Kollosion Torpedoboot "S 18" / Linienschiff "Hannover"

Begonnen von longwood, 10 Januar 2012, 19:13:46

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longwood

Hallo,

im Heft 1 der ,,Marine – Rundschau / Zeitschrift für das Seewesen" vom  Januar 1923 wird u. a. ein Rückblick auf die Sommerübungen der Reichsmarine im Jahre 1922 gehalten.

Dazu zitiere ich auszugsweise...

,,Bei einem Nachtmanöver traf der erste größere Unglücksfall der Reichsmarine, das Torpedoboot ,,S 18" wurde von dem Linienschiff ,,Hannover" gerammt. Zehn Mann der Besatzung fanden dabei leider den Seemannstod".

Kann jemand aus dem Forum nähere Angaben zu diesem tragischen Unglücksfall machen (wann – wo –  ...)?

Gruß aus Kronshagen bei der Marinestadt Kiel

Hans-Hermann H. alias longwood

Rudergänger

Hallo Hans-Hermann,

laut Gröner Band 2 Seite 52 war es S 18 am 22.05.1922 Kollision vor Rügen, Bug abgeschnitten 10 Tote. Wieder repariert.

Im Marinearsenal Heft 45 ist es S 10, aber das ist wohl ein Druckfehler.

Gruß

Harald

longwood

Hallo Harald,

vielen Dank für die schnelle Antwort...

... und Entschuldigung meinerseits, da ich mich im Betreff verschrieben hatte. Natürlich war "S 18" (und nicht "S 28") gemeint - habe ich gleich korrigiert.

Viele Grüße

Hans-Hermann H. alias longwood

longwood

Hallo,

nachdem ich auf Grund einer Antwort das Datum der Kollision erfahren habe, habe ich einige Tageszeitungen aus Schleswig-Holstein des fraglichen Zeitraumes ausgewertet; und zwar die ,,Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung", das ,,Rendsburger Tageblatt" und die ,,Kieler Neuesten Nachrichten".

Alle drei genannten Zeitungen berichteten – wenn auch z. T. etwas widersprüchlich – von dem Unglück. Nachstehend möchte ich eine kurze Zusammenfassung geben.

Das Unglück geschah in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1922 zwischen 12.00 und 1.00 Uhr; die Unfallstelle lag etwa 8 Seemeilen östlich des Leuchtfeuers von Kollickerort (Insel Rügen).

Wahrscheinlich auf Grund eines falsch ausgeführten Manövers fuhr das Linienschiff ,,Hannover" mit solcher Wucht gegen das Torpedoboot ,,S 18", dass das Vorderteil glatt abgeschnitten wurde und – die zehn in diesem Teil befindlichen Seeleute mit sich reißend - in die Tiefe sank.

Nur ein Schwerverletzter konnte aus dem Wasser gezogen werden.

,,S 18" konnte schwimmend erhalten werden und wurde mit Hilfe der Kriegsschiffe in den Hafen von Saßnitz gebracht. Dieses Schiff gehörte zu den neuesten Torpedobootszerstörern, wurde in den Jahren 1912/13 auf der Schichauwerft gebaut und hatte eine Besatzung von 91 Mann.

Dagegen blieb das Linienschiff ,,Hannover" unbeschädigt.

Folgende Besatzungsmitglieder fanden den Tod

- die Torpedomechaniker Engelhardt, Schott, Lorz, Sibelka und Hammerschmidt

- die Torpedoheizer Seipelt, Glinka, Volz und Scheck

- der Mechanikergast Barth

Soweit meine Zusammenfassung...

Wenn jemand weitere Informationen und / oder Korrekturen, bitte ich um Antwort.

Mich würde auch interessieren, ob auf der Insel Rügen ein Stein zum Gedenken an die Todesopfer errichtet worden ist; wie z. B. der Gedenkstein in Flensburg zur Erinnerung an die Opfer des ,,Antrax"-Unterganges oder der Gedenkstein auf der Insel Fehmarn wegen der Opfer des Unterganges des Segelschulschiffes ,,Niobe".

Viele Grüße

Hans-Hermann H. alias longwood

Urs Heßling

moin,

Zitat von: longwood am 16 Januar 2012, 19:56:20
Wahrscheinlich auf Grund eines falsch ausgeführten Manövers fuhr das Linienschiff ,,Hannover" mit solcher Wucht gegen das Torpedoboot ,,S 18", dass das Vorderteil glatt abgeschnitten wurde und – die zehn in diesem Teil befindlichen Seeleute mit sich reißend - in die Tiefe sank.

Es gab mehrere dieser Kollisionen, auch vor dem Krieg. Ursache war das Standardmanöver der Torpedoboote "Durchbruch durch die Schlachtlinie" (von Feuerlee nach Feuerluv). Die "Schuld" für die Kollision(en) muß in erster Linie bei den Bootskommandanten gesehen werden,die ihr Manöver zu "knapp" ansetzten.

Zitat von: longwood am 16 Januar 2012, 19:56:20
,,S 18" ... gehörte zu den neuesten Torpedobootszerstörern, wurde in den Jahren 1912/13 auf der Schichauwerft gebaut ...

nicht wirklich ... Die "Lanskrüppel" (V 1 bis S 24) waren schon zu Beginn des Weltkriegs als eher schwache Torpedoboote einzustufen und gewiß keine "Torpedobootszerstörer".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Karsten

Hallo Hans-Hermann,

schöne Recherche. Auch ich habe es immer wieder als hilfreich empfunden, die (örtliche) Tagespresse auszuwerten.

Viele Grüße

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

bodrog

@Urs

Zitat,,S 18" ... gehörte zu den neuesten Torpedobootszerstörern, wurde in den Jahren 1912/13 auf der Schichauwerft gebaut ...

da hat "longwood" wohl recht, aber unpräzies formuliert. Die "Lans-Krüppel" sind natürlich kleiner als ihre Vorgänger, sie waren aber die neuesten Boot die nach 1918 behalten werden durften. Das sie schon während des Krieges eigentlich nicht mehr den moderen englischen Zerstörern Paroli bieten konnten, steht auf einem anderen Blatt; deswegen sind die älteren aber größeren Boote bis G 192 auch wesentlich länger durch die Marine genutzt worden.

Naja und der Begriff Torpedobootszerstörer: die Marine kannte bis 1918 offiziell solche garnicht, wiewohl die Boote von den Besatzungen und von der Presse als Zerstörer bezeichnet worden sind. Ist also ähnlich wie Großer Kreuzer und Schlachtkreuzer.

MfG

Ulli

smutje505

#7
hier 2 Bilder (ist zwar nicht die S 18)     Frage stimmt der Typ zu S 18?

Landüber

Ich weiß, die Frage ist schon alt, aber ich bin über die google-Suche zu diesem Boot auf diese Seite gestossen, so daß ich mich hier kurzerhand angemeldet habe und die folgenden beiden Bilder zum damaligen Unglück hier einstelle.




halina

#9
Das verunglückte T-Boot S 18 war ein Boot vom Typ "Grosses Torpedoboot 1911 " , gebaut auf der Schichau -
Werft in Elbing mit Indienststellung Januar 1913 .  Nach dem Unfall wieder hergerichtet und noch einige Zeit
bei der Reichsmarine in Fahrt , 1935 wurde es verschrottet zusammen mit anderen Oldtimern .
Bereits 1913 ereignete sich ein ähnliches Unglück , als bei einem nächtlichen Manöver im März 1913 vor
Helgoland das T-Boot SMS  S 178 bei einem missglückten Durchbruch zwischen den Linienschiffen von der
SMS "YORCK"  gerammt und durchtrennt wurde , beide Hälften versanken in den Fluten und mit ihnen 69
Marinesoldaten , ein Ehrenmal in Wilhelmshaven und auf Helgoland erinnern an die Toten .
                                                                                                                                        halina

Im Anhang das verunglückte T-Boot  S 18  , hier noch in Fahrt im Dienst der Kaiserlichen Marine
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

moin,

Zitat von: halina am 23 August 2018, 20:08:01
Im Anhang das verunglückte T-Boot  S 18  , hier noch in Fahrt im Dienst der Kaiserlichen Marine
.. aber nach Umbau (1916) mit langer Back (ohne Kuhl) und 10,5 cm- statt 8,8 cm-Geschütz

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Hippi

#11
Hallo,

eine kurze Frage zu S 18:
war der Rumpf bis zum Bug schwarz oder ist es eine Art Tarnung mit ausgesparter Farbe im Bugbereich?
Oder liege ich mit der Farbdeutung ganz falsch?

Grüße aus dem verregneten Süden, Hippi

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