Panzerung

Begonnen von rosenow, 16 Dezember 2009, 20:39:24

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

rosenow

Hallo Jungs und Mädels, gibt es eigentlich Erklärungen für die verschieden dicke Panzerung auf Kriegsschiffen?
Kleine Schiffe kleine Panzerung, Gewicht sparen  nehme ich an, aber warum sind auf einem Schiff die Geschütze verschieden gepanzert?
Z.B.: ein Panzerkreuzer von 1903
schwere Artillerie  15,2 bis 16,5 cm
mittlere Artillerie  12,2 cm
Kommandoturm 22,9 cm
So weisen alle Kriegsschiffe mit Panzerung diese verschiedenen Dickenbei den Geschützen auf.
Ging oder geht man davon aus, dass Kleine Geschütze auch nur von kleinen Kalibern getroffen werden oder spielten da auch Wichtigkeiten eine Rolle?
So ganz nebenbei stehen/ standen dort Menschen an den Geschützen, jedenfalls in vergangenen Zeiten vor 1945. Schon klar Wegwerfware, Verbrauchsmaterial.

Ging es wirklich nur ums Gewicht?
Gruß Michael
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

t-geronimo

Nö, auch um Wichtigkeit der verschiedenen zu schützenden Bereiche.
Ein MA-Turm ist z.B. nicht so wichtig wie ein SA-Turm.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Woelfchen

Hallo Michael,

natürlich hätte man gern alles wunderbar geschützt. Dies ging allerdings aus Gewichtsgründen nicht. Dementsprechend musste man sich überlegen was wie gut Geschützt werden muss. Möchte man alles Schützen ist nämlich der Schutz zu schwach.

Für großkalibrige Panzerbrechende Geschosse braucht man sehr dicke Panzerung.
Für mittlere Geschosse oder Hochexplosive kann die Panzerung auch schwächer sein.

Wie man jetzt am besten Panzert, darüber läst sich streiten.

Die Amerikaner haben sich beispielsweise so 1910 überlegt das sie das Schiff gegen panzerbrechende Granaten panzern ("all or nothing", entweder überhaupt nicht, oder richtig toll). Die Engländer hatten zum selben Zeitpunkt auch Furcht vor Hochexplosiven geschossen. Dementsprechend haben sie auch weite Teile mit nicht ganz so starker Panzerung geschützt.

Letztendlich Panzerung keinen 100% Schutz. Wo eine große Granate einschlägt geh immer was kapput. Ob es ein Matrose toll fand wenn die Panzerung gehalten hat, die Granate abgelenkt wurde und die reste davon Ihn getroffen haben?

Urs Heßling

Guten Morgen,

Zitat von: t-geronimo am 16 Dezember 2009, 23:12:12
Nö, auch um Wichtigkeit der verschiedenen zu schützenden Bereiche.
Ein MA-Turm ist z.B. nicht so wichtig wie ein SA-Turm.

Interessant ist hierzu die "Dienstschrift IX" der Kaiserlichen Marine (16.6.1894), die wesentlich von dem damaligen K.z.S Tirpitz als Chef des Stabes im Oberkommando verfaßt wurde.
(Quelle: Besteck, Eva, Die trügerische "First Line of Defence" - Zum deutsch-britischen Wettrüsten vor dem Ersten Weltkrieg, Rombach Verlag Freiburg 2006, Hrsg MGFA, ISBN 3-7930-9477-4; wurde hier im Forum schon im Thread "Welches Buch ...?" #224 erwähnt)

Tirpitz hält die Mittelartillerie (15 cm) für - im entscheidenden "rangirten Nahgefecht" - wichtiger als die "Schwere" (28 cm) wegen der geringen Feuergeschwindigkeit der letzteren.
Die Schwere Artillerie wird jedoch besser geschützt wegen der geringen Anzahl der Geschütze (4) gegenüber der Mittelartillerie (12 +)
Der Kommandostand wird -entsprechend - am besten geschützt.
Tirpitz´ Meßlatte für die Panzerung sind die Panzergeschosse der franz. Mittelartillerie (16 cm).

Mit dem U-Boot, der Funktelegraphie und dem "All-Big-Gun-Battleship" kam es dann doch ganz anders ...

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

rosenow

Hallo Torsten!
Wie wurde das bestimmt, aus einer Laune heraus oder nach welchen Kreterien?

Hallo Woelfchen! 
Panzerung ist immer nur so viel wert wie sie tatsächlich schützt, da stimme ich dir zu.
Zitat,,Für großkalibrige Panzerbrechende Geschosse braucht man sehr dicke Panzerung.
Für mittlere Geschosse oder Hochexplosive kann die Panzerung auch schwächer sein."
Da liegt mein Problem begraben. Wer will wissen, was wo einschlägt oder ging man davon aus, das nur Gegner der entsprechenden Waffengattung ins Gefecht kommen?
Natürlich sind Gewichtsprobleme entscheidend, die habe ich im Moment auch, doch kann man ein Schiff doch so Konstruieren, dass alles optimal geschützt ist oder nicht? Spielen da vielleicht auch Kosten eine Frage und sind diese dann nicht irgendwo ungünstig eingespart worden und wenn ja, zu welchen Lasten?
Wie hat man damals entschieden?
Nach herolds großartigen Vortrag aus dem letzten Jahr in Axels Offiziersmesse über die Entwicklung eines Schlachtschiffes der dreißiger Jahre, ist mir schon der Wertegang ganz grob klar, aber welche Überlegungen gab es hinsichtlich der Stärke der Panzerung? Wurden Erfahrungen genutzt, Test gemacht oder wie ging das vor sich?  Wurde das Bedienungspersonal berücksichtigt?

Hallo Urs!
Sehr Interessant, hier nutzte man schon in den Überlegungen des Gegners Kampfkraft.
Weniger große Geschütze muss man besser schützen, als viele kleinere, mmhh, ja , gleicht so den Ameisenhaufen, nur das diese besser organisiert sind.
Wurde bei  den Schiffstypen damals das Risiko des Verlustes irgendwie in die Kostenkalkulation mit einbezogen?

Gruß an alle
Michael
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Impressum & Datenschutzerklärung