Munitionsbelastung in den deutschen Meeresgewässern

Begonnen von Albatros, 20 Oktober 2012, 19:29:29

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bettika61

Hallo,
diese Woche geht es weiter,die Kieler Woche hat zu einer Unterbrechung der Arbeiten geführt.
Zur Entschärfung der letzten 7 Grundminen sollen wieder Schneidladungen zum Einsatz kommen.
Das Verfahren erläutert Herr Kinast Leiter KMRD http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/s-h_magazin/media/shmag22681.html

Zu Schutz der Schweinswale sind ein mobiler Blasenschleier und akustische Signale mit Seaspringer geplant. http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/minen133.html

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

großneffe

Wieder sehr interessanter Bericht!! Danke Beate!! top
VG Sven

bettika61

Hallo,
zur Abwechlung eine Nachricht aus einer anderen Wasserstrasse in  M-V  :-D

ZitatWasserbomben in der Ostsee gesprengt
Zwei Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg sind in der Ostsee vor der mecklenburgischen Küste erfolgreich gesprengt worden. Sie waren am Wochenende aus der viel befahrenen Kadetrinne zwischen dem dänischen Gedser und der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst geborgen worden...
Die jeweils etwa 140 Kilogramm schweren Bomben hatten an Deck eines im Zweiten Weltkrieg gesunkenen Vorpostenschiffs in der Kadetrinne gelegen, wie eine Sprecherin der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Kiel berichtete. Dort stellten sie eine Gefahr für die Schifffahrt dar. Die Kadetrinne zählt zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen der Welt
http://www.ndr.de/regional/mecklenburg-vorpommern/sprengung173.html

Das neue Verfahren der Schneidladungen kam hier  leider nicht zur Anwendung.
Das Sprengen mit den Belastungen für die Umwelt  und die freigesetzten Schadstoffe sollte  die Ausnahme sein.

Die Kosten von 2000€/h für das Schiff wurden auch hier genannt.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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bettika61

Hallo,
nichts neues von der Kieler Förde. Nach bisher unbestätigten Informationen sollen es aber mehr wie die 12 Minen sein.
Alternativ ein sehenswerter Bericht des MDR "Bomben, Minen und Granaten".
"Munition im Meer" und Ihre Beseitigung am Beispiel Offshore-Stromtrasse. Der Minenexperte Wichert kommt auch zu Wort. http://www.mdr.de/mediathek/suche/video137786_zc-485c01ae_zs-d23ba9ff.html

Welches könnte das Schon vorher erwähnte Vorpostenboot in der Kadetrinne gewesen sein?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

großneffe

Danke Beate für den Bericht!
Ganz schön erschreckend  :-o
VG Sven

bettika61

Hallo,
mit Unterstützung im Rahmen der Amtshilfe durch die Minentaucher der Marine
aus Eckernförde ging es weiter.

Im VTG "Kiel Leuchtturm" wurden weitere Minen geräumt, die schon mit der HUGIN 1000 der Marine kartographiert wurden. http://www.marine.de/portal/a/marine/!ut/p/c4/NYq7DsIwDEX_yE4WKtgadYAVCZWwmdaqIvKoLBeWfnyTgXuks5yLL6xk-oaFNJRMEZ_op3B5_yCRAH104xgZx_abGaaSWZuVs4bqRUiLwFpEYyubSC0QZvTGDs505j-7n3t3ffiT7Yabu-OaUn8A1tQ-Uw!!/
Über die genaue Anzahl schweigt man mittlerweile wohlweislich.
Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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bettika61

Zitat von: bettika61 am 13 Mai 2013, 20:37:22
Die Minen stammen nicht aus der Munitionsversenkung, sondern wurden von den Engländern im 2.WK ausgebracht.
Ist bekannt bei welchem Angriff dies geschah ,oder wurden von den Engländern in der Kieler Förde des öfteren Minen abgeworden?
Hallo ,
Informationen über die Minenlegeoperationen der RAF hat @TW hier #44  genannt
Codename "Operation Gardening" die Minen hiessen "vegetables"
mehr  Codenamen der Gebiete finden sich hier  z.B. rund um Kiel
Forget-me-Nots - Kiel Canal
Lettuces - Kiel Canal
Melon - Kiel Canal
Quinces - Great Belt / Kiel Bay
Radishes - Kiel Bay
Wallflowers - Kiel Bay

Daten eines weiteren Angriffs und eine Beschreibung des Einsatz http://wallyswar.wordpress.com/operational-flight/
Zitat28th July 1941     KIEL (GERMANY)
The crews were tasked with a Gardening Operation (Mine Laying) in Kiel Harbour and planted their vegetables (Mines) successfully.  ... The R.A.F. dispatched a total of 42 aircraft from various squadrons to take part in this operation, 50 Squadron reported 2 losses
A brief description of the mines that were carried by the Hampden.   Weighing fifteen hundred pounds the mine was dropped by parachute in a depth of water between thirty and seventy five feet. The aircrafts airspeed at the time of release had to be below two hundred miles per hour and at an altitude of between four hundred and a thousand feet. The magnetic mine would lie on the sea bed until a passing ship distorted the Earth's normal magnetic field enough to detonate the mine. Mine laying was given the code name of "Gardening" and the mines themselves were known as "Vegetables."    The mines were "planted" in areas identified in code by the names of vegetables and flowers, some examples being Yams, Daffodils, and Quince. On mining operations the Hampden would often carry two wing mounted 250 lb. pound bombs.
Die Flugzeugen waren danach oft zusätzlich zu den Minen mit 2 Bomben bewaffnet. 

Über den Einsatz
Zitat12/13 January 1945
32 Halifaxes minelaying off Flensburg and Kiel..
gibt es bei http://www.flensted.eu.com/1945001.shtml  top
eine genaue Beschreibung des Einsatzes mit dem  Minenabwurf jedes einzelnen Flugzeugs
Der Codename "Forget me Not" wir dort allerding mit "Kiel bay" bzw "Flensburger Förde" und nicht wie oben "Kiel canal" erklärt.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

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bettika61

#22
Hallo,

seit 2012 der 3. Fund von Schießwolle an Stränden zwischen Kiel und Eckernförde, die Schießwolle ähnelt  einem Stein oder  Ziegelstein.
Funde:
am Schönberger Strand vom 6. August 2012 ,
im April 2013 zwischen Dänisch-Nienhof und Surendorf,
Oktober 2013 das gleiche Material am Strandabschnitt zwischen Stohl und Bülk

Der Schönberger Strand liegt in der Nähe des Versenkungsgebietes Heidkate .
Die Funde 2013 liegen in der Region Schwedeneck/Eckernförder Bucht. In der Gegend befanden sich die TVA Surendorf, die CPVA Dänisch-Nienhof.

ZitatInformationen zu ,,Schießwolle 39"
,,Schießwolle 39" ist die Produktbezeichnung für die Wirkladung der großen Waffen der deutschen Marine, zwischen 1939 und 1945. Zwischen 75 und 600 Kilogramm dieses Gemisches aus verschiedenen Sprengstoffen, stabilisierenden Substanzen und Ergänzungsstoffen (Metallspänen) kann man in den verschiedenen Seeminen und Torpedoköpfen finden. Auch in dem Munitionsversenkungsgebiet Kolberger Heide muss das Landeskriminalamt seit einigen Jahren mit diesem Weltkriegsrelikt umgehen.
aus Munition im Meer  http://www.schleswig-holstein.de/UXO/DE/Aktuelles/Schiesswolle/Schiesswolle_node.html

ZitatMunitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und Empfehlungen" (Anlage 10.2, Stand 2011, S. 69) ein spezieller Hinweis zu früheren Funden am Schönberger Strand: ,,Zur Vorbereitung der Segelolympiade 1972 in Kiel - Schilksee suchten Kampfmittelräumdienst und Bundesmarine die Regattastrecken systematisch ab. Damals wurde eine erhebliche Anzahl von Großsprengkörpern gefunden und zerstört. Dabei kamen Vernichtungssprengungen und so genannte Ansprengungen als sprengtechnisches Zerstörungsverfahren zum Einsatz. In der Folge wurde auch eine Anspülung relevanter Mengen im Wasser treibenden Sprengstoffs (TNT) verzeichnet. Am Strand von Schönberger Strand wurde eine größere Reinigungsaktion der Behörden notwendig" (Quelle: www.munition-im-meer.de

dazu der NABU http://schleswig-holstein.nabu.de/themen/meeresschutz/meeresschutz/15083.html
ZitatDer NABU hat immer wieder darauf hingewiesen, dass bei sogenannten ,Vernichtungssprengungen', die in den vergangenen Jahren vor Heidkate erfolgt sind, die Munition nicht vollständig zersetzt, sondern weit verteilt wird, auf diese Weise an die Küste gelangt und damit eine Gefährdung für Strandbesucher besteht. Auf mehreren Symposien hat der NABU stattdessen wenn irgend möglich die gefahrlose Hebung der Munition gefordert...

Zwei Substanzen im Sprengstoff, Hexanitrodiphenylamin und Trinitrotoluol TNT, sind schon bei Berührung mit bloßer Haut extrem giftig. Im akuten Fall war der Stein nach dem Berühren erst durch die typische gelbe Hautabfärbung des auch ,,Kaisergelb" genannten Hexanitrodiphenylamin aufgefallen. Leberschäden und Veränderung von Blutkörperchen sind als Folge des Hautkontaktes möglich. Die Explosivstoffe gelten darüber hinaus als krebserregend, reproduktionstoxisch und erbgutschädigend.

ZitatLKA-Sprecher Stefan Jung hält den im April 2013 gemachten Fund für zu groß, als dass er angespült worden sein könnte. Vermutlich habe ein Taucher die Schießwolle dort abgelegt.Für eine flächendeckende Bergung fehlten dem LKA die technischen und finanziellen Mittel . Sicher sei aber: ,,Es wird grundsätzlich nicht besser. Man muss sich politisch ernsthaft Gedanken machen, wie man das Problem Altmunition mittelfristig in Angriff nimmt."
http://www.shz.de/schleswig-holstein/panorama/spaziergaenger-findet-schiesswolle-am-strand-id4461491.html

Grüsse
Beate


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bettika61

Zitat von: bettika61 am 26 Oktober 2013, 16:16:24
Informationen über die Minenlegeoperationen der RAF hat @TW hier #44  genannt
Codename "Operation Gardening" die Minen hiessen "vegetables"
mehr  Codenamen der Gebiete finden sich hier  z.B. rund um Kiel
Forget-me-Nots - Kiel Canal
Lettuces - Kiel Canal
Melon - Kiel Canal
Quinces - Great Belt / Kiel Bay
Radishes - Kiel Bay
Wallflowers - Kiel Bay
..........................................
Der Codename "Forget me Not" wir dort allerding mit "Kiel bay" bzw "Flensburger Förde" und nicht wie oben "Kiel canal" erklärt.
Hallo,
eine Auflistung der codenamen für den Zeitraum 1944-1945 findet sich in AIR 41-74
die o.g Codenamen haben dabei folgende Bedeutung
ZitatForget-me-Nots -Kiel harbour
Lettuces -   Kiel Canal
Melons -   Eckernförde
Quinces - Kiel Bay
Radishes -Fehrmarn Belt
Wallflowers -   Kiel Harbour

Habt Ihr Quellenhinweise, das die codenamen in anderen Zeiträumen auch geändert wurden ?

Grüsse
Beate

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bettika61

Zitat von: bettika61 am 06 August 2013, 23:30:40
Nach bisher unbestätigten Informationen sollen es aber mehr wie die 12 Minen sein.
Hallo,
anlässlich des tragischen Ereignisses in Euskirchen ein "Jahresrückblick" des KMRD S-H
ZitatAls größte Aufgabe in Schleswig-Holstein stellte sich im vergangenen Jahr die Räumung von 31 englischen Grundminen im Wasser der Kieler Förde heraus. ....
Um sie zu entschärfen, nutzten die Experten nach eigenen Angaben erstmals sogenannte Schneidladungen. Dabei wird der Zünder von der Sprengladung der Mine abgesprengt. 29 Mal habe die neue Technik funktioniert. Zweimal blieb den Bombenräumern nichts anderes übrig, als die komplette Mine kontrolliert hochgehen zu lassen
http://www.shz.de/schleswig-holstein/panorama/ein-ende-von-kampfmittelfunden-ist-nicht-absehbar-id5340031.html
Grüsse
Beate
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bettika61

Hallo,
als Bericht beim NDR :
ZitatKieler Bucht: Erste Fahrrinne fast minenfrei
60 Tage lang waren die Kampfmittelräumer in der Kieler Bucht unterwegs, rund 170 Mal tauchten sie hinunter an den Boden der Ostsee und haben insgesamt 31 Grundminen mit Zünder in der Fahrrinne Richtung Ostsee unschädlich gemacht. Das Ergebnis des Einsatzes: Der Weg für Schiffe aus der Kieler Förde Richtung offener Ostsee ist so gut wie minenfrei - jedenfalls nach dem heutigen Wissensstand.
http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/munition143.html
Kosten für die Räumung des halben Schifffahrtsweges 1,2 mio €
Das mag eine Vorstellung vermitteln , was weiterreichende Räumungen kosten würden.
Den Worten des Sprecher des LKA war zu entnehmen, das Grundproblem, wer zahlt die Kampfmittelräumung im Meer,Bund oder Land , ist noch lange nicht geklärt.
Für die Bundeswasserstrasse Kieler Förde wird es der Bund, vertreten durch das WSA, sein.

Was auch erkennbar wird, Leistungen grösseren Umfang können nur gewerblichen Firmen erbringen, dafür ist die personelle Kapazität des KMRD nicht ausgelegt.

Grüsse
Beate
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codog

Hallo bettika61,

Du schreibst:
"Was auch erkennbar wird, Leistungen grösseren Umfang können nur gewerblichen Firmen erbringen, dafür ist die personelle Kapazität des KMRD nicht ausgelegt"

Wir hatten das Thema an anderer Stelle schon mal. Was ich noch immer nicht verstehe ist:

Warum machen das nicht unsere Minenabwehreinheiten der Deutschen Marine???

http://www.marine.de/portal/a/marine/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK93MQivfLEtLTUvNI8vdzMvNS8xKRy_YJsR0UAz69Nvg!!/

Können die das nicht? Dürfen die das nicht? Liegt es daran, dass da einfach nur die Anweisung  (Befehl?) fehlt? Wass ist da los?

Und warum üben die nur und räumen nicht vor der eigenen Haustür in dem Maße, wie es offensichtlich erforderlich ist?

Gruß
codog

bettika61

Hallo codog,
ich glaube auch wir hatten die Frage schon mal  :?
aber um es kurz zu sagen: Kampfmittelräumung ist Ländersache
näheres findest Du hier http://www.arbeitshilfen-kampfmittelraeumung.de/Kapitel/index.htm
unter 3.1 Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern

Eine Unterstützung durch die Bundesmarine  findet nur im Rahmen der Amtshilfe statt.
Selbst eine Kampfmittelräumung im Hafen des Marinestützpunkt Kiel wurde durch dem KMRD durchgeführt http://www.youtube.com/watch?v=xW3d9b7TkQg

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Elektroheizer

Ja, ich hatte da gefragt warum die Bundesmarine sich nicht mehr an der regulären Minensuche beteiligt. Finde die Diskussion aber auf grade nicht.
Ich habe das Grauen gesehn

Big A

ZitatUnd warum üben die nur und räumen nicht vor der eigenen Haustür in dem Maße, wie es offensichtlich erforderlich ist?

Wie Beate schon sagt, Einsatz der Bw im Inneren ist immer nur auf besondere Anforderung möglich.
Und dafür können dem Anforderer schon mal Kosten in Rechnung gestellt werden. Passiert bei Nothilfe idR aber nicht.

Und zur Beruhigung, "die" üben nicht nur sondern sind sehr aktiv auch z.B. beid en großen Anti-Mine-Warfare-Übungen im Baltikum, wo mindestens ebenso viel Munition zu finden und zu räumen ist.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

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