Erster Biber- Neubau sank in der Lübecker Bucht [ ? ]

Begonnen von TD, 04 Oktober 2009, 15:37:12

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TD


Mal etwas außer der Reihe !

Im Krankenhaus las ich auch WAFFEN DER VERZWEIFLUNG von Lawrence Paterson.



Ganz besonders fiel mir auf:


Bartels begann mit der Aufstellung einer Kleinst-U-Boot-Einheit als Verantwortlicher für den Ausbildungsplatz »Blaukoppel« in Lübeck-Schlutup, dem zukünftigen Ausbildungszentrum für » Biber «-Piloten.

Der erste »Biber«-Prototyp mit Namen »Adam« lief bei der Flenderwerft in Lübeck vom Stapel - und sank prompt bei der ersten Erprobungsfahrt.

Kann Jemand die Sache zeitlich etwas festlegen oder sogar Kennung und Verlustdatum ermitteln.


Dank und Gruß


Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Trimmer

Hallo Theo- habe mal bei Hr. Rössler nach gesehen. Da steht über "Adam": Bei der Abnahme des Bootes (Biber ) am 29.März 1944 auf der Trave machte es einen sehr guten Eindruck. ......Darauf hin wurde sofort eine Serie von24 Stück bei den Flenderwerken bestellt." Nichts von sinken in der Lübecker Bucht  :? Kapitel 12.3  Geschichte des deutschen U-Bootbaus.
Gruß vom Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

t-geronimo

Bei Rössler findet man zu Adam nur:
"Bei der Abnahme des Bootes am 29.03.1944 auf der Trave machte das Boot einen sehr guten Eindruck."

Klingt nicht nach größeren Problemen.


Hier auch nicht:
http://www.uboat.net/types/biber.htm


Achim war schneller...  :-D

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Trimmer

Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Schorsch

#4
Hallo Theo,

eine Nachsuche in H. Fock: "Marinekleinkampfmittel" als auch in P. Kemp: "Bemannte Torpedos und Klein-U-Boote" bestätigt fast alle Daten, die Paterson nennt (04.02.1944 Verhandlungsbeginn mit der Werft, 09.02.1944 Auftragserteilung durch Bartels für ein Boot, 23.02.1944 erster Vorentwurf, 15.03.1944 erstes Boot fertig, 29.03.1944 Abnahme durch die Kriegsmarine).

Von einem Sinken des "Adam", das nach der Schilderung von Paterson um den 15./16.03.1944 passiert sein müsste, ist jedoch in keinem der anderen Werke die Rede. Laut Kemp führte der Konstrukteur einen Großteil der Erprobungsfahrten in der Trave vor Lübeck selbst durch, in diesem Zusammenhang wäre es sehr verwunderlich, wenn ein derartig einschneidendes Ereignis nicht erwähnt würde.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

TD


Erst schon einmal meinen Dank für die genauen Infos.

Auch mir war gleich aufgefallen nie etwas von der Sache gehört zu haben.

Wie kommt nur ein Autor in der heutigen Zeit zu ieser ussage ??

Ich will versuchen noch einen Spezialisten für die Flenderwerft zu erreichen, aber es sieht ja alles wie eine Ente aus.

Nochmals Dank


Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

TD

und hier die erbetene Information vom Spezialisten für Lübecker Werften, Herrn Heinz Haaker:


Lieber Theo,



erst mal vorweg, was machtestt Du denn im Krankenhaus?



Das der Prototyp des BIBER, der sogenannte ADAM, bei der ersten Erprobung in Lübeck auf der Trave gesunken ist, dafür fand ich im Nachlass des damaligen Technik-Vorstandes der Werft [Hermann Bunte (1889-1977)] keine Hinweise. Im Gegenteil. Ich habe Fotos welche ADAM auf der Trave zeigen, auch beim abtauchen. Zudem habe ich auch eins, welches das zerstörte Boot zeigt, nachdem in der ,,Flender"-Versuchshalle an ihm ein zerstörender Druckversuch vorgenommen wurde. Er wurde nach der Erprobung / Abnahme am 29.3 1944 durchgeführt, denn vom ADAM nur nur ein einziges Exemplar hergestellt

Ein zerstörender Druckversuch wurde vorgenommen um die (theoretisch errechnete) max. Tauchtiefe zu überprüfen, denn im Grunde ist eine Uboot ein Druckbehälter.



Im Übrigen sei hier allen  das folgende Buch empfohlen –  Guntram Schulze-Wegner: Die deutsche Kriegsmarine-Rüstung 1942-1945, Mittler-Verlag, Hamburg 1997 –  Umfang 273 Seiten und das wichtigste, viele Quellen (auch vom BA-MA in Freiburg). Es handelt sich dabei um die Dissertation des Autor. 



Solange ein anderer nicht ,,die Beleg liefert", behaupte ich, dass es eine ,,Ente" ist.



Von den BIBERn ist mir keine Kennung bekannt, um nicht zusagen, es gibt keine.



Beste Grüße aus Lübeck sendet Dir



Heinz 


...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Urs Heßling

hallo, Thorsten,

streich mal das erste e beim "Bieber", sieht ja grauenhaft aus  :wink: :-)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

M-54842

Wer sich für die Biber interessiert, sollte unbedingt das Buch "Die Biberfahrer" von Enrico Döring lesen. Dort kommen auch ehemalige Biberfahrer zu Wort, so z. B. Karl von Hausen und Helmut Kühne. Erstmals habe ich auch detaillierte Informationen zur "Blaukoppel" gefunden.
Neu war mir auch, dass der Sohn von Kapitän zur See Langsdorff, Joachim Langsdorff, Biberfahrer war. Sein Biber mit der Nr. 90 fiel den Briten am 29.12.1944 bei North Foreland in die Hände. Langsdorff befand sich tot auf dem Fahrersitz des Bibers, er starb an einer Kohlenstoff-Monoxyd-Vergiftung.   

bettika61

Hallo,
an Informationen über Blaukoppel bin ich interessiert  :-)
insbesondere Hinweise auf die Lage: Schlutup, Ostufer Trave , Nähe Flenderwerft, mehr weiß ich leider nicht .
Ich habe hier http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,17147.0.html
auf einen Film hingewiesen , dort ist bei 11:38 ein Biber zu sehen, der ins Wasser kommt.
Das könnte "Blaukoppel" sein, im Hintergrund wäre dann die Metallhüttte Herrenwyk zu sehen
(habe dort einige Jahre gewohnt)

Bild #Creative Commons license: CC0 1.0 Universal

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo zusammen,

M-54842 scheint auf längere Tauchfahrt gegangen zu sein. Daher eine Ergänzung zum ursprünglichen Thread aus dem Jahr 2009 von mir:

In dem Buch "Die Biberfahrer" wird der "Verlust" der keiner war, näher beschrieben (S. 16):

"... Es wurde sofort mit dem Bau begonnen und nach nur drei Wochen, am 15. März, waren die Arbeiten am "Adam" abgeschlossen. Bartels führte dann selbst am 18. März ein erstes Probetauchen durch.
Bei diesen ersten Tauchversuchen sank der "Adam" und kam aus eigener Kraft nicht zurück an die Wasseroberfläche. Er musste mit Hilfe eines Krans gehoben werden. Bartels hatte Glück, denn er kam bei diesem Unfall nicht zu schaden. ..."

Die Abnahme des "Adam" erfolgte am 20. März 1944.

Das Buch weist als Quellen etwa zehn Dokumente überwiegend des britischen Marine-Nachrichtendienstes aus. Leider fehlen die PRO-Signaturen. Daher kann ich nicht auf die Schnelle prüfen, ob die Schilderung hierauf zurückzuführen ist.

Bettina, zu deiner Frage nach genaueren Angabe zum Lager "Blaukoppel" werde ich in dem Buch weiter blättern und, wenn ich fündig werde, nachlegen.

Viele Grüße

Violoncello


Violoncello

Hallo Beate,

wie versprochen die Informationen aus dem Buch "Die Biberfahrer" zum Lager "Blaukoppel" des KdK (S. 39-45):

Es lag unmittelbar am Ufer der Treave "unter riesigen Tarnnetzen verborgen im Wald" bei Lübeck-Schlutup. Ein ehemaliger "Biber"-Fahrer (Helmut Kühne) wird mit folgenden Sätzen zitiert:

"06.08.44 Eintreffen in Blaukoppel, bei Lübeck-Schlutup. Mitten in einem Waldgrundstück, angrenzend an einen Travearm wurden Unterkünfte in Baracken bezogen. Ohne feste Anlaufwege nur gekennzeichnet durch an Bäumen angebrachten Leuchtplaketten war eine Orientierung sehr schwer."

Das Lager bestand aus drei kleinen Werkstätten, eine durch Tarnnetze verdeckte Torpedomontage-Rampe, eine Ablauframpe für die Biber aus Schienen  (m.E. in dem Film nach 11:38 Minuten zu sehen), Unterkunftsbaracken für das technische Personal und die Verwaltung. Es scheint ein Provisorium gewesen zu sein, denn die Baracken bestanden aus vorgefertigten Bauteilen, die auf festen Fundamenten kurzfristig errichtet worden sind. Durch "Blaukoppel" führte eine Schmalspurbahn, die in der Trave endete. Sie diente dazu, die Biber auf Loren aus dem Wald von den Werkstätten unmittelbar an das Wasser zu bringen. Die Flender-Werft lag genau gegenüber am anderen Ufer der Trave.

1990 wurden auf dem Gelände Reste eines britischen Kleinst-U-Bootes entdeckt. (Cajus Bekker "Einzelkämpfer auf See", Oldenburg 1968, S. 21f., beschreibt, dass zwei britische Kleinst-U-Boote hier getestet wurden).

Heute soll von "Blaukoppel", außer einigen Fundamenten und zwei Loren der Schmalspurbahn, nicht mehr viel zu sehen sein, da alle Anlagen bei Kriegsende ebenso wie die letzten Ausbildungsboote gesprengt wurden. Reste der gesprengten "Biber" sollen aber durchaus noch auffindbar sein.

Auf S. 31 findet sich ein etwas unscharfes Foto, das wohl von "Blaukoppel" Richtung Westen oder Nordwesten aufgenommen wurde. In unmittelbarer Nähe links Wald bis zur Trave. Genau in der Mitte ist außer Wasser nichts zu sehen, während im Mittelgrund links und rechts das Ufer bewaldet zu sein scheint.

Viele Grüße

Violoncello


Trimmer

Ich muß hier mal nachfragen - lt. Cajus Bekker wurden die zwei engl. Kleinst - U- Boote in "Blaukoppel " getestet.  Handelt es sich dabei um die erbeuteten Reste von X 6 und X 7 denn diese wurden doch eigentlich nach "Strandkoppel " - Timmendorfer Strand - Einsatzstab des K- Verbandes gebracht  :/DK:

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Violoncello

Hallo Achim,

nach "Die Biberfahrer" (S. 40) wurden die Reste eines "Welman-Craft" entdeckt. Hinsichtlich "X 5" und "X 7" ist der Autor vorsichtiger: Er geht davon aus, dass diese beiden Kleinst-U-Boote ebenfalls in "Blaukoppel"
getestet wurden.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo Violoncello,
vielen Dank für die Beschreibung von Blaukoppel  :MG:
Danach,  zusammen mit dem Foto aus dem Film, ist Blaukoppel nicht in Schlutup sondern weiter östlich Richtung Selmsdorf zu suchen. Dieser Bereich des östlichen Traveufers war Jahrzehnte durch die deutsch/deutsche Grenze nicht zugänglich . Der Fund erst 1990 des britischen Kleinst-uboots
mach dann auch Sinn. Gab es darüber Pressemeldungen ?

Ich verstehe die Beschreibung der Überreste Fundamente und Loren so, das der Autor in neuerer Zeit vor Ort war und auch die genaue Lage kennt .

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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