Moin,
zur Abrundung der hochinteressanten Beiträge können ein paar Dinge ergänzt werden.
Eine Sache sollte eindeutig sein, die Russen haben
KEIN deutsches U-Boot fertiggebaut und dann in ihren Flottenbestand vereinnahmt. Sie haben lediglich die U-Boote soweit provisorisch schwimmfähig gemacht, um sie von den Helligen der ehemaligen und nun in ihrem Zugriffbereich liegenden deutschen Werften zu Wasser zu lassen bzw. bereits auf der Helling demontiert. Die Beute-U-Boote wurden soweit auseinandergebaut, um die deutsche Technik weitestgehend zu beherrschen und in ihre beginnende Nachkriegs-Flottenrüstung einfließen zu lassen. Hinzukommt die Notwendigkeit der Ersatzteilgewinnung für die unter russischer Flagge wieder in Dienst gegangenen deutschen U-Boote. Lediglich zwei Zwerg-U-Boot wurde komplett fertiggebaut (Siehe letzter Punkt der tabellarischen Aufstellung).
Die folgende Listung wurde gemeinsam von Kaschube_29 und hillus vorgenommen und ist in unserem Buch über die U-Boote der Baltischen Flotte vertiefend weiter einzusehen.
Die Daten für die sogenannten Beute-U-Boote der ehemaligen Deutschen Kriegsmarine
differieren beträchtlich. Die Angaben der aktuellen russischen U-Bootportale
www.deepstorm.ru/und
http://submarines.narod.ru/ sind im Vergleich mit den Handbüchern von Rohwer / Monakow
„Stalin’s ocean going fleet“, S. S. Berezhnoj „Trofei i reparatsii WMF SSSR“, E. Gröner „Die
deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945 Band 3, H. T. Lenton „German submarines“ Teil I und II sowie
mit R. Busch / H.-J. Röll in „Der U-Boot-Krieg“ in fünf Bänden recht unterschiedlich. Wir legten bei
unseren Recherchen die Angaben von Rohwer / Monakow zugrunde, da sich deren Bootsangaben auch in der
deutschen, englischen und russischen Literatur wiederfindet und Kapitän zur See Monakow als
damaliger Leiter der historischen Abteilung des Marinehaupstabes (Admiralität) wohl den Zugang zu den
Archiven der Seekriegsflotte hatte.
Nicht in den Kampfbestand kamen:-
R-1,
ex TS-5,
ex U-3535 Typ XXI,
30.03.1945 kurz vor dem Stapellauf auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
15.07.1945 provisorischer Stapellauf
25.02.1946 zur Abteilung Baubelehrungs- und Generalüberholungs-U-Boote der
Schulbootbrigade der Nordbaltischen Flotte
08.03.1947 Name R-1
08.08.1947 aus der Schiffsliste der SKF gestrichen und 20sm nw von Kap Ristna versenkt.
Kommandanten waren:29.04.1945 bis 12.01.1946 FK Lewizkij, Alexander Alexandrowitsch (22.08.1952 wegen
angeblicher Disziplinlosigkeit zum Korvettenkapitän degradiert. Letzte Dienststellung war
Oberoffizier für Gefechtsausbildung im Stab der 33. Division der Nord Flotte (04.1951 bis
06.1953)
03.08.1946 bis 15.02.1947 KL Burdenko, Wladimir Nikolajewitsch
-
R-2, ex
TS-6, ex
U-3536 Typ XXI
30.03.1945 kurz vor dem Stapellauf auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
15.07.1945 provisorischer Stapellauf
08.03.1947 Name R-2, Kommissionierung in den Seestreitkräften möglich
08.08.1947 aus der Schiffsliste der SKF gestrichen und 20sm nw von Kap Ristna versenkt
-
R-3, ex
TS-7, ex
U-3537 Typ XXI
30.03.1945 kurz vor dem Stapellauf auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
15.07.1945 provisorischer Stapellauf
08.03.1947 Name R-3, Kommissionierung in den Seestreitkräften möglich
08.08.1947 aus der Schiffsliste der SKF gestrichen und 20sm nw von Kap Ristna versenkt
-
R-4, ex
TS-8, ex
U-3538 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
25.02.1946 zur Abteilung Baubelehrungs- und Generalüberholungs-U-Boote der
Schulbootbrigade der Nordbaltischen Flotte
08.03.1947 Name R-4
28.02.1948 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und auf der Helling
abgewrackt
Kommandant war:...1947 bis ...1948 KL Morosow, Pawel Alexandrowitsch
-
R-5, ex
TS-9, ex
U3539 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
08.03.1947 Name R-5, kein Fertigbau für die Seestreitkräfte
28.02.1948 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und auf der Helling
abgewrackt
-
R-6, ex
TS-10, ex
U3540 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
08.03.1947 Name R-6, kein Fertigbau für die Seestreitkräfte
28.02.1948 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und auf der Helling
abgewrackt
-
R-7, ex
TS-11, ex
U3541 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
08.03.1974 Name R-7, kein Fertigbau für die Seestreitkräfte
28.02.1948 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und auf der Helling
abgewrackt
-
R-8, ex
TS-12 ex
U-3542 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
08.03.1947 Name R-8, kein Fertigbau für die Seestreitkräfte
28.02.1948 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und auf der Helling
abgewrackt
Kommandant war:14.09.1945 bis 22.02.1946 KL Burdenko, Wladimir Nikolajewitsch
-
TS-13, ex
U-3543 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-14, ex
U-250 Typ VIIC
08./09.1944 vom ASS der Baltischen Flotte gehoben
12.04.1945 nach Kronstadt geschleppt, Wiederherstellung geplant, aber wegen schwerer
Beschädigungen irreparabel
20.08.1945 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
Kommandant war:12.1944 bis 29.04.1945 KK Lewizkij, Alexander Alexandrowitsch
-
TS-15, ex
U-3544 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-17, ex
U-3545 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-18, ex
U-3546 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-19, ex
U-3547 Typ XXI
30.03.1945 unfertig auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 aus dem Bestand gestrichen, zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-32, ex
U-3548 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-33, ex
U-3549 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-34, ex
U-3550 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-35, ex
U-3551 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-36, ex
U-3552 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-37, ex
U-3553Typ XXI,
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
TS-38, ex
U-3554 Typ XXI
30.03.1945 nicht auf Stapel, nur in Sektionen auf der Schichau Werft in Danzig erbeutet
09.04.1947 zur Verwertung freigegeben und abgewrackt
-
Zwei Boote Typ XXVIIB5 „SEEHUND“:Während der Kampfhandlungen Anfang 1945 erbeuteten die sowjetischen Streitkräfte zwei
Mini-U-Boote „SEEHUND“ auf der Schichau Werft in Elbing. Beide Mini-U-Boote wurden
wahrscheinlich zu Jahresbeginn 1945 auf Stapel gelegt.
Das erste Boot, den Stapellauf noch von der deutschen Werft vollzogen, wurde nach dem
sowjetischen Projekt SH bei der SSZ N° 196 fertiggestellt und 1948 bei den SSK in Betrieb
genommen. Danach bot die Werft das Boot zu Lehrzwecken und anderen möglichen
Verwendungen an, aber die verschiedenen Flottenorganisationen hatten kein Interesse an
einer Übernahme. Nach der Sicherung einiger Teile und Ausrüstungen wurde das Boot aus
Gründen der Geheimhaltung vernichtet.
Das zweite Boot bei der SSZ N° 196 unter der Auftragsnummer 244 mit organisierten Teilen
und Ausrüstunen aus den ehemaligen deutschen Werften der Ostgebiete ergänzt und mit
russischen Bauteilen vervollständigt. Der Zusammenbau erfolgte ebenfalls nach dem Projekt
SH.
Der Stapellauf vollzog sich am 02.11.1947 und vom 05.11.1947 bis 20.11.1947 fanden
Probefahrten mit Torpedoschießen und Tieftauchen statt. Nach letzten Erprobungen im Jahre
1948 erfolgte die Übergabe an die SSK. Nach weiteren Tests wurde das erste „deutsch-sowjetische
Mini-U-Boot“ Ende 1948 ausgemustert.
Grüße aus Braunschweig
hillus