Pionierlandungsboot Pilabo 39 (2. Modell)

Begonnen von Spökenkieker, 11 Januar 2011, 10:19:05

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Spökenkieker

Nachdem das Pilabo 39 in diesem Forum und in einer Fachzeitschrift zu sehen war, gab es einige sehr interessante Anfragen von Bastlern, die auch gerne ein solches Modell bauen möchten. Die meisten Anfragen waren naturgemäß aus Deutschland, die Maßstabswünsche fingen bei 1:72 an, um sich über 1:35 und 1:16 bis 1:4 (!) zu erstrecken. Es bleibt abzuwarten, ob tatsächlich im Sommer 2011 Großmodelle dieses interessanten Bootes irgendwo fahren werden. Außerdem hat sich ein Kontakt ergeben, der eine Kleinserienfertigung eines Pionierlandungsbootes als Resin-Modell in 1:35 prüft.   

Diesem Herrn habe ich kurzerhand mein Modell leihweise überlassen. Zur Fertigung eines Modellbausatzes eignete es sich allerdings nicht – wenn es nicht als ,,Verlust" eingestuft werden sollte. Nun, zerschneiden wollten wir das erste Boot natürlich nicht!

Wir haben uns daraufhin zum Neubau entschlossen. Dabei haben vor allem die Forumskollegen Karsten, Andreas und Lutz geholfen, ohne deren Fotosammlung und technische Expertise es nicht möglich gewesen wäre, entsprechende Skizzen zu zeichnen. Die jetzt gezeichneten vorläufigen Pläne zeigen diverse Seitenansichten, Seiten & Schweißnähte, Draufsicht Ladedeck, Draufsicht Steuerdeck, Draufsicht Bootsdeck, Schnitt durch Mittelspant, einige Details gesondert.

Nach der Zeichenphase entstanden zwei Rumpfhälften, der T-förmige Steuerstand, Lukendeckel, Werkzeugschränke usw.. Der Rest wird dann voraussichtlich aus Messingätzteilen dazugesteuert. Insbesondere die Lukendeckel und die Werkzeugschränke sieht man bei einem beladenen Boot nicht oder kann sie nur bruchstückhaft erkennen. Deshalb waren sie beim ersten Modell auch nicht vorhanden – mit Phantasie-Beschlägen habe ich oft so meine Not. Mittlerweile ist bekannt, wie das Ladedeck des Bootes aussah, so dass diese kleinen Teile auch nachgebaut werden können.

Was fehlt sind die Lenzpumpen und diverse Luken und Verschlüsse, die in das Deck eingelassen waren. Ausserdem sind zwei Winden in Arbeit. Hier bieten sich Ätzteile an. Anbei sechs Bilder vom Bau der Schraubentunnel in der abgeflachten Version und vom Bau der beiden Rumpfhälften aus Balsaholz.

Spökenkieker

Im weiteren Verlauf des Baus entstanden dann die Details, wie beispielsweise die Schränke für Werkzeug, oder aber die Luken. Hier gibt es drei verschiedene Grössen bei aufgesetzten Luken, sowie zwei verschiedene Grössen bei ins Deck eingelassenen Luken / Mannlöchern.

Der Steuerstand besteht aus Sperrholz; der Unterbau als Formteil lässt sich auf beiden Rumpfhälften aufsetzen, wenn er abgegossen worden ist.

Um ein Verziehen der Rumpfhälften zu verhindern, sind diese mehrfach mit Schnellschleifgrundierung gestrichen, anschliessend poliert und mitsamt dem Kiel auf eine Spanplatte aufgeklebt worden. Nach dem Aufsetzen des Decks (ohne den charakteristischen Holzbelag) sind die Bootskörper soweit fertig. Kühlwasserein- und -auslässe sind bewusst nicht dabei, weil sich diese tendeziell einfacher als Ätzteile fertigen lassen.

Spökenkieker

Habe gestern Nacht noch einmal ein paar Dinge ausprobiert. So sieht man beispielsweise auf einigen Bildern von frühen Landungsbooten 39 Ausschnitte im inneren Bugschanzkleid. Exemplarisch entstand ein Stück Schanzkleid mit den Abwicklungen und ,,Ausschnitten", wobei die grosse Öffnung für den Doppelkreuzpoller vorgesehen ist. Der Einfachheit halber ist der schmale Streifen Arbeitsdeck (die Verlängerung zum Steuerdeck achtern) nicht berücksichtigt worden, sondern lediglich durch eine Linie angedeutet.

Spökenkieker

Hier der Formgeber, der das Umbiegen des Schanzkleides unterstützt. Idealerweise hat man pro Seite des Bootes einen Formgeber achtern und einen weiteren vorn. Um die Formgeber werden dann die Schanzkleider abgewickelt und mit Sekundenkleber angeklebt. Gestern hatte ich ein Produkt von pattex mit vielen "Bio"-Aufdrucken. Das Zeug riecht nicht so streng, und es tropft nicht. Hm, ja, ok: und es klebt nicht. Zumindest hat der Guiness-Karton sich völlig unbeeindruckt gezeigt ;-)

Spökenkieker

Eine andere Idee bezog sich auf die Ankerwinde. Aus der 6-Pack-Kartonage von Guiness entstand zunächst ein Schnittmuster, das sich dann zur dreidimensionalen Winde zusammenfalten lässt.

Die Bohrungen für die beiden Achsen sind nur aufgezeichnet. Unten sitzt die Winschtrommel, auf der Stahlseil und ein Kettenvorfach aufgespult werden. Die Winschtrommel ist mit einem Mitnehmer an einem grossen Zahnrad befestigt. Über der Bohrung für die Winschenachse ist eine Bohrung für eine weitere Achse, auf der ein kleines Zahnrad sitzt. Diese Achse lässt sich von beiden Seiten mittels einer Handkurbel ansteuern. Vermutlich war bei der Originalwinde noch eine Klauenkupplung und ein Stopper eingebaut. Damit ließ sich die Handkurbel ,,auskuppeln" und man konnte ,,Kette geben". Der Stopper vehindert das Zurückschnellen der Handkurbel, wenn man gegen Widerstand kurbelt.

Dergl

Hi Spökenkieker,

sehr schönes Modell. Bitte weiter so mit den Details. Da könnten für mich in meinem aktuellen CAD-Modell ganz sicher Ideen bei herauspringen.   :-D

Vielen Dank für die Inspiration, das ich mich auch mal wieder an den Rechner setze.

Detlef

t-geronimo

Zwei schöne Projekte, die ihr da habt! :TU:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Chrischnix


Spökenkieker

Eigentlich sollte der letzte Bericht der wirklich Letzte sein. Ich bin gerade dabei, umzuziehen. Und da wollte ich das Pilabo 39 gerne vom Tisch haben.

Aber dann meldete sich mein freundlicher Informant noch einmal. Er bat – wie üblich – um Diskretion. Wir sprachen einige Minuten. Dann erhielt ich mehrere Emails mit bislang völlig unbekannten Fotos von Pilabo 39. Wie bereits in der Vergangenheit machten sie mich auf ein Detail aufmerksam, das mir bislang schon unendlich viel Kopfzerbrechen bereitet hatte: die Blende am Bug.

Verschiedene Fotos zeigten die Blende aus verschiedenen Winkeln, mit einem oder zwei quadratischen Ausschnitten. Auch die Länge und die Fläche der Blende schienen zu divergieren. Offensichtlich hatten die Bodan-Werft und die Nachbauwerften an diesem Detail einige Zeit herum getüftelt.

Meine ,,Übersetzung" der Blende sieht wie folgt aus:

Das Schanzkleid besteht aus zwei versetzten Ebenen. Zunächst gibt es das untere Schanzkleid, auf dem eine umlaufende Verkleidung aufgesetzt ist, die durch I-Streben gestützt ist (im Handmuster unmaßstäblich breit!). Auf dieser Verkleidung sind beispielsweise die Poller, die Winden am Bug oder die Ankerwinde an Steuerbord befestigt.

Etwa mittig sitzt auf dieser Verkleidung das obere Schanzkleid, das mit A-Streben abgestützt wird. Am Bug laufen das obere und das untere Schanzkleid zusammen.

Die Aufhängung für die Bugtore und die beiden Schanzkleider treffen sich am Bug. Die Blende fungiert also quasi als Träger für die umlaufende Verkleidung und das jeweilige Bugtor. An der Unterseite der Blende befindet sich ein rechtwinkliger Ausschnitt, durch den der Zwischenraum zugänglich wird. An der Oberseite, und damit knapp über der Verkleidung, befindet sich eine Bohrung. Durch diese Bohrung kann man eine Handkurbel stecken, um die hinter der Blende liegende Winde zu bedienen. Während beim zweiten Prototypen des Pilabo 39 (B-Version) noch eine quadratische Öffnung anzutreffen ist, treten bei den späteren Serienfertigungen vermehrt runde Bohrungen auf.

Das alles ist auch auf den Generalplänen ersichtlich. Aus Pappe entstand auch hierfür ein Prototyp. Er zeigt, dass auf das formgebende Stück Holz in der Nase durchaus verzichtet werden kann, weil sich die Konstruktion dem Grunde nach selbst trägt. Die erste Version der Blende, die ich hier bereits vorgestellt habe, ist demnach falsch. Weitere Schritte sehe ich jetzt nicht mehr vor. Stattdessen übergebe ich diesen Prototypen jetzt zeitnah Herrn Schatton, damit er mit der Entwicklung der Metallteile beginnen kann.



Spökenkieker

So, und jetzt noch ein paar Fotos von der fertigen Steuerbord-Blende incl. Schanzkleid.

Spökenkieker

So, die letzten zwei Bilder. Ich freue mich jetzt sehr darauf, mit meinem Flugbetriebsboot "Seeteufel IV" weiterzumachen, und das Pilabo-Thema als abgeschlossen zu betrachten ;-)

Karsten

Chris, super, sieht sehr gut aus. Du gibst Dir viel Mühe!

Grüße,

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

Spökenkieker

5 Jahre später .... es tut sich was bei Schatton :-)

Spökenkieker

Und hier der Link zu Robert Schattons Homepage:

http://www.modellbau-schatton.privat.t-online.de/assets/images/3584.jpg

Das Bild zeigt übrigens das erste Modell. Was qualitativ bei Schatton zu erwarten ist, übersteigt das gezeigte Boot haushoch. Die Bestellnummer 3584 hat noch keinen VK-Preis, aber auch das dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.

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