Branchenabzeichen der Kaiserlichen Marine

Begonnen von Ostasien, 11 November 2010, 22:52:08

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Seebatailloner

Hallo Piet,

mit Branchenabzeichen sind die Abzeichen der verschiedenen Laufbahnen gemeint und werden in den Marine-Bekleidungsvorschriften der Kaiserlichen Marine auch so benannt.
Im Gegensatz dazu (vielleicht auch zur weiteren Unterscheidung) gibt es die Tätigkeitsabzeichen, die nach besonderen (Waffen-)Lehrgängen in Verbindung mit den Branchenabzeichen, bei Mannschaften auch ohne diese, getragen wurden (Waffenleit-Vormann, Revolver-Kanonenschütze, Geschützführer usw.).

Vielleicht stellt Ostasien gelegentlich auch solche Abzeichen vor.

Ostasien

Ja, gerne

Hier eine Auswahl. Die Zahl der Winkel richtet sich u. a. nach der Klasse, Beispiel 1 Winkel = Geschützführer III. Klasse.
Es gibt hierbei auch andere Unterscheidungen, Beispiel: Torpedo-Instrukteur = 2 Winkel, Torpedo-Rohrmeister = 1 Winkel.
In meinem Textteil 003 sind noch ein paar Angaben dazu.
Der "Rohrmeister" aus meiner Sammlung ist sogar auf der Rückseite mit dem Jahr der Herstellung gestempelt: 1913.
Diese Tätigkeitsabzeichen, wie auch die Branchenabzeichen waren stets handgestickt.


Ostasien


Brommy

Ich freue mich immer, wenn neben den "großen Pötten" auch die "Kleinigkeiten" der Marine (oder Marinen) vorgestellt werden.  :-)

Allerdings bedarf das oben Vorgestellte zweier Anmerkungen.
- Die im Foto gezeigten Abzeichen sind der Zeit Kaiser Wilhelm II. - also ab/nach 1888 - zuzuordnen und spiegeln nicht die Zeit Kaiser Wilhelms I. wieder.
- Auch auf die Tabellen/Übersichten 001 und 002 trifft das im Wesentlichen zu.
Von daher empfehle ich, zur Erleichterung des Verstehens für den weniger Kundigen, eine Zeit bei den Angaben zu notieren.

Ostasien schreibt richtig: "Vieles ist in der Ausführungsart zwischen dieser Zeit [1850] und 1918 geändert worden, so dass man bei der Bestimmung schon sehr ins Detail gehen und auch die zeitliche Einstufung berücksichtigen muss." Das Problem liegt nämlich darin, dass die Entwicklung(en), die im Laufe der Zeit erfolgt ist (sind), in einer ansonsten zeitlich starren Tabelle zu Missverständnissen führt. Beispiel: erst 1875 (AKO vom 17.08. - also rund 4 Jahre nachdem die Marine "Kaiserlich" wurde) wurden die "preußischen" Abzeichen in den Kragenecken der Deckoffiziere gegen "kaiserliche" getauscht, die dann ihrerseits 1885 (AKO vom 19.12.) den Achselklappen weichen mußten.

Viele Grüße

Brommy


Seebatailloner

Eigentlich ist die Uniformentwicklung noch viel komplizierter. Es gab zuviele Änderungen, an denen Zienerts Grundlagenwerk zu dem Thema fast gescheitert ist.
In der vorliegenden Form ist es schon schwer verständlich, in seinem Ur-Manuskript war es nicht mehr darstellbar und wurde vom Verlag auch aus Kostengründen um 50% gekürzt.

Zu Brommy´s Anmerkung:
Spezielle Uniformänderungen gab es weder, als die Preußische Marine in die Norddeutsche Bundesmarine aufging, noch als diese Kaiserliche Marine wurde. Uniformänderungen erfolgten nach (in Preußen) reiflichen und langwierigen Überlegungen und auch nicht zu einem bestimmten Datum. Dazu war der Fiskus zu sparsam. Alte Uniformen oder Abzeichen wurden nicht gegen neue ausgetauscht, sondern aufgetragen. Ab Stichtag X wurden dann nur noch neue Stücke beschafft.
Wer sich mit dem Thema befasst hat, kennt die Bestandszahlen von fertigen und halbfertigen Uniformstücken, Abzeichen, Schuhen und Stiefeln, Seitenwaffen usw. aus den jährlichen Nachweisungen der Marine-Bekleidungsämter.
Ich habe Fotos von Anfang 1900, auf dem deutlich zu sehen ist, dass ein Deckoffizier auf seinem Abzeichen noch die Preußische Königskrone trägt.

Bei Gott und der Marine ist kein Ding unmöglich!

Seebatailloner

Ich kann Ostasien´s Bemühung, uns einen Überblick über die Vielzahl der verschiedenen Abzeichen zu geben, nur unterstützen. Außerdem denke ich, dass damit dem allgemeinen Bedürfnis Rechnung getragen wird. Diejenigen, die sich mit dem Thema näher auseinandersetzen wollen, haben heute alle Möglichkeiten.

Brommy

Zitat von: Seebatailloner am 15 November 2010, 21:45:24
Bei Gott und der Marine ist kein Ding unmöglich!

Diese Aussage teile ich, was die Uniformierung, Bewaffnung (Handwaffen) und Ausrüstung der preußischen und Kaiserlichen Marine angeht. Für andere Bereiche kann ich das nicht beurteilen.

Allerdings gab es immer ein Datum an dem eine Änderung genehmigt oder befohlen wurde. Ich möchte das hier mal als "Ankerpunkt" bezeichnen. Diese Daten sollten m. E. erwähnt werden.

Natürlich wurden in der Regel alte Bekleidungsstücke, Abzeichen usw. auch über längere Zeiträume aufgetragen. Und so gibt es über längere Zeiträume Unterschiede in der Bekleidung. So ordnete König/Kaiser Wilhelm I. bei verschiedenen Gelegenheiten selber an, dass über die Verschiedenartigkeiten in der Bekleidung hinweg zu sehen sei. In der Zeit Kaiser Wilhelms II. sah das etwas anders aus, obwohl auch dort so gehandelt wurde. Daneben gab es - wie heute auch - die persönlichen Eitelkeiten, nach denen bestimmte Dinge getragen oder auch nicht getragen wurden. Dagegen musste die Führung immer wieder vorgehen, was durch diverse Erlasse auch belegt ist.

Viele Grüße

Brommy

Ostasien

Obermeistersmaat, Feldwebel, Bordfeldwebel usw.
"Abzeichen von geschlagenem vergoldeten Metall bei den Matrosen-Divisionen und Matrosen-Artillerie-Abtheilungen".
Diese großen und dekorativen Abzeichen waren aus vergoldetem Buntmetallblech.

Ostasien

Zahlmeisterapplikanten, Meistersmaate, Schreiber und Lazarethgehülfen,
"Abzeichen von geschlagenem weissen Metall bei den Werft-Divisionen".
Diese Abzeichen waren aus versilbertem Buntmetallblech auf blauer Tuchunterlage. Rückseitig befanden sich vier angelötete Doppelklammern zur Befestigung an einer Metallgegenplatte aus verzinntem Eisenblech. Diese war dann wiederum mit einem ovalen groben Stoffstück abgedeckt um Beschädigungen an dem Uniformtuch zu vermeiden.


Ostasien

Hier noch eine weitere Variante für die weisse Kleidung:
Ober FT-Maat (Funkentelegraphie).

Es gab also:
Abzeichen in Metall, weiss (silber) und gold, auf blauer Unterlage,
Abzeichen handgestickt gelb auf blauem Stoff,
Abzeichen handgestickt blau auf weissem Stoff,
Abzeichen handgestickt gelb auf feldgrauem (grünem) Stoff (Beispiel 1. WK Flandern).

Denkbar ist ferner, dass auch Metallabzeichen auf feldgrau getragen wurden. Ein Original ist mir bisher jedoch noch nicht begegnet.
Die Variante Metall auf weiß ist mir bislang unbekannt.

Ostasien

Auch das möchte ich mit vorstellen:
ein maschinengesticktes Abzeichen, ähnlich dem Ober-Maschinistenmaat, jedoch mit rotem Kammrad.
Ist mir in dieser Ausführung im Original völlig unbekannt - eine neuzeitliche Kopie.
Die Abzeichen der Kaiserzeit waren stets handgestickt.

Götz von Berlichingen

@ Ostasien:

Vielen Dank für die Vorstellung und Erläuterung Deiner interessanten Sammlerstücke.

Ostasien

In Lüdenscheid wurden Orden, Abzeichen und Koppelschlösser hergestellt.
Im Museum der Stadt gibt es eine Ausstellung dazu.
Zwei Tafeln zeigen Stücke der Kaiserlichen Marine. Sie stammen aus der vor Jahren übernommenen Sammlung Gluska.
Das beigefügte Foto gibt einen Eindruck davon.



Ostasien

Leider ohne Tuchunterlage und Gegenplatte:
Oberartilleriemechanikersmaat 
"Abzeichen von geschlagenem weissen Metall" aus versilbertem Buntmetallblech. 

Ostasien

In der K.u.K. Marine gab es ähnliche Branchenabzeichen wie in der deutschen kaiserlichen Marine.
Bisher habe ich die allerdings nur in gestickter Ausführung, entweder Metallfaden in gold oder Wollfäden in gelb gesehen.
Ein solches Abzeichen in handgestickter Wollfaden-Ausführung auf einer rechteckigen Stoffunterlagen ist mir letztes Jahr leider mal "dadurchgegangen". Das hätte ich gerne sonst als Vergleichsstück hier mit vorgestellt.
Jedoch habe ich zwei einzelne Kronen mit wehenden Bändern.
Hier nun zu der deutschen auch die österreichische Ausführung zum Vergleich.
Das ist nun die Frage: ist die österreichische einem Laufbahnabzeichen, wie es dort hieß, zuzuordnen?
Das Abzeichen aus Kupferblech befindet sich in halbfertigem unvergoldetem Zustand und ist noch ohne Klammern auf der Rückseite. Die wehenden Bänder sind einzeln angelötet.
Von der Größe her passt es zu seinem deutschen Gegenstück. Ich habe jedoch bisher noch keine österreichischen Laufbahnabzeichen in dieser Metallausführung gesehen.

Die deutschen "Abzeichen von geschlagenem Metall" wie es offiziell hieß, waren entweder aus feuervergoldetem oder versilbertem Buntmetallblech. Die Kanten waren teils sogar poliert. Auf ihrer dunkelblauen Unterlage erzielt so eine hochwertige Fertigung natürlich einen entsprechenden optischen Eindruck.

Seltsamerweise ist hier die deutsche Krone aus meinem Bestand zwar vergoldet aber ebenfalls ohne Klammern auf der Rückseite -





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