38 cm Geschützwechsel TP

Begonnen von wer, 15 Januar 2006, 16:47:37

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Scharnhorst66

Welche Funktion hatten den die Abkommrohre dann eigentlich ..

Hab immer gedacht , das die zum Einschiessen benutzt worden sind ..
" Fehler sind normal , Irrtümer üblich , Informationen selten vollständig , oft unzutreffend und häufig irreführend "
Sound Military Decision 1936
Gruss Micha

En Echelon

Abkommrohre sind Rohre mit kleinerem Kaliber, die in die Seelenrohre geschoben werden. Mit den Abkommrohren lässt sich ein kleineres Kaliber verschießen. Sie wurden für Ausbildung und Drill verwendet um nicht die (teuren) großen Granaten verschießen zu müssen und dabei die Seelenrohre zu verschleißen.
Gruß

Jan


Nicht Schiffe kämpfen, sondern Menschen!

Spee

@Micha,

Abkommrohre wurden bei uns als "Einstecker" bezeichnet. Dabei wurde ein kleines Rohr in die 100mm-Panzerkanone eingepaßt und damit dann 23mm-Munition verschossen. Ist wesentlich billiger und die 23mm-Geschosse haben etwa ähnliche ballistische Eigenschaften wie das 100mm-Geschoß.

@Bernd,

da hast du recht, an der Stelle bin ich mißverständlich, sorry.
Die Frage ist, was verstehe ich unter "Seelenrohr"?
Das eigentliche Seelenrohr ist das mit den Zügen, bei den Amerikanern/Briten als Liner bezeichnet. Dieser Liner wird thermisch mit der A-Tube verbunden. Dabei wird die A-Tube erhitzt und der Liner gekühlt. Die Amerikaner benutzten zusätzlich Graphit auf dem Liner, um beide Rohre besser ineinander schieben und später leichter trennen zu können. Dieser Prozeß ist aufwendig und erfordert entsprechende Geräte und Genauigkeit. Ich bezweifel, daß mit den von Leo genannten "Seelenrohren" die Liner gemeint waren, sondern die A-Tube. Auf die A-Tube kommen dann die Mantelrohre (Hoop, Jacket). Diese werden, einfach gesagt, auch die A-Tube aufgesteckt und dann wird das gesamte Rohr mit dem Boden- oder Verschlußstück verbunden.
Was nehmen wir jetzt als "Seelenrohr", damit wir einen Standard haben und dann (hoffentlich) frei von Mißverständnissen sind?
Natürlich sind die Mantelrohre nicht dünn, sondern wie du richtig schriebst, mächtig. Das größte Teil ist aber die A-Tube, nur das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.
Verschiedentlich wurde auf die volle Länge der A-Tube noch ein Mantelrohr aufgesetzt, aber da war nicht Standard. Da gab es Unterschiede, je nach Geschützkaliber, Land und Hersteller.

@Harold,

die Amerikaner haben den Liner und die A-Tube in den Arsenalen trennen können. Dazu wurde ein "gun-pit" verwendet, mit dem die A-Tube erhitzt und der Liner mit gekühlter Luft abgekühlt wurde. Dafür wird man aber eine ca. 40m lange Zugbahn benötigen. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Deshalb war bis jetzt meine Vermutung, daß macht der Hersteller. War falsch, wieder was gelernt.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

DHEO

Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen...

aber ich glaube Krupp hat nicht wirklich eine "Filiale" an den Marinearsenalen, oder?

Im endeffekt heißt das doch, daß ich zumindest für die vorhandenen Schiffe einen Satz Rohre als ersatz bereitstehen haben muß. wenn ich mir vorstelle, das die Marine mehrere Wochen darauf warten muß, Ihre Schießeisen zurückzubekommen, und das vielleicht noch im Ernstfall? Ausbau, Transport, Neubeseelung, Rücktransport, Einbau, das ist doch nicht innerhalb von 2 Wochen geschehen...

Grüße

Dirk

Taucher

@Spee,
sehr gut erklärt mit dem Foto und den einzelnen Abschnitten .
Dann hat es sich bei den Rohren, die er am Kai liegen sah höchstwahrscheinlich um die A Tube INKLUSIVE Seelenrohr gehandelt .

Ich sags ja, wieder was dazugelernt (-:
Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

Josef

@ Spee
Hallo Thomas (und alle anderen)
Am 17.1. hast Du 2 klasse Bilder eines Geschützrohres eingestellt und dazu etwas geschrieben, auf das ich aber noch mal eingehen möchte. Du schreibst: ,,Schon das Frontbild klärt die Frage, oder? Auf dem Bild deutlich zu sehen, nur das Rohr, kein Verschluß!!" Das was Du aber auf dem zweiten Bild (4924 a) siehst, ist der Verschluss! Genauer gesagt: am von Dir angesprochenen Farbunterschied zwischen Hell- und dunkelgrau beginnt das so genannte Bodenstück an dessen Ende sich der wunderschön abgebildete Verschluss befindet. Der Verschluss liegt auch nicht gesondert auf der Wiege, da er mit Rohr und Bodenstück eine (lösbare) Einheit bildet.
Zum besseren Verständnis füge ich hier die Zeichnung eines 38cm-Geschützrohres der BS-/TP-Klasse ein und komme dabei zwangsläufig auch auf Dein Posting vom 18.1., wo Du anhand des Bildes 6459b den Aufbau eines Geschützrohres mit Mantelrohr etc. farblich erklärt hast, zurück, aber auch schreibst: ,,mußte zwar eine Weile überlegen, aber ich hoffe, ich weiß wie das zu verstehen ist". Nun, Deine farblichen Darstellungen stimmen nicht so ganz.
Deshalb hier mal meine Erläuterung zur beigefügten Zeichnung:
Bei der Rohrkonstruktion handelt es sich um ein 4-lagiges Rohr, davon 3 geschrumpft.
Die Gesamtlänge des Rohres mit Bodenstück und Verschluss beträgt 19630 mm. Das Bodenstück umschließt im vorderen Teil das gebaute Rohr und im hinteren Teil den Verschluss. Der Verschluss hat eine Länge von 1225 mm. Am vorderen Ende des Ver-schlusses befindet sich der Stützansatz. Er wird vom Ende des gebauten Rohres gebildet und dient als Anlagefläche für den Hülsenboden der Hauptkartusche. Das Rohr besteht aus dem Seelenrohr, dem aufgeschrumpften Mantelrohr und 2 aufgeschrumpften  Man-telringen. Das Seelenrohr (St 31 KH) besteht aus dem Ladungsraum, dem Verbren-nungsraum und dem gezogenen Teil. Es beginnt am Stützansatz mit dem 2423 mm langen Ladungs- und Verbrennungsraum (größer Innendurchmesser) und geht dann in den kaliberstarken 15982 mm langen gezogenen Teil über. Die Gesamtlänge des See-lenrohres beträgt also 18405 mm. Das Seelenrohr wird in seiner gesamten Länge umge-ben von einem Mantelrohr aus St 31 KW. Das Mantelrohr verjüngt sich zur Mündung hin auf eine Außendurchmesser von 550 mm. Dieses Mantelrohr wiederum wird umgeben 2 Mantelringen. Diese Ringe dienen zur Verstärkung des Teiles des Rohres, welches den größten Schussbelastungen ausgesetzt ist. Der Mantelring 1, reicht vom Stützansatz bis zum 1. Rohrabsatz von vorn und besteht wie das Seelenrohr aus St 31 KH. Der Mantel-ring 2 (wieder St 31 KH) erstreckt sich vom Stützansatz bis zum 2. Rohrabsatz von vorn und hat am Ende einen Außendurchmesser von 1080 mm.

All Angaben entnommen aus ,,Datenblatt 38 cm S.K. C/34", Historisches Archiv Krupp und ,,Unterrichtstafeln für Geschützkunde", hier 38 cm-Geschütz.

Am Bodenstück befinden sich noch der Rohrvorholer und die Rücklaufbremse. Wie diese Teile genau zusammenwirkten weiß ich allerdings derzeit noch nicht genau, ich erhoffe mir aber detailierte Unterlagen im Historischen Archiv Krupp, welches ich Ende Mai diesen Jahres mal wieder aufsuchen werde (ist wieder für Neugierige geöffnet).

Freundschaftlich

Josef


Ich habs mal kleiner gemacht ;)
Gruß
t-geronimo

Spee

@Josef,

wunderbar!! Danke dir ganz sakrisch  :)  !!
Ich sehe schon, ich sollte mich mal eingehend mit dem Thema beschäftigen. Das die Mantelrohre alle aufgeschrumpft sind, wundert mich. So wie ich das bei den Amerikanern verstanden habe, haben die nur den Liner und die A-Tube (also Seelenrohr und Mantelrohr) aufgeschrumpft, der Rest war eher Steckbausatz. Entweder habe ich das falsch verstanden, oder hier wichen die Konstruktionen deutlich voneinander ab.
Um nochmal Leo's Frage aufzuwerfen, glaubst du, daß da nur die Seelenrohre angeliefert wurden? Oder nicht doch wie von mir vermutet Seelenrohr mit Mantelrohr?

Schön, das meine Bilderauswahl gefällt. Bin aber ehrlich, ich habe sie von dieser Seite.

http://www.dockmuseum.org.uk/archive/browser.asp?subject=Armaments&title=Naval+Weapon&subtitle=Naval+Gun&searchtype=1

Die Hauptseite ist diese. Absolut empfehlenswert!!

http://www.dockmuseum.org.uk/archive/index.asp

Wo findet man sonst solche Bilder?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Scharnhorst66

Spee und Josef ,

sehr gute Beiträge von Euch beiden - die ein wenig Licht ins Dunkel bringen ..
nur eine Bitte , könntet Ihr die Bilder ein wenig kleiner halten ..
dann geht Euer Text auch nicht über die doppelte Bildschirmbreite ..

Das erschwert das lesen doch wesentlich :(
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Sound Military Decision 1936
Gruss Micha

Josef

@ Spee

Hi Thomas,
Ich glaube nicht, dass die Verfahren, ein Rohr zu bauen so grundsätzlich verschieden waren. Bei den Mantelringen als "Steckbausatz" hättest Du immer wieder irgendwelche inakzeptable Lose drin, auch die U.S.Navy wird geschrumpft haben.
Zur anderen Frage: Ich weiß das nicht so genau. Das Procedere "Seelen-rohr ziehen" setzt gewisse Kenntnise und Knowhow voraus, deshalb denke ich, dass das komplette Rohr zum Hersteller geschickt wurde. Wer will in der Werft das Bodenstück entfernen, um das Mantel- und Seelenrohr von den Mantelringen lösen zu können und nachher alles fachgerecht wieder zusammenbauen?
Näheres erhoffe ich mir von meinem Besuch bei Krupp!
Freundschaftlich
Josef

Josef

@ Scharnhorst

Hi Michael,

jetzt halte ich das Bild schon eine halbe in den Händen. Ich habe auch schon von der linken in die rechte Hand gewechselt, aber es wird nicht kleiner!!

Was muß ich tun??? :roll:

Josef

Blane

Josef,
mit dem Programm "Paint" von Windows kannst Du auch gut das Bild verkleinern.
Einfach Programm offnen, Bild laden und unter "Bild" -- "Strecken/Zerren" in den oberen beiden Feldern z.B. 50 eingeben. Das könnte reichen.

edit:
So sähe es dann aus:
Schöne Grüsse
Christian

Scharnhorst66

@Blane
dann brauche ich ja nichts mehr erklären ..

@Josef ,
genauso sollte es gehen .. passen ...
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Sound Military Decision 1936
Gruss Micha

Josef

Hi sorry,
das sollte ein Scherz sein.

Josef

Scharnhorst66

@Josef ,

das habe ich auch als solchen verstanden - und fand den auch echt gut :-)
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Sound Military Decision 1936
Gruss Micha

hsk1

Hallo allerseits!
Dieser Thread ist zwar schon etwas offtopic,dennoch werde ich hier etwas zu ergänzen.

Ein Seelenrohrwechsel konnte sehr wohl in den Marinearsenalen von Wilhelmshaven,Kiel und auch Gotenhafen durchgeführt werden!
Es gab dort die erforderlichen Werkzeuge,als auch das dazu benötigte Spezialpersonal.
Hier ein Beispiel:Anfang Dezember 1944 wurden die völlig ausgeschossenen 20,3cm Rohre der Prinz Eugen neu "beseelt".
Zuerst wird die Stirnpanzerung losgeschraubt und abgenommen.
Die schweren Deckel über den Schildzapfen folgen und das komplette Rohr samt Schartenblende wird aus seiner Wiege gehoben.
Dann wird das Rohr auf Böcke an Land abgesetzt,Rücklaufbremsen und Verholer werden abgetrennt(abgeschraubt)und
ein schweres Gewicht gegen die Mündung des Seelenrohres geschwungen.
Jetzt lässt sich das Seelenrohr mühelos nach hinten herausziehen und durch ein Neues ersetzen.
Vom Aufwand her ist das Ganze für alle 8 Rohre der "Prinz Eugen" in einigen Tagen erledigt.
Der Einbau eines neuen Seelenrohres dagegen nur etwa 0.5 Stunden!
Quelle: Paul Schmalenbach --> "Schwerer Kreuzer Prinz Eugen"

MfG hsk1

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