Süd und Ostchinesisches Meer, ein Pulverfass der Supermächte ?

Begonnen von Albatros, 19 September 2012, 18:34:33

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AND1

China will auch ein großes Stück vom Kuchen. Inbesondere Rohstoffe die auf dem Meeresgrund vermutet werden und da der Kuchen in der Region nicht größer wird, wird er für andere kleiner.

Albatros


mhorgran

Zitat
Die Vorwärtsverteidigung des Westens

27.05.2013
BERLIN/BEIJING
(Eigener Bericht) - Zum aktuellen Deutschland-Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang stellt ein deutscher Außenpolitik-Think-Tank Strategien für den Umgang mit dem aufsteigenden China zur Debatte. Wie es in einer Studie des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) heißt, habe die Volksrepublik durchaus das Zeug, bald "zu einem Zentrum der Weltwirtschaft" zu werden. Selbst ihr Aufstieg zur weltweiten Hegemonialmacht sei durchaus vorstellbar: Beijing könne an seine einst über Jahrhunderte ausgeübte Macht anknüpfen, während der Westen deutlich im Niedergang begriffen sei. Laut der Autorin sei eventuell damit zu rechnen, dass "die alten Industrieländer" in der internationalen Arbeitsteilung "zu Semiperipherien absteigen"; Europa und Nordamerika würden das allerdings wohl kaum hinnehmen: "Politisch und militärisch" beharre der Westen auf seiner - noch - hegemonialen Position, "auch um den Preis der Militarisierung und Brutalisierung von Konflikten". Bereits in der Vergangenheit haben Experten deutlich vor unkontrollierbar eskalierenden Hegemonialkämpfen zwischen dem Westen und China gewarnt: Diese könnten etwa dem Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) zufolge "gnadenlos in die Katastrophe" führen.
Ein Zentrum der Weltwirtschaft
Der kontinuierliche Aufstieg der Volksrepublik China ist Thema einer Analyse, die das Hamburger German Institute of Global and Area Studies (GIGA) soeben veröffentlicht hat. Der Studie zufolge konnte die Volksrepublik sich die Tatsache zunutze machen, dass die wohlhabenden Staaten des Westens nach der Weltwirtschaftskrise von 1973/74 begannen, ihre Profitmargen durch die zunehmende Verlagerung der Produktion in Niedriglohn-Länder der globalen Peripherie zu vergrößern. China bot sich als Niedriglohn-Standort an, konnte dabei jedoch - im Unterschied zu anderen Entwicklungsländern - "die Öffnung für Export orientierte Auftrags- und Komponentenfertigung" für sich als "Initialzündung" für "technisches und organisatorisches Upgrading der Konsumgüterindustrie" nutzen und eine Verbesserung seiner wirtschaftlichen Stellung erreichen. Seit 2006 setze Beijing nun gezielt auf die "Hebung von Löhnen und Sozialleistungen", um die Binnennachfrage und das Lebensniveau zu steigern, und es bemühe sich zudem, seine "Abhängigkeit von der Exportorientierung auf niedrigem Niveau durch ein Upgrading in höherwertige Bereiche zu überwinden", heißt es in der Analyse. Die Wirtschaftskrise, in der der Westen seit dem Jahr 2007 stecke, biete China die Chance, ökonomisch weiter aufzuschließen und auf lange Sicht "zu einem Zentrum der Weltwirtschaft", womöglich sogar zur hegemonialen Macht zu werden.[1]

Chinesische Kontinuitäten
Wie die GIGA-Autorin Andrea Komlosy vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien schreibt, bietet die Weltgeschichte Beispiele für vergleichbare Umbrüche in den globalen Machtverhältnissen. So hätten zum Beispiel "die Napoleonischen Kriege den Weg für die Konsolidierung der britischen Hegemonie" geebnet und "der Erste Weltkrieg den Aufstieg der USA zum globalen Hegemon" ermöglicht. In Rechnung stellen müsse man darüber hinaus jedoch auch die Geschichte und die Traditionen der chinesischen Gesellschaft. China habe vom 14. bis zum 18. Jahrhundert "als ein mächtiges, in administrativen, wirtschaftlichen und kulturellen Belangen führendes, sich seiner eigenen Stärke bewusstes Imperium" eine machtvolle Stellung gehalten. Das Land sei im 19. Jahrhundert zwar vom Westen niedergeworfen worden, jedoch nie vollkommen zur Kolonie herabgesunken. Trotz ausgedehnter "Phasen staatlicher Erosion, ausländischer Besatzung und revolutionärer Umgestaltung" sei stets "die politische Einheit sowie die Kontinuität einer eigenständigen Philosophie und Deutungshoheit gewahrt" worden. Dies wirke "in der Struktur der Gesellschaft und der Mentalität der Bevölkerung" nach. Ein entsprechendes Bewusstsein könne im Falle "eines hegemonialen Wandels im Weltsystem neu belebt werden".[2]

Brutalisierung
In Reaktion auf die "Verlagerung der globalen Wachstumsdynamik" vor allem nach China können Komlosy zufolge heute "drei Tendenzen ausgemacht werden". So sei es erstens "vorstellbar, dass die alten Industrieländer in der internationalen Arbeitsteilung zu Semiperipherien absteigen". Schon heute befänden sich "die sozialen Errungenschaften des metropolitanen Kapitalismus im Rückgang", urteilt die GIGA-Autorin mit Blick auf den Rückbau sozialer Sicherungssysteme in Europa und den USA, "während in Ostasien eine allmähliche Beteiligung am Wohlstand einsetzt". Zweitens sei festzustellen, dass "unter Druck gesetzte Zentren den Befund mangelnder Konkurrenzfähigkeit geflissentlich ausblenden und sich ihrem Abstieg auch beharrlich entgegenstellen" könnten. Um das zu illustrieren, verweist Komlosy auf "die aktuelle Vorwärtsverteidigung" des absteigenden Westens mit seinen "multiplen Interventions- und Kriegsschauplätzen". "Politisch und militärisch" beharre man weiter auf "den westlichen Werten, auch um den Preis der Militarisierung und Brutalisierung von Konflikten".[3]

Provinzialisierung
"Als Ausweg" biete sich allenfalls eine dritte Tendenz an - die "Provinzialisierung" des Westens. Demnach dürfe der Westen "keine globalen Vorrechte" mehr beanspruchen und müsse sich als Teil "einer multipolaren Welt" begreifen. Wenn dann schlicht die eigenen "Kompetenzen gepflegt und gestärkt" würden, könne man sich dem wachsenden "Konkurrenzdruck der aufsteigenden Schwellenländer" möglicherweise noch entziehen. Dafür machten sich mittlerweile "zahlreiche soziale Bewegungen im Westen selbst stark" - allerdings "gegen erhebliche Widerstände wirtschaftlicher und militärischer Interessensgruppen".[4]

In die Katastrophe führen
Vor unkontrollierbar eskalierenden Hegemonialkämpfen zwischen dem Westen und Beijing warnen Außenpolitik-Experten schon seit geraumer Zeit. So hat sich etwa der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Eberhard Sandschneider, schon im Jahr 2011 dafür ausgesprochen, den voraussichtlich bevorstehenden "weltpolitischen Abstieg Europas" nicht um jeden Preis verhindern zu wollen, sondern ihn "erfolgreich zu gestalten". Sandschneider verwies im Gespräch mit german-foreign-policy.com darauf, dass in Washington militärische Konfrontationen mit der Volksrepublik längst "ganz offensiv angedacht" würden.[5] An Rüstungsprojekten, die sich ebenfalls gegen China richten, beteiligt sich überdies auch die Bundesrepublik (german-foreign-policy.com berichtete [6]). Sandschneider warnte bereits Ende 2011, Konfrontationen mit dem aufsteigenden China könnten "gnadenlos in die Katastrophe führen".[7] Komlosy schließt sich nun mit einer ähnlichen Warnung an: "Im Interesse einer friedlichen Entwicklung der Menschheit" sei "zu hoffen", dass die drohenden Verteilungskämpfe "weder durch absteigende" noch durch "um Aufstieg rivalisierende Zentren im Bemühen, eine gerechte Verteilung zu verhindern, militärisch eskalieren".[8]


Weitere Informationen und Hintergründe zur Thematik finden Sie hier: Europas Abstieg, Europas Abstieg (II), Das bekannte Unbekannte, Europas Abstieg (III), Gestalten statt verhindern und Rezension: Eberhard Sandschneider: Der erfolgreiche Abstieg Europas.

[1], [2], [3], [4] Andrea Komlosy: Hegemonialer Wandel im Weltsystem: der Aufstieg Chinas, GIGA Focus Global Nummer 4/2013
[5] s. dazu Europas Abstieg (III), Gestalten statt verhindern und Rezension: Eberhard Sandschneider: Der erfolgreiche Abstieg Europas
[6] s. dazu Ein Feuerring um China, Die Pax Pacifica (III) und Ein Feuerring um China (II)
[7] s. dazu Gestalten statt verhindern
[8] Andrea Komlosy: Hegemonialer Wandel im Weltsystem: der Aufstieg Chinas, GIGA Focus Global Nummer 4/2013

http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58607
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

Albatros



Big A

Zu dem Thema ist im neuen "Marineforum" ein interessanter Artikel erschienen, der aus chinesischen Unterlagen zitierend einen "Zweiten Inselring" etwa auf der Linie der Marschallinseln erwähnt. Dieser soll in dortigen Publikationen als der äußere Verteidigungsring dienen (incl. Zweitschlagfähigkeiten etc.)
Andererseits wird auch darauf hingewiesen, dass sich Pekings Interesse immer stärker auch den Regionen in westlicher Richtung (Siam, Indien, Afrika) zuwendet und ebenso erwähnt, dass bei der Umstrukturierung / Modernisierung der PLAN insbesondere die Landungskomponente gestärkt werden soll.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

RonnyM

Moin,

was ich nicht verstehe, ist ja hinsichtlich der von China gezogenen Grenzen, von Anrainern der int. Seegerichtshof (Hamburg) angerufen worden. Ist da nicht die UN zuständig :?

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Albatros

Zitat von: RonnyM am 06 Juli 2013, 12:18:31
Moin,

was ich nicht verstehe, ist ja hinsichtlich der von China gezogenen Grenzen, von Anrainern der int. Seegerichtshof (Hamburg) angerufen worden. Ist da nicht die UN zuständig :?

Grüße Ronny

Moin Ronny,

China lehnt internationale Schiedsgerichtsbarkeit außer in Handelsfragen grundsätzlich ab.

http://www.dw.de/inselstreitigkeiten-und-v%C3%B6lkerrecht/a-16714078

:MG:

Manfred

RonnyM

...na dann wissen wir ja wo die nächste Action stattfinden werden, Albatros. :MZ:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...


OWZ

 Das `Reich der Mitte´ errichtet nunmehr eine "Identifizierungszone der Luftverteidigung" im Bereich der bestrittenen Senkaku-Inseln ... http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE9AN01L20131124
.., vgl. auch Karte http://german.china.org.cn/china/2013-11/24/content_30689478.htm ).

Soweit mir bekannt gibt es für die Errichtung solcher Zonen keinerlei völkerrechtsvertragliche Vorgaben, so dass es mehr oder weniger im Belieben eines jeden Küstenstaates steht, diese zu bestimmen. Im Vergleich hier auch mal die ADIZ (Air Defence Identification Zone) Japans http://sun-bin.blogspot.co.uk/2006/05/japanese-air-defence-identification.html

:MG:, OWZ

OWZ


Matrose71

Das war zu erwarten!

Mit Japan, Taiwan und Südkorea sind gleich drei Staaten in der Region, dessen Schutzmacht die USA seit dem WW2 und Korea Krieg sind.
Es wäre von den Chinesen sehr naiv zu glauben, die lassen eine solche Provokation auf sich sitzen, ohne zu reagieren.

Das ganze ist sehr schwierig, da China den Status Quo, der seit Ende des Korea Krieges gilt ändern möchte und seit 10 Jahren immer aggressiver wird, dass schürt Angst und Misstrauen.

Erst war es Taiwan, dass aggressiv angegangen wurde, jetzt Japan, die alledings auch wesentlich aggressiver reagieren als Taiwan.
Die USA wollen, da bin ich sicher, den Status Quo um jeden Preis halten, da ein Nachgeben unabsehbare Wünsche nach sich ziehen würde, die ganz klar rote Linien überschreiten.
Taiwan oder Okinawa wären eine solche Rote Linie.
Viele Grüße

Carsten

Albatros

China droht Japan offen mit kaltem Krieg, wer weckt die Schlafwandler China und Japan mal auf ?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/streit-um-senkaku-inseln-china-rechnet-mit-kaltem-krieg-gegen-japan-a-936397.html

Fotostrecke und Video beachten.

:MG:

Manfred

RonnyM

Also die Punkte 1 - 3 sind ja schon eine Frechheit der Chinesen. Jetzt wird sich zeigen, welche "Macht" die UN hat. :roll:

Auf jeden Fall zeigen die Chinesen der Welt, was ihrer Meinung nach ohne Absprache der Anrainer möglich ist. Wir haben ja sonst keine Konflikte.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

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