U 997 - Neues Buch von H. J. Röll

Begonnen von UC 67, 22 August 2012, 17:32:14

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UC 67

Gruß aus Potsdam

Simon

Maurice Laarman

Da bin ich gespannt. Sicher ob man auch: 'Die trotz all dieser Widrigkeiten erzielten Erfolge von U 997 fanden ihre Anerkennung durch die noch am 7. Mai 1945 erfolgte Verleihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz an den Kommandanten Hans Lehmann' erforscht hat. Wie ich meine sind die damals gemeldete Erfolge mit die heutige Erforschungsstand nicht alle belegbar.

Gruss,

Maurice

UC 67

Der Autor hat gründlich recherchiert. Da steht nicht mehr drin, als tatsächlich versenkt/beschädigt worden ist, nämlich 2 Schiffe bzw. 1 Schiff. Das Gute an dem Buch sind u. a. viele Fotos von Besatzungsmitgliedern und durch deren Befragung geschlossene Informationslücken.
Gruß aus Potsdam

Simon

Axel66

#3
Guten Tag in die Runde,

bin auf diesen alten Thread bei einer privaten Recherche gestoßen.

Frage: ist wohl bekannt bzw. wird in besagtem Buch behandelt, dass bei Kriegsende, als U-997 zusammen mit anderen Booten versuchte, von Narvik aus deutsche Häfen zu erreichen, verschiedene Angehörige des Sicherheitsdienstes (SD), der Sicherheitspolizei (SiPo) sowie der Gestapo eingeschifft waren? Angeblich versuchten eine Handvoll SD und SiPo-Leute, die in Narvik stationiert waren, sich unter falschen Namen und als reguläre Soldaten der Wehrmacht bzw. der Kriegsmarine getarnt aus Norwegen abzusetzen. Ihnen war klar, das sie von den Alliierten als Kriegsverbrecher gesucht wurden.
Nach meinen Kenntnisstand handelte es sich um die Boote U-997 und / oder U-992 (Kdt. Falke) und U-968 (Kdt. Westphalen). Die Boote wurden allerdings von der Royal Navy aufgebracht, die Besatzungen sowie die eingeschifften "Gäste" wurden dann in England interniert. Der Leiter des SD aus Narvik, ein gewisser SS-SS-Obersturmbannführer Helmut Tanzmann, wurde später in ein Verhörzentrale der Briten nach London verlegt, wo er 1946 unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kam.

Vermutlich was das ja kein Einzelfall, und es dürften sich seinerzeit mehrere "Verdächtige", die in Norwegen tätig waren, auf Booten und Schiffen der Kriegsmarine abgesetzt haben.  Es wäre mal interessant zu erfahren, ob aus Sicht der U-Boot-Leute über diese Vorkommnisse nach dem Krieg berichtet wurde.

Gruß in die Runde

Axel
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
OLtzS dR

TW

Korrigiere U 92 (Falke) in U 992
Du sagst: angeblich ...  Wo wird das denn so angegeben?
Gruß, Thomas

ARANTALES

Aus Funkmeldungen (TNA Akte HW18/222, siehe Anhang) geht hervor U992, U997 und 13 andere UBoote erhielten NACHKRIEGS die Genehmigung von Narvik aus zu laufen mit als Ziel Drontheim. Die Funkmeldungen geben der Anlass für diese Verlegung.

Keine Spur einer Absicht ein Deutscher Hafen zu erreichen wo die Alliierten - in diese NACHKRIEGS Periode - die noch fahrbereite Boote in die U.K. konzentrierten. Die Gruppe der 15 Boote wurde zwischen Narvik und Drontheim von die Royal Navy aufgebracht und unmittelbar in die U.K. geschickt (Loch Eriboll).

Zu die Einschiffung von SD, SiPo und/oder Gestapo habe ich keine Unterlagen und kann deswegen dazu keine Angaben machen. Ist auch nicht mein Ding.

Met vriendelijke groeten,
Walter



 

Axel66

Hallo,
die Quellen im Zusammenhang mit SD/SiPo Angehörigen sind im Wesentlichen die Reports des britischen Geheimdienstes, bzw. deren sog. Prisoner of War Interrogation Section ("PWIS"). Diese Reports wurden unmittelbar nach der Kapitulation erstellt. Die Berichte sind mittlerweile in norwegischen und englischen Archiven einsehbar, zum Beispiel beim Norges Hjemmefrontmuseum ("NHM") in Oslo oder beim National Archive in Kew bei London. Es gibt wohl noch weitere Unterlagen in Frankreich, die allerdings noch nicht de-klassifiziert sind und daher nicht öffentlich zugänglich sind.

Die Untersuchungen zum SD/SiPo im Bereich Narvik (und Tromsö) sind in den Reports PWIS 43 und 51 zusammengefasst. Es gibt darauf aufbauend zahlreiche weitere Veröffentlichungen von Historikern und Anderen (z. B. Helen Fry, "London Cage: The Secret History of Britain's World War II Interrogation Centre").

Zum Hinweis bzgl. Verlegung der Boote nach Deutschland: es gibt in der Literatur sowohl Hinweise auf Boote, die wohl noch versucht hatten, deutsche Häfen zu erreichen, als auch Hinweise auf Boote, die im Rahmen der Kapitulation "offiziell" an die Alliierten übergeben und entsprechend überführt wurden, zum Beispiel in englische Häfen (wie von Arantales erwähnt). In beiden Fällen war es wohl so, dass sich einige Angehörige des SD/SiPo verdeckt eingeschifft hatten.

Ich meine, in einem Buch von bzw. über Reinhardt Suhren gelesen zu haben, das er solche "Einschiffungen" bei Kriegsende am Rande erwähnt, aber ohne näher darauf einzugehen. In einem der PWIS-Berichte wird erwähnt, dass Suhren ein guter Freund des besagten Obersturmbannführer Tanzmann war, und dass sich Tanzmann oft an Bord der "Grille" einfand, von wo aus Suhren wohl die Geschicke seiner U-Boote leitete.

Der Hintergrund meiner rein privaten Recherchen bezieht sich auf die Organisation dieser SD/SiPo Einheiten in den von den Deutschen besetzten Ländern, und was aus deren Mitgliedern im Rahmen von Kriegsverbrecher-Prozessen geworden ist. Mein Großvater war in einer dieser Einheiten, nur leider ist dieses Thema innerhalb der Familie früher nie wirklich zur Sprache gekommen (was ja wahrscheinlich symptomatisch für die damalige Generation war...).  Das Thema U-Boote in Norwegen ist insofern hier aus meiner persönlichen Sicht nur am Rande behandelt.

Viele Grüße
Axel
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
OLtzS dR

M-54842

Zitat von: Axel66 am 30 November 2021, 13:23:47

Frage: ist wohl bekannt bzw. wird in besagtem Buch behandelt, dass bei Kriegsende, als U-997 zusammen mit anderen Booten versuchte, von Narvik aus deutsche Häfen zu erreichen, verschiedene Angehörige des Sicherheitsdienstes (SD), der Sicherheitspolizei (SiPo) sowie der Gestapo eingeschifft waren? Angeblich versuchten eine Handvoll SD und SiPo-Leute, die in Narvik stationiert waren, sich unter falschen Namen und als reguläre Soldaten der Wehrmacht bzw. der Kriegsmarine getarnt aus Norwegen abzusetzen. Ihnen war klar, das sie von den Alliierten als Kriegsverbrecher gesucht wurden.
Nach meinen Kenntnisstand handelte es sich um die Boote U-997 und / oder U-92 (Kdt. Falke) und U-968 (Kdt. Westphalen). Die Boote wurden allerdings von der Royal Navy aufgebracht, die Besatzungen sowie die eingeschifften "Gäste" wurden dann in England interniert.

Axel

Das Aufbringen der Boote an sich findet im Buch Erwähnung. Von SD/SiPo-Angehörigen wird nichts geschrieben. Es waren allerdings deutlich mehr Boote. Falke war Kommandant U 992.

M-54842

Zitat von: Axel66 am 01 Dezember 2021, 10:01:11

Ich meine, in einem Buch von bzw. über Reinhardt Suhren gelesen zu haben, das er solche "Einschiffungen" bei Kriegsende am Rande erwähnt, aber ohne näher darauf einzugehen.

In ,,Nasses Eichenlaub" heißt es auf S. 168 zu Suhrens Inhaftierung in Drontheim:
,,Es ging darum, ob ich einmal fünf Angehörige des Sicherheitsdienstes im U-Boot nach Nordnorwegen verschifft hätte. Die waren spurlos verschwunden, wahrscheinlich über die grüne Grenze nach Schweden. Jedenfalls hatten wir mit unseren U-Booten anderes zu tun gehabt."

TW

Zitat von: Axel66 am 01 Dezember 2021, 10:01:11
Hallo,
die Quellen im Zusammenhang mit SD/SiPo Angehörigen sind im Wesentlichen die Reports des britischen Geheimdienstes, bzw. deren sog. Prisoner of War Interrogation Section ("PWIS"). Diese Reports wurden unmittelbar nach der Kapitulation erstellt. (...)

Der Hintergrund meiner rein privaten Recherchen bezieht sich auf die Organisation dieser SD/SiPo Einheiten in den von den Deutschen besetzten Ländern, und was aus deren Mitgliedern im Rahmen von Kriegsverbrecher-Prozessen geworden ist. Mein Großvater war in einer dieser Einheiten, nur leider ist dieses Thema innerhalb der Familie früher nie wirklich zur Sprache gekommen (was ja wahrscheinlich symptomatisch für die damalige Generation war...).

Ganz herzlichen Dank für Deine Auskunft und die Verweise auf Deine Quellen, Axel. Wir hatten ja schon mal die Transporte von Gefangenen durch Schiffe der Kriegsmarine im FMA als Thema. Aufklärung über den Transport von Tätern ist genauso wichtig, sofern es darum ging, sie vor der Verantwortung zu schützen und in Deckung zu bringen.
Viele Grüße, Thomas

Axel66

Danke für den Hinweis bzgl. Suhren. Ich glaube, das war die Textstelle, die ich meinte.

Es mag so gewesen sein. Es gibt allerdings ein Vernehmungsprotokoll (Signatur: WCIU/LDC/1115(a) - AT/HFF, London, April 1946) von einem der SD-Angehörigen (Oskar Schiffner, SS-Hauptscharführer und einer der Tanzmann-Leute aus Narvik; er wurde später in Frankreich verurteilt). Er behauptet sinngemäß, dass er selbst, Tanzmann und fünf weitere SD-Leute an Bord der Grille und nach Absprache mit Suhren mit falschen Papieren und Marine-Uniformen ausgestattet wurden. Schiffner zum Beispiel ist anschließend unter dem Namen Stabsoberbootsmann Beyer auf U-968 (Kdt. Westphalen) eingeschifft worden. Das Boot verlegte dann nach Schottland. Die anderen sechs SD-Leute seien mit anderen Booten gefahren (wie eingangs erwähnt auf U-997 und U-992). Alle Teilnehmer sind dann in England interniert und später gesondert verhört worden, nachdem man ihre wahre Identität aufgedeckt hatte.

Ich denke, so könnte es gewesen sein, und es wäre wohl irgendwie nachvollziehbar, dass Suhren diesen Vorgang in entsprechenden Befragungen durch die Engländer sowie später in seinem Buch ein wenig anders dargestellt hat. Vielleicht war er auch tatsächlich gar nicht im Detail involviert, und jemand anderes vom U-Boot-Stab hat die Dinge so arrangiert, wie in dem Protokoll von Schiffner beschrieben.   
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
OLtzS dR

bettika61

#11
ZitatEr behauptet sinngemäß, dass er selbst, Tanzmann und fünf weitere SD-Leute an Bord der Grille und nach Absprache mit Suhren mit falschen Papieren und Marine-Uniformen ausgestattet wurden.
Auch in Flensburg, Ziel der "Rattenlinie Nord" wurden Kriegsverbrecher beim Abtauchen von der Kriegsmarine unterstützt,
so auch der Massenmörder Rudolf Höß .
Kapitän zur See Wolfgang Lüth, rüstete mit ausdrücklicher Billigung von Großadmiral Karl Dönitz,   die  NS-Verbrecher mit Soldbüchern unter falschem Namen aus. Höß nahm den Namen Franz Lang an und erhielt die entsprechende Ausstattung als Marinesoldat.Der  Weg  führte  Höß  mit  ordentlichem  Marschbefehl  ausgerüstet  – zur Marine-Nachrichtenschule nach  Rantum  auf Sylt. Bei der weiteren Flucht wurde er von Oberleutnant zur See Lietz unterstützt.
Edit: Quelle Volker Koop
Rudolf Höß
Der Kommandant von Auschwitz. Eine Biographie
https://ur.booksc.eu/book/36633115/8f2538
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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