Umgang mit Kriegsgefangenen

Begonnen von Big A, 04 Juni 2012, 16:05:11

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Big A

Moinsen!

ich suche Hinweise auf Originalquellen, welche den Umgang mit Kriegsgefangenen vor dem LACONIA-Zwischenfall für die Marine regelten, zumindest aber die Anweisungen für U-Boot-Kommandanten. Für die Zeit "danach" sind die Befehlslagen ja bekannt, aber davor???

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Trimmer

Hallo Axel - steht das nicht eigentlich in der Genfer Konvention ( Genfer Abkommen II und III ) - habe ich leider nicht zur Hand aber darüber steht doch wohl etwas bei II = Verwundete,Kranke und Schiffsbrüchige der bewaffneten Kräfte zur See  und  III _ die Kriegsgefangenen

Gruß - Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Schorsch

Hallo Axel,

es gibt die M.Dv. 38 "Vorschrift für das Kriegsgefangenenwesen", in der einiges zu lesen sein könnte. Allerdings sind die dort gemachten Ausführungen den Titeln der einzelnen Hefte nach hauptsächlich auf die spätere Unterbringung der Kriegsgefangenen ausgerichtet und nicht auf die Zeit unmittelbar nach der Gefangennahme. Aber vielleicht hiflt's ja schon etwas...

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Trimmer

Hallo Schorsch - ich glaube dann ist es noch besser sich die Hausarbeit von Stefan Geck 1998 über "Das dt.Kriegsgefangenenwesen 1939-1945 " ( gibt es als PDF im Net ) an zu sehen. Ist eine Hausarbeit zur Erlangung eines Magister Artium. Vorgelegt bei dem Fachbereich Geschichtswissenschaften der J.Gutenberg Uni Mainz.

Gruß - Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Trimmer

Hallo Peter  top das klappt doch prima - danke

Gruß - Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Big A

Danke für die schnelle Hilfe!  Ihr seid zuverlässig, klasse, eben: unser Forum!!

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

R.B.

#7
Hallo,
es gab keinen Unterschied bei der Behandlung von Kriegsgefangenen vor und nach dem LACONIA-Zwischenfall. Es gab nur einen Unterschied bei der praktizierten Hilfe für die im Wasser oder in Rettungsbooten schwimmenden Besatzungen versenkter Schiffe.

Ein Kriegsgefangener entsteht ja erst durch seine Gefangennahme. Gefangene wurden jedoch von den U-Booten kaum gemacht, aus Platzgründen. Nur für abgeschossene Piloten und Käpitäne oder Chefingenieure versenkter Schiffe gab es Anweisungen, diese mit an Bord zu nehmen, da man Sie als besonders wertvolle Informationsquellen betrachtete. Diese Anweisungen wurden vom LACONIA-Zwischenfall nicht beeinflusst.

Für Handelsschiffe, sogar solche mit Bewaffnung, galt ab dem ersten Kriegstag die Priesenordnung, deren Anwendung durch einen Befehl Hitlers bestätigt wurde.

Volltext hier:
http://www.u-boot-krieg.de/krieg/prisenordnung/index.php

Sie wurde erst im späteren Kriegsverlauf nach und nach durch einschränkende Einzel-Befehle aufgehoben:

http://www.zeno.org/Geschichte/M/Der+N%C3%BCrnberger+Proze%C3%9F/Hauptverhandlungen/Einhundertf%C3%BCnfundzwanzigster+Tag.+Donnerstag,+9.+Mai+1946/Vormittagssitzung

Glasisch

Hallo,
Peter K. und R.B. schönen Dank!
Gruß
Micha  :MG:
,,Ruhe in den Telefonen. Denkt daran, daß auch in England auf jeden Mann eine Mutter wartet!" KzS Helmuth Brinkmann Kommandant der ,,Prinz Eugen"  in der Dänemarkstrasse am  24. Mai 1941, nachdem die ,,Hood" kurz davor explodiert worden war.

Big A

Nochmal eine Nachfrage: Gibt es irgendwo so etwas wie einen "Ständigen Befehl Flotte" zum Umgang mit Kriegsgefangenen vor der Laconia-Zeit, bzw. Hinweise zur Unterrichtung der Kommandanten; Lehrpläne o-ä.? An der MSM habe ich nichts diesbezüglcihes gefunden!

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Trimmer

Axel - wenn ich es richtig verstanden/gelesen habe hat man sich mit der Frage Kriegsgefangene im OKW zumindest bis 1941 kaum richtig beschäftigt. Ich denke deshalb wirst Du auch kaum soetwas wie "Ständigen Befehl Flotte " direkt finden.

Gruß - Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

R.B.

#11
Interessante Frage. Wahrscheinlich wurden Kriegsgefangene gegnerische Militärangehörige von der Marine einfach nach den Regeln behandelt, die für die anderen Kriegsgefangenen auch galten, also abhängig von ihrer Nationalität. Siehe hier:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Kriegsgefangenenlager/Kriegsgefangenenwesen-R.htm

"Im Bereich der Kriegsmarine unterstanden die Kriegsgefangenenlager dem Allgemeinen Marinehauptamt. Allerdings waren die Marinelager meist Teillager von größeren Heeres-Kriegsgefangenenlagern, die dann auch von Heeres-Einheiten bewacht wurden, so dass die Kriegsmarine keine eigene Kriegsgefangenenorganisation bedurfte."

"Marlag (Kriegsmarine-Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager)"
-> http://en.wikipedia.org/wiki/Marlag_und_Milag_Nord
-> http://www.relikte.com/westertimke/

Die Frage ist, ob auch an Bord genommene Besatzungsmitglieder von Handelsschiffen immer als Kriegsgefangene angesehen wurden. Nach den Aussagen von Dönitz im Nürnberger Prozess müsste das, rein theoretisch, davon abhängig gewesen sein, ob die Handelsschiffe bewaffnet gewesen waren oder nicht.

suhren564

Ich habe da mal die Frage, ob es für die Repatriierung während des Krieges vorgeschriebene Regeln gab?
Mir ist bekannt, daß es aus gesundheitlichen Gründen möglich war, vorzeitig und unter bestimmten Auflagen aus der Gefangenschaft entlassen zu werden. Dies fand dann meist als Austausch mit dem entsprechenden Land statt. Siehe u.a. KK Oehrn,KA z.V. Meixner.
Gab es auch andere Gründe als Krankheiten?
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Urs Heßling

#13
moin,

Zitat von: suhren564 am 16 Februar 2015, 11:39:22
Gab es auch andere Gründe als Krankheiten? 
Ja. (Edit: allerdings waren es gesundheitliche Gründe für M.R.D. Foot)
der Chef der 10. Schnellbootsflottille, KptLt Karl "Charly" Müller, wurde nach seiner Gefangennahme am 19.9.1944 nach dem Untergang seines Führerboots S 183 sehr bald gegen http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Foot_%28Historiker%29 ausgetauscht.

siehe auch im FMA http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=6579.0
Peter hat nur den "falschen" Michael Foot (den Politiker) benannt  :-D

Möglicherweise (ich kann es nicht belegen, es ist aber sehr wahrscheinlich) bekamen die S-Boote dabei auch noch den seit November 1940 kriegsgefangenen Kommandanten von S 38, Hans Detlefsen, zurück, der dann als Flottillenchef die 3. Schnellbootsschulflottille übernahm.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

suhren564

Hallo Urs,

wenn es bei den KL Müller und Detlefsen kein krankheitsbedingter Austausch war, welche Gründe wären ansonsten möglich?
Ich glaube kaum, daß die Alliierten so blöd waren, körperlich und geistig vollwertige, kampferfahrene Offz. vorzeitig in ihre Heimat zu schicken?

MWn gab es z.B. die Auflage, sich nur in den deutschen Grenzen von 1937 aufzuhalten. Weiß jemand darüber was genaueres?
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Impressum & Datenschutzerklärung