Frage: Nassau-Klasse =/= Hochseeflotte?

Begonnen von Hurvinek, 14 April 2010, 19:21:00

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Thomas

Zitat von: Spee am 15 April 2010, 08:21:55
@Thomas,
auf Seite der Entente ging man davon aus, daß "Mackensen" bereits in Dienst sei.
Deshalb rückte "Baden" für "Mackensen" in den Bestand der auszuliefernden Schiffe. Interessant, daß man gerade das Flottenflaggschiff bis dahin nicht haben wollte. Vergessen oder einfach eine "nette" Geste?

Dank für die Ergänzung, so hatte ich das ebenfalls gelesen.

Ein weiterer Aspekt: bei den allierten Diskussionen über die Auslieferung gab es die amerikanische Sorge, dass die britische Flotte verstärkt würde (was man sicher mit abstand "werten" muß). Möglicherweise liegt hier aber eine Ursache. Über die Restflotte gab es ebenfalls Diskussionen: sie sollte ggf. abgerüstet bzw. unter allierte Aufsicht gestellt werden.

Bzgl. der Nassaus/Helgolands ist noch darauf hinzuweisen, dass das der Marine zugestandene Personal aufgrund des sonstigen Bedarfs ohnehin nicht für die Besetzung und den Betrieb der 8 Schiffe ausgereicht hätte: 15.000 Mann.

Rahn: Reichsmarine und Landesverteidigung 1919-1928.

Leutnant Werner

@Urs, # 7: Du sagst es selbst ..."ohne überschießende Türme"....aber da war doch noch was...die amerikanische MICHIGAN-Klasse, die ebenfalls von einer Kolbendampfmaschine angetrieben wurde und in der Breitseite durch überschießende Türme gegenüber den Nassaus 2 Türme gespart hatte. Die kaiserliche Marine kam bei ihrem ersten Schlachtkreuzer VON DER TANN mit zwei Türmen weniger aufgrund der Lozenge-Aufstellung aus, so hätte man auch mit den Nassaus verfahren können.
Die 6 Rohre Bug- und Heckfeuer waren genau genommen uninteressant, weil das Kämpfen in einer Linie schon seit Mitte der 1890er Jahre in der kaiserlichen Marine Doktrin war, es kam also nur auf eine Maximalgeschützzahl in der Breitseite an. Da die Konstruktion der VON DER TANN und der HELGOLAND-KLASSE ungefähr zeitgleich vorgenommen worden ist, ist es eigentlich ein Armutszeugnis, dass letztere noch in dieser Art in Bau gegeben wurden. Zwar hatte VON DER TANN eine Turbine, aber eine "etwas breitere" VON DER TANN hätte auch einer Dreifachespansionsmaschine genug Raum geboten. Und über das Weglassen zweier überzähliger Geschütztürme und die damit einhergehende Raum- und Gewichtsersparnis brauchen wir uns sicherlich nicht zu streiten.
Sicherlich kann man die NASSAUS dennoch nicht mit den BRAUNSCHWEIGS vergleichen, da gebe ich Dir recht, da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Die NASSAUS waren hinsichtlich Standfestigkeit, Geschwindigkeit und Schlagkraft ein Quantensprung gegenüber ihren Vorgängern.

bodrog

Hallo,

zur Doktrin des Breitseitgefechts muß aber hinzugefügt werden, dass man deutscherseits wohl kurz bis vor den WK I nur von der Schlachteröffnung auf große Entfernung ausging. Anschließend sollte man/wurde vermutet, dass/erstrebte man dass räumlich enge Nahgefecht. Tirpitzen seine Fokusierung auf das Mêlée füllen Buchbände. Die Seitentürme der Nassau-Klasse sollten als Feuer-Lee-Reserve dienen.
Im Nachhinein natürlich großer Schwachsinn, da ja die großen Kampfentfernungen durch die steilen Einfallswinkel auch die dem Kampf abgewandten Türme in Mitleidenschaft ziehen konnten. Offensichtlich hat man Tsushima nicht richtig ausgewertet  :? , zumindest die Konsequenzen für den Schiffbau, denn taktisch hat die KaMa ja reagiert (Gefechtskehrtwendung).

MfG

Ulli

Leutnant Werner

Mag sein, Ulli, dass das Melee-Gefecht nach der Jahrhundertwende noch in einigen Köpfen drin war. Die Bewaffnung der alten Kaiser- und der Wettin-Klasse war nicht nur dem Sparzwang geschuldet, sondern die Ausstattung mit vielen mittelschweren SK entsprach auch dieser taktischen Vorstellung.

Schon vor der Jahrhundertwende hatte Thomsen allerdings mit der Übungsflotte das Distanzgefecht (über 50 hm und mehr) erproben lassen.

1906 mit der Fertigstellung der Dreadnought und der Vergrößerung der Entfernung bei den "battle practise firings" der Briten auf 8000 Yards war klar, dass das Melee-Gefecht höchstens noch als Nachtgefecht in Frage kam.

Vor Kriegsbeginn rechnete die Hochseeflotte mit einer maximalen Gefechtsentfernung von 120 hm wegen der schlechten Sichtigkeit und weil man mit immerhin 15-20 % Treffern rechnete, und die Hauptartillerie mit relativ leichtgewichtigen Geschossen bei gleichzeitig hoher Mündungsgeschwindigkeit war auch auf diese Distanzen ausgelegt, wenngleich klar war, dass die Kanonen noch viel weiter gezielt schießen konnten.

Aber "Melee" war auch dann noch nicht aus allen Köpfen draußen. So ließ Admiral von Ingenohl, dieser Vollpfosten, in einem Manöver 1912 Treffer, die über 100 hm erzielt wurden, schlicht und einfach nicht gelten.

bodrog

#19
Jo,

genau so sehe ich das auch. Thomson ist ja auch schwer für seine Praxis kritisiert worden. Und wenn ich den Grießmer richtig im Hinterkopf habe, hat sich das Konstruktionsdepartement auch gegen die Hexagonal-Aufstellung ausgesprochen. Wurde dann aber überstimmt. Zumal die zwei "unnützen" Türme ja auch erhebliche Mehrkosten verursacht haben...

Ulli

Hurvinek

Was man alles aus diesem Thema rausziehen kann!  top

Ich sitze sprachlos da und staune.....
"Der SOPO fährt, also Fender raus! - Alle!"

Spee

@Ekke,

Admiral von Ingenohl, dieser Vollpfosten  :-D ! Mit Pohl hätte er ein prima Fußballtor abgegeben!
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Leutnant Werner

Lass bloß den armen Hugo draußen, Thomas. Der litt furchtbar drunter, dass er nicht von echtem Adel war, nein...wie bedauernswert!   :MLL:

Urs Heßling

hartnäckig wie ich bin, bohre ich meine #7 noch ´mal nach ...

@Leutant Werner
Although having no use for this type of ship, Germany built 9 armored cruisers before WW1 ...

Wenn Du daran glaubst, erläutere es doch bitte einmal.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Leutnant Werner


Der_nui

Ich meine doch irgendwann etwas darüber gelesen zu haben das die Nassau den Japanern die damals Alliiert waren übergeben wurde und die haben sies dann einfach verschrottet da sie nicht damit anfangen konnten da das Schiff am anderen Ende der Welt war, komplett veraltet und alles deutsch beschriftet.

Grüße Toni

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