Marineausbildung 1932-1936

Begonnen von Ligurien, 02 April 2022, 15:18:42

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Ligurien

Liebe Mitglieder des Forums,
ich hoffe, mit meiner Frage hier richtig zu sein: Ich versuche gerade die Biographie eines Matrosen zu rekonstruieren. Da ich mich in der Marinegeschichte sehr schlecht auskenne, würde ich gerne meine Daten auf Plausibilität und Konsistenz prüfen lassen. Ich hoffe, jemand ist dabei, der mir helfen kann.
Die Person um die es hier geht wurde im Sommer 1914 in Bremen geboren.
Abitur mit 18?
Oktober 1932 Deutsche Seemannsschule Finkenwerder;
Kriegsmarine ab 1.10.1935 bis 30.9.1936, II. Marine-Artillerie-Abteilung und M-110 bei der 1. Minensuchflottille in Pillau;
Entlassung als Matrose der Reserve, tauglich 1.
Danach 2 Jahre und 11 Monate im Zivilleben (Studium TU), dann wieder eingestellt für sechs Wochen (4.9.-30.10.1939);
Pause im Zivilleben (Studium)
Neue Einberufung 5.5.-12.7.1941 zunächst bei 4. Schiffstammabteilung Wilhelmshaven, dann 2. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten Wilhelmshaven; u.k.-Stellung.
Nach Entlassung und Pause erneute Einstellung für 5 Wochen in W.haven, 4. Schiffstammabteilung (20.7.-31.8.1942). g.v.H.
Letzte Einstellung 25.9.1943, 2. Marine-Ersatz-Abteilung W.haven, dann Maas-Flottille als Matrose am Deck, anschließend zu den Marine-Festungspionieren und ab 24.3.1944 in La Spezia (Italien). Zuletzt Obergefreiter.
Mich würden neben Plausibilität und Konsistenz des Werdegangs Informationen über die Ausbildung bei der Seemannsschule (Dauer usw.) sowie über die Marine-Festungspionieren interessieren. Dass er die Seemannschule mit einem Offizierspatent verlassen hat, scheint mir in Anbetracht seines Werdegangs bei der Kriegsmarine (Mannschaftsstand) sehr unwahrscheinlich. Ist das korrekt oder liege ich falsch?
Für alle Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Carlo Gentile

Violoncello

Hallo Carlo,

um die Diskussion in Gang zu bringen:

Der Seemannsschule dürfte den Status einer Berufsschule zukommen. Die dreijährige Ausbildung mit zwischenzeitlichen Bordverwendungen dürfte zum Matrosen in der Handelsmarine geführt haben. Mit der Kriegsmarine hat diese Ausbildung nichts zu tun. Mit dem Abschluss der Seemannsschule allein hätte der Betroffene auch in der Handelsmarine nicht Offizier werden können. Im Anschluss an die Ausbildung hat der Matrose seinen zweijährigen Wehrdienst absolviert. Die Dauer des Wehrdienstes betrug für die Jahrgänge ab 1914 zunächst ein Jahr, wurde aber durch Erlass vom 24. August 1936 (RGBl. 1936 I, S. 706) auf zwei Jahre verlängert. Danach hat der Matrose - eine Beförderung zum Gefreiten am Ende des Wehrdienstes ist aus nicht erkennbaren Gründen nicht erfolgt - das Studium aufgenommen. Während des Studiums ist der Betroffene wohl dreimal zu Wehrübungen einberufen worden.

Viele Grüße

Violoncello

halina

#2
Hallo Carlo ,

Hier mal meine Darstellung , wie der Werdegang deines Matrosen ausgesehen haben könnte :

Möchte davon ausgehen mit 18 Abitur und dann von 1932 -1935 auf der Seefahrtschule in
Finkenwerder eine Ausbildung im technischen Bereich absolviert hat mit Ablegung eines C4-C5-
Patentes mit Praktikum auf einem grossen Trawler .
Vom 1.10. 1935 - 30.9. 1936 Ableistung des Wehrdienstes , eigentlich hätte dieser mit der
Beförderung zum Matrosengefreiten enden müssen .
Danach von 1936 - 1941 Studium an einer TU mit 2 kurzen Unterbrechungen für die Wehrdienst-
Übungen . Wahrscheinlich an der TU Abschluss nach 10 Semestern als Diplom-Ingenieur .
                    Nach dem Studium Einberufung zum Wehrdienst vom 9.5.-12.7. 1941 zur 4.
Schiffsstammabteilung in Wilhelmshaven , danach als Dozent  bei der Ausbildungsabteilung für
Kriegsschiffneubauten in Zivil und als u.k. gestellt ( unabkömmlich)  bis September 1943 , dann
als Matrose eingezogen zu der 2. Marine-Ersatzabteilung mit den dann von Dir genannten
Ereignissen .

Edit :  Möchte doch annehmen , dass dein Matrose schon vorher wusste , dass er auf einer
         technischen Universität studieren wird , so dass es nahe lag , dass er hier auf der
         Seefahrtschule in Finkenwerder ein Patent als Schiffsmaschinist II. oder I. Klasse erwarb
         und das von Nutzen war für das spätere Studium .
         Die Frage warum ist er auf Grund seiner akademischen Ausbildung nicht mit einem höheren
         Dienstgrad entlassen worden und nur bis zum Obergefreiten kam , nun er war ja kein
         Freiwilliger der zur Marine kam , so dass ihm eine Offizierslaufbahn verwehrt blieb

                                                                                                     Gruss  halina


" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Ligurien

#3
Lieber Violoncello und lieber halina,

vielen herzlichen Dank für die Mühe. Das klingt alles recht plausibel und gut nachvollziehbar. Das bringt mich jedenfalls ein ganzes Stück weiter!

Er soll an einer Ausbildungsfahrt auf dem Schulschiff "Deutschland" bis nach Indien teilgenommen haben.

Besten Dank aus Köln
C.G.

Violoncello

Hallo Carlo,
das Segelschulschiff "Deutschland" hat als Ausbildungsschiff der Handelsschifffahrt ab Ende der 1920er Jahre zahlreiche Überseereisen in unternommen. Die Teilnahme an einer Fahrt erscheint also plausibel. Ob diese auch bis Indien geführt haben könnte, ist mir aber nicht bekannt.
Viele Grüße
Violoncello

Ligurien


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