Admiral Graf Spee + Seegefecht bei den Falklandinseln

Begonnen von halina, 05 Januar 2012, 18:32:58

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halina

hallo liebe forumsfreunde,neben den tragischen verlusten unserer schlachtschiffe BISMARCK, SCHARNHORST und TIRPITZ mit einigen tausend
tapferer seeleute berührt mich auch der untergang des ostasiengeschwaders im kampf mit englischen einheiten bei den falklandinseln und den
heldentod von über 2000 soldaten im dezember 1914,wozu ich mir eine fragestellung erlaube.
nach der erfolgreichen seeschlacht bei CORONEL gegen einheiten von admiral CRADOCK am 1.nov.1914 fuhr das geschwader von adm.SPEE
dann in richtung falklandinseln mit dem ziel die heimreise,unterwegs sollte noch PORT STANLAY angelaufen werden um die funkanlagen der
engländer zu zerstören und evtl.kohlen zu bunkern.vor dem hafen ankerte jedoch eine armada britischer kriegsschiffe unter führung von adm.
STURDEE,darunter die schnellen schweren kreuzer H.M.S. INVINCIBLE + INFLEXIBLE .da der verband vor anker lag und die kessel nicht
hochgefahren waren,hätte adm.SPEE doch das feuer eröffnen können mit seinen 21cm-geschützen.auch die kleinen kreuzer hatten effektive
torpedowaffen an bord und hätten eingreifen können. adm.SPEE dampfte jedoch ab mit seinem verband richtung falklandinseln bestehend
aus den grossen kreuzern SCHARNHORST+GNEISENAU sowie den leichten kreuzern NÜRNBERG,LEIPZIG+DRESDEN. die briten hatten inzwischen fahrt aufgenommen und stellten mit ihrem verband das deutsche geschwader am 8.nov.und versenkten vier schiffe bis auf die
dresden die entkommen konnte.es war vorauszusehen dass die grossen kreuzer von SPEE keine chance hatten gegen die schlachtkreuzer der
engländer mit ihren 30,5 cm-geschützen und 28kn gescwindigkeit.
die fragestellung:warum hat adm.SPEE nicht den kampf aufgenommen in einer günstigen situation vor PORT STANLAY ????
kann jemand von euch dazu stellung nehmen evtl.über das KTL von der DRESDEN oder aussagen von damals überlebenden

           vielen dank im voraus  mit den besten grüssen  HALINA   
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Teddy Suhren

Hai

Bei diesen 21 Seiten mit Beiträgen ist bestimmt die Antwort irgendwo dabei.  :wink:
Null
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

halina

hallo jörg,vielleicht hast du meine frage wohl nicht verstanden,es heisst hier ob es evtl.aufzeichnungen oder kriegstagebücher gibt über die
beschlussfassung warum graf spee diesen entschluss gefasst hat. gruss halina
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zu lassen"
                      Phil Borman

tirpitzpeter

Hi,

Aufzeichnungen ,KTBs von einer im Endeffekt total vernichteten Flotte zu Finden dürfte nicht möglich sein.
Die Berichte des Gefechtes aus deutscher sicht ist nur durch Überlebende übermittelt, auch wüsste ich nicht das es von der Dresden Aufzeichnungen/ Dokumente über das Falklandgefecht gibt.
"Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit"! (Rammstein)
"Ein formal stimmiges Produkt braucht keine Verzierung" (Ferdinand Porsche)

Urs Heßling

moin,

gemäß des Buchs "Seemacht" (Potter/Nimitz/Rohwer) wurde am 6.12. bei einer Besprechung Spees mit seinen Kommandanten der Beschluß gefaßt, Port Stanley anzugreifen.

Am Morgen des 8.12. detachierte Spee die "Gneisenau" und "Nürnberg" zur Aufklärung des Hafens; nur diese näherten sich Port Stanley und wären überhaupt in der Lage gewesen, anzugreifen. Der Kdt der "Gneisenau", KzS Maerker, soll sich gegen diese Teilung der Kräfte ausgesprochen haben.

"Gneisenau" entdeckte einen "Dreibeinmast" eines der Schlachtkreuzer (im Hafen) und setzte sich wieder ab. Eine effektvolle Beschießung (mit Trefferbeobachtung) wäre also vermutlich gar nicht (oder nur mit der nicht vorhandenen Möglichkeit einer Beobachtung aus der Luft) möglich gewesen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

halina

hallo urs,vielen dank für deinen beitrag der etwas konkretes erbrachte.so wie es aussieht gab es wohl meinungsverschiedenheiten zwischen den
beiden kommandanten über das weitere vorgehen.
                                                                                       viele grüsse halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

moin,

Zitat von: halina am 06 Januar 2012, 15:43:45
so wie es aussieht gab es wohl meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden kommandanten

nicht ganz ... Admiral Graf Spee war schließlich Geschwaderchef ... da gab´s keine Frage, wer letztlich das Sagen hatte.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Trimmer

Nun - ich glaube da streiten sich die Götter. Die RN war ja wohl noch bei der Bebunkerung und konnte erst danach auslaufen. Man hätte sie also auch im Hafen .... Aber Urs hat schon Recht - einer muß ja das Sagen haben und Spee hat nun mal so entschieden

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Leipzig

Nachträglich gesehen, wäre es wohl die einzige Überlebenschance für das Kreuzergeschwader gewesen, wenn es die noch im Hafen liegenden Engländer angegriffen hätte. Aber das ist eben eine nachträgliche Beurteilung aufgrund nachträglicher Kenntnisse.

Spee hatte den Überfall auf die Falklandinseln geplant, um den Engländern Schaden zuzufügen. Er ging davon aus, dort nicht auf stärkere Seestreitkräfte zu treffen. Eine regelrechts Schlacht wollte er nicht, schon wegen des nach Coronel stark zusammengeschmolzenden Munitionsvorrats seiner Schiffe. Beim Antreffen nennenswerter Gegenwehr sollten sich "Gneisenau" und "Nürnberg" deshalb zurückziehen. Letztlich sollte das Kreuzergeschwader ja noch in die Heimat durchbrechen.

Tatsächlich erkannte die beiden vorgeschickten Kreuzer dann, dass stärkere britische Schiffe im Hafen lagen, und reagierten plangemäß. Spee wollte sich absetzen, wobei er annahm, dass die englischen Schiffe vorwiegend ältere Panzerkreuzer und damit nicht viel schneller als seine Schiffe waren, und dass er auf See früher oder später wieder die dort üblichen diesigen Sichtverhältnisse finden würde, die ihm ein Entkommen erleichtern würden. Damit, dass letztere Hoffnung trügen würde, musste er angesichts der tatsächlichen, für die Gegend ungewöhlichen Wetterlage am Morgen des 08.12.1914 zwar rechnen. Er wusste aber gerade nicht, dass auch Schlachtkreuzer im Hafen waren, also Schiffe, die deutlich schneller waren als seine eigenen. Die Dreibeinmasten waren zwar vom Ausguck der "Gneisenau" erkannt worden, deren Kommandant Maerker glaubte aber nicht daran und meldete deshalb auch davon nichts an Spee.

Außerdem hatten die Engländer die alte "Canopus" als schwimmende Batterie an die Hafeneinfahrt verlegt, deren 30,5 cm-Feuer die "Gneisenau" bereits erreichte (wenn auch nur mit einer Übungsgranate traf). Weiter gegen den Hafen vorzustoßen und sich dabei diesem Feuer weiter auszusetzen, hätte für die dagegen nicht gepanzerten deutschen Kreuzer ein erheblichesRisiko bedeutet. Spee schätzte seine Situation nicht als so verzweifelt ein, dass er zu einem solchen Stoß als letztes Mittel gegriffen hätte. Dass seine Situation tatsächlich so verzweifelt war, hat er erst später erkannt, als es zu spät war.

Leipzig     

Rymon

Hallo allerseits,

es bleibt noch die Frage, warum Spee die Schiffe unbedingt zu dieser Tageszeit die Annäherung an die Insel befahl. Einige Stunden später hätte vieleicht die einbrechende Dunkelheit das Entkommen ermöglicht.

Vielleicht glaubte er aber schon zu spüren, daß seine Zeit gekommen war, denn er hat zu Beginn des Krieges ja schon mal geschrieben, daß er noch soviel Unfug wie möglich machen wolle, bis ihn ein an Machtmitteln weit überlegener Feind zu Packen bekommt.

Die unterschiedlichen Optionen nach Coronel sind ja bereits lebhaft und kontrovers diskuttiert worden.

Wäre sein Ziel gewesen, sich irgendwie nach Hause, oder ins Mittelmeer durchzuschlagen hätte er um alle britischen Basen einen großen Bogen machen sollen.

Meiner Meinung nach hätte die Verstärkung der deutschen Schutztruppe in Ostafrika noch den größten Sinn gemacht und wäre wohl auch von der Fahrstrecke und den in Betracht kommenden Feindkräften durchführbar gewesen.

Ein Einlaufen in Daressalam (evt. mit einigen erbeuteten Handelsschiffen) hätte die Briten an exponierter Stelle noch eine ganze Weile beschäftigt und erhebliche Mittel gebunden.

Liebe Grüße

Stefan

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