Umgang mit traumatisierten Soldaten

Begonnen von RonnyM, 14 Juni 2012, 12:27:43

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Henrio

Hallo Micha, ebenfalls  top

Gruß
Heinz

Big A

Micha, BZ  :MG:

Ausgezeichneter Beitrag

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Münchner

 
Hallo Achim, Heinz und Axel,

ein etwas erstauntes *Danke* für Eure Anerkennung, die ich nach meiner Meinung eigentlich nicht verdient habe.
Ich hatte mein Posting mit: "Vieles bleibt unerwähnt..." beendet, und bin der Meinung, dass ich nur an der Oberfläche der Thematik gekratzt habe.

Die Meinungsbildung in der Bevölkerung durch eher wenigerqualifizierte Journalisten (ich nenne sie gerne die 'Vierte Gewalt'), die Meinungsbildung durch gar nicht mal so neue, aber weitestgehend unterschätzte Medien (politische Foren und Blogger), die Arroganz gewisser politischer Kreise gegenüber einigen Sachthemen, nämlich die vernachlässigte Auseinandersetzung mit dem Islam und die haarsträubende Dekadenz der Entscheider gegenüber den Erfordernissen und Grundzügen der irregulären Kriegführung oder auch Möglichkeiten und alternative Lösungen zur internationalen Konfliktbewältigung...

Alles nur angekratzt. Über jeden einzelnen Punkt könnte man aber stundenlang schreiben und diskutieren.

Aber nochmals *Danke* und Grüße vom Micha

et si omnes, ego non!
(Wenn auch alle, ich nicht. - Ein Bibelzitat.)

mhorgran

"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

kalli

Vor einer Woche habe ich nachfolgendes Buch zum Thema bekommen. Hier mal als Buchempfehlung.

Robert Sedlatzek-Müller, Soldatenglück. ISBN 978-3-8419-0092-0

http://www.weltbild.de/3/16893263-1/buch/soldatenglueck.html?wea=8001208#produktbeschreibung

smutje505

Hallo Stefan der link  top ,hallo Kalli genau dieser ehemaliger Kosovo-und Afghanistan Soldat Robert Sedlatzek-Müller war in der Talkshow am 10.6.12

Spee

Servus,

wurde irgendeiner der Soldaten zu einem Auslandseinsatz gezwungen? Beruhen solche Einsätze nicht auf der Prinzip "freiwillig" oder wie ist diese Sache gelöst?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Langensiepen

Spee: Lieber Thomas: Du sprichst mir ein weiteres Mal aus der Seele. Unsere Urgroßväter mussten Somme und Verdun ungefragt erleiden, wenn nicht gings ins Gefängnis, man war Vorbestrafter. Unsere Opas lag auch (meist) nicht freiwillig vor Stalingrad oder auf Kreta. Lebten nach den Worten ,,Nie wieder Krieg, ich hau in Sack" nur noch kurze Zeit. Ich kann mich aber nicht entsinnen, das Traumatische- Erlebnis- Verarbeitung" nach so 1955 Massenthema war. Mir persönlich ist nur ein ehm. Kollege ( schon lange tot) in Erinnerung, der ab und zu am Zeichenbrett das ,, Zucken ,, bekam. Glaube aber nicht das er je beim Psychiater war. Er hatte ein U-Bootsfahrt im Mittelmeer erlitten.
Schön das das alles für die BRD vorbei ist. Wer sich diesen Dingen jetzt aussetzen will tut dies in der Erkenntnis was ihn dort erwartet. Er tut es nicht für das ,,deutsche Volk" was immer dies auch sei. Wer tut es nicht zum Schutz von Frau , Kind und Herd, dem sozialistischen Vater lande, dem Führer oder dem Kaiser. Wer tut es für Geld (ganz legitim )  im Auftrag eines Teiles der zur Wahl gegangenen Staatsbürger der BRD. Also einer wechselnden Regierung ( Heute Schwarz-Gelb,morgen Rot-Grün, und übermorgen wer weiß was auch immer.) Wenn er dann ganz erschrocken in Afghanistan fest stellt ,,Nö, so nich, ich will wech"! Dann meldet er sich aus der Firma ab und geht nach Hause. Er wird weder rechtlich noch gesellschaftlich bestraft. Verliert Geld.
Deshalb hält sich mein Bedauern in Grenzen.
Für die die dennoch leichtes Geld verdienen wollen, empfiehlt sich die Bundesmarine. Abenteuer vor Somalia und Ferienspaß vor dem Libanon.....nun erzähl mir keiner das selbst von dort unsere Mädels und Jungs traumatisiert nach Hause kommen. ..oder doch?
:roll:

kalli

Spees und Langensiepens Argumente mögen auf den ersten Blick ja einleuchtend sein. Bei etwas näherem Hinsehen ist das aber etwas kurz gedacht. Hier geht es nicht so sehr darum, wie Teile einer Nation ihre verletzten oder toten Krieger sehen. Sondern hier geht es darum, wie ein Arbeitgeber ( so sehen Sie das wohl auch Herr Langensiepen, THW und so :-) ) sich um seine verunfallten, kranken Arbeitnehmer kümmert, seiner Führsorgepflicht nachkommt. Und da läßt sich trefflich streiten, ob da alles richtig läuft.

Langensiepen

 Gut pariert Herr Jockel. Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht.  top

Ein kleiner böser Einwurf. Die Behandlung der im Dienst psychisch beschädigten Soldaten durch den Dienstherrn ist eine bekannte Sache und dem Freiwilligen schon vor Dienstantritt geläufig. Wenn ich also unter die Soldaten gehe,  weiß ich das ich als ,,Problemsoldat" in die Mühlen des BMVg gerate.   :roll:

Münchner

#25
 
Jetzt klingt doch dieses schulterzuckende 'selber schuld' durch...

Vorab:

Ich respektiere jeden Menschen, der es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, den Dienst mit der Waffe auszuüben und sich dabei beispielsweise auf Drewermann beruft.

Ich respektiere jeden Menschen, der die Politik der Bundesregierung (gegenwärtig, oder in der Vergangenheit) in Frage stellt, wenn sie darauf hinausläuft, Truppen ins Ausland zu schicken.
Zu diesen Kritikern gehöre ich selbst.

Sinn und Zweck einer Truppenentsendung darf, soll und muss nmE genauso kritisch betrachtet und ständig hinterfragt werden, wie die Verfassungsmäßigkeit eines Einsatzes.

Grundsätzlich richtig ist:
Niemand wird gezwungen, zur Bundeswehr und dann auch noch nach Afghanistan zu gehen.
Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit, denn insgesamt ist diese Äußerung suggestiv, wenn sie alleine im Raum stehen bleibt.

Deswegen ein paar Anmerkungen von mir:

Die Entscheidung für oder gegen das Verfassungsorgan Bundeswehr liegt im Bereich der persönlichen Lebensplanung und ist im Rahmen der freien Entfaltung der Persönlichkeit durch das Grundgesetz geschützt.

Dieses immer wieder auftauchende 'Selber schuld' setzt für mich einen gewissen Vorsatz oder zumindest grobe Fahrlässigkeit bei einer rechtswidrigen Handlung voraus.
Wer besoffen mit dem Dienst-Pkw auf der Fahrt zum Truppenübungsplatz verunglückt und dabei schwer verletzt wird, ist in gewisser Weise 'selber schuld'.

Ein Soldat, der im Einsatz durch die Exoplosion einer Sprengfalle verletzt wird, ist NICHT selber schuld.

Vergleichen wir es mit zivilen Unfällen.
Ein Elektriker, der nach einem schweren Stromunfall bei der Bundesbahn seinen rechten Arm verloren hat und Rente bezieht, oder ein Arbeiter, der nach jahrelangem Einatmen von Schadstoffen schwer erkrankt und nach ein paar Jahren als Frührentner verstorben ist.

Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, diesen beiden Geschädigten ein 'falscher Beruf ergriffen' oder ein unterschwelliges 'selber schuld' auf den Tisch zu klatschen.
Beide Fälle sind nicht konstruiert sondern in meinem entfernteren Bekanntenkreis so abgelaufen.

Man kann und sollte über den Soldatenberuf sehr ausführlich diskutieren, im Falle von Verletzungen aber Unterscheidungen gegenüber zivilen Geschädigten zu treffen, ist für mich einfach nur abwegig (sehr vorsichtig und zurückhaltend formuliert).
et si omnes, ego non!
(Wenn auch alle, ich nicht. - Ein Bibelzitat.)

smutje505

@Micha  top top top   Hier noch ein Buch von einer BW-Ärztin

Langensiepen

Freundlicher Widerspruch nach München:
Es gibt einen Unterschied zwischen Kopfschuss in Afghanistan und Arm ab auf der Baustelle.
Der Soldat des BW Heeres , Luftwaffe ( nicht der BW Marine ) muss seit einigen Jahren damit rechnen, das sein Einsatz bei ihn und anderen zum Tode führt.
Beschossen zu werden ist Teil des Berufsbildes.
Beim Elektriker ,Mauer, LKW Fahrer usw, der in seinem Beruf verunglückt, ist Tod, Verletzung  nicht  Teil des Berufsbildes.
 Für meine Meinungsbildung ist u.a. maßgeblich: Mein Sohn wohnt in Zeven. In seiner Nachbarschaft sind was 50-60 der Reihenhäuser ( Niederländische Siedlung ) von Familien von Unteroffizieren der Luftlandebrigade 31 bewohnt. In seine Bekanntenkreis sind fast nur Familien aus dieser Berufsgruppe. Ich habe also erlebt was abgeht, wenn es nach Afghanistan geht. ( Letzter Grillabend ) Da war ,, komm er zurück ,,  Thema Nr.1 .  In meinen jungen Jahren bestand unser Bekanntenkreis durchweg aus Offizieren der deutschen Handelsmarine ( meist  der Hochseefischerei ) Auch dort gab es Abschied für bis zu einem halben Jahr und mehr. Auch dort war die Stimmung mau, aber es ging um Trennung und nicht um ,, wird die See ihn mir rauben?"
Ich belasse es dabei. Wir sind unterschiedlicher Meinung...und das ist auch gut so.
Mit freundlichen Grüßen

RonnyM

Moin,

drehen wir doch mal die Zeit ein klein wenig zurück. Obwohl mein Vater bei der Handelsmarine fuhr (NDL) und in Bordeaux 04/1945 von Bord ging und auf der Pier eine Pistole in die Hand gedrückt bekommen hat, mit dem Hinweis, davorn ist der Amerikaner, den müßt ihr bekämpfen, hat die Besatzung die Waffen ins Hafenbecken geschmissen und ist schnurstracks auf dis Amis zu - und kam 1947 aus Texas aus der Gefangenschaft.

Bin also "soldatisch" nicht vorbelastet und habe mich, wohlwissend es herrschte "Kalter Krieg", 1963 freiwillig zur Marine gemeldet. Als Ursache war ausschlaggebend, dass ab 1945 der Ami in Bremerhaven stationiert war und ich positive Erlebnisse verzeichnen konnte. Glücklicherweise bin ich nie in einer ernsthaften Auseinandersetzung verwickelt gewesen, aber es war uns jederzeit klar, wenn es rummst kann es das gewesen sein.

Ich weiß nicht, aber damals waren wir aus einem anderem Holz geschnitzt. Meine ganz persönliche Meinung.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Münchner

 
ZitatUnterschied zwischen Kopfschuss in Afghanistan und Arm ab auf der Baustelle.

Ich stimme mit Ihnen (auch) darin überein, dass das Berufsrisiko unterschiedlich zu beurteilen ist... aber ich wende mich vehement gegen jede Respektlosigkeit, die aus dem unausgesprochenen, aber zwischen den Zeilen erkennbaren 'selber schuld' zu spüren ist und einem verletzten oder getöteten Soldaten entgegengebracht wird.

Grüße aus München
(Es tut mir Leid, dass ich nicht mit der gleichen Freundlichkeit antworten und zurückgrüßen kann, es wäre in diesem Moment meinerseits nicht aufrichtig sondern nur eine Formalität. Das wird sich aber wieder ändern, denke ich.)


et si omnes, ego non!
(Wenn auch alle, ich nicht. - Ein Bibelzitat.)

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