Behelfs-"Elektro"-U-Boot VII C/44

Begonnen von Indy, 15 Februar 2012, 00:00:04

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Indy

Moin.
Folgendes:
Ende 1943 steht Dönitz vor dem Dilemma, dass die vorhandenen U-Boote Typ VII & IX sich nich mehr aktiv im Geleitzugkampf einsetzen lassen, v.a. aufgrund der geringen U-Fahrt bzw. U-Reichweite. Soweit klar.
Gegenmaßnahme war konsequent, sistierung der verbesserten VII C/42 und die komplette Umstellung des U-Bootbaus auf die Typen XXI und XXIII; deren Serienanlauf im Frühling 1944 beginnen sollte.
Statt bisher rund 20 VII C und 4 IX pro Monat sollten ab Herbst 1944 - je nach Produktionsplan  25-33 XXI + 10-12 XXIII gebaut werden.
Allerdings bei deutlich höheren Material- und Arbeitskräfebedarf, der anderswo natürlich fehlte.*
Der Sektionsbau bedeutete zwar eine wesentliche Beschleunigung der Bauzeit dadurch dass gleichzeitig mehr Arbeitskräfte am und v.a. im Boot eingesetzt werden konnten, aber keine vergleichbare Einsparung von Arbeitszeit und Ressourcen selbst.

Problem: Beides komplett neue Bootstypen mit hoher Kinderkrankheitenwahrscheinlichkeit, deren Frontreife nicht vor 1945 zu erwarten war.
Wie übel diese dann tatsächlich waren, wissen wir.
Auch der Bootsbau im Sektionsverfahren war damals hoch umstritten.
Mit einen wirklichen Nachfolger für die VIIer Atlantikboote (siehe Entwicklung XXVI / XXIX ab Sommer 1944) kann erst Mitte/Ende 1945 gerechnet werden.

Daher ein nicht ganz so radikaler Gedanken-Ansatz von mir:
Die Produktion von IX wird 100% eingestellt, die von VII auf 60% gedrosselt, freiwerdende Werftkapazität für XXI + XXIII verwendet (12 + 12 bzw. 16 + 12 Boote  [+ 12 VII]).
Soweit ich weiss, hätte eine Serienfertigung von 25+x großen Elekro-U-Booten sowieso nicht über längerer Zeit aufgrund Akku-Engpässen aufrechterhalten werden können; d.h. später wieder Ressourcen und Zeitfressende Umstellung der Fertigung auf anderen U-Typ.


Soweit ich weiss, befanden sich einige Werften zum Zeitpunkt der Sistierung Typ VII C/42 schon in der Umrüstung bzw. Serienbereitmachung auf diese U-Bootklasse.

Aber mir geht es nicht primär um den VII C/42, der zwar bessere Überlebenschancen als die Vorgänger hatte, Offensiv aber genauso mangelhaft war.

Daher folgende Überlegung:
Wir basteln uns kurzfristig ein Elektroboot aus vorhandenen Teilen, dass zumindest ansatzweise zu offensiver Gefechtführung in der Lage sein soll und zeitnah (Spätsommer 1944) an die Front kommen kann, den Typ VII C/44E.

Basis ist der in Fertigung stehende Typ VII C/41 bzw 42, bei dem eine der beiden 1600Ps Dieselmotoren gegen den 2100-2800Ps E-Motor des Typ XXI "getauscht" wird.
Also quasi ein 1000-1100t Atlantik-Boot mit der halben Antriebsanlage der XXI-Klasse.
Die vorhandenen Haupt-E-Motore mit gesamt 750Ps entfallen ebenfalls, freiwerdender Platz wird mit Batterien angereichert.  
Raummässig wäre so eine Erhöhung der Batt.-Kapazität um 50% möglich (3x62 statt 2x62 wie bei VII C).

In Leistungsdaten ausgedrückt sähe das etwa so aus:
U-Fahrt ~ 10,7kn  (7,6kn VII C41 * 1,4 = 10,7   /  750ps * 1,4 hoch3 = 2100ps)
U-Reichweite ~ 120sm : 4kn  (80:4 Basismodell)
Ü-Fahrt ~ 13-14kn   (ggü. 17kn)

Das ist noch nicht wirklich beeindruckend, daher:
- entfernen der FlaWaffen (dafür evtl. 1-2 8,6cm RAG)
- verkleinerung des Turmes, gerade ausreichend für 3 Mann Brückenwache
- Schnorcheleinbau im hinteren Teil des Turmes (wird nach vorne in die Brücke eingeklappt) für 9-10kn Marsch (ggü. 6-7kn bei VII C)
- entfernen störender Aufbauten, Reelings, Verkleiden der Floßbehälter etc.
- Umbau des Atlantikbugs um U-Leistungen zu steigern (auf Kosten der Ü-Fahrt)
- Strömungsgünstige Verkleidung des Heck-TR,  evtl. Entfernen des Heck-TR um strömungsgünstigere Form zu erreichen
- Umbau des Oberdecks vergleichbar Typ XXI, vorne m.E. ohne weiteres möglich, hinten allerdings nur via Umgestaltung von Abgasleitungen etc. die unter den Oberdeck liegen.

Ich wage mal die Prognose das die ersten 5 Punkte ausreichen, um das Basisboot von 7,6 auf 9kn zu bringen.
Mit der neuen 2100Ps Maschine wären das ~12,6kn U-Höchstfahrt (Typ XXIII = 12,5kn).

Das ganze ginge bis hier - mit Abstand der E-Anlage - ohne größere Konstruktionsänderungen und zusätzlichen Arbeitsaufwand.
Die ersten derartigen Boote könnten vielleicht schon im Frühjahr 1944 fertig sein, Kinderkrankheiten wie beim Typ XXI/XXIII wären mit Ausnahme der E-Anlage nicht relevant zu erwarten.

Ein nächster Schritt:
Verlängerung des Rumpfes bei neuen Booten (ähnlich Typ VII D/F) bzw. bei Fertigen, das Einfügen einer Zwischensektion von 6m vor dem Maschinenraum.
Neben weiteren Raum für Batterien (Kapazität nun die doppelte vom Typ VII C41) wird dort der vordere "Besatzungsraum" hin verlegt; d.h. ca. 3x 8m Raum hinter den Bug-TR sind nun frei, um z.B. eine Schnellladeeinrichtung wie beim Typ XXI einzubauen und die Torpedoarmierung zu erhöhen:
4 TR + 4 T in Ladestellung + 4 T im Unterdeck + evtl. 2-4 weitere T anstelle der früheren Kojen oder andere Nutzung des noch vorhandenes Raumes (vielleicht Dusche + WC, Klimaanlage, ...) + 1 Heck-TR + 1 Reserve-T (VII C41 4TR + 6 T im Unterdeck + 1 Heck-TR + 1 Res.-T  + 2 T in druckfesten Oberdeckbehältern, die aber im Einsatz 1944/1945 wohl kaum ins Boot gezogen werden können).

Mit Erhöhung der Batteriekapazität von 3x62 auf 4x62 schafft der Haupt-E-Motor sogar 2800Ps (nach Rössler), in U-Fahrleistung ausgedrückt:
14kn; ~160sm:4,5kn


Der Einbau des Balkon-GHG und SU-Gerät (Suchgerät + Feuerleitung XXI, bei späten VII C/41 tatsächlich eingebaut) ist möglich.

Einzig der Einsatz drahtgelenkter Torpedos (Lerche, Geier) wäre m.W. aufgrund des Kolbenausstoßes der VII C-TR nicht möglich.
Eine Erhöhung auf 6 Bug-TR wie wohl beim Typ VII C/43 angedacht wäre weiterhin möglich, sofern in erträglichen Grenzen was den Arbeitsaufwand angeht, wenn, dann vielleicht auch direkt TR mit Druckluftausstoss wie bei XXI.

Sofern die Produktion des Behelfs-E-Boot VII C/44E Mitte 1945 zugunsten eines neuen Atlantik-Bootes (-> XXIX) eingestellt wird, kann die Fertigung der Zwischensektionen noch weiter geführt werden, um noch vorhandene VII C/41 früherer Produktion auf C/44E Standard umzurüsten.  
Mit den freiwerdenden E-Motoren (375Ps) des Typs VII C/41 ließen sich möglicherweise auch die XXIII bestücken (2x375Ps statt 1x580Ps).
Die Dieselmotore des VII C sind von Grundtyp übrigens die gleichen die im XXI verbaut wurden, bzw. auch später im XXIX hätten eingesetzt werden können.


Vom Kampfwert wären diese Boote dem XXI zwar unterlegen gewesen, hätten aber doch eine deutliche Erhöhung der Kampfkraft ggü. dem bestehenden geboten, mit der v.a. kurzfristig zu rechnen war und die aufwendige Umstellungen (> Produktionsausfall) in der Kriegsproduktion nicht derart mit sich brachte.
Übrigens bei geringeren Arbeits- und Ressourcenbedarf, da die Binnen-Stahlindustrie durch die geringere zu produzierende U-boot-Tonnage weniger stark beansprucht wird.
Kapazitäten die für den Panzerbau oder für Kleinst-U-boote hätten verwendet werden können.


Ist dieser Ansatz nun einigermaßen realistisch?
Vorallem ist es realistisch, die vorhanden VII C-Boote mittels Sektionen einfach so zu verlängern und eine neue E-Maschine zu adaptieren?




Daten VII C/44E (verlängert)
Verdrängung getaucht ~1100t
Länge ~ 72m
1600Ps Diesel     ~12-14kn Ü-Max.
2100-2800PS E   (je nach Batterie, 3x62 oder 4x62)  ~12,6 - 14kn  U-Max.
150Ps Schleichmotor  ~4kn  
160 Sm : 4,5kn  U-Reichweite

Eine andere Möglichkeit zur Leistungssteigerung des VII wäre der Kreislaufantrieb.
Hier würde die Antriebsanlage mit 2x 1600Ps Dieselmotoren bestehen bleiben und mit je einer Kreislaufanlage ausgestattet, die Haupt- und Schleich-E-Motoren entfernt, dafür stärkere Schleichmotore vom Typ XXI mit zusammen 226Ps eingebaut.
Die Hälfte der Batterie wird durch Sauerstoffflaschen ersetzt, weitere Sauerstoffflaschen im Oberdeck und im Maschinenraum.

Die U-Geschwindigkeit läge auch hier bei rund 14kn; Schleichfahrt ~ 4,5-5kn; Unterwasserreichweite 80-120 Sm : 10kn;
mit E-Maschinen  40 Sm : 4,5kn  
Mit einer Zwischensektion könnte die U-Reichweite mit Dieselantrieb auf 140-210 Sm : 10kn vergrößert werden.

Allerdings werden die Kreislaufanlagen kaum vor 1945 einsatzreif sein (Typ XXIX waren ebenfalls als Kreislaufboote geplant, u.a. wegen Engpässen bei der Akku-Fertigung).  


*
Arbeitskräftebedarf  / Verdrängung für Typ  
VII C  215000h  1000t
IX D  450000h   1800t
XXI   330000h    1800t

U-Tonnage-Monatsfertigung Mitte 1943 für VII + IX  /// geplante für 25-33 XXI + 10 XXIII
26000 t   ///   47500 - 67500 t

Baunummer 509

Da ich auf der Arbeit bin habe ich meine Bücher leider nicht zur Verfügung.

Ich bin mir aber relativ sicher, dass in irgendeinem Buch (ich meine in einem der Rössler) interessante Versuche der Norweger mit U-Kaura (ex U 995) oder einem der anderen von den Norwegern übernommenen Boot gemacht wurden.
Sinngemäß hieß es dort, dass alleine durch starke Reduzierung der Turmanbauten (Turmverkleidung selbst?) die U-Geschwindigkeit in einem nicht unerheblichen Maß gesteigert werden konnte.

Vielleicht für Dich ja eine interessante Zusatzinformation. Wenn man ermitteln könnte welchen Geschwindigkeitsvorteil die Umbauten der Norweger ermöglichten, ließe das eine vielleicht etwas bessere Abschätzung Deiner Maßnahmen zu.

Gruß

Sebastian

Indy

Hallo,
Danke für die Info - konnte aber leider bislang nichts zu den U-Leistungen (nach einem Umbau) von U-Kaura noch der anderen beiden übernommenen VIIer Boote finden.

mhorgran

#3
in "Geschichte der deutschen U-Boote" Bd 1 - Seiten 239 / 240 steht dazu etwas.
"Es erscheint deshalb auf den ersten Blick nicht ganz verständlich, weshalb nach der Entscheidung für das Elektro-Uboot mit der stärkeren Unterwasser -(UW)-Leistung keine Versuche unternommen wurden das VII-C-Boot durch Umbauten den neuen Bedürfnissen anzupassen. Möglicherweise wurde aber bei der geringen UW-Antriebsleistung durch einfach Formverbesserungen, wie Beseitigung aller nicht unbedingt notwendigen Anhänge und Benutzung einer strömungsgünsteren Brückenform, keine wesentliche Erhöhung der UW-Geschwindigkeit erwartet. Diese Ansicht ist übrigens nach dem Krieg bei Meßfahrten mit dem umgebauten ehem. U 926, KNM Kya der norw. Marine, bestätigt worden. Mit der nach Art der Walter-U-Boote umgestalteten Brücke wurden gegenüber der üblichen VII-C-Brücke (allerdings ohne Wintergarten und Bewaffnung) nur eine geringe Geschwindigkeitszunahme (38 Umdr./kn gegenüber 40 Umdr./kn), dafür erheblich verbesserte Tiefensteuerungseigenschaften festgestellt.
Eine entscheidende Verbesserung konnte nurvon einer Änderung der Form des Außenschiffs sowie einer Vergrößerung der Batteriekapazität und der UW-Antriebsleistung ausgehen. In einer >Untersuchung über die Erhöhung der Unterwassergeschwindigkeit für das VII C/42-Boot"< wurden bereits im Sommer 43 Vorschläge für eine Verdreifachung der UW-Antriebsleistung beim Typ VIIC unterbreitet. Die zusätzlichen Akkus sollten auf Kosten der wegfallenden Überwasserbewaffnung, einer Reduzierung der Reservetorpedos (4) und des Treibölinnenbunkers untergebracht werden. Ferner war die Benutzung höherer Zellen auf Kosten der Zugänglichkeit vorgesehen. Ein schwierigeres Problem wäre aber die Beschaffung und der Einbau geeigneter E-Maschinen größerer Leistung gewesen. Vermutlich hätte dafür die gesamte Maschinenanlage umgestaltet werden müssen. Einfacher wäre dann wohl der Einbau von Verstellpropellern gewesen, um bei erhöhter Spannung mit den vorhandenen E-Maschine höhere Tourenzahlen fahren zu können. Ohne Umgestaltung des Außenschiffes wurde mit einer möglichen Erhöhung der UW-Geschwindigkeit auf ca. 12 kn gerechnet."


Ich meine mich erinnern zu können das in einem Heft (Wehrrundschau oder ähnlich ??) ein etwas längerer Artikel von Rössler zu den norwegischen Umbauten war. Ich hatte das mal als Kopie... .
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

Indy

#4
Hey, Danke fürs abtippen, ließt sich ja interresant.

ZitatOhne Umgestaltung des Außenschiffes wurde mit einer möglichen Erhöhung der UW-Geschwindigkeit auf ca. 12 kn gerechnet."
Die Frage ist, was als Antrieb eingeplant war, der mit 480V betriebene Standardantrieb VII C mit neu 1500PS oder der XXI Antrieb mit 1400PS (bei 240V) oder 2100PS (bei 360V)?

Ebenso wichtig wäre die Frage, welche Geschwindigkeitssteigerung eintritt, wenn das Flawaffengerümpel verschwindet.


Folgende Veränderungsmaßnahmen zur Leistungstseigerung können durchgeführt werden (u.a.):
- Brückenaufbau  neu  + 0,4kn (s.o.)
- FlaWaffen, Wintergarten, Rehling etc. entfernen   + 0,5 kn *
- Oberdeck um 50-70cm hochziehen (nach oben stärker verjüngt, vgl. Typ XXI) und Deck "glätten"    0,4kn * 
- neuer Bug für U-Fahrt (entfernen der "V"-Form)  + 0,4kn *
*Schätzungen, könnte auch mehr sein

= 7,6kn  +   1,7kn =   9,3kn  bei 750PS           
Ich halte das für einen Mindestwert, auf jeden Fall werden die 9kn bei alter Antriebsleistung überschritten.
Ohne gravierende Umbauten sollten 8,5kn machbar sein.

   
Antriebsoptionen:
E-Maschine des Typ VII C
a) 750PS  (2x375PS) bei 240V
b) 1125PS   bei 360V
c)  1500PS  bei 480V

E-Maschine des Typ XXI
d)  1400PS   bei 240V
e)  2100PS   bei 360V
f)  2800PS   bei 480V

Da beim Typ XXI nicht direkt auf 480V gegangen wurde (war ab Mitte 1944 beim Typ XXXI geplant), und auch der Typ XXIII nur mit 240V lief, gehe ich davon aus, dass derartige Hochspannungen als Problematisch angesehen wurden.
Wer dazu genaueres sagen kann, der möge sich bitte melden.

Leistungsberechnung ( ~ Hochrechnung):
1.)   VII C   mit neuem Turm ("VII C43"): 
a)  8,5kn
b)  9,8kn
c)  10,6kn
d)  10,5kn
e)  12,2kn
f)  13,2kn

2.)
VII C   erweiterter Umbau  ("VII E")
a)  9,3kn
b)  10,7kn
c)  11,6kn
d)  11,5kn
e)  13,3kn
f)  14,4kn


Muss bei a) - c) nur die Motorensteuerung auf höhere Spannung umgebaut werden, so ist d) - f) mit Arbeit verbunden:
Um die dicke Hertha-Maschine des Typ XXI einzubauen, muss einer der Diesel raus, Getriebe muss neu entwickelt und produziert werden, das die Kraft Diesel/E-Maschine auf beide Wellen übertragen kann. Motorsteuerung und Schleichmotor können ebenfalls vom XXI entnommen werden.
Vorteil wäre, dass der Schleichmotor als sparsamer Marschantrieb benutzt werden könnte, wenn der Hauptantrieb durch ein Getriebe von der Welle abgekoppelt werden kann. 
Serienfertigung von Getriebe und E-Motor erst im Frühling 1944; vgl. XXI.
Aus taktischen Gründen ist der Verlust einer der beiden Diesel und damit ein Abfallen der Ü-Geschw. von 17kn auf  12-13kn wohl zu verschmerzen.
Interessant wäre zu wissen, inwieweit die o.g. Verstellschrauben sinnvoll waren, da diese bei anderen Booten vermieden wurden.



Eigene Idee und fröhliches was wäre wenn:

Ich möchte aus dem VII das maximale bei annehmbaren Arbeitsaufwand herausholen, d.h. U-Geschwindungkeit und U-Fahrbereich erhöhen, Bewaffnung verstärken und nicht zuletzt die "Wohnqualität" für die Besatzung verbessern.

Um das zu erreichen daher nach reichlicher Überlegung folgendes:
Der vordere Manschafts/Torpedosraum wird umgebaut; die Kojen und die Spinte fliegen raus, an dessen Stelle treten 4 Torpedos in Schnellladeeinrichtung (allesamt nach oben klappbar um das "regeln" der Torpedos im TR zu ermöglichen und Platz zu sparen.
Zwischen den Torpedos (etwa 1,5m) entsteht Raum für eine Manschaftsmesse, 2x 2mTische + seitliche Bänke über den unteren Reservetorpedos die im Gefecht mittig weggeklappt oder ganz demontiert werden können.
Komplett neu ist die Trennung von Schlaf - und Aufenthaltsbereich für die Besatzung; nie mehr bei schwerer See mit Suppe den schlafenden Kameraden bekleckern...

Hinter dem Turm wird ein Druckkörper mit 2m Durchmesser und  8m länge direkt auf den U-Bootsdruckkörper aufgesetzt. Erreichbar ist dieser von unten über das Kombüsenluk, Notausstieg nach oben denkbar.
Dieser Anbau wird durch das auf 1,2m erhöhte Oberdeck über die Hälfte eingestraakt.
Eine ähnliche Konstruktion gab es 1944 beim Typ XXXIII, bei dem aufgrund eines mittig vorgesehenen Sauerstofftank ein kleiner Extra-Druckkörper vor dem Turm als Durchgang Zentrale - Torpedoraum benutzt wurde.
Hier soll es aber kein Durchgang sein, sondern Platz für Proviant und ein Schlafraum mit 6-8 Kojen geschaffen werden. 
Die Innentreibstofftanks werden ausgebaut (Seitentanks im Uffz-Raum und im Bereich der Offz-Unterkunft), macht schonmal Platz für rund 50 neue Batterien (VII C hatte gesamt rund 120).
Der Uffzraum selbst, wird ebenfalls mit Batterien gefüllt (weitere 60 Stück), dazwischen wieder 8 Kojen als ausschließlicher Schlafplatz.   

Durch den Wegfall der alten E-Anlage und eines Diesels können im Maschinenraum nochmal 30 Batterien untergebracht werden.

Küche und WC könnten etwas großzügiger gestaltet werden, der Einbau einer Klimaanlage und einer Dusche wäre ebenso möglich.

Das erhöhte Oberdeck wird weitgehend als Treibstoffank ausgelegt (beim Typ VII C42 sollte dies auch so gewesen sein), die Reichweite bleibt damit in etwa gleich dem Typ VII C41.
Erweiterung des Druckluft- und Sauerstoffvorrates wäre ebenfalls geboten (Lagerung anstelle des 5. und 6. Reservetorpedos im Unterdeck).

Wahrscheinlich machbar wäre außerdem, einen weiteren  1,5m x  12m Druckkörper auf das Vorderschiff aufzusetzen (wird komplett von Oberdeck umschlossen) um dort 2 zusätzliche Torpedorohre + 2 Reservetorpedo in Schnellladestellung vorzuhalten.
Die Torpedoarmierung bestände damit aus 6BTR + 6 T in Ladestellung + 4 T im Unterdeck    + 1HTR + 1 Reservetorpedo = 18 Torpedos (vgl: VII C, IX C: 12 Torpedos im Schiff; XXI: 20).   

An Flak wären 2 2cm Zwillinge denkbar, die vorne und hinten Strömungsgünstig verkleidet im Turm untergebracht werden (neue Laffette nötig, richten via Hand, aber wesentlich unaufwendiger als die XXI-Flaktürme)
Schnorchel wieder klappbar auf dem Turm montiert, bei Tauchfahrt liegend zwischen den FlaStänden.
Einbau von SU-Nibelung und GHG-Balkon bei Vorhandensein Ende 1944 möglich.

Die Gesamtverdrängung steigt v.a. durch das veränderte Oberdeck leicht an.



Unterwasserfahrbereich:
a)   VII C43 mit neuem Turm, alte Rumpfform, geringfügiger Umbau; Schnellladeeinrichtung, neuer Schlafraum,  + 85 Batterien im ex-Uffz-Wohnbereich:   
140sm :4kn   

b)   VII E43   mit neuem Turm, neuer Bug, neues Oberdeck, Schnellladeeinrichtung, neuer Schlafraum, 2 weitre TR,  + 110 Batterien:   
190sm : 4kn   

c)   VII E44  siehe b),  jedoch halbe Maschinenanlage von Typ XXI, + 140 Batterien: 
220sm : 4kn   (wegen E-Marschmotor eher mehr)

Vergleich VII C41 :  80sm : 4 kn 


Setzen wir voraus, dass diese Planung im Spätsommer 1943 stattfindet, könnte die Konstruktionsarbeit (Getriebe, neue Flaklaffette, neue Rumpfform schleppen,...)  bis Ende des Jahres vollendet sein (die Konstruktion vom Typ XXVI wird dafür komplett gestrichen, aufgrund der unsicheren Versorgung mit H2O ohnehin ratsam). 
Weiterbau bzw. Umbau vorhandener U-Boote als Typ VII C43 als Sofortlösung  ab Ende 1943,  Serienanlauf bzw. Umbau vorhandener Boote auf Basis Typ VII E43 sobald Serienreif ab Anfang 1944 und Serienbau Typ VII E43 sobald Getriebe und E-Maschine in Serie, ab März 1944.

Mögliche Produktion (realer Monatsausstoß Typ VII: 17-19 Stück):
11 1943    6 VII C43
12 1943   18 VII C43
1 1944     12 VII C43    6 VII E43
2 1944     4 VII C43    14 VII E43
3 1944     14 VII E43    4 VII E44
4 1944     12 VII E43   6 VII E44
5 1944     8 VII E43    10 VII E44
6 1944     4 VII E43    14 VII E44

Ferner: Umbau vorhandener VII C  auf VII C43 Standard durch Marinewerften ab Januar 1944 je 10/Monat.

Vorausgesetzt, dass die Boote 2-3 Monate nach Fertigstellung an die Front gehen, stünden um den D-Day herum z.V.:
70 VII C43
34 VII E43
4 VII E44

Im Vergleich zu der tatsächlichen Situation Juni 1944 wo die allermeisten vorhandenen U-Boote aufgrund mangelnder U-Leistung es nichtmal in den Kanal hinein schafften, und einer "Wunderwaffe" die noch etliche Monate von ihrer Einsatzfähigkeit entfernt war, eine potenziell beachtliche Streitkraft...


Eine vergleichbare Kawestierung geht natürlich auch bei den Typen IX (Ende 1943 etwa 60 vorhanden) und II D (12 vorhanden).

Kosmos

hm, recht plausibel, wirklich interessante Idee!

Schorsch

Hallo zusammen!

Insgesamt schon interessante Zahlenspiele. Mir kommt bei dieser Diskussion statt einer Plausibilität aber eher das Jahr 1988 vor Augen, als dem Wartburg 353 ein 1,3 l-VW-Motor verpasst wurde. Der zuständige Volksmund prägte daraufhin die Wendung, dass "in die Mumie nun ein Herzschrittmacher eingebaut worden ist".

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

delcyros

#7
Alternative.

Anstelle zweier Ubootstypen XXI (=1600t Boot) u. XXIII (=240t Boot) für spezialisierte Aufgaben wäre im Sinne einer Erhöhung der Produktionsgeschwindigkeit im Sektionsbau auch der Einheitstyp auf Basis der Walterrumpfform mit Elektroantrieb zu untersuchen. Das Boot wäre gedacht für den Einsatz in Nord- und Ostsee, im Nordmeer und Nordwestatlantik. Identifiziert ist ein benötigter Bootstyp im Bereich zwischen XXI und XXIII (750 bis 1200t) als Ersatz für die Typen II, VII und IXc mit einer Reichweite um 8000nm@10 kts, großer Unterwasserausdauer, u.s.w. Das "1000t" Elektroboot.

Wenn ich mal Indy´s Gedankenspiel dazu aufgreife.

Antriebsoption:
  • Einschraubig mit 2,65m Schraubendurchmesser, wegen des besseren Wirkungsgrades und der erhöhten Ruderwirkung wie beim Typ XXIII for dem kreuzförmigen Ruder.
  • 1 Satz MAN M6V40/46 Diesel mit 1200 bis 1400 PS (auf Turboaufladung zugunsten herkömmlicher mechanischer Aufladung verzichten)
  • etwa 160m^2 Treibölvorrat
  • 1 Satz SSW GU 365/30 ,,Hertha" mit 1840 Kw bei 360V Maximalleistung (10, 3 t).
  • 1 Satz SSW GV 323/28 Schleichfahrtmotoren mit 83 KW Maximalleistung, Reduktionsgetriebe
  • Batterie: 1 x 3 x  72 AFA 44 MAL 740W Bleiakkumolatoren (Alternativ: 2 x 3 x 36) =137t Gesamtgewicht, ausreichend für 1h und 30 Minuten (statt 1h 12 Minuten) maximale UW-Fahrt bei 90% Entladung. Aufladezeit von 0% bis 90% Ladung: 7,2 h
    Antriebseinrichtungen angeordnet ähnlich Typ XXIII. Die Einzelaggregate sind exakt ein halber Typ XXI Satz, Hilfssysteme für ~50%. 

    Ausrüstung:
  • keine Radaranlage
  • keine Fla-Waffenanlage
  • in den Turm einklappbarer Schnorchelmast ähnlich XXIII.
  • Periskopsehrohr, Nachtflugzielseerohr, Funkmast mit FuMB-Anlagen.
  • Horchanlagen: S(U), Balkon-GHG, NHG
  • Funkanlagen wie typ VIIc/41.
  • vier Bug 7mTR 53,3cm mit Schnelladeerinrichtung (Dotation: 12 Torpedos), kein Heck-TR
  • 20 O2 Flaschen á 50l unter 150 atu Druck zur O2-Anreicherung
  • 150 Kali-Patronen zum CO2-binden
  • 18 IG-Brikett´s-zur O2 Anreicherung
  • Klimaanlage mit H2 Absaugung und Luftentfeuchtung


    Rumpf:
  • reduzierter Turm, ähnlich Typ XVIIB (aber um einen Funkmast erweitert)
  • Konstruktionstauchtiefe: 150m, Prüftauchtiefe: 220m, Zerstörungstauchtiefe: 280m

    Unklar:
  • Größe (min. wohl 60m)
  • Drehkreis (zwischen XXI und XXIII ?)
  • Geschwindigkeit (zwischen XXI und XXIII?, Ziel wären zwischen 13 und 15 kts, ist das möglich?)
  • Seeausdauer und Besatzung (letztere zwischen 36 und 45 Mann)




    Abschätzung der Gewichte wie folgt (heuristisch):
  • Treiböl: 145 t
  • Schmieröl: 4,5 t

    Schiffskörper ohne Ballast:
  • S I - Schiffbau: 400 t
  • S II/III - Einrichtungen: 40 t
  • S IV - Malerei: 3 t
  • Baureserve S: 7,5 t 

    Maschinenanlage:
  • M I - Hauptmaschinen: 191 t
  • M II - Hilfsmaschinen: 57 t
  • M III - Baureserve M: 5 t
  • Akkumolatoren: 137t
  • Wasser, Öl, Luft: 8 t

    Sonstige:
  • Bewaffnung und Zuladung: 38t
  • Indiensthaltungsreserve: 5 t

    Bootsverdrängung ohne wirksamen Ballast: ~1037 t (über W)
    (bei den Fölligkeitsgraden der XXI würde dies mit folgender Dimensionierung übereinstimmen: 62.0m Länge x 5,1m Breite x 5,5m max Tiefgang)


Indy

Ganz kurz, da ich gerade keine Zeit habe, die Angaben zum Typ XXVI E2 aus "Deutsche U-Boote" von Herzog (Stand Ende 1943?):
Verdrängung   ~830  ~900  ~1150 
Größe  52 x 5,5m
Bewaffnung  4BTR 4HTR  (8)
2000PS Diesel  / 2600PS E
14,5 / 16kn
8500sm:10kn / ?
Besatzung 3/28

Hannes 1988

Ich halte das Weiterentwickeln des Typ VII für eine Geldverschwendung und was noch wichtiger ist eine Verschwendung von Menschenleben. Dieser Uboottyp war im Prinzip schon bei seiner Einführung veraltet. Nur die taktische Einsatzweise haben bis 1941 Erfolge mit diesem Uboottyp sichergestellt. Die Allierten haben 1941 die Technologiehoheit gewonnen in der Atlantikschlacht. Man hat deutscherseits viel zu lange am Typ VII festgehalten, obwohl die Walterversuchsboote bereits vor dem Krieg erste Fahrten machten.
LG Hannes

R.B.

#10
Die Einzelkomponenten der meisten Konstruktionen sind aufeinander und auf ein bestimmtes Gesamtkonzept abgestimmt. Man kann sie nicht nach Belieben ändern, ohne den Vorteil der gegenseitigen Abstimmung zu verlieren.  Bei einem U-Boot sind Konstruktionsänderungen besonders schwierig, weil sich Gewicht und Gewichtsverteilung im Inneren insgesamt kaum ändern dürfen.

Ein Elektroboot auf Basis des Typs Typs VII hätte glaube eine Fülle neuer Detailprobleme zutage gefördert, die genauso wie bei einer Neukonstruktion hätten gelöst werden müssen:

- Vibration und Wasserwiderstand der Außenhülle bei schneller Unterwasserfahrt
- Längsstabilität bei schneller Unterwasserfahrt
- Stärkere Ruderkräfte bei schneller Unterwasserfahrt
- Störung der Horchanlage bei schneller Unterwasserfahrt
- Periskope (Schwingungen)
- Geräuschentwicklung Antriebspropeller und E-Maschinen
- Einbauraum Schnorchelanlage
- Einbauraum ausfahrbare Funkantenne
- Radarwarnanlage für Schnorchelfahrt
- Größere Geschwindigkeit bei Schnorchelfahrt (Schwingungen)
- Größere Sauerstoff- und Luftreinigungskapazität
- Größere Wasserstofffreisetzung der Batteriezellen
- Toilettenbenutzung bei langer Tauchfahrt
- Belastung der Besatzung bei langer Tauchfahrt

Die oben erwähnten Walter-Boote hat man auch in der langen Nachkriegszeit nicht betriebssicher hin bekommen. Der Treibstoff reagiert auf Mischung mit anderen Stoffen empfindlich und explosionsgefährlich. Die hohe Unterwassergeschwindigkeit nutzt wenig, wenn das U-Boot dabei zugleich blind, taub und laut wird. Die Unterwasserreichweite vergrößerte sich bei mittleren und kleinen Geschwindigkeiten erheblich weniger an als bei Batterie-elektrischen Antrieben.

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»Als ik kan«
Robertson-Schrauben-Zähler

Huszar

@Hannes 1988:

ähhmmm... In welchem Sinne waren folgende Typen weniger veraltet, als die Typ VII:
englische S-, U-, T-Klassen, amerikanische Gato/Balao-Klassen.

Oder irgendetwas vor dem Typ XXI/XXIII?

nur so ne blöde Frage...

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

F.B.

#13
Zitat von: Hannes 1988 am 14 August 2012, 23:31:31
Ich halte das Weiterentwickeln des Typ VII für eine Geldverschwendung und was noch wichtiger ist eine Verschwendung von Menschenleben. Dieser Uboottyp war im Prinzip schon bei seiner Einführung veraltet. Nur die taktische Einsatzweise haben bis 1941 Erfolge mit diesem Uboottyp sichergestellt. Die Allierten haben 1941 die Technologiehoheit gewonnen in der Atlantikschlacht. Man hat deutscherseits viel zu lange am Typ VII festgehalten, obwohl die Walterversuchsboote bereits vor dem Krieg erste Fahrten machten.

Das erste Walterboot V 80 lief Ende April 1940 von Stapel. Vorher gab es nur Entwürfe und Versuchsanlagen. Welches Versuchsboot soll also bitte vor dem Krieg Fahrten gemacht haben?

MfG

Frank

mhorgran

Naja
die Entwicklung der Walterboote, bzw. überhaupt U-Boote mit besseren U-Wassereigenschaften, wurden von der KM kaum gefördert. Anders als andere Marinen hatte Dt aber andere, und größere, Erfahrungen.
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

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