TVA Gotenhafen

Begonnen von Arche, 24 August 2011, 18:42:30

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Arche

Hallo zusammen,

ich habe zufällig in einer Akte über einen Unfall auf U-276 gelesen. Ein MechGfr hatte soviel Druck auf das Torpedorohr gegeben, das der Verschluß zum Teil wegbrach und eien Maat tödlich verletzte. Es ging jetzt um die Schuldfrage. Es wurde festgestellt, dass der Manometer kaputt war und so die Befüllung gar nicht ordnungsgemäß möglich war. Der Gefreite war somit unschuldig. Ob jetzt der Kommandant, der LI, der diensthabende WO die Schuld bekam, sollte ein Gutachten der TVA klären. Dieses Gutachten gab dann die Verantwortung dem LI, weil er für den ordnungsgemäßen Zustand des Bootes verantwortlich war. Zusätzlich wurde dem MechMt Schuld zugesprochen, weil er das Befüllen mit Druckluft beaufsichtigen musste.
Nun meine Fragen:
War dies bei Unfällen üblich, ein Gutachten einzuholen?
Die TVA Gotenhafen soll hauptsächlich für die Luftwaffe gearbeitet haben. Ist jemand bekannt, welche Aufgaben für die KM durchgeführt wurden?
Dazu noch eine Frage. In der Biographie von Alfred Schroeder "Ein Zeitzeuge erinnert sich", erwähnt dieser, dass er auch bei TVA Gotenhafen kommandiert war. Er soll als Torpedofachmann ohne U-Bootausbildung eine Fahrt nach Asien mitgemacht haben. Das Boot ist dann mit Rohstoffen gefüllt wieder zurückgefahren. Als Zeitraum gibt er hier an April-August 1944. Wenn dies stimmen kann, welches Boot könnte dies gewesen sein?
Gab es überhaupt U-Boote, die direkt mit TVA Gotenhafen zusammengearbeitet haben?

Danke!

Heinz-Jürgen

MS

Zitat von: Arche am 24 August 2011, 18:42:30

Er soll als Torpedofachmann ohne U-Bootausbildung eine Fahrt nach Asien mitgemacht haben. Das Boot ist dann mit Rohstoffen gefüllt wieder zurückgefahren. Als Zeitraum gibt er hier an April-August 1944.


Moin,

die angegebene Zeitdauer reicht gerade einmal für die Hinstrecke nach Fernost... unmöglich in der angegebenen Zeit auch wieder zurück zu kommen.
Im April 44 gingen 4 Boote nach Fernost - zwei gingen auf der Route verloren. Das einzige Boot welches davon wieder zurück kam war U 861 allerdings erst im April 45...

Gruss
:MG:

Peter K.

ZitatDie TVA Gotenhafen soll hauptsächlich für die Luftwaffe gearbeitet haben. Ist jemand bekannt, welche Aufgaben für die KM durchgeführt wurden?

Das Werk Gotenhafen der TVA Eckernfjörde entstand ab Oktober 1940 vor allem deshalb, weil die dortigen akustischen Bedingungen besser für Versuche mit dem akustischen Eigenlenktorpedo G7es geeignet waren, der zu diesem Zeitpunkt eine hohe Entwicklungspriorität genoss.
Mit Aufnahme des Dienstbetriebes lag der Entwicklungsschwerpunkt aber zunächst beim Lufttorpedo F5 und zwar zusammen mit der Luftwaffe. Diese Lufttorpedoentwicklung wurde dann aber unter Abgabe umfangreicher Einrichtungen, die schließlich am 04.07.1942 als "Torpedowaffenplatz der Luftwaffe Gotenhafen-Hexengrund" firmierten, ausgelagert. Anschließend arbeitete man entwicklungstechnisch vor allem am akustisch zielsuchenden Torpedo "Zaunkönig".
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Darius

Hallo zusammen,

ich denke ein Gutachten macht bei jedem Unfall Sinn - v.a. wenn das Boot und die Beteiligten "greifbar" sind. Es galt ja zu prüfen, ob die technischen Mängel nicht ein Serienproblem von Lieferanten darstellten etc.

Ich empfehle hierzu u.a. auch dieses Werk:
http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,3826.0.html

:MG:

Darius

Arche

Hallo zusammen!

Erst mal Danke!

zu MS: den Verdacht hatte ich auch. Fände ich schade, wenn der Autor etwas erfunden hätte. Ich hatte mal mit ihm gesprochen und fand sein Buch sehr lesenswert.

zu Peter K.: Weiß Du zufällig, ob bei der Erprobung bestimmte U-Boote beteiligt waren?

zu Darius: Schöner Link. Habe ich gespeichert und werde es lesen.

Gruß
Heinz-Jürgen

MS

Zitat von: Arche am 24 August 2011, 23:25:58

zu MS: den Verdacht hatte ich auch. Fände ich schade, wenn der Autor etwas erfunden hätte. Ich hatte mal mit ihm gesprochen und fand sein Buch sehr lesenswert.


Der Zeitraum April - August 44 ist Seemannsgarn

Von 41 Booten die nach Fernost gingen kamen nur 6 wieder nach Europa zurück.

Wirklich erfolgreich in der Lieferung von Rohstoffen waren davon nur
U 178 ( nach Fernost 28.3.43 ab Bordeaux - 27.8.43 an Penang - retour 27.11.43 ab Penang an Bordeaux 25.5.44)
U 188 ( nach Fernost 30.6.43 ab Lorient - 30.10.43 an Penang - retour 01.01.44 ab Penang an Bordeaux 19.6.44)

die anderen 4 Boote waren
U 843 ( 3.4.45 an Bergen ), U 861 ( 19.4.45 an Trondheim ), U 510 ( 23.4.45 an St.Nazaire ), U 532 ( 13.5.45 an Loch Eriboll )

Gruss
:MG:

kgvm

@ Arche:
kann das sein, daß April bis August 1944 nur die Zeit für die Ausreise war? Oder finden sich in dem Buch weitere Angaben zu einer Tätigkeit von Herrn Schroeder zwischen August 1944 und Kriegsende in Deutschland??
Im übrigen habe ich mal nach dem Buchtitel gesucht, ihn aber nicht gefunden  :-(. Hast Du Name des Autors oder Buchtitel irrtümlich nicht korrekt geschrieben?

Arche

Nein, ich glaube nicht.

Alfred Schroeder "Ein Zeitzeuge erinnert sich" Erzählen ist Erinnern Band 64 Bezugsadresse
http://www.volksbund.de/publikationsreihen/erzaehlenisterinnern/browse/19.htm


Torpedotaucher

Hallo Zusammen,

ich beschäftige mich seit langem mit der Torpedowaffe und explizit mit den Entwicklungsstellen - TVA. Das (die) U-Boot(e) wurde(n) jeweils für die anstehende Aufgabe (Testschießen, etc.) abkommandiert bzw. bereitgestellt. Welche Boote das waren, kann in der einschlägigen Literatur nachgelesen werden.
Auskünfte erhälst Du ev. auch noch über Zeitzeugen. Ich habe schon des öfteren z.B. mit KKpt. a.D. Hardegen gesprochen, welcher mir das oben aufgeführte bestätigte.
Unfälle mit der Bewaffnung (hier: Torpedos / Torpedorohre) wurden grundsätzlich untersucht und die Berichte (Anm: mehrfache Ausführung; Verteiler) an die betreffenden Institutionen weitergeleitet.

Gruß TT

PS.:Der Literaturtipp interssiert mich, habe die Lektüre aber auch noch nicht gefunden..


AWoelfer

Nicht länger als sieben Atemzüge soll es dauern,
bis man eine Entscheidung getroffen hat.
(Hagakure)

Tsunetomo Yamamoto

Torpedotaucher

Danke, alles klar an Deck!!

t-geronimo

Etwas off-topic:

Eine etwas  --/>/> andere Sicht der TVA Gotenhafen, zumindest laut Bildbeschreibung. :)

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

halina

Hier 2 Aufnahmen von der Torpedotestanlage nahe Gdynia im ehemaligen Torpedo -
Waffenplatz im Hexengrund .
                                                                                                            :MG:   halina

Bild # 1  Foto von 1954 , Author : Foto-Archiv Arka , Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Bild # 2  Foto von 2006 , Author: Leszek Pietrukaniec , Lizenz: CC-BY-SA 3.0
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

bettika61

#13
Zitat von: Peter K. am 24 August 2011, 19:51:17
ZitatDie TVA Gotenhafen soll hauptsächlich für die Luftwaffe gearbeitet haben. Ist jemand bekannt, welche Aufgaben für die KM durchgeführt wurden?

Diese Lufttorpedoentwicklung wurde dann aber unter Abgabe umfangreicher Einrichtungen, die schließlich am 04.07.1942 als "Torpedowaffenplatz der Luftwaffe Gotenhafen-Hexengrund" firmierten, ausgelagert. Anschließend arbeitete man entwicklungstechnisch vor allem am akustisch zielsuchenden Torpedo "Zaunkönig".
Hallo,
fanden die Versuche/Entwicklung für die akustisch zielsuchenden Torpedos, nach Errichtung des TWP,  in der neuen TVA Gotenhafen Oxhöft der Kriegsmarine statt?
Bei Rössler und Krauß konnte ich dazu keine eindeutige Aussage finden, nur :
ZitatSchwerpunkt der Entwicklungs- und Erprobungstätigkeit lag nach der Ausgliederung der Lufttorpedoentwicklung in den Arbeiten zur Herstellung der Frontbrauchbarkeit des neuen aktustisch zielsuchenden Torpedos "Zaunkönig"
[aus der Dissertation Krauß]
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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