Welches Marine-Buch liest Du derzeit ???

Begonnen von Mario, 27 Mai 2006, 18:30:29

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Emma28

Hallöchen,

ich habe gerade "Die U-Boote des Kaisers" von Dr. Joachim Schröder begonnen. Viele Leute haben es mir empfohlen, mal sehen.

beck.Schulte

..die (wohl) beste Gesamtdarstellung des u-Krieges 14-18. Mehr braucht es dazu nicht. Das Buch ist leicht lesbar und dies  obwohl eine Doktorarbeit ( Uni Dortmund) . Die erste wissenschaftliche Darstellung aus Deutschland die mit vielen geliebten angelsächsischen  Klischees aufräumt.

ufo

Zitat von: M-54842 am 21 Januar 2021, 08:45:32
Nachdem ich die Crew 34 ausgelesen habe, lese ich nun von Hans Baeuerlein, er fuhr als Oberleutnant zur See von 1943 bis 1945 auf der Scheer, das Buch "Kreuzer Admiral Scheer. Erinnerungen an Sophie Cäsar".
Es handelt sich um authentische Berichte von Besatzungsmitgliedern.
Einem 34er bin ich mit Heinrich Kraft (ehemaliger HSO), auch gleich begegnet. Er war mit der Scheer auf Kaperfahrt und sollte mit seinem Prisenkommando die unterwegs gemachten Prisen an die französische Küste bringen. Dabei geriet er 1941 in Gefangenschaft und wurde nach Kanada verbracht. Es gelang ihm von dort aus 1944 unter Vortäuschung von Parkinsonismus ausgetauscht zu werden. Er hatte die Krankheitssymptome in Zusammenarbeit mit dem deutschen Lagerarzt einstudiert und erfolgreich mehreren Medizinern einer Prüfungskommission vorgetäuscht. Nach einem kurzen Urlaub kehrte Heinrich Kraft auf die Scheer zurück.
Aber auch andere interessante Berichte machen das Buch lesenswert.

Kurz zu dem Buch gefragt: Es gibt von Baeuerlein ja auch in gleichem Layout "Kreuzer Admiral Scheer: Schiff und Besatzung am Ende des Krieges" - ich glaube zwei Jahre frueher erschienen und rund 30 Seiten duenner. Schreibt er vielleicht in Vorwort oder Einleitung, ob das Buch, welches Du hast eine zweite, erweiterte Auflage ist, oder ob das vielleicht ein ganz neues, anderes Buch ist?

Danke,
Ufo

ufo

Present to self  :-D

Schon ewig mal eine bezahlbare Ausgabe gesucht und just fuendig geworden: Evans & Peattie, Kaigun.
Mal meinen Horizont etwas erweitern. Faengt toll an!

Ufo

Schorsch

Hallo zusammen!

Ich habe Harrys --/>/> Tipp vom Dienstag aufgegriffen und bin gerade dabei, mich in die dort präsentierten Schnurren einzulesen. An dieser Stelle einen großes Dankeschön für den Hinweis auf dieses Buch! :TU:)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Benjamin

Zitat von: ufo am 20 Februar 2021, 21:32:46
Present to self  ;D

Schon ewig mal eine bezahlbare Ausgabe gesucht und just fuendig geworden: Evans & Peattie, Kaigun.
Mal meinen Horizont etwas erweitern. Faengt toll an!

Ufo


Kann ich nur empfehlen. 3/4 habe ich mittlerweile durch. Tolles Buch, sehr verständlich geschrieben
If there's more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.

M-54842

Eine weitere lesenswerte Marinebiografie ist erschienen:
Andre Pecher: Friedrich Oskar Ruge, Lebenswelt, Rolle und Selbstverständnis eines Marineoffiziers von 1914- bis 1945.
Nachdem ich die von Ruge selbst verfasste Biografie "In vier Marinen" vor längerer Zeit gelesen habe, war es folgerichtig, diese quellengestützte opulente Arbeit in Angriff zu nehmen.
"Friedrich Ruge war der erste Inspekteur der 1956 aufgestellten Marine der Bundesrepublik Deutschland. Damit war er einer ihrer Gründungsväter und prägte sie durch sein Wirken nachhaltig, insbesondere auch deren Geschichtsbild und Traditionsverständnis. Während seine Rolle an der Spitze dieser Marine von 1956 bis 1961 und sein öffentliches Wirken danach relativ gut erforscht sind, hat eine wissenschaftliche Hinterfragung des Marineoffiziers Ruge vor 1945 bisher nicht stattgefunden. Ruge selbst diente als Seeoffizier der Kaiserlichen Marine sowie der Reichs- und Kriegsmarine.
Die vorliegende biografische Studie widmet sich Ruges Lebensphase im Zeitalter der Weltkriege. Anhand seiner überlieferten zeitgenössischen Selbstzeugnisse und späteren Erinnerungen werden seine Prägung in den drei Vorgängermarinen, sein politisches Denken und sein historisches Bewusstsein in den Blick genommen. Eingehend werden auch Lebenswelt, Rolle und Selbstverständnis des Marineoffiziers bis 1945 betrachtet.
Vor allem wird untersucht, ob und inwieweit dieser schaffenskräftige Marineoffizier stellvertretend für sein soziales Milieu steht, was ihn besonders machte – und worauf sein Traditionsverständnis vor allem der Marine wirklich fußte."

M-54842

#1327
Nachdem ich das Buch nun durchgelesen habe, möchte ich ein paar eigene Bemerkungen machen.
Nach der Lektüre von Ruges  "In vier Marinen" und "Im Küstenvorfeld" sowie dem aktuellen Werk von Andre Pecher, habe ich nun ein differenzierteres Ruge-Bild gewinnen können.
Ruge war ein Mann seiner Waffengattung und Pecher schreibt auf der S. 241 positiv über ihn:
"Es ist nicht bekannt, dass sich ein anderer Marineoffizier für seine Waffengattung so intensiv engagierte, sich zum Anwalt seiner marinespezifischen Sparte machte, wie Ruge dies tat. Insofern ist er ein herausragender Marineoffizier."
Pecher weist anhand von Ruges Tagebüchern durch etliche Beispiele aber auch nach, dass der zeitgenössische Ruge andere Auffassungen vertrat als er nach dem Krieg der Öffentlichkeit zu seinem Vorteil offenbarte. Auf S. 249 f drückt Pecher Ruges Verhalten dahingehend folgendermaßen aus:
"Als ein noch recht mildes Urteil müsste man hier die Aussage treffen, dass Ruge in diesem Zusammenhang in den Lebenserinnerungen seine nach dem Krieg gewonnene Einsicht mit seiner zeitgenössischen Haltung verwechselte. Faktisch ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass Ruge hier wieder einmal eine distanzierte Haltung zum NS-Regime konstruierte, die er zeitgenössisch nicht vertreten hat. Damit stellte er sich selbst in ein Licht, das ihn gegenüber der Nachwelt nicht abträglich erscheinen ließ. Folglich ist festzuhalten: Der zeitgenössische Ruge befand sich mit seinem Urteil über außenpolitische Fragen in Deckungsgleichheit zum NS-Regime, was wiederum die Glaubwürdigkeit des erinnernden Ruge in Zweifel zieht."
Auf S. 256 schreibt Pecher über Ruge im Zusammenhang mit einer Teilnahme an einem nationalpolitischen Lehrgang in Berlin:
"Vergegenwärtigt man sich nun Ruges Tagebucheintragungen über den nationalpolitischen Lehrgang im Januar 1938, wird spätestens jetzt deutlich, wie sehr auch seine Weltanschauung inzwischen mit dem nationalsozialistischen Gedankengut verwachsen war. Damit ist das von ihm selbst später gepflegte Bild des >>unpolitischen Soldaten<< schwerlich aufrechtzuerhalten. Im Gegenteil, in Ruges Weltbild konvergierten seine traditionellen soldatischen Werte und sein national-konservatives Denken mit den nationalsozialistischen Vorstellungen."
Zu Ruges Eigenschaft als Gerichtsherr heißt es auf der S. 311:
"Bisher ist aber (seit 1998) bekannt, dass Ruge im Zweiten Weltkrieg als B.S.W. drei Todesurteile bestätigt hat - sogar gegen den Rat der befassten Richter."
Anhand von Tagebucheinträgen Ruges bezogen auf den 20. Juli 1944, zu diesem Zeitpunkt war Ruge bei Rommel eingesetzt, kommt das Buch auf S. 370 zum Ergebnis:
"Ruges hier wiedergegebener Tagebucheintrag und seine zeitgenössischen Briefe widerlegen eindeutig, dass der Vizeadmiral im Stab der Heeresgruppe B als ein Sympathisant und potenzieller Unterstützer der Widerständler hätte infrage kommen können."
Allerdings setzte mit der Invasion und dem Tod Rommels ein gewisses Umdenken Ruges ein. Nachdem er bei der Beisetzung Rommels von den wirklichen Todesumständen erfahren hatte "blickte Ruge erstmalig persönlich und unmittelbar betroffen in die Abgründes des NS-Regimes." (S. 375)
Eine Korrektur habe ich. Auf dem Bild Nr. 13 auf S. 449 soll GFM Kesselring abgebildet sein. Das ist er definitiv nicht.

Zusammenfassend kann ich feststellen:
Ein nicht einfach zu lesendes aber fundiertes und aufschlussreiches Buch, dass den Vizeadmiral Ruge außerhalb seiner eigenen Darstellung zeigt und Dinge beleuchtet, die Ruge als Selbstbiograf wohl bewusst ausgeblendet oder schöngeschrieben hat.       
   

Darius

Vielen Dank für die ausfürliche Anmerkung zu dem Komplex.


:MG:

Darius

ufo

Zitat von: M-54842 am 01 März 2021, 18:03:07
Eine weitere lesenswerte Marinebiografie ist erschienen:
Andre Pecher: Friedrich Oskar Ruge, Lebenswelt, Rolle und Selbstverständnis eines Marineoffiziers von 1914- bis 1945.
...

Ganz vielen Dank fuer die ausfuehrliche Besprechung!

Das klingt nach einem spannenden und mit viel Sorfalt entstandenen Buch.

Ich finde immer, dass sowohl die Kaiserliche Marine als auch die Kriegsmarine ihre jeweils groessten Siege nicht auf dem Meer, sondern am Schreibtisch errungen haben: Beiden gelang es - der Kaiserlichen Marine in Deutscher Isolation, der Kriegsmarine angestiftet durch die Westallierten - die Deutungshoheit ueber die Weltkriege zur See zu erobern. Beide Marinen konnten fast unangefochten ihre eigenen Geschichte schreiben.

Es nimmt nicht Wunder, dass dabei die Idee vom reinen Schild und der unbeflecken Flagge eine grosse Rolle spielte. 

Ufo

Urs Heßling

moin,

Zitat von: ufo am 01 April 2021, 14:05:35
Ganz vielen Dank fuer die ausfuehrliche Besprechung!
Dem schließe ich mich an  :TU:)

Zitat von: ufo am 01 April 2021, 14:05:35
Ich finde immer, dass sowohl die Kaiserliche Marine als auch die Kriegsmarine ihre jeweils groessten Siege nicht auf dem Meer, sondern am Schreibtisch errungen haben
vielleicht ein "großer Sieg" der Kriegsmarine ? : die Evakuierung über die Ostsee 1945

Zitat von: ufo am 01 April 2021, 14:05:35
Es nimmt nicht Wunder, dass dabei die Idee vom reinen Schild und der unbeflecken Flagge eine grosse Rolle spielte. 
Ich kann mich erinnern, daß Hannah Arendt an Peter Bamms Die unsichtbare Flagge heftige Kritik übte, weil sich nun andere hinter dem Bild vom guten deutschen Soldaten verstecken konnten.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

M-54842

Zitat von: ufo am 01 April 2021, 14:05:35
Das klingt nach einem spannenden und mit viel Sorgfalt entstandenen Buch.
Ufo

Das muss man dem Autor wirklich bescheinigen. In diesem Werk steckt unheimlich viel Arbeit und auch Qualität.
Ich hoffe, dass perspektivisch noch ein paar Biografien dieser Klasse erscheinen werden.

Sven L.

Hallo Forumsfreunde,

ich habe mir das Buch Flower Class Corvettes von John Lambert, Les Brown bestellt und erhalten.

Auch wenn es in in Englisch geschrieben ist, war es leicht verständlich zu lesen. Im ersten Kapitel geht es um den Entwurf, worin der Weg zum ersten Entwurf, den vielen Verbesserungen im weiteren Verlauf usw. beschrieben wird. Das Kapitel, ebenso wie die weiteren sind gespickt mit Fotos und Konstruktionszeichnungen. Sehr interessant sind die Werftpläne des Originalentwurfs, als auch des modifizierten Entwurfs. Es sind auch diverse Zeichnungen mit Seiten- und Draufsicht enthalten. Hierbei wird einem schnell klar warum kaum ein Boot der Klasse dem anderen geglichen hat. Im zweiten Kapitel wird kurz auf die Maschinenanlagen eingegangen. Das nächste Kapitel geht auf die verschiedenen Produkte von Herstellern von Modellbausätzen dieses Schiffstyps ein, woran sich ein Kapitel mit Vorzeigeprojekten von Modellbauern anschließt. Danach werden diverse Tarnschemata gezeigt. Als nächstes die obligatorische Auflistung aller Boote der Klasse mit Nennung von Kiellegung, Stapellauf, Fertigstellung und Verbleib. Das nächsten Kapitel beschäftigten sich mit der Bewaffnung - sehr umfangreich mit detaillierten Zeichnungen - , dem Radar Typ 271 und dem Aussehen. Im letzteren werden neben Maschinenbaulichen Dingen auch der Wandel der Kommandobrücke gezeigt.
Was mir gänzlich neu war ist, dass einige Boote auch zum Minensuchen geeignet waren bzw. eine entsprechende Ausrüstung erhielten.

Die ISBN-Nummer lautet: ISBN 978-1-84832-064-2 (Paperback), Seaforth Publishing.

Ich habe mein Exemplar bei Thalia.de bestellt. Die Lieferzeit war mit nicht ganz zwei Wochen recht kurz.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

M-54842

Ich habe gerade das Buch von Günter Kneter "Z 34" Berichte und Erlebnisse der Besatzung gelesen. Ein informatives Buch von der Indienststellung 1943 über die Einsätze in Norwegen 1944 und in der Ostsee 1945 bis zur Überführung von Z 39 durch Teile der Besatzung von Z 34 im Jahr 1945 in die USA.
Günter Kneter selbst hat an allen Fahrten von Z 34 teilgenommen.

Darius

Bzgl. Z 34 hatte ich hier bisher nurauf dem Schirm "Zerstörer Z 34 - Ein Kriegstagebuch vom Alltag des Seekrieges 1943 bis 1945", Rolf Güth, Koehler Verlag, 1980.

Danke für den Hinweis.


:MG:

Darius

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