Sprengboot Linse und S-Boote

Begonnen von U 48, 12 Januar 2014, 19:23:50

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U 48

Moin,moin

ich wollte mal Fragen ob jemand was näheres über den Transport oder Einsatz von Sprengbooten "Linse" auf 6 S-Booten der 9.S.Flott. weiß.
Der Zeitraum war so um den 08.04.1945.
Vieleicht weiß da ja jemand was dazu oder hat Information zu solchen Einsätzen.

Vielen Dank

Gruß
U 48

Violoncello

Hallo U 48,

bei Gerhard Bracke: Die Einzelkämpfer der Kriegsmarine (Stuttgart 1981) wird hierzu auf S, 272 Folgendes ausgeführt:

"Für den 7. April abends war ein erneuter Einsatz der 4./6./9. S-Flott. von Hoek aus vorgesehen. Die 9. Flottille mit 6 Booten, darunter 4 Linsenträgern, sollte die Linsen etwa in Qu AN 8742 (etwa 35 sm nördlich Dünkirchen) zum Angriff auf Zerstörer aussetzen. Wegen des starken Seegangs war jedoch das Aussetzen nicht möglich, nachdem der Seegang zur Beschädigung der Ablaufgerüste für die Linsen geführt hatte."

Als Quelle für diese Ausführungen gibt Bracke das Kriegstagebuch der Seekriegsleitung (BArch RM 7/71 vom 9.4.1945) an. In meinen Kopien fehlen mir leider  zugehörigen Seiten, aber Bracke  hat sich in diesem Buch sehr sorgfältig und zuverlässig mit den Quellen auseinandergesetzt.

Viele Grüße

Violoncello 

Rudergänger

Hallo U 48,
folgende Boote waren an diesen Einsatz der 9. S-Fl. beteiligt:
S 130, S 168, S 175, S 206, S 207 und S 214.
Quelle: G. Hümmelchen  Die deutschen  Schnellboote im zweiten Weltkrieg Seite 207
Im KTB der Skl. Band 68 Seite 141 steht unter den 09.04.1945:
,,In der vergangenen Nacht hat der F. d. Schnell zum zweiten Mal versucht, Linsen durch Schnellboote an das Operationsgebiet Themse-Schelde heranbringen zu lassen. Das Unternehmen mußte abgebrochen werden, weil der Seegang zur Beschädigung der Ablaufgerüste für die Linsen führte."
Also auch keine weiteren Einzelheiten, die über das von Violoncello geschriebene hinausgehen.

Hallo Violoncello,
solltest Du bestimmte Seiten als Kopie des KTB benötigen so lass es mich wissen. Habe das KTB komplett in gedruckter Form vorliegen.
Gruß
Harald

U 48

#3
Moin,moin

vielen Dank euch beiden für die Antworten.

Wenn ich das richtig sehe ist es ja eine Art von Selbstmord Kommando der Linse Fahrer gewesen.
In Wochenschauen kann man ja immer sehen das die Sprengboote bis kurz vor dem Ziel noch von ein Fahrer gesteuert werden die sich dann ins Wasser fallen lassen.
Dann werden die Sprengboote Ferngesteuert so hier wird die Fernsteuerung wohl vom Schnellboot aus erfolgen aber die Fahrer der Sprengboote sind doch zwischen den feindlichen Zerstörern und den Schnellbooten im Wasser da sehe ich kaum eine Chance auf Rettung.
Das zweite ist ein Sprengboot auf eine Unbewaffnerte Brücke zusteuern oder auf ein mit zig Fla-Waffen bestückten Zerstörer ist doch ein unterschied.
Wenn ich Flime aus den Pazifik sehe mit der Flugabwehr glaube ich kaum das ein Sprengboot unbeschädigt bis zum Zerstörer kommt den da stehen ja rund um die Uhr jemand Wache und ein Schnellboot fällt auch im Dunklen auf.
Also alles in allen eine sehr Fraglich Sache die wohl kaum Erfolg haben dürfte.
Gruß
U 48

Gebirgsmarine

Hallo U 48!

Ich hatte einen, leider schon lange verstorbenen Freund, der war als Maat auf einer Linse. Er war in der gleichen Kompanie wie Gerold. Die Kompanie war gemischt mit Linsen und Einmann-U-Bootfahrern.
Vorher war er als Schreibersmaat auf Aviso Grille, dann kam er zum Fukmeßlehrgang nach Gent.
Nach Beendigung des Lehrgangs hatten sie die Wahl. Heer oder zu einer neu aufzustellenden Sondereinheit der Marine nach Lübeck.
Die Meisten wollten bei der Marine bleiben.
Wetterbedingt hatten sie von Holland aus nicht viele Einsätze. Die Linsen waren
schon bei leichtem Seegang nicht mehr zu gebrauchen.
Mein Freund fuhr einige Einsätze auf einem Lenkboot.
Die Rotten bestanden aus 2 Sprengbooten und einem Lenkboot.
Die Sprengboote hatten, nur von hinten sichtbar, eine Steuer- und Backbordbeleuchtung, so daß sie vom Lenkboot verfolgt und nach Absprung
des Sprengbootpiloten weitergesteuert werden konnten.
Hauptaufgabe des Lenkbootes war, hinter vorgehaltener Hand, die Rettung der Bootssteuerer. An den Endsieg glaubten nur noch wenige.
Leider gelang es nicht immer sie zu finden. Sie durften auch nicht zu lange suchen, da sie bei Tagesanbruch im Bunker zurück sein mußten, da bei hellwerden ununterbrochen englische Jagdbomber die See absuchten, und selbst Treibholz mit Bordwaffen beschossen.
So weit ich mich erinnern kann, hatten sie gar keine oder nur sehr geringe Erfolge.
Er hat mir damals noch sein Soldbuch und seine Orden geschenkt, welche ich
einem Arbeitskollegen schenkte der solch Zeug sammelte. Tatsächlich sammelte, denn Internet und ebay gab es damals noch nicht.
Heute würde ich dies nicht mehr machen.
Er hat mir auch einiges über Gerold erzählt. Sie hatten noch einen Ritterkreuzträger in der Kompanie, einen Leutnant.

Gruß
die Gebirgsmarine



Violoncello

Hallo zusammen,

ja, U 48, es dürften zum Teil "Himmelfahrtskommandos" gewesen sein. Nach einer Übersicht der Verluste des Kommandos der K-Verbände April bis September 1944 im Ärztlichen Kriegstagebuch des Kommandos der K-Verbände für die Zeit vom 1. September bis 30. November 1944 (BArch RM 103/10) gehörten allein 42 der 158 Vermissten den Linsen-Flottillen an. Den Löwenanteil an Vermissten stellten in diesem Zeitraum naturgemäß die "Marder"- (Einmann-Torpedos)Flottillen mit 95 Soldaten. 6 von 63 Gefallenen entfielen auf die Linsen-Flottillen.

Harald, für Dein Angebot danke ich dir sehr! Gut zu wissen, an wen man sich bei einem unmittelbar dringenden Bedarf wenden kann! Nur in diesem Falle würde ich gern darauf zurückkommen.

Viele Grüße

Violoncello

Rudergänger

Hallo zusammen,
habe noch einige Artikel im IMM (Internationalen Militaria Magazin) gefunden. Die Artikel sind mit vielen Fotos und Dokumenten ausgestattet.
1.Heft 111 Februar / März 2004
Die hochdekorierten Soldaten der Marine-Kleinkampfmittel Teil I
Die Ritterkreuzträger der Marinekleinkampfverbände
Oberfernschreibmeister Herbert Berrer
Ritterkreuzträger der Kriegsmarine bei den K.D.K.Verbänden

2.Heft 112 April / Mai 112
Die hochdekorierten Soldaten der Marinekleinkampfverbände 1944-1945 Teil II
Bootsmann Johann Jakob Schuldt (Einmanntorpedofahrer i.d.Kleinkampfflottille 361)

3.Heft 113 Juni / Juli 2004
K Verbände und MEK-Kommandos: Soldbücher und Dokumente
Matrosengefreiter Konrad Bergmann
Kraftfahr-Obermaat Peter Braun
Funkmaat Günther Baatz
Marinekleinkampfverbände Bildarchiv

4.Heft 114 September / Oktober 2004
Die hochdekorierten Soldaten der Marinekleinkampfverbände 1944-1945 Teil IV

5. Heft 115 November / Dezember 2004
Das Bewährungsabzeichen der Kleinkampfabzeichen

Gruss
Harald

OWW

Hallo,

noch eine Frage zum Thema Linse, die ganz gut hierher passt (aber auch ggf. zum Thema "Erhaltene Schiffe"). Von den Kleinkampfmitteln in Form von U-Booten oder Einmann-Torpedos haben sich ja weltweit eine Menge Boote erhalten. Gibt es aber noch irgendwo eine Linse, sei es museal oder als Vergnügungs-Sportboot ?

Gruß
Oliver

Maurice Laarman

Oliver,

Nein, leider nicht. Habe ich lange nach gesucht..wird mich sehr staunen wenn noch einer auftaucht.

Maurice

U 48

Moin,moin

bin mir sicher das bei den AMI´s irgendwo eins im Keller steht die haben doch alles eingepackt.

Gruß
U 48

bettika61

Hallo,
bei Kriegsende 4./5.Mai 1945 werden neben U-Boote auch Sprengboote versenkt.
Zitat"Vor dem Meldorfer Hafen werden bei der  Aktion etwa 8-10 Sprengboote versenkt. Im Hafenschlick zurückbleibenden Sprengstoffkisten explodieren 13 Monate später am 8.Juni 1946 durch Selbstzündung und zerstören fast die gesamte Meldorfer Fischereiflotte"
(Holger Piening "Als die Waffen schwiegen" S.32)
Leider gibt es dafür bei Piening keine Quellenangaben.
Die Ursache für die Explosion wird bei Nehring allgemeiner formuliert
Zitat"Die bisher schwerste spontane Detonation ereignete sich in der Meldorfer Bucht.
1945 wurden von kapitulierenden deutschen Truppen große Mengen Munition vor die große Seeschleuse bei Meldorf geworfen.Im Sommer 1946 kam es dort zu einer Selbstentzündung, wodurch die Seeschleuse schwer beschädigt wurde

Mein Interesse gilt der Frage: Wie kamen die Sprengboote nach Meldorf ?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

OWW

Hallo Beate,
spannende Entdeckung von Dir: dazu nur ein paar Spekulationen: die örtlich nächste und nachgewiesene Erwähnung von Sprengbooten sind 60 Linsen Ende November 1944 in Fedderwardersiel. Der letzte Einsatz von Linsen war im April 1945 zur Versorgung der Festung Dünkirchen von Holland aus. Wurden danach die restlichen Linsen nach Meldorf in Sicherheit gebracht ?

Gruß
Oliver

Violoncello

Hallo Beate,

ein toller Fund. Der Ort der Sprengung war mit bislang nicht bekannt. Es handelte sich um "Linsen" der K-Flottille 219. Diese Flottille befand sich seit November 1944 zusammengefasst mit der K-Flottille 215 in Plön in der Ausbildung / Aufstellung. Ab März 1945 wurde sie zur eigenständigen Flottille. Am 21. April 1945 verließ die K-Flottille 219 Plön Richtung Büsum. Ausgerüstet zum Minenlegen, sollte die Flottille in Büsum für Einsätze in der Deutschen Bucht in Bereitschaft gehalten werden. Am 4. Mai 1945 wurden alle "Linsen" gesprengt. Besatzungen und sonstiges Personal der Flottille verlegten danach nach List. PRO DEFE 3 dürfte noch einige weitere Einzelheiten enthalten.
(PRO HW 11/27 G.C. & C.S. Naval History Vol. XIV The German navy - Small battle units, S. 104)

Viele Grüße

Violoncello   

OWW

Moin,
ich habe gerade begonnen, ein Modell einer Linse im Maßstab 1/35 zu bauen. Leider hat der Kleinserienbausatz keine Angaben zur Bemalung. Ist bekannt, wie die Linsen innen und außen gestrichen waren ?

Gruß
Oliver

bettika61

Zitat von: U 48 am 12 Januar 2014, 19:23:50
ich wollte mal Fragen ob jemand was näheres über den Transport oder Einsatz von Sprengbooten "Linse" auf 6 S-Booten der 9.S.Flott. weiß.
Der Zeitraum war so um den 08.04.1945.
Vieleicht weiß da ja jemand was dazu oder hat Information zu solchen Einsätzen.
Hallo,
dazu ein abgehörter Funkspruch vom 9.4.1945.

Welche S-Boote gingen beim Mineneinsatz der 4. u. 6. S-Flottille verloren?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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