Verlust MS "Störtebeker" 1944

TW · 13 März 2020, 10:52:50

Liebe Kollegen,
Laut DDK Band VIII, S.447 ging der Berninghaus-Frachter "STÖRTEBEKER" am 12.10.1944 zwischen Saloniki und Kreta durch Minentreffer verloren. Also, wenn das mit dem Minentreffer klar ist, dann müsste es eine genauere Angabe des Versenkungsortes geben. Ich vermute aber, der Minentreffer ist nur eine (offizielle) Vermutung.

In diesem Fall wüsste ich gerne a) die genaueren Reisedaten (Abfahrt Saloniki, anvisierte Ankunft auf Kreta); b) ob die STÖRTEBEKER der 6. Transportflottille oder direkt dem Seetransportchef Ägäis unterstand ?
Kann mir Jemand weiterhelfen?
Herzliche Grüße,
Thomas

t-geronimo · 13 März 2020, 15:41:29

Im KTB Admiral Ägäis finde ich dazu keinen Eintrag für diesen oder den nächsten Tag. KTB Setra Saloniki habe ich leider nicht.

Zerstörerfahrer · 13 März 2020, 19:44:54

Moin moin Thomas,

STÖRTEBEKER verließ zw. dem 11. und 12.10.1944 Saloniki und lief dann am Ausgang des Salonikigolfes auf eine Mine. Das beschädigte Schiff wurde dann auf Strand gesetzt und die Besatzung ging lt. Adm. Ägäis noch an Land. Nähere Feststellungen konnten nicht gemacht werden, da dieses im Partisanengebiet lag.
Die 6. Transportflottille fuhr meines Wissens nur in der Adria, dementsprechend für der MS im Auftrag der Seetransportstellen.

Grüße
René

TW · 13 März 2020, 19:57:28

Danke, René !

6. Transportflottille Laut Kugler:
- April 1944 Aufstellung der 6. TR-Flottille (Kptlt. Pichler) in Piräus. Fahrzeugbestand aus überführten Binnenfrachtschiffen und aus dem Schwarzen Meer zugeführten Fehnschiffen sowie aus griechischen und italienischen Motorseglern. Alle Transporteinsätze unter Befehl des Seetransportchef Ägäis.
- Sep. 1944 Bei Räumung Griechenlands verlegt die Flottille durch den Kanal von Korinth in Häfen am Ionischen Meer. Von dort aus Räumungsfahrten im Golf von Korinth und nach den Inseln - weiterhin unter Befehl des Seetransportchefs Ägäis.
- Okt./Nov.1944 In Etappen verlegt die 6. TR-Flottille nach Triest, wo sie dem Seetransportchef Adria unterstellt wird.[

t-geronimo · 13 März 2020, 20:02:36

21.10. - so weit hatte ich nicht gesucht.

Zerstörerfahrer · 14 März 2020, 10:17:39

Moin Thomas,

ich schätze Kugler sehr, aber hier irrt er leider.
Die 6. Transportflottille wurde am 25.05.1944 in Triest aufgestellt, siehe auch das KTB, welches übrigens schon am 13.05. beginnt. Aufstellungsmeldung ebenfalls im Geh. OTB 32/1944 und A.d.S.-Tagesbefehl 12/1944.
Einsatzgebiet derselben bis runter ins Ionische Meer, daher vielleicht auch die Verwechslung mit der Zugehörigkeit zur Ägäis.
Ein weiterer Irrglaube ist, daß den Transportflottillen Boote unterstellt waren. Sie stellten nur die Besatzungen und Supercargos für diese Boote, welche von der Mittelmeer-Reederei beeredert wurden. Ausnahme hier die Ägäis, die ab 15.09.1944 zum Kriegsgebiet erklärt wurde, demzufolge die MMR-Griechenland aufgelöst wurde und sämtliche Boote dann von den Seetransportstellen, also der Kriegsmarine betreut wurden.
Die wenigen Boote, die den Transportflottillen selbst gehörten dienten meistens nur zur Ausbildung der Besatzungen. Siehe auch HMA 4. und 5. Transportflottille.

Für mich selbst bleibt nur noch die Frage nach dem plötzlichen Interesse nach STÖRTEBEKER?

Grüße
René

TW · 14 März 2020, 15:19:59

Dann muss ich das in der LFZ-Chronik rasch ändern.
Mein Interesse an Störtebeker ist ein fehlgeschlagener Torpedoangriff von HMS Visigoth am 1.10.44 auf einen ESTE-Leichter in Begleitung eines R-Bootes. Siehe ASA) Darauf habe ich mir die Schicksale aller Berninghaus Küstenfrachter angesehen. Es kommen leider noch mehrere infrage. aber vielleicht findest Du ja irgendwo (KTB Seetra Ägäis) einen Hinweis.
Schönes Wochenende, Thomas

Darius · 14 März 2020, 17:10:04

Hi,

nur zur Querkopplung:
a) NARA-Guid Band 4, 2005, gibt auch an, dass die Flottille im April 1944 in Griechenland aufgestellt wurde, kurz darauf aber nach Triest verlegt wurde.
b) Älterer Beitrag zur 6. TrFl:

https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=5368.0

Darius

Dido · 29 September 2020, 20:57:59

According to files kept at the Greek Navy History Department, I can add the following:

STORTEBEKER went aground at Agiokampos (according to your info on 12.10.44) after receiving hits from a partizan shore battery.
The version that she was driven aground after being attacked by British aircraft is also given.
The grounded ship was seized by ELAN (Partizan Navy) repaired provisionally and renamed AGIOKAMPOS.
She was towed to liberated Volos where she was surrendered on 23.1.45 to the British naval authorities. She was then handed over to the Greek Naval Command and seized as a war booty being renamed SKYROS.
When examined it was found that the bell spelling STORTEBEKER was still in place, a destroyed gun was fitted on

of the bow, she had received several hits on both sides, she bore faded Red Cross markings.
Repaired in March-April 1945 and sailed to Piraeus from where she was used for about 2 years in coastal duties.

SKYROS was commissioned in the Greek Navy in 11.1947 and used as a light house tender.
Decommissioned 1973 and sold in September 1976 to Ap. Megaloeconomou; registered in Piraeus (no.5861), re-measured at 142 grt, 39.95 x 6.44 m.) and renamed EVANGELISTRIA.
Sold in March 2010 and renamed ΤΟΜΚΟ under Bolivian flag. In February 2011 she was located sailing off Hydra carrying 4,171 boxes of contraband cigarettes worth 4.2 million euros, and was confiscated.
In 2015 she was repaired and resumed service as MELANI under Togo flag. A recent photo can be seen at: http://www.shipspotting.com/gallery/photo.php?lid=3203815

It is interesting that the ship sailed from Salonica to Crete on 12.10.44 when the remaining German ships in the Aegean were sailing northwards. The chances of her reaching Crete must have been rather low...

Zerstörerfahrer · 30 September 2020, 19:24:08

Hallo Dido,

Danke für diese Informationen zum Schicksal von STÖRTEBEKER!

Grüße
René

TD · 04 Oktober 2020, 03:55:13

Hallo Dido,

wieder eine toller Fund bei STÖRTEBEKER.
Ich habe Jürgen Abert die Neuigkeiten mitgeteilt und auch er dankt sehr
für die Veröffentlichung deiner neuen Informationen.
Ich hatte als Ende Treibmine und er Selbstversenkung in Saloniki.
Von der Besatzung hat sicher Niemand überlebt, aber vielleicht hat es ja irgend
welche Nachrichten der Partisanen nach dem Krieg mit den Heldentaten gegeben.
Ich hatte übrigens immer 12.10. Treibmine auf Strand gesetzt.
Wird ja doch wohl von einen Flugzeug gesichtet worden sein.

Nochmals Dank und mehr davon

Theo