Untergang S/S SIGRID 1.11.1941

Begonnen von bettika61, 11 Juli 2018, 21:53:48

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bettika61

Hallo,
"Chronik des Seekriegs
1.11.1941
Ostsee
Der schwedische Erzfrachter Sigrid (1092 BRT) geht in der Kieler Bucht durch brit.
Luftminentreffer verloren."

Die mögliche Lage des Wracks beschäftigt die Planer der Fehmarbelttunnels.
ZitatVor  Marienleuchte  weist  die  Datenbank  www.vragguiden.dk  ein  mögliches  Wrack  aus dem  2.  Weltkrieg  (,,Sigrid")  aus,  das  offensichtlich  in  offiziellen  Datenbanken  nicht aufgeführt  ist.
http://www.vragguiden.dk/wreck.asp?wreckid=257  markiert eine Lage bei Marienleuchte
mit dem Hinweis "Position ist sehr unsicher" Quelle "Gunnar Ståhl, Kristianstad, Sverige"

Gibt es dazu genauere Informationen?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Hi Beate
Jan-Olof (FMA-Mitglied) kennt sich bei schwedischen Verlusten sehr gut aus.
Gruß, Thomas

Urs Heßling

#2
moin,

Quelle "The Belgian Shiplover" No. 99, Mai/Juni 1964, S. 258, gibt für den Verlust der Sigrid die Position "near Kiel Lightship" an

In meinen Akten habe ich eine Liste "Svenske Skip Forlist 1940-1945". Dort steht bei Sigrid der Handschriftliche Eintrag "Qu. 7722, lt. KTB außerhalb des Zwangswegs"
Das ist http://www.navalgrid.com/find/square/ao7722 und stimmt mit der erstgenannten Quelle überein.

Wäre also kein Problem für den Fehmarnbelt ...

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

TW

Zitat von: bettika61 am 11 Juli 2018, 21:53:48
Vor  Marienleuchte  weist  die  Datenbank  www.vragguiden.dk  ein  mögliches  Wrack  aus dem  2.  Weltkrieg  (,,Sigrid")  aus,  das  offensichtlich  in  offiziellen  Datenbanken  nicht aufgeführt  ist.

Ist in Lloyds War Losses (und die gilt als offiziell!) aufgeführt -- mit Versenkungsposition "Kiel".


bettika61

Zitat von: TW am 12 Juli 2018, 12:40:50
Zitat von: bettika61 am 11 Juli 2018, 21:53:48
Vor  Marienleuchte  weist  die  Datenbank  www.vragguiden.dk  ein  mögliches  Wrack  aus dem  2.  Weltkrieg  (,,Sigrid")  aus,  das  offensichtlich  in  offiziellen  Datenbanken  nicht aufgeführt  ist.

Ist in Lloyds War Losses (und die gilt als offiziell!) aufgeführt -- mit Versenkungsposition "Kiel".
Hallo Thomas,
den Planfeststellungsunterlagen http://pfv.femern.de/1-erlaeuterungsbericht
sind die angefragten Institutionen zu entnehmen :
ZitatMeeresbereich
Um sicherzustellen, dass der künftige Trassen- und Baustellenkorridor frei von Kampfmitteln und Munitionsresten ist, wurden im Rahmen der Voruntersuchungen Ermittlungen hinsichtlich nicht explodierter Kampfmittel (z. B. Minen, Torpedos, Wasserbomben), mit Munition beladener Schiffswracks oder mit Bomben beladener, abgestürzter Flugzeuge aus den Weltkriegen angestellt. Hierzu wurden im Rahmen der Baugrunduntersuchungen (vgl. Anlage 24) und der meeresarchäologischen Untersuchungen (vgl. Anlage 15, Kap. 3.14 und Kap. 0.1.2.14) Datenrecherchen und Abfragen bei Fachbehörden durchgeführt. Zu den recherchierten Quellen gehörten u. a.:
 Innenministerium Schleswig-Holstein, Kampfmittelräumdienst
 Einsatzflotille 1, Kiel,
 Dänisches Amt für Sicherheit auf See (Søfartsstyrelsen, vormals Farvandsvæsnet),
 Datenbank des Dänischen Amts für Sicherheit auf See (Farvandsvæsnet),
 Königlich Dänische Marine, Minensuche (Søværnets Minørtjeneste),
 Königlich Dänisches Marinemuseum (Orlovsmuseet),
 Bibliothek der Königlich Dänischen Marine (Marinens Bibliotek),
 Akademie der Königlich Dänischen Streitkräfte (Forsvarsakademiet),
 Datenbank ,,Vragguiden" des Dänischen Denkmalschutzamts (Kulturarvstyrelsen),
 verschiedene Quellen der britischen Streitkräfte angesichts der britischen Minenoperationen im 2. Weltkrieg.
Meine Vermutung ist, die Abfrage/Recherche waren Informationen im Planungsgebiet. Spekulation bleibt, ob eine Abfrage nach einem genaueren Wrack-Standort der SS SIGRID unterblieb, oder ob dieser  den o.g. Einrichtungen nicht genauer bekannt ist.
Lloyds War Losses sollte in der "Marinens Bibliotek" vorhanden sein  :-D, ist aber keine "Datenbank".
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: Urs Heßling am 12 Juli 2018, 00:19:47
moin,

Quelle "The Belgian Shiplover" No. 99, Mai/Juni 1964, S. 258, gibt für den Verlust der Sigrid die Position "near Kiel Lightship" an

In meinen Akten habe ich eine Liste "Svenske Skip Forlist 1940-1945". Dort steht bei Sigrid der Handschriftliche Eintrag "Qu. 7722, lt. KTB außerhalb des Zwangswegs"
Das ist http://www.navalgrid.com/find/square/ao7722 und stimmt mit der erstgenannten Quelle überein.

Wäre also kein Problem für den Fehmarnbelt ...

Gruß, Urs
Hallo Urs,
danke für die Infos und auch den Hinweis auf den "Quadrantenumrechner"
In dem Bereich hat "vragguiden" auch diverse Wracks unbekannter Herkunft verzeichnet.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Jan-Olof

Hallo Beate,

Here are some more details:

An das Königl, Schwedische Generalkonsulat,

            H A M B U R G 36,
               Alsterufer 15

Ich bestätige mein gestriges Telegramm wie folgt:

"Gestern Nachmittag ist D. Sigrid 1090 BRT. Reederei A.B. Allan Landskrona vor Kiel auf Mine gelaufen und gesunken. Gerettet und leicht verwundet in Chirurg. Klinik Kiel eingeliefert sind:

Kapitän Härstedt
Steuermann Eliasson
II. Offizier Nordlander
Matrose Bro Ohlsson
Leichtmatrose A. Persson
Heiser Jöntte

Rest der Besatzung wird vermisst. Bericht folgt.
Königl. Schwedisches Vice-Konsulat Kiel."


Ich habe gestern Vormittag die eingelieferten Verwundeten persönlich aufgesucht und gemeinsam mit der Marine der ersten Vernehmung des Kapitäns beigewohnt und als Dolmetscher fungiert. Der Kapitän hat dabei folgendes ausgesagt:

"Am Sonntag, den 26. Okt. d.Js., 5h lief ich mit dem schwedischen Dampfer "Sigrid" (1090 BRT.), Heimathafen Landskrona, Reederei A/B Allan, mit einer Ladung Erz (1500 to) nach Kiel-Holtenau vor Order von Luleå aus. Wir haben zunächst bei Fehmarn Belt Feuerschiff geankert, um bei Tage in Kiel einzutreffen. Während wir ankerten in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November von ca. 22h bis 3h gingen mit einem Mal alle Feuer aus. Ich nehme an, es war Fliegeralarm. Wir gingen dann um 3h Anker auf und fuhren nach der Kursanweisung unserer Kurse in Richtung Kiel. Die Kursanweisungen hatten wir auf der vorigen Reise, als wir von Flensburg nach Luleå in Ballast fuhren, für die nächste Reise von Luleå nach Kiel mitbekommen. Als wir in die Nähe des Feuerschiffs Kiel kamen, bemerkten wir an dem dort liegenden Lotsendampfer das Sperrsignal (schwarze Flagge und Flagge O). Ich konnte daraus nicht ersehen, welches Fahrwasser gesperrt war. Da es sehr stürmisch und heftiger Seegang war, konnten wir nicht vor Anker gehen. Da der Lotsendampfer auf halbem Wege zwischen Feuerschiff Kiel und Gabelsflach lag, sind wir mit Nordost-Kurs vom Feuerschiff aus auf- und abgedamft. In der Nähe des Lotsendampfers ankerten mehrere grössere Dampfer. Auf dem Kurs Weg I von Pos. 1 nach Pos. 2 konnte ich mich nicht halten, da es zu schweres Wetter und starker Nordost war. Aus diesem Grunde bin ich von dem vorgeschriebenen Kurs abgewichen. Am 1. November um 16.10 erfolgte auf etwa 54°31,5' N und 10°20' O eine Detonation. Das Schiff bekam mittschiffs unter der Brücke einen heftigen Stoss. Ich befand mich in diesem Augenblick gerade im Kartenhaus. Der Stoss war so heftig, dass das Kartenhaus über mir zusammenbrach. Ich habe leicht Verletzungen am Kopf und am linken Bein davongetragen. Der I. Steuermann Eliasson war schon in das Backbordrettungsboot gestiegen. Der achtere Mast war über Bord gegangen. Unterhalb der Brücke war alles zerschlagen, sodass die Mannschaft nicht von vorn nach mittschiffs kommen konnte. Das Grossdeck stand schon unter Wasser. Diesen Zustand fand ich vor, als ich aus den Trümmern des Kartenhauses hervor kam. Ich versuchte auch, in das Rettungsboot zu kommen, wo der I. Steuermann sich bereits befand. Wir bemerkten jedoch, dass das Boot nicht mehr schwimmfähig war. Das Steuerbordrettungsboot war zerschlagen. Es bestand keine Möglichkeit mehr, uns zu retten, da alles so schnell ging und keine Zeit mehr war, andere Massnahmen zur Rettung so treffen. Auf dem Vorschiff habe ich noch ein oder zwei Mann beobachtet, sonst war niemand an Deck zu sehen. Das Schiff ging dann sehr schnell fest senkrecht über den Achtersteven unter. Ich trieb mit dem I. Steuermann mich an einem Wrackstück anklammernd in der hochgehenden See umher, nachdem das Rettungsboot ebenfalls gesunken war. Von der Mannschaft habe Ich nichts mehr gesehen. Wir wurden dann von dem Lotsendampfer "Albatros" aufgenommen. Zugleich wurden 4 Besatzungsmitglieder, der II. Offizier, David Nordlander, geb. 2•V•1903, der Matrose Bro Ohlsson, geb. 5•XI•1916, der Heiser Sven Jöntte, geb. 14•X•1912, der Leichtmatrose Artur Persson, geb. 18•III•1918, gerettet. 10 Mann der Besatzung sind vermisst, und war:

1.) I.Maschinist N. Nilsson aus Malmö
2.) II.    "      B. Florén aus Tingsryd
3.) Steward Andersson aus Helsingborg
4.) Koch Persson aus Helsingborg
5.) Heiser Westerlund aus Arjeplog
6.) Matrose Svensson aus ?
7.) Jungmann Rasmusson aus Landskrona
8.) Matrose Wikström aus Örnskjöldsvik
9.) Heiser S. Wallgren aus Seskarö
10.) Trimmer T. Isaksson aus "

Ich habe nichts gerettet. Meine sämtliche Privatpapiere, Schiffspapiere und Schiffstagebuch sowie sämtliches Kartenmaterial und Kursanweisungen sind verlorengegangen. Mehr kann ich zu dem Unfall nicht aussagen, da alles so ausserordentlich schnell ging."


Wie Ich Ihnen heute bereits telefonisch mitteilte, sind zwei der eingelieferten sechs Mann so gut wie gänzlich unverletzt, und zwar der Steuermann Eliasson und der Matrose Ohlsson. Diese beiden wurden gestern Vormittag auch aus der Klinik entlassen und sind im Seemannshaus untergebracht. Ihre Betreuung hat die Auslands Organisation der NSDAP., Abtlg. Seeschiffahrt, Übernommen. Absprachegemäss werde ich die beiden Genannten zum dortigen Konsulat nach Hamburg auf den Weg bringen, damit Sie alsdann die Heimreise nach Schweden veranlassen. Auch die Verletzungen der anderen vier sind, soweit ich feststellen konnte, durchaus nicht lebensgefährlich. Sie befanden sich auch alle ganz wohl bis auf den Heizer Jöntte, der einen recht mitgenommenen Eindruck machte. Mit der Firma Zerssen, die als Maklerfirma der Reederei A/B Allan, Landskrona, tätig ist, habe ich ebenfalls sofort Verbindung aufgenommen und ist die Reederei von dem Vorgang und den Namen der geretteten Besatzungsmitglieder telegrafisch durch die Firma Zerssen unterrichtet. Auch telefonische Verbindung ist zwischen der Firma Zerssen und Der Reederei bereits aufgenommen. Ein Vertreter der Firma Zerssen besucht heute Vormittag erneut den Kapitän, um etwaige weitere Wünsche entgegenzunehmen. Bin Telegramm von der Reederei an den Kapitän, gerichtet an das hiesige Konsulat, lag heute Vormittag hier vor und wird ebenfalls heute Vormittag dem Kapitän zugestellt.

Königl. Schwedisches Vice—Konsulat
Dr. Dwenger
Konsul.

MfG Jan-Olof

bettika61

#7
Hallo Jan-Olaf,
vielen Dank  :MG: super Informationen
ZitatAm 1. November um 16.10 erfolgte auf etwa 54°31,5' N und 10°20' O eine Detonation.
Mit diesen Koordinaten habe ich den Standort in GE gesucht und mit "vragguiden" abgeglichen.
Der Standort passt zu "SIGRED"  :-D http://www.vragguiden.dk/wreck.asp?wreckid=279
So bekommt das Wrack der SS SIGRID einen Standort und das Wrack SIGRED eine Geschichte  :TU:)

Eine tolle Zusammenarbeit, Dank allen Beteligten
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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