Fletcher - Eine Erinnerung

Begonnen von Mogli, 28 November 2010, 18:57:35

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Mogli

Hallo,

Auslaufen mit Z1 und Z4 nach La Coruna


Als nach 14 Tagen wieder Alle an Bord waren, liefen wir zusammen mit Z1 und Z4 aus, zur Geschwaderreise in den Atlantik, dabei 3 Tage
Einlaufen in La Coruna, liegt bekanntlich in Spanien.
Bereits vorausgelaufen waren die Versorger Westerwald Münsterland und der Hochseeschlepper Langeoog.

Übungen wie immer, zwischen den Zerstörern und den Versorgern, wie Postbeutelübergabe, Treibstoffübernahme, Gefechtsübungen und Übungen für die Schiffsicherung, hielten uns wach.

Vor Einlaufen La Coruna wurde geankert, das Schiff von Wasserlinie bis Mastspitze vom Rost entfernt und dann frisch gepönt, um so dann im
spanischen Ausland Einzulaufen.
Im Päckchen, das heißt zu dritt nebeneinander, lagen wir vor den Kreuzfahrtschiff Monserrat an der Pier.
Etwa 400 Mann drängten sofort an Land, füllten die erste Hafenkneipe, die zweite und so fort.
Bei den angebotenen Unternehmungen wie den Besuch beim Bürgermeister, Museums und Stadtbesichtigungen usw. hat sich freiwillig keiner gemeldet, so daß meist unerfahrene neue Besatzungsmitglieder, die den Weg an Land noch nicht angetreten hatten, dazu abgeteilt wurden.

Im Gegenzug dazu drängten nun Einheimische aller Art um die Anlegestelle, um Geschäfte mit den Rest der an Bord befindlichen Besatzung, das war nur noch die eingeteilte Wache, zu machen.
Dabei hat ein, gerade von Landgang zurückkommender, 11 er, im Vollbesitz seines geistigen Zustandes, einen Eisverkäufer den gesamten Eiswagen abgekauft und das Eis an die Kinder verteilt.
Den Handwagen mit den leeren Eiskübeln hat er kurzerhand, und elegant, über die Kaimauer, im Hafenbecken versenkt.

Nach drei Tagen, voll mit weiteren Abenteuern, liefen wir, bejubelt von vielen Einheimischen auf der Pier, wieder Richtung Heimat aus.
Mit Einlaufen Kiel war unsere, gut 3 wöchige, Spanienfahrt beendet.

Mogli

Habt Ihr gesehen,
mit Bordschuhen am schweren Gerät,
schwerer Verstoß gegen die Anzugsordung, aber längst verjährt!

Z1 fuhr hier seine letzte Fahrt im Verband.

Mogli

Nachdem die Schiffe zum Einlaufen frisch gepönt wurden, gabs noch ein Bordfest, Anzug frei gewählt.

Der IO und der STO, an den Beinen aneinandergebunden, eine Runde ums Schiff.
Puddingessen, einer füttert den anderen, und allerlei weitere Scherze einen ganzen Tag lang.

Der Kutter lag 2 Stunden neben dem Schiff, an Bord ein Marinemaler, wir haben das Bild nie gesehen, Geheimsache.

Wieder im Kanal hatten wir in den Ausweichbuchten größere Zivilschiffe abgewartet.

Zurück in Kiel ging es weiter mit der Kieler Woche.

Gruß Mogli

Chrischnix


Klasse Bericht, klasse Fotos  top

Helge_Nielsen

Deine Erlebnisberichte von Deinen Fletcher-Fahrten finde ich einfach toll.
Auch wenn ich nie auf diesen Zerstörern gefahren bin, hatte ich doch einige
Erlebnisse. Auf Z4 war ich einmal 1973 in der U-Messe und fand alles ähnlich der U-Messe auf der Mölders, nur etwas enger.
Die Z5 habe ich bewundert. als sie in der HDW im Dock von den Stützen gerutscht ist. Die Risse gingen durch bis in Mannschaftsdeck.
Irgendwie hat die Werft das alles wieder "gekittet".
Ach ja, die Z5. Bei einer ÜAG 1978 im Mittelmeer sind sie mit der Verbindungsleine der "Coburg" einfach so nach Backbord abgelaufen.
Das war etwas ungemütlich, da ich auf der vorderen Versorgungsplattform stand, als der Sicherheitsbolzen brach und die Stahltrosse funkensprühend heinaussauste.
Beim Kommando "volle Deckung" lagen schon längst alle flach ...
Gruß aus dem sonnig frostigen Alveslohe
Helge
Vorsicht ist keine Feigheit - Leichtsinn ist kein Mut

Mogli

#20
Weiter mit meinen Erinnerungen,
viel Spaß beim Anschauen

Gruß Mogli

Für knapp 3 Monate war Z2 nun in der Werft bei HDW in Kiel. Vom Trockendock ins Schwimmdock an die Ausrüstungspier, Zeit genug um in Urlaub zu Fahren.
Mit dem Zug fuhr ich 14 Stunden bis nach Hause.
Mit einer 4 tägigen Probefahrt ist die Werftliegezeit zu Ende und es geht wieder an die Tirpitzmole zurück. Für alle neu an Bord Versetzten, Auslaufen zur Einzelausbildung in die Ostsee. Rollendienst und Gefechtsübung mit Waffentest über 4 Tage.

Auslaufen am 1.November 71 zu Flotteneinsatzübung über Skagerrak und Kattegat in die Nordsee. Hier herrscht schwerer Seegang. Trotz des Sturms werden die geplanten Übungen gefahren, Highline mit Meersburg und Eifel zum Beispiel.

Als es zu Mittag mal Schweinshaxen gibt, können diese auf den Tabletts keinen Halt finden und in der Cafeteria kugeln diese knusprig gebratenenen, auf den Fußboden hin und her.
Der Sturm beschert uns Allen ein unplanmäßiges Einlaufen in W'haven.
Über das zusätzliche Geschäft ist der Kantinenwirt unverständlicherweise nicht so erfreut, den Seegang herrscht nun auch hier mit zunehmender Stunde, und wo sonst um 11 Uhr sich die Rollos vom Schanktresen senken, ziehen jetzt die hier, verrufenen Fletcherfahrer sie wieder einfach hoch.

Nach schlechten Wetter kommt besseres und wir liefen wieder aus zum Schaufahren in die noch aufgewühlte Nordsee.
Es gab noch Ausläufer des Sturmes, es wurde aber nur noch das Achterdeck überschwemmt, dann der Ruf ,,Alle Mann auf Gefechtsstation", das Ausbildungsvorhaben musste abgearbeitet werden.
Anfang Dezember liefen wir noch mal für 14 Tage in die Ostsee zu Übungen mit dem 7. Schnellbootgeschwader.
Zurück in Kiel bereitete ich mich auf den schmerzhaften Abschied von Z2, I.O., Tirpitzmole, Kleinen- und Großen Streifen vor, denn am 1.1.1972 ging's nach Plön.
Auch musste ich meine inzwischen verbesserte Koje und einen zusätzlichen Spind aufgeben, Übernehmer gab's reichlich.


Mogli


Mogli

MUS Plön
Januar - März 1972

Da mir der I.O. den eigentlich im Oktober 1971 eingeplanten Fachlehrgang 1 wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit aussetzte kam ich nun zuerst zur MUS.
Empfang von Oliv, denn jetzt wurde wieder marschiert und geschanzt, mit dem Kutter rumgepullt und ,,vor" dem Zug angetreten. Ganz wichtig war der Handzettel auf dem die Ausbildung detailliert festgelegt war. Die drei Monate wurden nicht langweilig.
Einige Kameraden hatten nun auch ein Auto und ab und zu fuhren wir wieder nach Kiel, schon mal neue Kommandos ausspähen.

MARS Ellenberg
April 72 – Januar 1973

Mit dem Auto traten wir auch die Versetzung nach Ellenberg an, Steinh... von Z2 und ich von Plön aus, Käfer 54 PS.
Unser flotter Antritt dort brachte uns aber gleich einen Anpfiff durch den Spies, hatte er doch um diese frühe Uhrzeit noch nicht zu Ende gefrühstückt.
Der Lehrgang war 5 inch und 3 inch, also weitere Verwendung wie gehabt, Fletcher. Wie ich erfuhr wäre der Lehrgang vom Oktober 71 über 40 mm gelaufen, und damit meine weitere Verwendung vielseitiger verlaufen. Auf die Lütjensklasse kam man damals mit dem 100 mm Lehrgang.
Die Türme standen an der Mole in Olpenitz, war damals alles noch im Aufbau.
Am Ende des Lehrgang durfte Ich dann Wäsche vorne empfangen, und das Essen wurde mir an den Tisch gebracht, toller Aufstieg. Irgendwie brauchten Die da einen Ausbilder für die praktische Ausbildung der neuen Fletcherfahrer für die Türme und Geschütze, von Z2 bis Z5, Z1 war inzwischen ausgemustert, und so blieb ich dort noch bis zum Januar 1973.

Vom 28.8 bis 9.9 finden in Kiel die Segelwettbewerbe der Sommerolympiade von München statt. Die ersten Farbfernseher mit Pal System werden im Unteroffiziersheim aufgestellt. Höhepunkt war die in dieser Form erste in Kiel abgehaltene Windjammerparade mit sechs Großseglern. 300000 Menschen sollen neben mir an der Förde gewesen sein.
U 995 wurde bei Laboe im zweiten Anlauf aufgestellt.

Olpenitz wurde zwecks Ausbildung am 5 inch Turm und wegen Sport mit dem BW Bus angefahren. Einen Fußballplatz in Ellenberg haben sie wohl erst später angelegt.
Mittwochs ging immer von Kappeln aus mit dem Whisky Dampfer raus auf die See eigentlich die einzige Abwechslung an diesen Ort.
Als dann Januar ein Geschützführer für Z5 gesucht wurde war ich gar nicht pein dass man mich dahin kommandierte, auf dem Papier aber versetzte, das ist ein kleiner Unterschied.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Mogli am 15 Mai 2011, 14:45:28
weitere Bilder

schöne Bilder  top :MG:

Das S-Boot ist aber keins vom 7.SG , die waren zu der Zeit (1972/73) schon "kugelig".

Anhand der veränderten Form der Aufbauten tippe ich auf den (ABC-Versuchs-) GEIER, ohne mir aber ganz sicher zu sein.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Mogli

#24
Zerstörer 5
Februar 73 bis März 1974

Am Freitag, den 1. Februar brachte ich meinen Seesack an Bord von Z5. In den Decks herrschte reges Treiben das Ganze wurde wohl desinfiziert, kein Wunder wegen einer Hirnhautreizung war das Schiff unter Quarantäne. Gerade dies Wochenende hatte ich was vor, kam nun aber nicht mehr runter von Bord. Da war es wieder das Gefühl, wenn man sich bei allen bedanken will.
Montags war die Q dann aufgehoben, es galt Z5 für Portland aufzuklaren. Die Schiffe waren nun alle in mausgrauer Farbe, rostbraun jetzt weniger leuchtend als auf Weiß wie vorher.

Am 5.2. liefen wir durch den NO Kanal nach Portland und abgesehen von der Witterung war Geschütz 3 ein guter Platz um
das Geschehen an Bord zu Übersehen. Unser 1.AWM Dorn hatte gleich unter G3 seine Luxus Einzelkabine, ich hatte oben hinter G3 und unter Feuerleitstand Bravo eine runde kleine Werkstatt.

Meine Koje war mit knapp 35cm Höhe eigentlich immer nur eine Ablage, und etwas besseres war unter der Zeit nicht zu erstehen, beim nächsten Besatzungswechsel sollte ich mich schon verbessern.
Knapp zwei lange Monate auf Gefechtsstation mit den üblichen alle Abteilungen des Schiffs betreffende Übungen verlangten wieder alles von Schiff und Besatzung. Dafür gab's wieder eine Drei ein Befriedigend. Frischwasseranlage eben.
Duschen war nur noch bedingt möglich.
Wer gar beim Wassertrinken erwischt wurde, konnte sich warm anziehen.

Bei den Holländern auf der Limburg gab es genug zu Trinken, wir hatten auch gut gebunkert.
Ende März liefen wir wieder in Kiel ein.

Nach zweimaligen  Rumdümpeln in der Ostsee liefen wir zusammen mit Z2 und Z3 im Rahmen der Geschwaderreise den Atlantik streifend durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer. Vorbei an Mallorca machten wir für 4 Tage in Toulon fest.
Nicht ohne vorher, ankernd, das Schiff neu gepönt, das Bordfest abzuhalten.
Marseille und ST. Tropez wurden via, von Steinh... gesteuerten, Simca erkundet.
Gunther Sachs war leider nicht zu Hause, hätte sich sicher über unseren Besuch gefreut.
Daß auch Freddy am nächsten Tag nicht mehr wusste wo wir das Auto parkten, zeigt von der Größe der Stadt mit dem größten Flottenstützpunkt in Frankreich.
Ein Tag war mit Wache vertan. Manche traf es an zwei Tagen, einige konnten auch nicht mehr, einige hatten auch bei den Anwerbern zur Fremdenlegion unterschrieben, sie wurden aber von den Franzosen wieder zurück geschickt.

Auslaufen und mit den ständig im Mittelmeer präsenten Schiffen der Natoallianz Übungen fahren war unser nächstes Ziel.
Die Amerikaner mit der Fregatte Garcia, 1040, Italiener mit der Fregatte Carabinere F581, Türken mit den Zerstörer Adatepe D353, Gearing Klasse, die Lübeck, Fregatte Braunschweig, F225, England mit Leander, Griechen mit dem Zerstörer Velos D16, Fletcher Klasse, auf ihn hatten Teile der Mannschaft eine ernste Meuterei abgezogen, und wir mit unseren Fletcher mittendrin, gab wieder gute Fotos.
Die Velos ist das einzige Schiff das heutzutage in Europa als Fletcher noch zu sehen ist, in Athen.


Mogli


Mogli


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