Unsichtbare Wunden

Begonnen von Ulrich Rudofsky, 11 August 2009, 21:44:55

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Ulrich Rudofsky

Das Thema der September 2009 US Naval Institute Konferenz ist: "Coping with Unseen Injuries: From Battlefield to Homefront" [Mit unsichtbaren Wunden zurechtzukommen: Rückkehr vom Schlachtfeld in die Heimat] bringt furchtbare Erinnerungen meiner Jugend wieder in den Sinn. 

Die Rückkehr vom Krieg in die Heimat ist für manche Leute schon immer schwer gewesen. Es ist nenneswert, daß dieses Tabu  nun in der Öffentlickeit oft besprochen wird.  Entweder ist es der Schock am Schlachtfeld oder der Schock nach der Rückkehr in die Heimat oder beides.   Für manche ist Saufen oder Selbstmord die einzige Selbsttherapie oder ein einsamer und schrecklicher Ausweg.  Auch viele der "unsichtbar" Schwerverwundeten verwesen in Nervenanstalten. 

Ich weiss es nun von eigener Erfahrung wie mein Vater nach dem 2WK sein Leben endete; die Nachricht wurde mir erst in 2005 "ausversehen" wie ein Blitz entgültig mitgeteilt, obwohl ich es schon seit 1948 immer ahnte.  Auf der Sterbeurkunde steht schlicht  "Herzschwäche"!  Der stramme Mann von 44 Jahren, Arzt, Vater und leidenschaftlicher Sportler.... war ein Mann mit diesen "unsichbaren Wunden".  Ohne seine eigene Heimat konnte er es einfach nicht mehr aushalten.  Er hatte die "unsichtbaren Wunden" erlitten über die er nicht sprechen konnte, weil echte Männer nicht klagen und weinen dürfen. Er weinte in der Nacht und glaubte niemand kannn ihn hören.  Ich kann ihn noch heulen hören.

Ich bin froh, daß dieses Thema nun öffentlich besprochen wird, obwohl die Experten nicht ganz verstehen was man durchmacht.  Ich weiss auch, wenn man im Dienst nur einen einzigen Schuss auf einen anderen Mensch feuert, und nicht einmal trifft!, kann das einem das ganze Leben verfolgen.

The U.S. Naval Institute and Military Officers Association of America are pleased to present the 3rd Annual Defense Forum Washington on Wednesday, 16 September 2009 at the Hilton Alexandria Mark Center.
http://www.usni.org/conferences/details.asp?id=33 
Ulrich Rudofsky

mhorgran

Hallo Ulrich

Ein wichtiges Thema. Gut, das es ENDLICH auch öffentlich behandelt wird.

Mein Vater (Jahrgang 1922) hat zwar wohl keine oder kaum von diesen "unsichtbaren Wunden" davongetragen aber ich weiß von anderen in der Familie (zb. einer war Pionier und im Kaukasus) und hatten ihr ganzes Leben an psychosomatischen Störungen zu knappern. Die "sichtbaren" Opfer und Wunden sind - nmA - die geringsten.
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

t-geronimo

Ein sehr gutes Thema!!!

Ich habe bei weitem keine Vorstellung, wieviele Menschen damals (nach jedem Krieg, aber nach den beiden großen sicherlich ganz besonders) betroffen waren mit psychischen Störungen und, und und.
Es müssen Millionen gewesen sein auf allen Seiten der Front und auch bei allen Zivilbevölkerungen über deren Gebiete die Kriege hinweggefegt sind - für viele sogar zweimal!!


Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse wenn ich das Augenmerk aber auch auf die aktuellen Konfliktgebiete und die dort eingesetzten Soldaten lenke.
Denn in den modernen Armeen von heute wird für diese Probleme erst seit kurzem wirklich sensibilisiert - für viele Betroffene mit posttraumatischem Streßsydrom ([wiki]posttraumatische_Belastungsstörung[/wiki]) leider zu spät.

Nach einer Schätzung eines Experten vom Bundeswehr-Verband (heißt das so??) haben sich von 1997 bis 2005 oder 2006 etwa 800 Soldaten gemeldet, die post-traumatische Streßsydrome und/oder ähnliches nach Auslandseinsätzen entwickelt haben.
Die Dunkelziffer von denen, die es auch haben aber sich nicht trauen sich zu melden schätzte er 5-10x so hoch ein!!!!
Wie hoch die Ziffern heute sind, wo die Bundeswehr in Afghanistan einer ganz anderen Gefährdungs- und Einsatzlage ausgesetzt sieht als noch im angesprochenen Zeitraum, wäre mal interessant.

Einige Zahlen aus der US-Armee (leider auch schon etwas älter, neue könnte man bestimmt ergoogeln):
Mittlerweile geht man nach folgendem Artikel davon aus, daß einer von fünf Soldaten, die aus dem Irak-Krieg nach Hause kommen (und für die allermeisten ist dort immer noch Krieg!!!), mentale Probleme hat.
Im ersten Viertel 2006 wurden 20.638 Fälle vom U.S. Department of Veterans Affairs behandelt - mit einem geschätzten Rückstau von ca. 400.000 Patienten!!!!!
http://www.commondreams.org/views07/0204-21.htm


Aber letztenendes sind Zahlen nur Schall und Rauch.
Wichtig ist vor allem, daß diese Probleme nicht länger öffentlich von den Armee-Führungen der Welt verschwiegen oder totgeredet werden. Sondern das sie so offensiv angegangen werden wie auch vermeintliche Massenvernichtungswaffen angegangen werden.
Und wenn man ein Atom-U-Boot weniger bauen muß, weil die Kosten für PTSD-Behandlungen immer weiter steigen, dann ist das eben so.
Vor einem Monat habe ich im Rettungsdienst einen Drogensüchtigen gefahren, der nach eigenen Angaben aus dem Kosovo mit einem PTSD zurück kam bzw. sich dieses nach seiner Rückkehr entwickelte. Leider zu einer Zeit als die Bundeswehr auf diesem Ohr noch relativ schwerhörig war.
Sein Kommentar dazu: "Erst reißt Du Dir für Dein Land Deinen Arsch auf und dann tritt Dir Dein Land auch noch in denselbigen - toll!!"
Mittlerweile ist er tot...


Überhaupt ist Rettungsdienst/Feuerwehr ja auch ein gutes Beispiel.
Lange mußte man auch als "harter Hund" gelten und sich so benehmen. Erst spektakuläre Unglücke wie Ramstein und Eschede rückten das Problem ins öffentliche Licht und "Hilfe für die Helfer" war nicht länger eine leere Worthülse.


Ich hoffe das PTSD ein Gebiet ist, auf dem die Medizin noch so manche Neuerung entdeckt/erfindet.
Die daran Erkrankten werden es danken!!


Sorry fürs abschweifen...  :|
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Ulrich Rudofsky

ZitatSorry fürs abschweifen... 

Das ist aber wirklich kein Abschweifen.  Sogar der Rettungsdienst hat mit dem "Post-traumatic Stress" schwer zu tun.  Was in meinen guten alten Zeiten immer gepredigt wurde:  Der Mensch kann alles aushalten! Tapfer allein ist der Mann......!  Das ist alles 'bullshit'!   Das ist ja nicht wahr!  Unsere seelische Welt ist sehr zerbrechlich 'Sie klingt wie Glas; wie bald bricht das?' (Faust).
Ulrich Rudofsky

Hastei

#4
das ist ein Thema, welches mich schon seit jahrzehnten beschäftigte.
Ich habe viele,viele ehem. Soldaten darauf angesprochen. Keiner gab mir je eine Antwort.  Damit muß man eben fertig werden, sagten sie alle
durch die Bank. Die ersten Gespräche führte ich mit meinem Opa, WKI. ,Pionier bei Verdun.
Er erzählte mir Dinge,die ich als Kind,so 8-10 Jahre alt, nicht richtig kapierte. Was konnte ich mir schon vorstellen, wenn Körperteile im Baum hingen .      Oder wie er im Granattrichter lag,ein Franzose auf ihn mit aufgepfanztem Bajonett zusprang ,er schoß und der tote Franzosen auf ihn fiel und noch im Tod sein Bajionett in das Bein meines Opas stach. Mein Vater sprach gar nicht davon und die viele anderen Zeitzeugen,
bzw.Beteiligten , wechselten schnell das Thema. Wenn ich von Seelentröster sprach,lächelten sie alle.
Dann in meiner MK, habe die Kameraden gefragt, wie es ist ,verwundete,sterbende, zerfetzte oder verbrannte Kameraden zu bergen. Ich bekam einfach keine Antwort. ! Wollte Keiner von sprechen. Ich dachte mir, dass sie froh waren, das alles einigermaßen vergessen zu haben und jetzt kommt so`n neugieriger Typ und will alles wissen.

Gruß Hastei

ufo

Dann darf man ja mal hoffen, dass die US Truppen das Thema mit dem gewohnten Klotzen nicht Kleckern angehen und auch zu Schluessen, zu Entscheidungen und Loesungen kommen.

Hier wird das Ganze wie ein schlecht riechendes, rohes Ei behandelt. Jedem ist klar, das es ein Problem ist, keiner weiss wie das angehen. Seelisch verwundete Soldaten passen auch ueber hundert Jahre nach Koenigin Victorias Tod nicht in das glamuroese Bild des Empire Sodaten.

Jeder kennt hier inzwischen die Zahlen: Der Falkland Krieg hat in den Jahren danach mehr tote Britische Soldaten durch Selbstmord gefordert als durch Argentinische Waffen aber auch Jahrzehnte danach weiss keiner so recht wie sich vorbereiten auf die Probleme, die die Truppen aus dem Golfkrieg oder aus Afghanistan mitbringen werden.

Was tun?

Klagt mal ein Soldat auf Ausgleichszahlungen fuer ein ruiniertes Leben, heulen die Stammtischsirenen. Welche Daemme werden da geoeffnet? Kriegen die denn kein Gehalt? Wussten die denn nicht, dass Soldat sein auch mit Kaempfen und so zu tun hat?

Will man aber das Zusammenflicken zerstoerter Leben nicht individuell bezahlen, dann muesste man ernsthaft Geld in Nachsorgeprojekte stecken. Wer will das bezahlen wo wir schon nicht Hubschrauber und Panzerfahrzeuge genug haben, als dass die Truppen in Afghanistan ueberhaupt erstmal ueberleben. Das Verteidigungsministerium erklaert sich fuer kategorisch unzustandig. Das NHS (unser Gesundheitssystem) erklaert sich fuer noch viel unzustandiger. Zur Zeit bleibt es an den Sozialsystemen der Shires und Gemeinden haengen beschaedigte Individuen und Familien zu unterstuetzen. Es fehlt der Grundkonsenz, dass da was getan werden muss, dass Krieg mehr ist als nur irgendwo hinfahren und einige Leute totschiessen.

Mal gucken. Manchmal gibt es ja doch was zu lernen vom grossen Bruder jenseits des Atlantic.

Man darf leise hoffen.

Ufo

Trimmer

Hastei, mir ging es mit meinem Vater ebenso. Kein Wort über den Krieg und seine Erlebnisse.Im Prinzip wurde er zweimal zerbrochen. Einmal bei Kriegsende- wie viele war er überzeugt für eine gute Sache zu kämpfen - dann amerikanische Gefangenschaft bis 1946 und ab Mai 1947 bis 1954 in russischer Gefangenschaft wo es ihm dann den Rest gab. Gesprochen hat er aber nie darüber. Rein versetzen kann man sich aber auch nicht denn dafür fehlt uns das Wissen.Ich bin auf alle Fälle froh nicht in einer solchen Zeit auf gewachsen zu sein obwohl wir ja auch teilweise bewußt die Nachkriegszeit mit erlebt haben.
Heute sage ich mir unsere Politiker sollten mal selbst in einen Kampfeinsatz im Ausland ihren A... hinhalten. Vielleicht hätten sie dann mehr für unsere Soldaten übrig außer schönen Worten.

Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Q

Zitat von: Hastei am 12 August 2009, 11:01:13
....
Die ersten Gespräche führte ich mit meinem Opa, WKI. ,Pionier bei Verdun.
Er erzählte mir Dinge,die ich als Kind,so 8-10 Jahre alt, nicht richtig kapierte. Was konnte ich mir schon vorstellen, wenn Körperteile im Baum hingen .      Oder wie er im Granattrichter lag,ein Franzose auf ihn mit aufgepfanztem Bajonett zusprang ,er schoß und der tote Franzosen auf ihn fiel und noch im Tod sein Bajionett in das Bein meines Opas stach.
....
Da kannst du von Glueck reden bzw. dein Opa, denn wie siehe unten (dein Vater) gibt es sehr oeffters , das solche wunden todgeschwiegen werden.

Zitat von: Hastei am 12 August 2009, 11:01:13
...
Mein Vater sprach gar nicht davon und die viele anderen Zeitzeugen,
bzw.Beteiligten , wechselten schnell das Thema. Wenn ich von Seelentröster sprach,lächelten sie alle.
Dann in meiner MK, habe die Kameraden gefragt, wie es ist ,verwundete,sterbende, zerfetzte oder verbrannte Kameraden zu bergen. Ich bekam einfach keine Antwort. ! Wollte Keiner von sprechen. Ich dachte mir, dass sie froh waren, das alles einigermaßen vergessen zu haben und jetzt kommt so`n neugieriger Typ und will alles wissen.
...

Jetzt zu meinen eigenen Erfahrungen. Ich kam letztes Jahr in den genuss bei einer Familienaufstellung teil zu nehmen. Die meisten Probleme die bei den Aufstellungen ans Licht kammen, waren direkt weitervererbt und die eigentliche Ursache lag in den Kriegserlebnissen der Eltern, Grosseltern begraben. Begraben ist wohl die beste Metapher dafuer, da sie doch tief im betreffenden steckt, und dessen handeln beeinflusst und sogar noch an die Kinder weitergeben werden kann.

Don´t Panic
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois,
couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

weers

Ein wichtiges Thema, zu dem es viel zu sagen gäbe...

Ich kenne einen älteren Herrn, den ich als eine moralische Autorität kennen gelernt habe. Johannes Diekhoff, so sein Name. Er war während meines Referendariats an der Auricher IGS mein Schulleiter und im Krieg war er Leutnant im IR 16. Bei Sewastopol wurde er schwer verwundet, ich kann jetzt nicht alles einstellen. Außer dass es ihm vergleichsweise gut geht, dass er sich bester Gesundheit erfreut und kürzlich seinen 90. Geburtstag feiern konnte.

Er schreibt plattdeutsch (und wenn es sein muss, übersetze ich es für Euch...)

Dee Fraag

Nich vergeten kann ik:
Russland - Perikop - Tartarengraben - Jailagebirge - Jalta - Aluschta - Simferopol - Bachtschissari - Aranschi - Belbektal - Kamischlyschlucht - Briefmarke - Ölberg - Frauenbrust - Maxim Gorki - Sewernajabucht - Sewastopol.

Dar sünd völ van mien Kameraden to Dode komen.
Dar sünd völ russische Soldaten un Zivilisten to Dode komen
Mi hett dat up de Krim ok weer rakt.

As ik int Vörjahr 1942 in't Lazarett in Kronstadt / Siebenbürgen lagg, stürde mi een Bekennnde ut de de Heimat een Snippel ut een Blatt ut Wilhelmshaven. Darin harr he wat over mi lesen. Overschreven was dat Stückje: ,,Oldenburger Leutnant - leuchtendes Vorbild." Und so fung dat an: ,,Bei den Kämpfen auf der Krim zeichnete der sich bereits zum dritten Mal in diesem Kriege verwunderte Leutnant Diekhoff, Zugführer in einem Oldenburger Infanterieregiment, durch hervorragenden Einsatz aus..." An dat Enne van de Artikel stunn: ,,Bald darauf führte er eine frisch eingetroffene Kompagnie in den Rücken eines sowjetischen Bataillons. Sein Schwung riß die mit dem Gelände nicht vertrauten Infanteristen mit vorwärts. Unter seiner Führung griffen sie die Bolschewisten energisch an und konnten deren restlose Vernichtung herbeiführen."

Alltiedt dröm it weer van ditt. Ick kannt nich quiet worden.

Ick gev dat to, wat in't Blatt over mi to lesen stunn, bün ick damals stolt west. Ok up all dat, wat darna komen is an Orden und Ehrenteken.

Man in mien Dröms geiht dat darum nich.
Dat geiht um een groode Koppel olle Frauen, de wassen damals jung, und se wassen traut mit disse ,,Bolschewisten", ,,deren restlose Vernichtung" dör mi ,,herbeigeführt werden konnte."

Disse Fraun stahn denn smals vör mi und um mi to, in lange swarte Kleer, mit lange swarte koppdoken, de Hanne overnanner slaan vör't Lief. Un midden ut her Koppel wor ik fraagt: ,,Büst du disse Leutnant west?"

Na mien Nickkoppen hör ik: ,,Warum hest du dat daan?"
Ik segg: ,,Anners wassen mien Lü un ik van jo Lü dootschoten worn. Das was doch nich anners in de Krieg!"

Darup hör ik: ,,Un wat harst Du hier verloren?"

Ick sök na een Antwort; denk na, denk na, man denn hör ik noch'n mal und noch'n mal un nu all wat luter: Wat harst du hier verloren?" Und denn geiht dat wieder, sünner Paus un van mal to mal luter, so dat mi hast de Ohren basten: ,,Wat harst du hier verloren, wat harst du hier verloren?"
Mit een jagend Hart, benaut un heel natt van Sweet waak ik smals up.

Ik mak denn Lücht u ligg woll stundenlang to denken. Ik sök na een Antwort.

Alltiedt wer und alltied noch!

Man ik heb noch kien funnen, de ick sünner Schaamte vörbrengen kann, wenn ik se in mien Dröm weer vör mi und um mi stahn un fragen: ,,wat harst du hier verloren?"

Sull ick denn würrelk un ehrelk seggen: NIX !?

Albatros

Hallo Arnold,

Dein Beitrag macht einen sehr Nachdenklich.............,,wat harst du hier verloren?"

Gruß, :MG:

Manfred

weers

Ja,

zumal wenn dies ein ehemaliger Hauptmann einer wirklichen "Elite-Einheit" (22.ID) im Alter von inzwischen 90 Jahren sagt.

Für unsere "Hochdeutschen" hänge ich mal eine Übersetzung an...



Die Frage

Nicht vergessen kann ich:
Russland - Perikop - Tartarengraben - Jailagebirge - Jalta - Aluschta - Simferopol - Bachtschissari - Aranschi - Belbektal - Kamischlyschlucht - Briefmarke - Ölberg - Frauenbrust - Maxim Gorki - Sewernajabucht - Sewastopol.

Da sind viele meiner Kameraden getötet worden.
Da sind viele russische Soldaten und Zivilisten zu Tode gekommen.
Mich hat es auch auf der Krim erwischt.

Als ich im Frühling 1942 im Lazarett in Kronstadt / Siebenbürgen lag, schickte mir ein Bekannter aus der Heimat einen Schnipsel aus der Wilhelmshavener Zeitung. Er hatte etwas darin über mich gelesen. Überschrieben war der Artikel mit: ,,Oldenburger Leutnant - leuchtendes Vorbild." Und so begann der Artikel: ,,Bei den Kämpfen auf der Krim zeichnete der sich bereits zum dritten Mal in diesem Kriege verwunderte Leutnant Diekhoff, Zugführer in einem Oldenburger Infanterieregiment, durch hervorragenden Einsatz aus..." Am Ende des Artikels stand: ,,Bald darauf führte er eine frisch eingetroffene Kompagnie in den Rücken eines sowjetischen Bataillons. Sein Schwung riß die mit dem Gelände nicht vertrauten Infanteristen mit vorwärts. Unter seiner Führung griffen sie die Bolschewisten energisch an und konnten deren restlose Vernichtung herbeiführen."

Die ganze Zeit habe ich seitdem davon geträumt.  Ich kann es nicht los werden.

Ich gebe es zu, über das was in der Zeitung über mich geschrieben stand, bin ich damals sehr stolz gewesen. Und auch über das, was danach mit Orden und Ehrenzeichen kam.

Aber in meinen Träumen geht es nicht darum. Dabei geht es um eine Menge alter Frauen, die damals noch jung waren und die mit diesen Bolschewisten verheiratet waren,  ,,deren restlose Vernichtung" durch mich ,,herbeigeführt werden konnte."

Diese Frauen stehen in meinen Träumen vor mir, und in langen schwarzen Kleidern um mich herum, die Hände vor dem Bauch gekreuzt. Und aus ihren Kreis heraus fragt mich eine von ihnen: ,,Warst du dieser Leutnant?"

Ich nicke mit dem Kopf und höre die Frage : Warum hast Du das getan?"
Ich antworte: ,,Sonst wären meine Kameraden von euren Leuten erschossen worden. Das war so; es war Krieg!"

Darauf  höre ich: ,,Und was hattest du hier verloren?"

Ich suche nach einer Antwort. Ich denke nach, denke nach und während ich nachdenke wird der Ruf der Frauen immer lauter: ,,Was hattest du hier verloren." Es wird noch lauter und es geht ohne Pause, bis mir fast die Ohren platzen: ,,Was hattest du hier verloren, was hattest du hier verloren?"
Mit einem jagenden Herzen, und wie benommen und Nass vom Schweiß wache ich dann auf.

Ich mache das Licht an und liege manche Nacht stundenlang wach. Ich denke, ich suche nach einer Antwort auf die Frage der Frauen.

Immer wieder und immer wieder.
Aber ich habe noch keine gefunden

Nein; ich habe noch keine Antwort gefunden, die ich ohne Scham hätte vorbringen können, wenn sie mich fragen: ,,Was hattest du hier verloren?"

Soll ich denn wirklich und ehrlich sagen: Nichts?

t-geronimo

Heute kommt um 22.15 Uhr ein Beitrag in der ARD (Panorama), wie die Bundeswehr mit denen umgeht, die Afghanistan und andere Einsätze überleben.

--/>/> http://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr334.html
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

mhorgran

In der Spiegelausgabe 15/2010 ist, zum Thema, ein interessanter Artikel von Beate Lakotta.
"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

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