KorvKpt Fischer und der Verlust des Kmdt-Posten von U 109

Begonnen von Rheinmetall, 18 Oktober 2012, 00:14:44

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Rheinmetall

Moin, moin zusammen !

Kann mir jemand sagen, weshalb der Korvettenkapitän Hans-Georg Fischer (Crew 36) nach seiner ersten Feindfahrt vom Kommando von U 109 abgelöst wurde ?
Auf seiner ersten und einzigen Feindfahrt welche nur 24 Tage andauerte, hatte er ein Schiff (die 5,173 GRT große Harpagus) versenkt und nach einer schweren Wabo-Verfolgung das beschädigte Boot sicher nach Lorient zurück gebracht.
Ebenfalls versuchte er mit allen vorhandenen Mitteln, der sich in der Nähe befindlichen und angechlagenen Bismark zu helfen.
Und das selbst mit seinem angeschlagenen und nur noch bedingt tauchfähigen Boot.

Ebenfalls war er bei seiner Besatzung recht beliebt, wenn ich Wolfgang Hirschfelds "Feindfahrten" so lesen.
Lediglich der I WO und der LI beschwerten sich nach der Feindfahrt bei Dönitz, welcher den Kommandanten dann schließlich aus seiner Funktion entfernte.

Dennoch fuhr er als Offizier weiterhin auf der "Admiral Scheer" von Juni 1941 bis Januar 1943.

Würde mich interessieren, was Ihr über diesen Fall beisteuern könntet.
Vielen Dank schon mal für jeden Beitrag.

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

040652

Hallo Rheinmetalll,

habe folgenden Eintrag gefunden:

Eintrag im KTB des BdU vom 30.05.41:
"Bericht Kommandant U 109: Erste Unternehmung des Bootes. Fast durchweg neue Besatzung. Erfolg - 1 - 7 000 BRT-Munitionsdampfer.- Gesamteindruck vom Kommandanten unsicher und unruhig geführte Unternehmung. Das Boot ist bei einer Wabovervolgung auf sehr große Tiefe durchgesackt und nur dank der Entschlossenheit eines fronterfahrenen Unteroffiziers, der ohne Befehl abzuwarten, selbstständig angeblasen hat, noch rechtzeitig abgefangen worden. Der Kommandant, über dessen Eignung bereits in der Ausbildung erhebliche Zweifel aufgetreten waren, hat durch sein allgemeines Verhalten auf dieser Fahrt diesen Eindruck bestätigt. Ich habe mich daher zu seiner sofortigen Ablösung genötigt gesehen." gez. Dönitz


Gruß
Horst

großneffe

Hallo Rheinmetall,
laut Aussage von Busch/Röll 1996 war Fischer in der Crew 26 und seit 1.1.45 Fregattenkapitän. Von Januar 43 bis Februar 43 auf dem Hilfskreuzer Hansa,
April 43 bis April 45 - Leiter der Personalabteilung 2.A.d.N.  :MV:
Horst hats ja schon gefunden.
Gruß Sven
VG Sven

großneffe

VG Sven

Albatros

Moin auch,

mal so ein Gedanke, die Auflistung seiner Verwendungen reicht ja nur bis zum 19.04.45, sollte er den Rest des Krieges überlebt haben kann man die Ablösung durch Dönitz eventuell auch als Glücksfall für ihn persönlich werten, denn wer weis wie sein Schicksal verlaufen wäre hätte Dönitz ihn als Uboot-Kommandant im Dienst belassen.

:MG:

Manfred

Urs Heßling

#5
moin,

Zitat von: Rheinmetall am 18 Oktober 2012, 00:14:44
... und nach einer schweren Wabo-Verfolgung das beschädigte Boot sicher nach Lorient zurück gebracht.
Ebenfalls versuchte er mit allen vorhandenen Mitteln, der sich in der Nähe befindlichen und angechlagenen Bismark zu helfen.
Und das selbst mit seinem angeschlagenen und nur noch bedingt tauchfähigen Boot.

Kannst Du bitte deinerseits einmal die Quelle und Details zu diesen Informationen angeben ?

Zitat von: Albatros am 18 Oktober 2012, 10:18:40
... kann man die Ablösung durch Dönitz eventuell auch als Glücksfall für ihn persönlich werten, denn wer weis wie sein Schicksal verlaufen wäre hätte Dönitz ihn als Uboot-Kommandant im Dienst belassen.

Da hast Du nicht Unrecht, sowohl IWO als auch IIWO der Einsatzfahrt mit Fischer gingen bei ihrer ersten eigenen Einsatzfahrt mit ihren Booten verloren (Schwartzkopff/U 520, Keller/U 130).

Vielleicht hat es ganz einfach etwas mit der Bootsnummer zu tun, denn der Kommandant von S 109, OLtzS Bosse, wurde ebenfalls wegen im Einsatz gezeigter mangelnder Fähigkeiten als Kommandant abgelöst ..  :wink: :-D

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Albatros

Zitat von: Urs Hessling am 18 Oktober 2012, 13:47:28
moin,

Zitat von: Rheinmetall am 18 Oktober 2012, 00:14:44
... und nach einer schweren Wabo-Verfolgung das beschädigte Boot sicher nach Lorient zurück gebracht.
Ebenfalls versuchte er mit allen vorhandenen Mitteln, der sich in der Nähe befindlichen und angechlagenen Bismark zu helfen.
Und das selbst mit seinem angeschlagenen und nur noch bedingt tauchfähigen Boot.

Kannst Du bitte deinerseits einmal die Quelle und Details zu diesen Informationen angeben ?


Gruß, Urs

Schubs nach oben ........ :MZ:

:MG:

Manfred

Albatros

Die Quelle wird sicher das von Rheinmetall genannte Buch von Wolfgang Hirschfeld "Feindfahrten" sein.

Wäre schon interessant noch einiges zu der ersten Feindfahrt von U-109 zu erfahren, insbesondere zu dem was im KTB des BdU zu lesen ist.

Zitat von: 040652 am 18 Oktober 2012, 08:33:25


Eintrag im KTB des BdU vom 30.05.41:

Das Boot ist bei einer Wabovervolgung auf sehr große Tiefe durchgesackt


Gruß
Horst


Ist bekannt wie tief das Boot durchgesagt ist?

und
Zitat von: 040652 am 18 Oktober 2012, 08:33:25


Eintrag im KTB des BdU vom 30.05.41:
nur dank der Entschlossenheit eines fronterfahrenen Unteroffiziers, der ohne Befehl abzuwarten, selbstständig angeblasen hat, noch rechtzeitig abgefangen worden.


Gruß
Horst


Das lässt ja nun die Vermutung zu das das Boot ansonsten verloren gegangen wäre und zeigt wohl das alle anwesenden Offiziere in der Zentrale der Lage nicht gewachsen waren.
Hierzu wird wohl auch der L.I. gehört haben.

Während Korvettenkapitän Fischer schon auf eine längere Dienstzeit als Offizier der Marine zurückblicken konnte ( er gehörte der Crew 26 und nicht 36 an) so war das bei dem L.I. Ganz anders.
Fischer war zum Zeitpunkt der Feindfahrt 33 Jahre alt und man konnte ihn damit wohl wenn auch nicht unbedingt auf U-Booten erfahren nennen, der L.I. war erst 21!
21, nun blickt mal eben jeder auf sein eigenes Berufsleben zurück und beurteilt welchen Erfahrungsschatz er in seinem Beruf schon mit 21 angesammelt hatte.
Praktische Erfahrungen kann der L.I. eigentlich nur sehr begrenzt gehabt haben, Theoretisch mag er auf der Höhe gewesen sein aber den Unterschied zwischen Theorie und Praxis den kennt ja auch jeder.
Zeigt also das schon 40/41 mangeln an erfahrenen Offizieren zumindest bei der U-Bootwaffe herrschte.
Man wird nie erfahren wie viele Boote alleine durch den Mangel an Erfahrung verloren gegangen sind. Wenn in dem Film das Boot auch vieles nicht der Wahrheit entsprochen hat, eines aber ganz sicher, der L.I. sagte mal zum Kommandanten gute Leute muss man haben, gute Leute!

Wäre auch interessant zu erfahren wie der Unteroffizier von Dönitz beurteilt wurde.
Und mal ganz nebenbei, wie wäre es Heute.
Ein Unteroffizier greift ohne Befehl bei Anwesenheit des Kommandanten und weiterer Offiziere in die Führung eines Schiffes ein........

:MG:

Manfred






Trimmer

Hallo Manfred - ich glaube hier wurde nicht in die Führung des Bootes eingegriffen sondern nur in einer Extremsituation richtig gehandelt. Ihr schreibt ja das der Maat "Fronterfahren " war - also durch aus in der Lage selbstständig zu handeln.
Ein Eingriff in die Führung ist m.M. nach etwas ganz anderes

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Ritchie

Da würde ich aber heftig streiten wollen.

Wenn der Kommandant nach unten will, kann der Unteroffizier nicht einfach nach oben wollen?

Da hätte ich gern mehr Informationen, welche Tiefe war erreicht, hatten Besatzungsmitglieder Informationen über die für den Typ geltenden Höchsttauchtiefen, Stellung der Tiefenruder usw.

Neben den anderen Offizieren müssen ja auch eine Reihe von Bootsleuten anwesend gewesen sein. Die haben die Situation womöglich nicht als kritisch eingeschätzt? Unter anderen Umständen womöglich ein Fall für das Kriegsgericht?

Grüße

Ritchie

Trimmer

Hallo Ritchie - da haben wir uns aber total falsch verstanden. Wenn ich es richtig gelesen habe so lag wohl eine Notsituation vor. Also nicht Kommandant nach unten - Maat nach oben. Das wäre ja dann schon wirklich Meuterei. Ich denke hier war die Situation so das es keine Befehlsgewalt mehr gab ( Verbindung Zentrale - Maschine o.ä. ) so das das eigenmächtige handeln durch aus begründet und richtig war.
Nimm mal das Beispiel wo ein Unteroffizier - nach dem alle Offiziere gefallen waren - die Kompanie übernahm oder wo der Doktor an Bord eines U-Boots das Boot zurück brachte . (Nr. des U-Boots habe ich gerade nicht zur Hand )

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

FAlmeida

Marine-Stabsarzt Dr. Paul Pfaffinger

"U 441" [Kdt: Götz von Hartmann] / 1. U-Flottille, Brest. Ein Flak U-Boot operation nach 6 Seetage. Am 12.07.43 dem Marine-Stabsarzt Dr. Paul Pfaffinger übernahm das Kommando über das Boot, weil die "U 441" durch angegriffen von drei Flugzeuge aus Beaufighter Nr. 248 Squadron RAF.  Zehn Menschen wurden getötet und dreizehn weitere verletzt, darunter alle Offiziere. Dr. Paul Pfaffinger, übernahm das Kommando und führte das Boot zurück, das am 13.Juli 1943 festmachte in Brest .

Grüße
Fernando

Gebirgsmarine

Hallo Fernando!

Für diese Tat bekam der Dr. das DKiG. Dies hat mir Götz v. Hartmann selbst erzählt.

Gruß
Gerhard

Arche

Hallo!

Das Boot war 200m tief. Also zu tief. Dies wusste auch der Kommandant. Er hatte nicht reagiert. Der Zentralemaat Otto Peters hat dann anblasen lassen. Die Meldung an den BDU kam vom LI und danach haben sich die beiden Wachoffiziere auch noch beschwert. Nach Beurteilung durch den BDU hat der Maat richtig gehandelt.

Gruß
Heinz-Jürgen

Ritchie

Vielen Dank für die Daten. Konnte ein Anblasen zur damaligen Zeit schon vom Gegner gehorcht werden? Waren die Boote in der Lage durch reine Tiefenrudersteuerung (Antrieb in Funktion) zu steigen?

Vielleicht habe ich da eine falsche Vorstellung bezüglich der Dienstgradverteilung in der Zentrale.

3 oder 4 Offiziere, mehrere Feldwebeldienstgrade? und eine Reihe von Bedienern (Mannschaften, Maate). Alle kennen die Lage, Kommandant reagiert nicht (gar nicht oder nicht zeitkritisch) und keiner spricht den Kommandanten an oder spricht eine Empfehlung aus (Frage Tiefe?) oder so ähnlich.

Grüße

Ritchie

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