Schwimmkräne d.Marine

Begonnen von Stichling, 22 August 2011, 16:57:27

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bettika61

Hallo Norbert,
den Beinamen "Langer Heinrich" trägt auch der 350t DEMAG Kran auf einer AK aus Flensburg, das sagt  aber nur aus, wie man die AK besser vermarkten wollte  :MZ:
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

NFK

Hallo Beate,

ich habe einmal weiterrecherchiert und bin in meinem Archiv fündig geworden:

Am 25.06.1951 versank der nach meiner Zählung dritte der vier 350-t-Riesenkrane (Gotenhafener Kran) bei der Überführung nach Brest in der Nordsee vor Skagen. Viele der damaligen Zeitungsartikel, die über diesen Vorfall berichteten, schrieben ihm den Beinamen 'Langer Heinrich' zu, wie die angehängten Beispiele zeigen.

Diese Krane hatte es auch am ehesten verdient, denn sie waren die längsten aller in Frage stehenden Kandidaten, wie die maximale Bauhöhe über Wasserspiegel zeigt:
Rostocker 100-t Kran (1905): ≈ 57 m
Wilhelmshavener 250-t Kran (1915): 85 m
Die vier 350-t Krane (1939 – 41): 114 m

Warum wohl heißen die Krane alle Heinrich? Ich denke, hier klingt das Märchen der Gebrüder Grimm vom 'Eisernen Heinrich' (aus dem 'Froschkönig') an.

Neuerdings habe ich noch einen Artikel aus dem Zeit-Archiv von Juli 1951 entdeckt:
http://www.zeit.de/1951/27/der-lange-heinrich
Dieses Beisiel zeigt, daß man bei abgeschriebenen bzw. OCR gewandelten Texten sehr vorsichtig sein sollte. Warum? Bereits der erste Satz enthält zwei 'Klopse':
Vier schwimmende Riesenkräfte von je 150 t ...
später dann:
Demontage und Demontage hätten aber 6 Millionen DM verschlungen, offensichtlich war das zweite Mal 'Remontage' gemeint.
Leider liegt mir das Original der Ausgabe nicht vor. Für einen Hamburger wäre es mal eine schöne Aufgabe, das Zeit-Archiv aufzusuchen und nachzuschauen, wie es wirklich geschrieben steht.

Abschließend noch das jammervolle Bild des Krans kurz vor dem Untergang: die Mannschaft geht in die Rettungsboote.

Gruß
Norbert


Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

halina

Moin NFK ,

Danke für Deinen interessanten Beitrag , ein Foto voller Dramatik das zeigt welche Naturkräfte Sturm und Wellen entfachen
können bis zum Auseinanderbrechen von Schiffen . Unfassbar auch dass die Verantwortlichen der Überführung dieses
Sturmtief nicht zur Kenntnis nahmen , aber auch sonst war die Einstellung GB zur Entwicklung deutscher Häfen absurd ,
man wollte unbedingt vermeiden dass in Kürze ein Schiffbau-Konkurrent auf dem Weltmarkt erscheint .
                                                                                                                                                                               :MG:  halina

                                                                                                                                             
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman


NFK

#334
Vielen Dank, Markus,

für die Adresse diese Seite. Ich hatte vergessen sie anzugeben (http://racines.lc.free.fr/Parents/010.htm).

Zu diesem Thema schrieb mir vor Jahren mein französischer Freund, der mir das unten vorgestellte Titan-Buch schenkte, nachdem ich ihm die Zeitungsartikel gegeben hatte:

In der französischen Marine, hat ein ehemaliger Seemann nicht das Recht einen öffentlichen Bericht (oder ein Buch) über eine militärische Operation zu schreiben.

Deshalb:
- Frugy ist ein Phantasiename für das Marine-Schleppboot. Ebenso wird in dem Buch nicht erwähnt, welches der vier Boote zur Marine gehörte.
- Der Kommandant der Frugy heißt in dem Buch Rozec. Es war aber Yves Bonder, der Autor.

Die Zeitungsausschnitte erlaubten mir das ganze Drama zu verstehen. Damit ist insbesondere die Verantwortung des Marineführung in Paris für das Desaster bewiesen.

Wir Franzosen bilden uns ein, daß wir die Intelligentesten der Welt sind!!! Also wenn Briten und Amerikaner davor Angst hatten das Meer mit dem Langen Heinrich zu überqueren, dann müssen wir es machen. Befehl ist Befehl. So wie in Deutschland.

Dem Kommandanten der Schlepper wurde befohlen, einen 350-Tonnen-Kran zu schleppen. Nur ein Detail: 350 Tonnen war die Hubkraft des Krans, der tatsächlich 5.000 Tonnen wog.

Angesichts des Krans, meldete der Kommandant der Schlepper, daß der Befehl nicht ausführbar sei. Aber er war nur ein Marineoffizier, sozusagen vom Rang eines "Unteroffiziers" des Heeres. Seine Meinung galt den Admiralen soviel wie eine Feder im Wind.

Anschließend, gemäß der Erzählung im Buch, meldete der Kommandant, daß der Sturm in der Nordsee zunehme. In Paris hingegen befahl der Ober-Ober-Großadmiral, daß in der Nordsee schönes Wetter sei.

Bei der Rückkehr nach dem Untergang hatte Yves Bonder sich zu rechtfertigen, warum er den Befehl gegeben habe, den Kran loszuwerfen. Die acht Fotos, die ein Matrose von Deck eines Schleppers aufgenommen hatte, waren der Grund, daß kein Militärgerichtsverfahren eröffnet wurde.

Natürlich erfuhr niemand in Frankreich von diesem Vorfall – militärische Geheimhaltungspflicht.
(aus dem Französischen übersetzt).

An anderer Stelle schrieb er mir einmal, daß es der französichen Marine 1951 als Folge der sechs untätigen Jahre des WK II an fähigen Offizieren gemangelt habe.   

Das auf der Website unten angegebene Buch habe ich mir antiquarisch besorgt, aber bis heute noch nicht gelesen, weil es mit meinen Sprachkenntnissen zu mühsam ist.

Gruß
Norbert


Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

MarkusL

Hallo Norbert,
habe das Büchlein ebenfalls antiquarisch erstanden.
Bisher allerdings mit meinem Rumpelfranzösisch nur quergelesen. Was für eine traurige Suizidschlepptour. In der Tat erschreckend die Verwechslung von Hebekraft mit Tonnage plus völlige Ahnungslosigkeit bezüglich der Dimension des Schleppobjektes.
Schade das von den DEMAG-Archivunterlagen, die offensichtlich in den 50er Jahren noch sehr intensiv gepflegt wurden, nur noch Minimalfragmente verbleiben sind.
Immerhin hat der Verlust des Kranes wohl zu einer Wiedergeburt des 250t-Kranes Brest geführt.
Ist dann aber eine andere Geschichte.
Gruß
Markus

NFK

Hallo Schwimmkranfreunde,

ich habe zwei Ansichtskarten mit dem Wilhelmshavener 'Langen Heinrich' erstanden und wüßte gerne, von wann die Fotografien stammen (könnten).

Die erste AK zeigt den Kran mit einem kleinen Boot am Haken neben einem Kriegsschiff der Kaiserlichen Marine. Kann jemand etwas zum Typ dieses Schiffes sagen oder weiß seinen Namen? Wann wird das wohl gewesen sein, noch im WK I oder eher in der Reichsmarinezeit?

Das zweite Bild zeigt einen Ausschnitt davon mit dem Boot am Haken, gehört dieses zu dem Kriegsschiff (Kutter?)?

Die zweite AK, so schätze ich, stammt aus den 1950er Jahren oder später, als der Kran in Bremerhaven stationiert war. Darauf deuten m.E. die neuen Lüfter an Deck und dem darauf befindlichen 'Container' hin. Leider kann man die Namenstafel auf dem Maschinenhaus nicht entziffern. Kann jemand etwas zu dem Frachter sagen, dessen Reederei-Emblem ein dunkles 'S' in einem hellen Dreieck ist?

Im Voraus vielen Dank für die Antworten.

Norbert
Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

bodrog

zu AK I - sollte ein F-Boot sein

Hägar

Das Ex-Linienschiff ist die LOTHRINGEN, die nach dem WK I zum Mutterschiff für flachgehende Minenräumboote umgebaut worden war (siehe DDK 1/42f. mit Skizze). Die Aufnahme dürfte 1919/20 entstanden sein.
Gruß - Hägar

RonnyM

...zum 3. Bild eine Aufnahme des LH vor den ABC-Schuppen in BHV...

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

halina

#340
Am Haken des "Langen Heinrich" hängt ein kleines Minen-Räumboot , eines von 14 Booten die auf
der "Lothringen" aufgestellt waren , der Zeitpunkt 1919/20 wie von Hägar schon genannt , denn
bereits im Frühjahr 1920 wurde das Linienschiff ausser Dienst gestellt .
                                                                                                                                    :MG:   halina

Edit :  Die Aufnahme des LH in Bremerhaven muss nach 1956 entstanden sein , denn in diesem Jahr
           erhielt der Kran eine neue Diesel-Elektro- Antriebsanlage auf der Lloyd-Werft in BHV .
                                             
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

SchlPr11

Hallo,
Bild 3 in 336 ist die HASSELBURG der Reederei H. Schuldt, Hamburg, erbaut 1957 bei den Kieler Howaldtswerken.
REINHARD

NFK

#342
Hier habe ich noch zwei AKn mit dem LH als Hauptmotiv.

Bild 1:
Leider ist der Fotografier-Standort ungücklich gewählt, denn auf den ersten Blick scheint der Kran auf der dreibeinigen Dalbe zu stehen.
Im Hintergrund der Panzerkreuzer 'Admiral Scheer' kurz vor der Fertigstellung. Das und die kahlen Bäume erlauben es, den Zeitpunkt auf Winter 1933/34 einzugrenzen.
Vom Kran weitgehend verdeckt das ehemalige Linienschiff 'Schleswig Holstein' (oder 'Schlesien'?).

Bild 2:
Die Karte ist im August 1920 gelaufen. Die Art der 'Arbeit' ist mir nicht klar. Werden dort Schiffe zerlegt oder dient das Dock nur zum Transport der Teile?
Auch die Bauart des Docks mit unverkleideten Seitenwänden und ohne Krane darauf scheint mir ungewöhnlich zu sein.

Gruß
Norbert
Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

MarkusL

Hallo Norbert,
das "Dock" ist lediglich ein "Dockponton" ohne eigene Pumpeinrichtung.
No.2 war eins der "kleinen" Dockpontons mit 190t Tragfähigkeit.
Gruß
Markus

halina

#344
Hallo NFK ,

Das Linienschiff der Braunschweig-Klasse dürfte die "HESSEN" sein , hier am Ausrüstungskai liegend .
der Schwimmkran ist der "Lange Heinrich" , die Dalbe ist zu sehen im Vordergrund ohne Bezug zu LH

Das 2. Foto betrifft den Zeitpunkt 1920-22 , als die umfangreichen Verschrottungen der ausgemusterten
Schiffe und Boote auf der UTO-Werft bzw. der Rüstringer Werft stattfanden .
                                                                                                                                      :MG:  halina

Edit : Der Zeitpunkt der 1. Aufnahme dürfte im Winter 1934/35 sein , denn die "HESSEN" führt schon
         keine Flagge mehr und wurde im November 1934 ausser Dienst gestellt , der grösste Teil der
         Besatzung nahm den Dienst auf der "SCHEER" auf .
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

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