Foto-Rundgang durch den Antrieb eines Doppelschrauben-Dampfers

Begonnen von Turbo-Georg, 12 Juli 2011, 18:42:21

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Turbo-Georg

Liebe Dampffreunde, liebe Leser,

hier der unter Antwort # 96 vom 19.6.2011,
http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,12823.90.html
angekündigte Foto-Rundgang.

Im Rahmen dieses Rundganges werde ich nicht nur Fotos zeigen, sondern auch auf die wichtigsten Vorbereitungen und Maßnahmen zum Anfahren und zum Betrieb dieser Antriebsanlage hinweisen.

Wir werden den Antrieb gemeinsam Seeklar machen.

Zur besseren Orientierung habe ich einen farbig angelegten Übersichtsplan erstellt.
Die Farbgebung lehnt sich in etwa an die Lackierung der Maschinen und Apparate der Anlage an.
Ich habe den Übersichtsplan aus der Erinnerung gezeichnet; er erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit und gibt auch nicht unbedingt die wahren Maßverhältnisse wieder.
Die Zahlen in den rechteckigen Klammern [ ] des Textes, nennen die jeweils zugehörigen  Bilder.

Die technischen Daten des Antriebs:

2 WAHODAG/MAN Wasserrohrkessel, ölbefeuert,
    je 4,5 t/h.

2 Dreifach-Expansionsmaschinen, direkt gekuppelt,
   je 500 PS,

2 Schrauben.

Im Allgemeinen beginnen die Vorbereitungen zum Seeklar machen im Kesselraum. Wir werden daher unseren Rundgang auch im Kesselraum beginnen. Wir erreichen ihn über den Niedergang zum Maschinenraum durch die wasserdichte Tür [1] des Kesselraum-Schotts.
Durch die Schott-Tür sehen wir beidseitig die Dampfleitungen der Überhitzer, die Rauchgaszüge der Kessel und im Hintergrund das Kesselfahrpult.

Bevor wir auf Details eingehen, ist darauf hinzuweisen, dass die Vorbereitungen zum Seeklar schon einige Tage vorher begonnen haben, und zwar damit, dass die Vorratstanks für Wasser und Brennstoff gepeilt und u.U. nach gebunkert wurden, sowie ggf. der Inhalt der Brennstoff-Tagestanks aus den Vorratstanks ergänzt wurde.
Die beiden Speisewasser-Hochtanks wurden mit Wasser aus dem Hydrant aufgefüllt (2 x 7,5 t) und der Kessel-Speisewassertank II (19 t) über die Bergefeld-Wasseraufbereitungs-Anlage (Wasserenthärtung) befüllt. Die Bergefeld-Anlage befindet im Laderaum.
Wichtig sind darüber hinaus die rechtzeitigen Überprüfungen der Starterbatterie des Hafendiesels im Vorschiff, sowie der Inhalt seiner Kühlwasser- und Kraftstofftanks. Dieser Diesel-Generator (40 kW) übernimmt 3 Stunden vor Seeklar die elektrische Eigenversorgung vor Einholen des Landanschlusses, bis mit Erreichen des Kessel-Betriebsdrucks (14,5 bar) der Hauptkreislauf, und damit die Turbo-Generatoren für die Bordversorgung hochgefahren werden.
Nachdem die ersten elektro-technischen Vorbereitungen mit Aufschaltung des 40 kW-Diesel-Generators und dem Hochfahren der beiden Wechselstrom-Umformer abgeschlossen sind (Umformer I auf Bordnetz und Umformer II auf Kesselfahrpult [2] geschaltet.), kann spätestens 2 Stunden vor Seeklar die Inbetriebnahme der beiden Kessel erfolgen.
Der Betrieb nur eines Kessels sollte grundsätzlich vermieden werden.

An beiden Kesseln werden die Entwässerungsventile der Überhitzer, sowie die Anfahrventile und die Kessel-Entlüftungen auf den Obertrommeln geöffnet.
Zudampf-Ventile für Speisewasser-Vorwärmer und Entgaser werden geöffnet und die Brennertüren geschlossen.
Die Entgaser befinden sich oberhalb des Peildecks innerhalb der Schornstein-Verkleidung.
Die Kesselgebläse werden hochgefahren, die Brennstoff-Ventile [3] geöffnet und die Brennstoff-Pumpe I oder II [3] zugeschaltet. Anschließend werden die Kessel vor der Inbetriebnahme ausreichend lange (10 bis 15 min.) belüftet. (Explosions- bzw. Verpuffungsgefahr durch angesammelte Gase.)

Selbstverständlich hat das Personal bis zu diesem Zeitpunkt noch eine Vielzahl  weiterer wichtiger Aufgaben zu erledigen, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte; z.B.  Entfernen der Schornstein-Abdeckung, Hereinnahme der Opferanoden, Einschalten aller Not-Aus-Schalter, Einschalten des Kreisel-Umformers usw.

Wir setzen unseren Rundgang demnächst mit dem Zünden der Kessel fort.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

#1
Hallo,
ich glaube die Kessel wurden nunmehr ausreichend belüftet und wir können die Brennstoffhähne der Zündölleitungen, sowie die jeweils zwei Brennstoffhähne der Hauptbrenner an den Kesseln öffnen.
Am Kessel-Fahrpult schalten wir mit den Schlüsselschaltern die Kesselsteuerungen ein und quittieren die Meldung der Betriebsbereitschaft des Alarmsystems.
Beide Kessel zünden (Zündflammen).
Wir schalten die Pumpen der Askania-Kesselregler [5] ein und stellen die Leistungsregelung auf ,,Handbetrieb" und ,,Stop".
Wir starten den Brenner des Bb-Kessels durch Betätigung der Taste ,,Entriegelung".
Das Ray-Steuerprogramm zündet den Brenner nach 2 bis 3 Minuten.
Der Stb-Kessel wird erst angefahren, wenn der Brenner des Bb-Kessels sauber gezündet hat.

Wenn beide Brenner erfolgreich gezündet haben, schalten wir die  Askania-Pumpen wieder ab,  stellen den Verbundregler (Askania-Kesselregler) von Hand auf kleinstmögliche Last und sorgen für ein sauberes Flammenbild  (Überprüfung über das Sichtfenster neben der Brennertür).

Wenn der erste Dampf aus der Entwässerung des Überhitzers austritt, schließen wir alle Entwässerungs- und Entlüftungsventile.
Die Anfahrventile werden bis auf eine Handrad-Umdrehung geschlossen. Über die Anfahrventile werden die Überhitzer während des Hochfahrens der Kessel zur Kühlung von etwas Dampf durchströmt.
Die Überhitzer müssen zwischenzeitlich kurz entwässert werden.

Bei Erreichen eines Dampfdrucks von 6 bar informieren wir das Maschinenraum-Personal und der Hilfskreislauf  wird angefahren.
Hierzu öffnen wir langsam die Hilfsdampfventile. Die Speisepumpen [6, 7] werden durch leichtes Öffnen ihre Zudampfventile (rot) vorgewärmt.
Wir fahren die Speisepumpen an, indem wir die Entwässerungen schließen, die Hauptspeisewasserleitung (gelb, [6]) öffnen und die jeweiligen Zudampfventile (rot) nun  vollständig öffnen.

Der Übersichtsplan und die Bilder zeigen uns, dass auf der Steuerbordseite des Kesselraums drei Speisepumpen zur Verfügung stehen.
Die beiden äußeren übernehmen in der Regel die Speisung von je einem Kessel und erhalten ihren Zudampf entweder über die Hannemann-Kesselwasser-Regler [9] oder direkt aus der Hilfsdampfleitung (...zwei Zudampf-Wechselventile [6]). Die mittlere Speisepumpe [7] bildet die Reserve oder steht für andere Aufgaben zur Verfügung, wie z.B. Nachfüllen des Speisewassertanks mit Zusatzwasser bei Zudampf über dessen Wasserstandsregler (...drei Zudampf-Wechselventile [7]).  Hier sind Wechselventile zur Hauptspeisewasserleitung, zur Hilfsspeisewasserleitung und zum Aktivkohlefilter vorhanden [8].
Im Normalfall sind die Dampfleitungen zu den Hannemann-Reglern geöffnet und die Kessel-Speisepumpen erhalten ihren Zudampf über diese Kessel-Wasserstandsregler. Über ein Bypass-Ventil wird der Gang der Pumpen so geregelt, dass der Wasserstand im Kessel in etwa konstant gehalten wird.
Auf der Bühne oberhalb der Speisepumpen finden wir zwei Speisewasser-Vorwärmer und den  Speisewasser-Filtertank [10].
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

#2
Wenn vom Maschinenraum-Personal die Meldung kommt, dass alle Hilfsaggregate laufen schließen wir die Überhitzer-Anfahrventile.
Beim weiteren Hochfahren des Kesseldrucks achten wir auf möglichst gleichen Druck in beiden Kesseln. Während dieser Zeit können wir die Kessel das erste Mal abschlämmen. Hierzu betätigen wir für einige Sekunden mit dem Fuß die roten GESTRA-Abschlämmventile am Kessel links unten [2].

Beim Erreichen des Betriebsdrucks von 14 bar wird wiederum zuerst das Maschinenraum-Personal informiert bevor der Hauptkreislauf angefahren wird.
Wir schalten hierzu die Askania-Pumpen ein und am Kessel-Fahrstand die Leistungsregelung von ,,Hand" auf ,,Automatik" und öffnen die Hauptdampfventile.

Auf dem Bild [2] sehen wir hinter dem Abschlämmventil auch den Deckel des Mannloches zum Befahren der Untertrommel, die Brennertür mit dem Kessel-Gebläsemotor (schwarz) und den Askania-Kesselregler. Die Bildmitte rechts [2] zeigt die Brennstoff-Förderpumpe und Mitte unten die Wechselventile der Wassertanks [11, 12]. Wir sehen die Leiter und die Grätings [12, 13] der Kesselbühne und gehen entlang der Backbordseite des Kesselraums, vorbei an den verschiedenen Umformern mit ihren Anfahrreglern [13, 14, 15] durch die Schott-Tür [16] zurück in den Maschinenraum.

Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

#3
Das Maschinenraum-"Hilfs-Personal" ist in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen.
Es hat die Turbinen- und Schmieröltanks hinter der Hauptluftpumpe gepeilt, die Vorräte aufgefüllt und die Tankheizungen eingeschaltet.
An den Maschinen und Einrichtungen wurden die Ölstände geprüft bzw. ergänzt.
Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die Zentralschmierapparate [17] der Hauptmaschinen und deren Exzenter-Ölwannen [18], die Zylinderschmierapparate [19] von Haupt- und Hilfsmaschinen sowie  alle Öltaschen an den Maschinen.
Überprüft wurden auch die Ölstände der Druck- [20] und Traglager [21], sowie der Simplex-Stevenrohrabdichtungen [22] der Schraubenwellen.
Wir vergewissern uns, dass die Schmiervorrichtungen der Rudermaschine mit Öl versorgt und ihre Zahnräder gefettet wurden. Wir lassen noch die Kreuzgelenke der Rudergestänge, besonders die auf dem Bootsdeck abschmieren und ,,übernehmen" das weitere Seeklar machen im Maschinenraum.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

Wir stehen im Mittelgang des Maschinenraumes [23] mit Blick in Richtung achtern.
Zur Orientierung: Rechts befinden sich die Bb-Hauptmaschine und links die Stb-Hauptmaschine. Wir sehen beide Steuerstände, den Niedergang und dahinter den Hauptkondensator.

Wir überprüfen als erstes, ob die Törnvorrichtungen [24] der Hauptmaschinen ausgerückt und gesichert sind. Mit ihnen werden bei Wartungsarbeiten an den Hauptmaschinen bekanntlich die Kurbelwellen mit Hilfe einer Handknarre gedreht.
Wir öffnen je nach Wassertiefe die Bodenventile [25,26] auf dem unteren oder dem oberen Seekasten [27]. Der untere Seekasten befindet sich in der achterlichen Maschinenraumbilge, neben der Bb-Schraubenwelle, der obere auf der Backbordseite, hinter der Kühlpumpe.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

#5
Die beiden Lenzpumpen [28,29] schalten wir mit dem Umstellhahn [29,30] und den Wechselventilen [31,32,33] auf ,,von See" nach ,,nach See" und bereiten mit dem Umstellen des Hahns unter der Flurplatte am Steuerstand der Bb-Hauptmaschine von ,,aus Maschinenraum-Bilge" auf ,,aus Kühlwasserzelle", die Kühlwasserzelle auf das Lenzen vor.

Wir verbinden Haupt- und Hilfskondensator abdampfseitig und schalten die Wechselventile für den Abdampf von Rudermaschine und Spills auf ,,nach Kondensator". Wir öffnen die Entwässerung der Abdampfleitung und öffnen ganz wenig das Abdampf-Regulierventil (blau)  oberhalb der Manometer der Bb-Hauptmaschine [23].

Die Maschinenanlage ist zum Anfahren des Hilfskreislaufes bereit.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

RonnyM

Georg, haben die grünen Hebel was mit der STB-Seite zu tun oder war der Farbtopf gerade greifbar :-D.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Turbo-Georg

Hallo Ronny,

nein, Grün ist die Kennzeichnung für "Seewasser".

Beim Betrachten der verschiedenen Bilder wird dir auffallen, dass alle Leitungen und Ventile solche Farb-Kennzeichnungen tragen.
Um die wichtigsten zu nennen:

Rot-Frischdampf,
Blau-Abdampf,
Gelb-Speisewasser,
Orange- Brennstoff,
usw.

Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

RonnyM

...danke Georg, mir dampft der Kopf  :O/Y

Ich stelle fest: Als Farbblinder hast du an Bord keine Chancen. :cry:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

t-geronimo

Zumindest eine Rot-Grün-Schwäche hätte gravierende Nachteile... ;)


Georg, schon mal drüber nachgedacht ein Buch herauszugeben? :TU:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Turbo-Georg

#10
 Hallo Ronny, hallo Thorsten,

vielleicht ist es euch entgangen, dass die verschiedenen Bedienungselemente der Ventile eine Vielzahl unterschiedlicher Formen haben.
Das ist kein Zufall!
Neben z.B. Kurbeln mit und ohne Knauf, sind es vor allen die Handrad-Formen, die der Bedienmannschaft im Dunkeln oder bei Notbeleuchtung durch Tast-Orientierung helfen sollten.
Ihr seht u.a. Handräder mit glattem oder unterschiedlich gewelltem Kranz, mit oder ohne Löcher, mit zwei oder mehr Speichen, Speichen geschwungen oder gerade usw.

Mit der Zeit wurden zerbrochene oder verloren gegangene Handräder durch gerade verfügbare ersetzt, so dass diese Form der Kennzeichnung nicht mehr durchgängig war; ...schon gar nicht bei einem Traditionsschiff mit Spenden-Budget.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Albatros

Hallo Georg,

Du sprichst oft vom Maschinenraum-Hilfs--Personal oder Maschinenraum-Personal, eine Frage, wie viel Mann sind/waren denn für so eine Anlage pro Wache unbedingt nötig ?

:MG:

Manfred

Turbo-Georg

#12
Hallo Manfred,
ich will in diesem Betrag gemeinsam mit den Lesern den Antrieb Seeklar machen.
Um die  Abläufe im Kesselraum und im Maschinenraum einigermaßen chronologisch darstellen zu können, habe ich das "Maschinen-Hilfspersonal" erfunden, um nach dem Anfahren des Hauptkreislaufes im Kesselraum, die eigentlich gleichzeitig ablaufenden  Maßnahmen im Maschinenraum zu ,,übernehmen". Es tut mir leid, wenn hierdurch der Eindruck einer ,,Menschen-Ansammlung" im Antrieb entstanden ist.

Im Antrieb waren mindestens drei Mann erforderlich; zwei Maschinisten und ein Obermaschinist (...auf Traditionsschiffen sozusagen der Chef-Ingenieur.)

Der Obermaschinist fuhr die Kessel hoch und wenn auf automatische Kesselsteuerung übergegangen wurde, führte er die regelmäßigen Kesselwasserproben durch und übernahm die allgemeine Aufsicht und Kontrolle.
Die Maschinisten machten die Maschinen Seeklar und standen während der Fahrt vorwiegend an den Steuerständen, um die Kommandos der Brücke aus zuführten.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

#13
Hallo,
wir wissen natürlich, dass die Meldung des Kesselraums, über das Hochfahren des Hilfskreislaufes beim Erreichen eines Kesseldrucks von 6 bar bereits an den Maschinenraum erging (Antwort # 1), und dass eigentlich auch die Meldung über das Erreichen des Betriebsdrucks von 14 bar zum Hochfahren des Hauptkreislaufes schon vorliegt (Antwort # 2).
Aber wir bleiben, wie gesagt, bei der chronologischen Reihenfolge der eigentlich in etwa Zeit gleich ablaufenden Maßnahmen.

Im Kesselraum laufen bereits die zwei Kessel-Speisepumpen; um aber besonders zur Kühlung der Überhitzer, eine ausreichende Entnahme von Dampf zu gewährleisten, müssen auch die Hilfsmaschinen im Maschinenraum angefahren werden.
An der Kühlwasserpumpe [34,35], der Haupt- sowie der Hilfsluftpumpe [36,37] und den beiden Duplex-Lenzpumpen [28] öffnen wir die Zu- und Abdampfventile, sowie die Entwässerungshähne.
Wir öffnen auch die Entwässerung an der Hilfsdampfverteilung; öffnen aber das Absperrventil für den Hilfsdampf nur soweit, dass an der Entwässerung ein satter Wasserstrahl austritt. Wenn das Wasser in Dampf übergeht, schließen wir die Entwässerung wieder und öffnen langsam die Absperrventile zu den einzelnen Hilfsmaschinen. Die Dampfzuleitungen werden über die Maschinen entwässert.
Wenn auch an den Maschinenentwässerungen das Wasser in Dampf übergeht, schließen wir deren Entwässerungshähne umgehend, da wir anderenfalls den Maschinenraum in kürzester Zeit in eine ,,Waschküche" verwandeln.
Die Duplex-Lenzpumpen (28) laufen von selbst an.
Grundsätzlich gilt das auch für die stehenden Simplex-Pumpen, wie die Speisepumpen im Kesselraum und die Haupt- und Hilfsluftpumpe.
Dennoch hängt an den Maschinen ein Maulschlüssel (siehe z.B. Bld. 36) für die manuelle Schieberbetätigung. Mit ihm kann die jeweilige Schieberstange zur Unterstützung in die Endlage gebracht werden.
Die Kühlwasserpumpe mit ihrer Einzylinder-Dampfmaschine ist hingegen nicht selbstanlaufend.
Um sie anzufahren, schließen wir zuerst ihr Zudampfventil. Wir stellen mit der Törnstange (...Halterung am Kurbelgehäuse [34,35]) über die Knaggen im Schwungrad (...  unter der roten Abdeckung.) die Maschine kurz vor OT (oberer Totpunkt).
Wir werfen mit der linken Hand an der Törnstange die Maschine an und öffnen gleichzeitig das Zudampfventils mit der rechten Hand.
Wir schließen die Entwässerung, kontrollieren den Öldurchfluss und drehen die rote Staufer-Buchse eine halbe Umdrehung nach rechts.

Wenn alle Hilfsmaschinen angelaufen sind, informieren wir den Kesselraum, dass die Anfahrventile der Überhitzer nunmehr geschlossen werden können. Wir regeln den Druck der Abdampfleitung mit dem bereits bekannten Abdampf-Regulierventil (blau, [23]) an der Bb-Hauptmaschine auf
1 bar.
Das Kontrollmanometer befindet sich am Kesselraumschott [38] links oben, hinter dem Bb-Maschinentelegrafen.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

Mit dem Ansteigen des Kesseldrucks wird der Gang der Hilfsmaschinen schneller. Die anfallende Abdampfmenge nimmt zu und der Druck in der Abdampfleitung steigt.
Der Abdampf der Hilfsmaschinen wird nicht direkt in den Kondensator geleitet, sondern wird zum Vorwärmen des Kessel-Speisewassers [10] und zur Bereitung von Warmwasser für Bäder und Kombüse, sowie zur Raumheizung verwendet.
Hierzu wird auf der Abdampfleitung ein Druck von 1 bar gehalten.
Wird der Druck überschritten, wird der Gegendruck an den Auslässen der Hilfsmaschinen zu hoch. Besonders die von den Hannemann-Speisereglern [9] gesteuerten Kessel-Speisepumpen verlangsamen ihren Gang ggf. bis zum Stillstand.
Hier ist also große Vorsicht geboten und der Bb-Maschinist muss das blaue Handrad des Abdampf-Regulierventils [23,39] äußerst feinfühlig bedienen, denn die Anzeige reagiert naturgemäß recht träge.

Wir regeln auch den Gang der beiden Luftpumpen auf etwa 20 Hübe und den der Duplex-Lenzpumpen auf etwa 30 Hübe pro Minute nach. Die Kühlwasserpumpe regeln wir am Zudampfventil auf einen Kühlwasser-Druck [40] von 3 mWS und beobachten den Aufbau des Vakuums in den Kondensatoren [40,41] mit Hilfe der beiden Vakuum-Manometer ([39] links) an den Hauptmaschinen. Werden in diesem Betriebsstadium etwa 0,4 bis 0,6 bar erreicht, gilt das als Hinweis, dass alle Ventilstellungen in Ordnung sind.

Wir fahren noch die Rudermaschine [41] an, bevor wir uns der Vorbereitungen der beiden  Hauptmaschinen [43,44] zuwenden.
Die Rudermaschine steht in einer Nische des Maschinenraums auf Höhe des Oberdecks.
Wir verfahren ähnlich der übrigen Hilfsmaschinen und öffnen zuerst die Zu- und Abdampfventile, sowie die Entwässerungen. Ihr Abdampf führt direkt in den Kondensator und sie besitzt ein separates Absperrventil an der Hilfsdampf-Verteilung.
Wir wärmen wieder einige Minuten vor und schließen die Entwässerung. Mit dem schwarzen Handrad [41] ihres Steuerschiebers fahren wir die Maschine zur Kontrolle in beide Endlagen und anschließend wieder in Mittelstellung.
Bei Bedarf können wir  jetzt noch Anker- und Heckspill anfahren. Es gilt sinngemäß das gleiche, wie für die anderen Hilfsmaschinen.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

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