Funde kontrolliert worden sein. Dabei soll keine weitere Munition bzw. Munitionsschrott festgestellt worden sein.

Innenminister Lorenz Caffier: ,,Bisher konnte leider die Frage noch nicht beantwortet werden, warum während der gesamten Maßnahme der Strandaufspülung, bei der rund 170.000 m³ Sand aus einer stark belasteten Fläche des Meeresgrundes wohl durch das Sieb mit einer Maschenweite von 15 mm gelaufen ist, kein einziger Fund eines Kampfmittels von Bord des Baggerschiffes dem Munitionsbergungsdienst  gemeldet wurde
..
Anhand der genannten Erkenntnisse ist aus Sicht des Munitionsbergungsdienstes auch nachgewiesen, dass die geborgenen Kampfmittel nicht aus einer noch nicht erkannten Sprengstelle im Strandbereich stammen können, sondern es sich um verschossene Kampfmittel handelt, die sich funktionsgemäß durch Auslösung des Zeitzünders in der Luft zerlegt haben und ins Meer gefallen sind.

,,Am Strand von Boltenhagen sind vor der Aufspülung keinerlei Kampfmittelfunde nachgewiesen worden, so dass ein Zusammenhang mit der Strandaufspülung offensichtlich ist", stellt Innenminister Lorenz Caffier im Ergebnis fest. ,,Die Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges der ehemaligen NVA sowie der GUS-Streitkräfte stellen auch heute noch eine sehr ernstzunehmende Gefahr dar, die es in keinem Fall zu unterschätzen gilt
Naheliegend , das die Fachaufsicht des Umweltministeriums bei der Strandaufspülung mangelhaft war.Viel "Sprengstoff" für die Koalition.
Das hat auch Auswirkungen auf die Kostenübernahme
ZitatÜber die Kosten ist noch nichts bekannt. Aus dem Innenministerium heißt es, dass üblicherweise der Bund für Munitionsbergung aufkomme, in diesem Fall sei mit einer Kostenübernahme wohl nicht zu rechnen, da die Munition nachträglich an den Strand gebracht wurde http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Granaten-in-Boltenhagen-Caffier-kontra-Backhaus,munition260.html
Eine etwas verkürzte Darstellung , die Staatspraxis sieht so aus, das Land
übernimmt die Kosten für die von den Alliierten verursachten Kampfmittel,
der Bund die Kosten für die ehemals reichseigene Munition und für bundeseigenen Grundstücke .

Unklar ist bisher  die Regelung im Meer.

Grüsse
Beate
Grüße
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bettika61

#70
Hallo,
die Minister haben sich verständigt  :wink: http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/108531/3048580
ZitatDie Minister erklären gemeinsam: "Die Herkunft der Munition kann nicht abschließend geklärt werden. Belastbare Aussagen zur Herkunft der Kampfmittel sind aufgrund von mehreren Aufspülungen seit Ende der 1980er Jahren nicht möglich."
So sieht ein politischer Kompromiss aus, die Fragen bleiben.
Wie kommen
Zitat28 Granaten zwischen 2 und 7,3 cm, 7 Zünder, 3 Patronen sowie ca. 150 kg Munitionsteile
durch ein 15mm Sieb, oder das "Grobkorn" an einem Magnetabscheider vorbei bei 24h Bauüberwachung ?
Aber es gibt Konsequenzen
ZitatDie bei der derzeitigen Untersuchung gefundenen Kampfmittel erfordern jedoch die Überprüfung des technischen Verfahrens. Dies soll bis zum Spätherbst unter Hinzuziehung externen Sachverstands erfolgen. Darüber hinaus müssen die Entnahme des Spülguts und die Selektion der Munition auf dem Schiff und an Land begleitend durch zertifizierte Munitionsexperten intensiver kontrolliert werden", so die Minister.
Zum Abschluß wird es interessant
:
Zitat" Außerdem werden wir das Gespräch mit dem Bund suchen, um gemeinsam eine Lösung für das grundsätzliche Problem der Munitionsbelastung in der Ostsee zu finden.
Ein Thema, das die AG "Munition im Meer" bisher aus gutem Grund außenvor gelassen hat.

Grüsse
Beate
Edit: die gute Nachricht, die Räumarbeiten sind einen Tag früher wie vorgesehen , abgeschlossen top http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Munition-am-Strand-von-Boltenhagen-geraeumt,munition274.html
Grüße
Beate

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bettika61

Hallo,
Ein Exkurs in die Nordsee, vor dem Bau des  windpark Sandbank westlich von Sylt hat man im Baufeld 26 Ankertauminen mit Magnetometer-Sensoren entdeckt. 1/3 stammt aus dem 1.Weltkrieg, der Rest aus dem  2.Weltkrieg.
http://news.vattenfall.com/de/article/minenentschaerfung-am-offshore-standort-sandbank
Die historische Recherche mit Archivmaterial hatte keine Hinweise auf die Minen ergeben. http://w3.windmesse.de/windenergie/news/18547-vattenfall-mit-neuer-methode-gegen-altlasten-im-meer

Sind Euch aus der Historie Hinweise über die mögliche Herkunft bekann
t?

Die Entschärfung der Minen wurde erstmalig bei einem Windpark komplett ferngesteuert  mittels Plasmastrahl ausgeführt.

Grüsse
Beate
Grüße
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bettika61

Hallo ,
zum Jahresanfang mal eine gute Nachricht für "Munition im Meer":

ZitatMit einem Roboter soll Munition im Meer in Zukunft vollautomatisch beseitigt werden können. Dies ist Ziel eines entsprechenden Millionenprojekts, das Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck heute (05. Januar) gemeinsam mit dem technischen Direktor Jan Kölbel von der Heinrich Hirdes EOD Services GmbH vorgestellt hat....

Das Projekt RoBeMM wurde von einem Entwicklungsverbund aus Industrie und Forschung unter Leitung der Heinrich Hirdes EOD Services GmbH und Beteiligung des Kieler GEOMAR mit Hilfe des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums entwickelt und wird mit rund 3,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Ziel des dreijährigen Projektes ist es, den Prototyp einer Maschine zu entwickeln, die am Meeresgrund Munition vollautomatisch unschädlich macht und umweltgerecht entsorgt.
http://www.bundesumweltportal.de/schleswig-holstein/18-schleswig-holstein/munitionsbeseitigung-im-meer-grossprojekt-soll-roboter-entwickeln-umweltminister-habeck-das-markiert-einen-wendepunkt-beim-umgang-mit-der-bedrueckenden-altlast.html

Das sah 2013 noch anders aus
ZitatDie Universitäten Kiel und Hannover und zwei Fraunhofer-Institute wollen deshalb einen ganz neuen Weg gehen: mit autonomen Robotern, um das Problem der Altlasten im großen Stil zu bekämpfen. Unbemannten U-Booten gleich, sollen sie eigenständig zum Meeresgrund hinabtauchen, dort Munition aufspüren, sie unschädlich machen und zum Entsorgen an die Oberfläche bringen. Das wäre eine Weltneuheit – und würde den Räumern im Rennen gegen die Korrosion einen Vorteil verschaffen: So ein Roboter könnte etwa drei bis fünf Taucher ersetzen. Damit würden auch die Kosten pro Entschärfung deutlich sinken, auf etwa ein Zehntel, schätzt Warner Brückmann. Doch das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat den Förderantrag für das Projekt abgelehnt. ..
In einem Schreiben vom April 2013 erklärte der zuständige Staatssekretär Thomas Rachel (CDU) dazu: "Im Ergebnis vermochte der Projektvorschlag (...) leider nicht ausreichend zu überzeugen." Weil in dem Ablehnungsbrief aus Berlin aber keine konkreten Gründe angeführt werden, mutmaßen in Kiel manche, dass man in Berlin einfach die immensen Kosten fürchte, sollte das Thema Meeresmunition wirklich angegangen werden. "Es ist ja klar, dass wir dann von Kosten in Höhe von einigen Hundert Millionen oder gar von Milliarden sprechen, das ist natürlich kein attraktives Thema", sagt Jürgen Kroll, Dezernatsleiter des Kampfmittelräumdienstes von Schleswig-Holstein. Zwar versuchen die am abgelehnten Projekt beteiligten Wissenschaftler gerade einen neuen, stärker auf die Situation vor den Küsten Schleswig-Holsteins zugeschnittenen Förderantrag beim Wirtschaftsministerium durchzubringen, aber das kann dauern.http://www.zeit.de/2014/33/munition-meer-weltkrieg/seite-2

Die Fragen zur Übernahme der Kosten für zukünftige Räumungen bleibt weiterhin ungeklärt, die Frage wird offiziell lieber nicht gestellt. Der Bund hat bisher seine Nichtzuständigkeit erklärt.


Grüße
Beate

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bodrog

Ich bin skeptisch (allein von der Finazierung her) und frage mich auch, ob das Dingens die verklappten Giftgasgranaten (von denen in den Wracks reden wir lieber nicht) beseitigen kann

bettika61

Hallo bodrog,
bei diesem Thema sind wichtig kleine Schritte und Öffentlichkeit.
Die offshorewindparks und auch die Minen in der Kieler Förde haben gezeigt, das man dem Thema nicht mehr ausweichen kann und welche Kosten die Kampfmittelräumung  mit sich bringt. Bei Riffgatt waren es
100 Mio Euro, die die Allgemeinheit über den Strompreis mit bezahlt.

Zitat,,Die Haltung der politisch Verantwortlichen ist seit Jahrzehnten unverändert: Eine flächendeckende Bergung ist zu riskant und mit der heute verfügbaren Technologie zu teuer. Deshalb muss die Munition dort liegen bleiben, wo sie liegt", fasst Kölbel zusammen.

Auf eine Anfrage der Bündnis 90/Die Grünen zur Munitionsbeseitigung antwortete die Bundesregierung im November 2014: ,,Wo keine Gefährdungssituation besteht, gilt nach wie vor der Grundsatz, dass versenkte Munition und Kampfmittel wegen des mit einer Bergung verbundenen Risikos am besten dort verbleiben, wo sie liegen." http://www.energie-winde.de/faszination-und-technik/details/eine-bombengeschichte-munitionsaltlasten-im-meer.html

Dazu Minister Habeck
ZitatNach Jahrzehnten der Ignoranz werde das Problem der Munitions-Altlasten im Meer mittlerweile endlich zur Kenntnis genommen, sagte Minister Habeck. Mit einem Erfolg des auf drei Jahre angelegten Projektes könnte es eine wirtschaftliche Lösung geben....
Wann die geplante neue Technik für die Praxis verfügbar sein wird, ist noch offen. Ebenso unklar ist, in welchem Umfang sie tatsächlich zum Einsatz kommen wird. Das hängt davon ab, welche Priorität der Bund der Beseitigung der Altlasten im Meer gibt und wie viel Geld er dafür bereitstellen wird. "Jahrzehntelang wurde dieses Kriegserbe im Prinzip quasi nur verwaltet und im wahrsten Sinne des Wortes liegen gelassen", sagte Habeck. Das Roboter-Projekt, an dem auch das Fraunhofer-Institut und die Uni Leipzig beteiligt sind, könne einen Paradigmenwechsel bedeuten. http://www.zeit.de/news/2016-01/05/umwelt-unterwasser-roboter-soll-munition-beseitigen-helfen-05162602

Ich erwarte auch nicht, das man sich zuerst an die flächenhafte Räumung von versenkter Giftgasmunition macht, zuerst kommen die Flächen, die wirtschaftlich genutzt werden. Wenn die dabei entwickelten Verfahren die Kosten massiv senken , sehen wir weiter.
Die Funden an den Stränden in  M-V haben das Problem in die Öffentlichkeit und dicht an die Menschen herangetragen. Dort musste man die möglichen Kampfmittelverdachtsflächen so ausweiten, das fast keine Sandentnahmegebiete ohne das Problem zur Verfügung stehen. Auch da muss man jetzt umdenken
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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