Mysteriöses DDR (?) Marine (?) Schiff

Begonnen von Werftarchiv, 13 November 2009, 20:38:15

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Werftarchiv

Moin,

seit geraumer Zeit verfolge ich mit großem Interesse ein sehr merkwürdiges Schiff, daß im Internet teilweise als "ehemaliges DDR Spionageschiff", teilweise als "Reede-Minenräumboot Projekt 415", oder schlicht "Aeria" bezeichnet wird.

Lt. habichtnorberts Thread Minensucher der Volksmarine, welche von 1978 bis 1990 in Entwicklung waren, scheidet Projekt 415 offensichtlich aus.

Hat jemand irgendwelche Infos zu diesem merkwürdigen Schiff: Aeria, oder wie ich versuchte die Funktion eines Schiffes herauszufinden...;-)

In Kürze zusammengefasst:

Das Schiff kam vermutlich von Deutschland nach Archangelsk, danach nach Lowestoft, schließlich nach Turku, wo es viele Jahre lag und angeblich € 35.000 Liegekosten verursacht hat. Inzwischen sind diese Kosten wohl bezahlt und das Schiff ist wohl am 20.10.09 nach Klaipeda geschleppt worden, wo es angeblich verschrottet werden soll. Das Schiff soll aus Kohlenstoffstahl bestehen, wie er in Atomkraftwerken verbaut wird. Das Schiff soll absolut leer sein, also nur Rumpf und Aufbau.

Weitere Infos würden mich sehr interessieren.

Danke,
Dieter

Geschichte, Daten, Fotos und Videos aus 85 Jahren Schiffbau in Büsum

Trimmer

Hallo Dieter - Ich habe nach dem Rumpf und den Aufbauten bald den Verdacht das es sich um das Versuchsmodell einer Fähre handelt.

Gruß - Trimmer - Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

rosenow

Moin moin, ich habe mal beim Skipper Ulf aus Warnemünde angefragt, die meisten der Teilnehmer CrewTreff 3  werden ihn noch kennen.
Er hat seinerseits eine Umfrage in seinem Bekanntenkreis gestartet, mal sehen was bei rauskommt.
Erste Antwort, eine Vermutung ist schon gekommen,
Zitat:
"Möglich das die Russen den Rumpf für ein Ekranoplan (russisches Bodeneffektfahrzeug) umbauen wollten. Siehe die hintere Öffnung."


Reinhard, der ja aus seinem Rostocker-Privat-Archiv schöpfen kann weiß doch bestimmt was, oder?


mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

SchlPr11

Nein, auch keine Idee !
Augenscheinlich ein ehemaliges Schiff mit Eisbrech-Eigenschaften, Schlepper usw. Sehr entfernt ähnlich HELGOLAND/FEHMARN der Bundesmarine in der Stevenkontur. Die hatten aber nicht diesen markanten Knickspant über den ganzen Rumpf.

Aus Kreisen der Volksmarine stammt der Rumpf auch nicht.
Beim Seehydrographischen Dienst der DDR gab es die DORNBUSCH (II) bis 1990. Verkauft nach Holland und ähnliche Abmessungen. Ist es aber auch nicht, hatte die Ankertasche sehr weit vorne.

Ich denke, daß es ein Schlepper-Rumpf aus den Weiten des Ostblocks ist, der für Filmarbeiten umfuktioniert wurde. Das ganze Grau malen ist dann noch die leichteste Übung.
Wenn mir noch eine Idee kommt, melde ich mich wieder.

REINHARD

Werftarchiv

Moin,

vielen Dank für eure Ideen, aber ich möchte natürlich zu jeder dieser Idee mein "aber...." loslassen:

Zitat von: Trimmer am 14 November 2009, 16:46:44
Hallo Dieter - Ich habe nach dem Rumpf und den Aufbauten bald den Verdacht das es sich um das Versuchsmodell einer Fähre handelt.

Hmm, ich erkenne keine Bug- bzw. Heckpforte - nicht einmal ansatzweise.

Zitat von: rosenow am 18 November 2009, 08:36:44
"Möglich das die Russen den Rumpf für ein Ekranoplan (russisches Bodeneffektfahrzeug) umbauen wollten. Siehe die hintere Öffnung."

Reinhard, der ja aus seinem Rostocker-Privat-Archiv schöpfen kann weiß doch bestimmt was, oder?

WIG's oder Ekranoplane (wie die Russen sie nennen) haben üblicherweise abwärts gerichtete Turbinen, um zusätzlich zum Vortrieb auch noch Auftrieb zu erzeugen, daß würde bei diesem Turbinenloch eher schwierig zu realisieren sein. Außerdem halte ich die Rumpfform für ungüstig, um die nötige Startgeschwindigkeit zu erreichen.

Zitat von: SchlPr11 am 18 November 2009, 10:33:30
Aus Kreisen der Volksmarine stammt der Rumpf auch nicht.
Beim Seehydrographischen Dienst der DDR gab es die DORNBUSCH (II) bis 1990. Verkauft nach Holland und ähnliche Abmessungen. Ist es aber auch nicht, hatte die Ankertasche sehr weit vorne.

Ja, die Dornbusch hatte ich auch schon recherchiert und in Verdacht.

Zitat von: SchlPr11 am 18 November 2009, 10:33:30
Ich denke, daß es ein Schlepper-Rumpf aus den Weiten des Ostblocks ist, der für Filmarbeiten umfuktioniert wurde. Das ganze Grau malen ist dann noch die leichteste Übung.

Wenn es stimmt, daß das gesamte Schiff aus Kohlenstoffstahl hergestellt wurde, wäre doch der Aufwand für einen Film sehr hoch. Da würde man doch eher einen Rumpf nehmen und mit einem stoff- oder holzbespannten Aufbau verwenden.

Insgesamt ist es allemal ein spannendes Schiff, daß viele Rätsel aufgibt. Ich bin gespannt, ob wir irgendwann einmal definitive Infos bekommen.

Schöne Grüße,
Dieter

Geschichte, Daten, Fotos und Videos aus 85 Jahren Schiffbau in Büsum

olpe

#5
Hallo,
einige Gedanken zum ,EastGermanSpyShip'. Dieses Schiff lag längere Zeit (ab ca. 2001) im englischen Lowestoft und wurde vor nicht allzulanger Zeit nach Turku verholt, soll nun in Klaipeda(?)/Tallinn(?) abgewrackt werden ... wenn es nicht schon geschehen ist ... 
Die Bezeichnung ,EastGermanSpyShip' ist irreführend, der Name "AERIA" kann als künftige Schiffsbezeichnung Frage kommen. Dieser umgebaute Hulk ist durchaus als unfertiges Casino-Schiff anzusprechen.

Die DDR oder gar die Volksmarine hat mit dem Torso des ,EastGermanSpyShip' nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Bei dem Basis-Schiffrumpf handelt es sich nach Recherchen und Vergleichen von Merkmalen der Rumpfform mit gewisser Wahrscheinlichkeit um die ehemalige SSV-328 ,,YUG" der russischen Marine. Dieses Schiff ist neben 17 weiteren als ozeanografisches Forschungsschiff im Auftrage der UdSSR von 1978-83 auf der Gdansker Werft in Polen nach dem Projektindex 862 gebaut worden. Die ,,YUG", das erste Schiff der Serie, wurde 1990 als ,,SSV" (,,ССВ" - судно связи, Aufklärungsschiff, NATO: AGI – Auxiliary General Intelligence) umgebaut, daher wohl die gedankliche Querverbindung ,,SpyShip". Der Bug ist dabei augenscheinlich den Bedingungen des Nordmeereinsatzes angepasst worden, aus diesem Grunde die leichte Löffelform. Wo der Umbau mit den jetzigen Aufbauten erfolgte, in Lowestoft, England, in Russland oder woanders - und wann - , wäre noch zu recherchieren.
L/B/T: 82,5/13,5/3,9m, Deplacement: 2500t.

Kurz zum DDR-Reede-MAW-Boot vom Projekt 415:
Nach meiner Erinnerung und Angaben aus der Literatur stoppte die Entwicklung 1990 zwischen den Stadien des bestätigten Vorprojektes und des laufenden Technischen Projektes. Der Baubeginn des ersten Bootes, als ,Nullschiff' oder ,Vorgezogenes Serienschiff', wäre kaum vor 1995 erfolgt. Das ,EastGermanSpyShip' basiert in keinster Weise auf Projekt 415, von den Abmaßen ganz abgesehen.
Grüsse
OLPE

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