Hannibal

Begonnen von Thomas, 26 März 2006, 13:50:31

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Thomas

Hallo,

in den Kriegstagebüchern der SKL tauchen 1940/1941 mit schöner Regelmäßigkeit Bericht von HANNIBAL auf, der u.a. mit Schwerpunkt Gibraltar über alle Bewegungen der britischen Flotte und über die Schiffsbelegung im Hafen berichtete. Die Informationen an die SKL waren nach meinem Eindruck sehr detailliert (z.B. Frage von Beschädigungen der ARK ROYAL nach Cap Spartivento).

Ich habe die Frage schon einmal in einem anderen Forum gestellt, aber keine Antwort erhalten. Daher versuche ich es hier nochmal: Ist bekannt, wer hinter HANNIBAL steckte?

Dass Informationen an die deutsche Seite aus Gibraltar just in time gingen, war der britischen Seite bekannt. Regelmäßig wurden Täuschungsmaßnahmen eingeleitet, z. B. beim Auslaufen für die Beschießung von Genua.

Wer kann helfen?
Grüße
Thomas :wink:

Peter K.

... nur eine Vermutung aufgrund der mir vorliegenden Unterlagen:

Jose Key
inhaftiert am 01.03.1942
zum Tode verurteilt am 18.05.1942 in London

lieferte Meldungen über Schiffs- und Flugzeugbewegungen in Gibraltar

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Mario

Gibraltar war ja von der spanischen Küste leicht einsehbar. Ich meine, gelesen zu haben, daß sich hier regelmäßig Beobachter tummelten, die ungestört jede einzelne Schiffsbewegung sorgfältig dokumentierten und an die Achsenmächte weitergaben.
Der von Peter angesprochene Jose Key kann ja nur auf britischem oder alliierten Gebiet gefasst worden sein. Es sei denn, die Briten starteten in Kommandounternehmen, vorstellbar wäre dies.

Thomas

Hallo,

bei Hannibal muss es sich um eine Quelle handeln, da er namentlich angesprochen wird. Er muss Zugang auf dei britische Seite gehabt haben, da er seine Informationen u.a. vo Bankettempfängen der Briten bezog (auf denen Schiffskommandanten wohl reichlich vertreten waren, siehe den Orginalbericht über die Bombennahtreffer bei Ark Royal oder die genaue Beschreibung von Schiffsbeschädigungen bei Berwick).

Vielen Dank, Peter und Dietmar.
Grüße
Thomas

Mario

dann muß es sich im Fall von hannibal um einen richtigen Spion gehandelt haben, der im Flottenstützpunkt Gibraltar verkehrte.

Peter K.

Natürlich wurden Reede und Hafen von Gibraltar auch durch herkömmliche Augenbeobachtung überwacht - nämlich vom Hotel "Reina Cristina" in Algeciras und besonders von vier verschiedenen Positionen (Villa Leon, San Luis, Villa Isabel, Haus Keller) an der Straße von Algeciras nach La Linea aus.

Britische Kommandounternehmen auf spanischen Boden sind mir nicht bekannt!

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Leutnant Werner

Wäre den Briten auch schlecht bekommen, schätze ich. Franco-Spanien war bis auf die Zähne bewaffnet und äußerst kriegserprobt. Ich möchte nicht wissen, wieviele hochkalibrige Kanonen der Spanier auf die Reede von Gibraltar gerichtet waren...
Vielleicht weiß das ja einer genau? (Ich weiß nur, was die Briten in Gibraltar selbst an Kanonen hatten).
Gruß
Lt.

Mario

Na, so stark dürften die Spanier damals nicht gewesen sein. Ansonsten hätten sie 1941 oder 1942 die Gunst der Stunde genutzt und Gibraltar zurückerobert. Die Deutschen haben ja lange Zeit versucht, die Spanier zu einem Kriegseintritt auf Seiten der Achse zu bewegen, aber General Franco hat sein, vom Bürgerkrieg gezeichnetes Land, klugerweise aus dem Weltkrieg herausgehalten.

Thomas

Hallo,

also nach den deutschen Quellen (z.b. Halder-Tagebuch) war der Zustand des spanischen Heeres katastrophal!

Daneben ist zu berücksichtigen, dass Spanien 1940/41 über keine ausreichenden Nahrungsmittelerzeugung verfügte, daneben die Importe auf dem Seeweg - vor allem aus Südamerika - von GB kontrolliert wurden. Dazu kamen politische Unruhen aufgrund der Hungerzustände.

Quellen dazu müßte ich heraussuchen, falls erwünscht.

Grüße
Thomas

Leutnant Werner

@Mario,

da muss ich widersprechen.

1. Die Spanier waren stark. Ich weiß es nicht genau, aber aufgrund von dem, was im Bürgerkrieg im Einsatz war, würde ich schätzen: 50 Divisionen, an die 1000 Panzer, Mehrere tausend Geschütze, über 1000 Flugzeuge. Küstenartillerie bis 38,1 cm, z.T. fest eingebaut, auch mit Schussrichtung Gibraltar. Vor allem: Kampferprobte, disziplinierte Truppen.
2. Trotz der militärischen Stärke war das Land zerissen und zerschlissen. Mehrere 100.000 ehemalige Bürgerkriegsgegner saßen zu dieser Zeit in Umerziehungslagern ein. Das bedeutet eine instabile innenpolitische Situation. Da greift man nicht eben mal so eine Weltmacht an, auch wenn deren Kräfte bis zum Zerreißen gespannt sind.
3. Hätte die Spanier aber nicht daran gehindert, britische Vorstöße, etwa durch Commandos, mit einem massiven Vergeltungsschlag zu bestrafen, der Gibraltar in eine rauchende Trümmerwüste verwandelt hätte.
4. Die Spanier haben meines Wissens Sabotage-Unternehmungen der Italiener gegen Gibraltar aus Schiffen, die in ihrem Hoheitsgebiet ankerten, geduldet. Das spricht schon von einem gewissen Selbstbwußtsein gegenüber den Briten.

Gruß
Lt.

Peter K.

@ LEUTNANT WERNER

Daß die Spanier Küstenartillerie vom Kaliber 38,1 cm besaßen, war mir bekannt, aber nicht deren Vorhandensein im Raum Gibraltar! Hast du da nähere Angaben?
Übrigens hat Franco unter anderem auch deutsche 38 cm Geschütze für sein eventuelles Eingreifen in den Krieg auf der Seite der Achsenmächte verlangt.

Für welchen Zeitraum gilt denn deine Artillerieaufstellung von Gibraltar? Unter Umständen wäre ich auch daran interessiert!  :wink:

Die angesprochenen italienischen Sabotageakte gegen britische Schiffe in Gibratar starteten vom italienischen Tanker OLTERRA (4.995 BRT) in Algeciras. Das Schiff war bei Kriegsbeginn vom Kapitän nahe des Hafens auf Grund gesetzt worden, um eine Eroberung durch die Engländer zu verhindern. Später wurde es wieder flott gemacht!
Außerdem wurde von den Spaniern die Versorgung des italienischen Ubootes SCIRE (mit 2-Mann-Torpedos) vom italienischen Tanker FULGOR in Cadiz vor einem Angriff auf Gibraltar geduldet.

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Thomas

Hallo

kleines Mißverständnis. Meine Stärkebetrachtung zu Spanien bezog sich auf das Heer insgesamt, für Gibraltar hätte es wohl höchstwahrscheinlich gereicht.

Aber ich glaube, die 38er (würden mich auch interessieren) waren nicht die Sorge der Engländer: Besser als jede Panzerung schützt die Möglichkeit der Seeblockade Spaniens gegenüber Südamerika mit dem Abschneiden der benötigten Getreidedampfer.

Grüße
Thomas

Leutnant Werner

@Peter K.:
Ich habe die Ausgabe Nr. 21 des vierteljährlich erschienenen Periodikums "After the battle (WWII - then and now)" aus dem Jahre 1978, die die militärischen Anlagen und die Geschichte Gibraltars im 2WK zum Inhalt hat. Dort ist auch ein zweiseitiger Artillerieplan der Festung abgebildet. Den kann ich Dir in Kopie schicken, wenn Du mir ne PN mit Deiner Adresse zuschickst.

Gruß
Lt.

Thomas

Hallo,

ich hätte noch eine Menge Fragen:

verfügt jemand vielleicht über die militärgeographische Beschreibung von Gibraltar des OKHs? Sind darin auch die bekannten Festungsanlagen aufgezeichnet?

Daneben meine ich, dass in einem Mitteilungsblatt der Gebirgsjäger-Truppe der Angriffsplan für Felix dargestellt worden war. Kann dazu jemand weiterhelfen? Oder gibt es dazu andere brauchbare Literatur?

Warum hat das OKH die Verlegung von Eisenbahn-Batterien vorgesehen, sollten beim Angriff selbst alle spanischen Einheiten/Batterien herausgehalten werden? Und wie hat die Luftwaffe geplant (ich nehme mal an, von spanischen Flugplätzen)?
Grüße
Thomas

EDIT: Bei so vielen Fragen auch noch eine Antwort als Nachtrag
Kriegstagebuch Halder/ OKH vom 21.1.1940:
Transporte nach Libyen über Italien gehen mit 12 Zügen über den Brenner, bis zu 18 Züge täglich sind möglich. MARINE kann in Neapel nur 6 Züge pro Tag brauchen (Verladung auf den Schiffen)! Ergibt 45 Tage (...Aufmarsch) - diese Aussage bezieht sich auf die zu transportierende 5. leichte Division plus Ergänzungseinheiten (Transportstaffeln, Flak, Material)

Peter K.

@ LEUTNANT WERNER
Vielen Dank für dein nettes Angebot, aber diese Ausgabe der "After the Battle"-Reihe besitze ich bereits seit langem selbst!
BTW. vor einigen Jahren habe ich ´mal ´was über Flak-Bewaffnung auf Gibraltar in chronologischer Reihenfolge verfasse - sofern ich das noch in den Tiefen meiner Festplatten hervorgraben kann und natürlich bei Interesse ... na ja, einfach melden! ;-)

@ THOMAS
Die erwähnte OKH-Beschreibung über Gibraltar kann ich dir leider nicht anbieten ... Ende letzten Jahres gab es sie ´mal vollständig (mit Karten) bei ebay und ging um eine horrende Summe weg!
Betreffend deiner Nachschubzahlen nach Afrika - jetzt weiß ich endlich wieder, WO ich das gelesen hatte .... ;-)

LG aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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