U-37 setzt Agent in Irland ab

Begonnen von Albatros, 16 August 2009, 20:38:50

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Albatros

09.02.1940

U-37 setzt einen Agenten ( ERNST  WEBER-DROHL )in der KILLALA BAY ( Irland )an Land. Der III WO bringt diesen mit einem Schlauchboot um 00.58 Uhr an Land.

Das scheint der erste Agent gewesen zu sein der in Irland abgesetzt wurde.

Ist bekannt wie lange er sich unentdeckt halten konnte?.

Quelle http://ktb.ubootwaffe.net/

Gruß, :MG:

Manfred

Trimmer

Manfred - Ernst Weber-Drohl gelang es mit der IRA kontakt auf zu nehmen. Im April 1940 wurde er verhaftet und wegen illegaler Einwanderung verurteilt.War aber nicht die einzige Aktion von Canaris. Ich habe irgendwo  :?mal gelesen, daß sogar Führer der IRA von Deutschland aus wieder in Irland eingeschleust wurden. Auch Waffen und Sprengstoff wurden geliefert. Ziel war es eine "5. Kolonne" in Irland zu schaffen und damit England auch von dieser Seite zu bedrohen.Im Gegenteil zu deutschen Agenten in den USA-Todesurteil- ist aber bei Weber-Drohl nichts weiter bekannt.  Ich glaube auch bei der "Geschichte der z.b.V Brandenburger " werden Irland und USA erwähnt.

Gruß vom Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Albatros

Hallo Trimmer,

Dank Dir für Deine Info,

Gruß, :MG:

Manfred

Peter K.

Der erwähnte III.WO von U-37 war Lt.z.S. Hans-Günther KUHLMANN, 1942 gefallen als Kommandant von U-166 im Golf von mexiko.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

mfbb330

Hallo

und noch etwas zum Thema:

14.08.1940  > U - 65  meldet den an Bord erfolgten Tod des "irischen Generals Roessel", der mit dem Boot an der irischen Küste abgesetzt werden sollte. Die Durchführung der Sonderaufgabe wird damit bedauerlicherweise hinfällig.

Quelle: KTB SKL, Teil A, Bd.12

Gruß
Dieter

Trimmer

Danke Dieter - genau die Sache mit dem"General" hatte ich noch irgendwo im Hinterkopf. Gab, so glaube ich, auch mal einen Film darüber  :?

Gruß-Trimmer-Achim 
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Albatros

Hallo Dieter & Achim,

könnte ihr bitte mal etwas genauer die Vorkommnisse auf U-65 schildern und ein paar Einzelheiten zum "irischen Generals Roessel" hier berichten,

Mir ist darüber so gar nichts bekannt..... :MV:

Gruß,

Manfred

Trimmer

Manfred - erst mal aus dem Stehgreif- sollte Führung der IRA übernehmen. Ist aber auf dem Weg nach Irland im U-Boot verstorben. Roessel war wohl ein bekannter Mann in Irland. U-65 brach den Auftrag ab. Roesel selbst wurde in Deutschland begraben ( ist nicht sicher )Ich werde mal meine Bücher befragen und sobald ich fündig werde...

Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Albatros


MS

Zitat von: Albatros am 19 August 2009, 18:39:56

könnte ihr bitte mal etwas genauer die Vorkommnisse auf U-65 schildern und ein paar Einzelheiten zum "irischen Generals Roessel" hier berichten,

Mir ist darüber so gar nichts bekannt..... :MV:

Gruß,

Manfred

Hallo Manfred,

geben wir dem irischen General Roessel erst mal seinen Namen und seine Funktion wieder
Es handelt sich hierbei um Seán Russell (1893 – 14.August 1940) ein Irisch Republikaner und "a chief of staff of the Irish Republican Army (IRA)"
von 1938 bis zu seinem Tode an Bord von U-65 war er Stabschef der IRA
Sein Aufenthalt an Bord von U-65 steht im Zusammenhang mit dem Versuch der Abwehr II (Sabotage) deutscherseits eine gewisse Einflussnahme auf die Koordination von IRA Aktivitäten in Nordirland zu erzielen. Es sollte versucht werden die Führung der IRA zu überzeugen ihre Aktivitäten in Südirland gänzlich einzustellen und auf Nordirland und Grossbritannien zu konzentrieren.
Russell reiste aus den USA kommend per Schiff nach Genua um dann in Berlin mit Abwehrmitarbeitern zusammen zu treffen. Ab dem 20.Mai 1940 begann seine Ausbildung im Gebrauch der neuesten Explosivstoffe und er besuchte das Trainingszentrum der "Brandenburger".
Der zweite Mann an Bord von U-65 war Frank Ryan, ein IRA Mann, der im Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite kämpfte und nach seiner Gefangennahme durch Francotreue nach Deutschland zur Abwehr überstellt wurde.

Am 8.August 1940 startete das "Unternehmen Taube" mit den beiden an Bord von U-65 von Wilhelmshafen aus, ein Versuch ihrer Überführung nach Irland. Während der Überfahrt wurde Russell krank und klagte über Bauchschmerzen. An Bord von U-65 war kein Arzt, der ihm hätte helfen können, und so starb er am 14.August 1940 100 Meilen vor Galway an einem durchgebrochenen Magengeschwür. Er wurde auf See bestattet und die Mission abgebrochen. Nach Rückkehr von U-65 wurden die Umstände seines Todes durch die Abwehr mit der Befragung der gesamten Crew und von Frank Ryan genauestens untersucht.

Grüsse
:MG:

Albatros

Hallo MS,

Dank Dir für Deine sehr interessante Antwort, wie ich schon sagte war mir völlig unbekannt.  :MV:

Gruß, :MG:

Manfred

MS

Hallo Manfred,

wenn Du gestattest würde ich das Thema noch ein bisschen erweitern und die deutsche Agententätigkeit im neutralen Irland mit einbeziehen.

Im Mai 1940 sprang aus einer He-111 der Luftwaffenhauptmann Dr. Hermann Görtz über Irland ab. Damit begann die seltsamste Episode im Kampf der Geheimdienste während des Zweiten Weltkriegs. Dr. Hermann Görtz, sollte im Auftrage der Abwehr des Admirals Canaris mit der nationalistischen Organisation "Irische Republikanische Armee" (IRA) Kontakt aufnehmen und im britisch beherrschten Nordirland (Ulster) einen Aufstand vorbereiten.

Hauptmann Görtz, Sohn eines liberalen Reichstagsabgeordneten aus Lübeck, Schwiegersohn eines deutschen Admirals, 1936 von einem britischen Gericht wegen Spionage zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, hatte sich seit Monaten auf den "Geheimauftrag Irland" vorbereitet. Kaum ein Detail der grünen Insel, das er nicht zuvor studiert hatte.Allerdings stand seine Mission von Anfang an unter einem ungünstigen Stern: Die He 111 verfehlte ihr Ziel, Görtzens Unterschlupf in der südirischen Grafschaft Meath, um hundert Kilometer.

Während der Fallschirmspringer über Bergpfade und Wiesen seinem Ziel entgegentrampte, wagte er nicht, die ihm von der Abwehr mitgegebenen englischen Pfund-Noten zum Kauf von Lebensmitteln zu benützen. Ihm war unbekannt, daß im damals neutralen Commonwealth-Staat Irland auch britische Währung galt.
Ausgehungert langte der Hauptmann schließlich in seinem Versteck an. Doch seine Sicherheit währte nur siebzehn Tage: Die irische Polizei durchsuchte seinen Schlupfwinkel und fand nicht nur des Agenten Funkgerät und Codebuch, sondern auch alle jene blitzenden Orden, ohne die sich der deutsche Meisterspion nicht ans Werk gewagt hatte. Görtz selbst konnte entwischen.

Allerdings hatten sich die Auftraggeber des Hauptmanns Görtz für ihre Kriegsspiele gen England ein bizarres Volk ausgewählt, an dessen Ungereimtheiten auch besser funktionierende Geheimdienste scheiterten. Selbst ein Meisterspion hätte nicht die neutrale Schaukelpolitik Irlands überwinden können, dessen Ministerpräsident Eamon de Valera nach dem Selbstmord Adolf Hitlers am 30. April 1945 artig in der Deutschen Gesandtschaft zum Kondolenzbesuch erschien und dessen Geheimdienst traut mit dem britischen Intelligence Service zusammenarbeitete.

Die grüne Insel verschloß sich denn auch gänzlich dem Werben der deutschen Agenten. Nicht eine einzige Wettermeldung, die für die England-Flüge der deutschen Luftwaffe nützlich gewesen wäre, konnte Admiral Canaris den Iren entlocken.
Zudem hatte sich der deutsche Abwehr-Admiral als Stoßtrupp seines irischen Unternehmens einen bunten Haufen abenteuernder Existenzen ausgesucht, der sich in Irland so unauffällig ausnahm wie eine Rotte kreischender Affen in einer Kirche:

- Der ehemalige Berufsringer Ernst Weber-Drohl, genannt "Atlas der Starke", wurde bald nach seiner Landung in Irland wegen illegaler Einwanderung verurteilt stieg aus dem Agentengeschäft aus und wurde Artist.
- Agent Walter Simon, ein verwitterter Seemann, machte sich der irischen Polizei verdächtig, als er auf verrosteten Eisenbahnschienen gen Dublin wanderte und nach dem nächsten Zug fragte; die Strecke war vierzehn Jahre zuvor zum letztenmal befahren worden.
- Agent Willy Preetz fiel der Polizei in die Hände, nachdem er sich in Dublin einen kleinen Laden gemietet, aber einen allzu großen Wagen gekauft hatte, der die Mißgunst der Nachbarn erregte.
- Die Studenten Herbert Tributh und Dieter Gärtner sowie der von der Abwehr angeheuerte Inder Henry Obéd fielen der Polizei auf, weil sie gleichzeitig in einer verlassenen Gegend Irlands auftauchten, die gleichen Koffer und die gleichen Anzüge trugen.

MS

Nur der Agenten-Anführer Hermann Görtz hatte mehr Erfolg. Aber ihm hatte die Abwehr eine Aufgabe gestellt, die selbst Iren zur Verzweiflung getrieben hätte - die in zahllose Cliquen zerfallene "Irische Republikanische Armee" zu einigen und für den Aufstand Nordirlands gegen England zu präparieren.
Die alte Nationalisten-Brigade IRA hielt sich im Grunde nur noch durch ihren doppelten Haß gegen England und gegen den IRA-Renegaten Eamon de Valera aufrecht, der als Regierungschef einen neutralen Kurs steuerte, während die Führer der Organisation forderten Irland müsse an der Seite Deutschlands das noch britisch besetzte Nordirland erobern.

Dem Abwehr-Beauftragten Görtz gelang es bald mit der IRA-Führung Kontakt aufzunehmen. Doch Görtz mußte einsehen, daß die legendären Freiheitskämpfer der "Irischen Republikanischen Armee" nur ein pathetisches Kellerdasein fristeten.
"Die Organisation ist bis an die Wurzeln verfault", meldete Görtz nach Berlin. "Es gibt nur schwächende Intrigen und Schießereien mit der Polizei anstelle des Kampfes mit dem Feind. Das Nachrichtensystem innerhalb der IRA ist so primitiv wie bei Kindern, die Räuber und Gendarm spielen."

Görtz und die Abwehr beschlossen der IRA energischere Führer zu geben mit denen Deutschland den internen Querelen der Untergrundarmee ein Ende bereiten und die Kampfkraft der irischen Hiwis aufmöbeln könnte. Einen neuen IRA-Führer hielt Canaris in Berlin schon bereit - den irischen Superpatrioten Sean Russell, der sich nach Kriegsbeginn auf einem amerikanischen Schiff über Genua nach Deutschland durchgeschlagen hatte.

Einen zweiten Führer schlug Görtz vor - den IRA-Veteranen Frank Ryan, wegen linksradikaler Auffassungen aus der Organisation ausgetreten, als Teilnehmer des spanischen Bürgerkriegs wegen "Massenmord und Brandstiftung" von einem Gericht General Francos zum Tode verurteilt.
Die schwere Kerkerhaft hatte Frank Ryan bei den martyriumfreudigen Iren zum Messias gestempelt. Die Sympathien für Deutschland, so hörte nun die Abwehr, würden ins Unermeßliche wachsen, könnten die Deutschen Ryan aus seiner spanischen Todeszelle befreien und nach Irland schleusen.
Durch alte freundschaftliche Beziehungen zu Francos Geheimpolizei-Chef gelang es Admiral Canaris dem Todeskandidaten zur "Flucht" zu verhelfen. An der spanisch-französischen Grenze bei Hendaye wurde Ryan von der Abwehr übernommen, nach Berlin gebracht und mit Sean Russell zusammengeführt.
"Sie fielen einander in die Arme wie Brüder, die sich lange Jahre nicht mehr gesehen haben", erinnert sich ein Augenzeuge, der ehemalige Abwehr-Mann Kurt Haller. Russell und Ryan schienen vergessen zu haben, daß sie einst erbitterte Konkurrenten im Kampf um die IRA-Führung gewesen waren.

Versehen mit den guten Wünschen des Auswärtigen Amts und der Abwehr bestiegen Rechtsextremist Sean Russell und Linksabweichler Frank Ryan als "Herr Taube" und "Herr Richard" in Wilhelmshaven ein U-Boot, das sie unbemerkt in einer entlegenen irischen Bucht an Land setzen sollte.
Aber auch dieses Unternehmen mißlang. Schon bald nach dem Auslaufen wurde Sean Russell von heftiger Seekrankheit befallen; er klagte über starke Schmerzen in der Magengegend. Zwei Tage später starb er. Bis zum Ableben seines Konkurrenten wich Frank Ryan nicht von der Seite des Mannes, auf den Admiral Canaris große Hoffnungen gesetzt hatte.
Frank Ryan, den das U-Boot in Wilhelmshaven wieder an Land setzte, sah ebenfalls seine Heimat nicht wieder. Im Sommer 1944 starb er in Dresden an einer Lungenentzündung.

Auch Abwehr-Offizier Dr. Hermann Görtz kehrte nicht nach Hause zurück. 19 Monate lang hatte er seine Agententätigkeit ausüben können bis man ihn bei einer Razzia verhaftete. Als irische Polizisten ihm nach mehreren Jahren der Internierung am 23. Mai 1947 mitteilten, daß er ins besetzte Deutschland deportiert würde, zerbiß er eine Giftampulle, um nicht den Briten in die Hände zufallen.
Bei der Beerdigung des Hauptmanns auf dem Deans-Grange-Friedhof von Dublin legten irische Nationalisten eine selbstgenähte Hakenkreuz-Fahne auf den Sarg und erhoben die Hand zum "deutschen Gruß".

Grüsse
:MG:

Trimmer

Hallo Manfred- um die Sache ab zu runden hier mal noch einen Tip. Lies Dir mal den Beitrag unter
www.fahnentraeger.com/index.php?...ira...ira - in aller Ruhe durch.Ist eine prima Ergänzung zu dem Beitrag von MS der ja eigentlich schon alles geschrieben hat.

Gruß vom Trimmer - Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Albatros

Hallo MS,

Zitat von: MS am 20 August 2009, 09:04:43
Hallo Manfred,

wenn Du gestattest würde ich das Thema noch ein bisschen erweitern und die deutsche Agententätigkeit im neutralen Irland mit einbeziehen.



aber ja gerne, immer her mit den Info`s   :O/Y  top

Danke Dir für Deine wohl nicht nur mich interessanten Schilderungen der deutschen Abwehr II in Irland, manches entbehrt schon nicht einer gewissen Komik, anderes zeigt Unvermögen und letztendlich war auch Pech und Unglück im Spiel.

Wie schon gesagt ein Kapitel über das mir bis jetzt wenig bekannt war!

Gruß, :MG:

Manfred

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