Letztes Schiff auf Hela gesucht

Begonnen von hennesmeiser, 01 Februar 2010, 21:39:06

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hennesmeiser

Hallo Zusammen,
nachdem ich ausgiebig und ergebnislos die Suchfunktion und Google beansprucht habe, wende ich mich an euch.
Derzeit recherchiere ich über den Großvater meiner Frau - Josef Portsteffen. Er war Soldat bei der 1./51. Pi.Btl. (mot). Während der letzten Kämpfe des Krieges ist er nach Hela gekommen. Nach Augenzeugenberichten muß er auf dem letzten Schiff gewesen sein, daß Hela in Richtung Dänemark verlassen hat. Sie Fuhren über Dänemark nach Deutschland (ich glaube Kiel, bin mir aber nicht sicher) und er kam in Britische Gefangenschaft.
Soweit der Hintergrund.
Die Aussage daß die Rugard "als letzte grössere Einheit" (zitat aus diesem Forum) auslief deckt sich mit meinen vorherigen Google-Recherchen. Dieses Schiff ist für meine Bergriffe schon ziemlich groß (ca 1500 Pasagiere).
Nun meine Fragen:
Gibt es Aufzeichnungen über kleinere Einheiten, die später ausgelaufen sind?
Wieviele Schiffe sind mit der Rugard Gleichzeitig ausgelaufen?
Gibt es Aufzeichnungen welche schiffe das waren?
Ich traue mich kaum zu Fragen: Gibt es Pasagierlisten?
Warum der Umweg über Kopenhagen/bzw. Dänemark?
Wie lange dauerte die Reise (Hela-Kopenhagen-Kiel)?

Es sind sicher nicht alle Fragen zu beantworten. Aber ich probiere es zumindest.
Danke schön schon mal vorab

Gruß


Christian












t-geronimo

#1
Ein wenig aus Heinz Schön, "Flucht über die Ostsee 1944/45 im Bild":

08.05.1945:
Die kleinen Frachter Weserberg und Paloma nehmen 5.730 Flüchtlinge an Bord.
Als letzte Schiffe verlassen am Nachmittag die Tanker Lieselotte Friedrich (517 BRT) und Julius Rüttgers (854 BRT) Hela. Danach folgt der ex-Bäderdampfer Rugard mit etwa 1500 Flüchtlingen.
Um 18.30 Uhr läuft der Verband der Landungsfahrzeuge von Hela ab.
Und gegen Mitternacht verläßt als letztes Fahrzeug der nur 130 t große Danziger Binnenkahn Hoffnung (gab es je einen passenderen Namen für ein Schiff?) Hela.


Die meisten dieser Fahrzeuge liefen aber anscheinend direkt deutsche Häfen an (lt. Befehl, s.u.). Über Fahrzeuge, die nach Dänemark liefen, führt Heinz schön zumindest in diesem Werk kein Buch.  :/DK:


Zum Umweg:
Da die deutschen Häfen überfüllt waren, gab es ab dem 04.02.1945 den Befehl, "aus dem Osten des Reiches vorübergehend zurückgeführte Volksgenossen auch in Dänemark unterzubringen." (Grube/Richter, "Flucht und Vertreibung - Deutschland zwischen 1944 und 1947")

Laut den Bedingungen der Gesamtkapitulation vom 07.05.45, 02:14 Uhr, blieben noch 48 Std. zur weiteren Rettung von Flüchtlingen.
Auf Anordnung von Großadmiral Dönitz informierte die 1. Abteilung der Seekriegsleitung alle in der Ostsee befindlichen Kriegs- und Handelsschiffe darüber.
Im Blitzfernschreiben heißt es u.a.:
"Infolge der durch die Kapitulation veränderten Lage müssen sämtliche See- und Sicherungsstreitkräfte sowie Handelsschiffe bis zum 09.05., 0 Uhr, die Häfen Kurlands und Hela verlassen haben. Schiffe und Boote bis an die Grenze mit Menschen und kleinstem Gepäck beladen. Zielhäfen sind Kiel, Eckernförde und Neustadt. Zwischenlaufen dänischer Häfen aufgrund der Lageentwicklung ausgeschlossen".
(Schön, a.a.o.)

Nur muß natürlich in damaligen dramatischen Zeiten nicht automatisch jeder sich an diesen Befehl, nicht nach Dk zu laufen, gebunden gefühlt haben.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

redfort

#2
Zitat von: t-geronimo am 01 Februar 2010, 22:52:37
Ein wenig aus Heinz Schön, "Flucht über die Ostsee 1944/45 im Bild":

08.05.1945:
Die kleinen Frachter Weserberg und Paloma nehmen 5.730 Flüchtlinge an Bord.
Als letzte Schiffe verlassen am Nachmittag die Tanker Lieselotte Friedrich (517 BRT) und Julius Rüttgers (854 BRT) Hela. Danach folgt der ex-Bäderdampfer Rugard mit etwa 1500 Flüchtlingen.
Um 18.30 Uhr läuft der Verband der Landungsfahrzeuge von Hela ab.
Und gegen Mitternacht verläßt als letztes Fahrzeug der nur 130 t große Danziger Binnenkahn Hoffnung (gab es je einen passenderen Namen für ein Schiff?) Hela.


Ebenso aus Heinz Schön "Rettung über die Ostsee "
08.05.1945
T 23 mit 1500 Soldaten, Zerstörer "Karl Gaster" mit 2000 Soldaten ablegen 22.00h von Hela. Raddampfer "Express III" mit 212 Soldaten legt um 22.00h ab, läuft nach Schweden. Nach überholen in Schweden , trat dieser Raddampfer  der Küste entlang - über Dänemark nach Deutschland die Rückreise an.  :wink:
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

OWZ

 Wenn "T 23" genannt wird, muss auch "T 28" Erwähnung finden; meines Wissens fuhren beide Boote sogar zusammen ...

:MG:

OWZ

Trimmer

OWZ - hast Du völlig Recht. Zitat aus "Todeskessel Kurland " von Kurowski S. 254/255 : Die letzte deutsche Kriegsfahrt sah die 7 Zerstörer und 5 Torpedoboote im Einsatz. Es waren  alle Boote die noch schwammen. Die drei Boote "Karl Galster", T 23 und T 28 liefen noch in den Abendstunden des 8.Mai auf die Reede von Hela. Hier übernahm T 28 die Soldaten des Gr. Reg. 61 Es waren über 2.000 Mann...... T23 hatte bereits eine Stunde vorher die Soldaten der Sturmgeschütz Brigade 232 an Bord genommen.
Letzte Eintragung en des T 28  : 08.05.45 03.00 Uhr Marsch nach Hela angetreten
                                                         18.40 h    Hela Kriegshafen . Übernehme 1.237 Soldaten
                                                         21.30 h    Gemeinsam mit T 23 Rückmarsch angetreten

Beachten muß man, einmal schreibt Kurowski von über 2.000 Soldaten und dann von 1.237

Gruß - Trimmer- Achim   
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

hennesmeiser

Wow, das klappt ja besser als ich dachte - Danke! Langsam nähere ich mich meinem Ziel. Nun habe ich schon mal eine Grundlage um das Schiff eingrenzen zu können.

ZitatMitternacht verläßt als letztes Fahrzeug der nur 130 t große Danziger Binnenkahn Hoffnung (gab es je einen passenderen Namen für ein Schiff?) Hela.

Ist so ein Binnenkahn überhaupt in der Lage quer über die Ostsee zu fahren? Ich weiß nicht wie seetauglich ein sicherlich völlig überladenes Binnenschiff ist. Für mich als Landratte ist es nur schwer vorstellbar, daß sich der Kapitän das traute.

ZitatNach überholen in Schweden , trat dieser Raddampfer  der Küste entlang - über Dänemark nach Deutschland die Rückreise an.
Kann geschätzt werden wie lange so eine Überholung dauerte, bzw. wie lange die Rückfahrt nach  Deutschlnd gedauert haben kann?

Zitatübernahm T 28 die Soldaten des Gr. Reg. 61 Es waren über 2.000 Mann...... T23 hatte bereits eine Stunde vorher die Soldaten der Sturmgeschütz Brigade 232 an Bord genommen.
Das ist ja schon so etwas wie eine Pasagierliste. Gibt es solche Angaben auch von den anderen Schiffen?


Gruß

Christian


redfort

#6
Zitat von: hennesmeiser am 02 Februar 2010, 09:22:08
ZitatNach überholen in Schweden , trat dieser Raddampfer  der Küste entlang - über Dänemark nach Deutschland die Rückreise an.
Kann geschätzt werden wie lange so eine Überholung dauerte, bzw. wie lange die Rückfahrt nach  Deutschlnd gedauert haben kann?

Das ist ja schon so etwas wie eine Pasagierliste. Gibt es solche Angaben auch von den anderen Schiffen?

Gruß

Christian

@ OWZ hast recht, T 28 war mit dabei !

Also die Express III hatte Soldaten der Marine-Flak-Abteilung 818 an Bord. In Schweden angekommen am 10. Mai, danach keine Zeitangabe mehr nur das diese Soldaten in Schweden entwaffnet und regestriert wurden.
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Trimmer

Hallo  Christian - hier ein Auszug von dem genanntem Buch . Mehr habe ich leider auch nicht.

Trimmer- Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

joern

Vielleicht könnte auch in der Dokumentation Rettungsaktion Ostsee 1944/45 von Martin Schmidtke etwas zum Thema stehen.
Ich kenne das Buch nicht, würde aber in der Bibliothek mal nachschauen.
Grüße joern

t-geronimo

ZitatIst so ein Binnenkahn überhaupt in der Lage quer über die Ostsee zu fahren? Ich weiß nicht wie seetauglich ein sicherlich völlig überladenes Binnenschiff ist. Für mich als Landratte ist es nur schwer vorstellbar, daß sich der Kapitän das traute.

Hoffnung blieb sicherlich recht dicht an der Küste, da das Schiff ohne Kompaß losfuhr und 5 1/2 Tage von Hela nach Flensburg brauchte (135 Passagiere: 75 Verwundete, 25 Frauen und Kinder, 35 Soldaten).


ZitatDas ist ja schon so etwas wie eine Pasagierliste. Gibt es solche Angaben auch von den anderen Schiffen?

In meinem Schön-Buch gibt es einige Zahlen, welche Schiffe am 10. und 11.05.45 in den deutschen Häfen eintrafen und bei einigen auch die Belegungszahlen.
Aber wie gesagt, eigentlich ist das mehr ein Bildband, woanders mag das noch ausführlicher stehen.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Urs Heßling

Zitat von: OWZ am 02 Februar 2010, 00:11:27
Wenn "T 23" genannt wird, muss auch "T 28" Erwähnung finden; meines Wissens fuhren beide Boote sogar zusammen ...

Genau  :MG:

seit dem gemeinsamen Einsatz vor Tukkum am 20./21.8.44 (mit "Prinz Eugen") bis zum Ende des Krieges nahezu "unzertrennlich"

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

hennesmeiser

Danke schön euch allen!
Ihr habt mir echt weitergeholfen. Ich werde jetzt mal sehen, daß ich die Infos mal auswerte und zusammenfasse. Bei Bedarf melde ich mich dann nochmal.

DANKE!

Christian

Klaus Tonndorf

Hallo Christian,

mein Vater Johannes (Hans) Tonndorf war in der Roßlauer Zeit (Pi 51) der beste Freund meines Vaters. Onkel Jupp (so nannten wir ihn) hat sich auch nach dem Krieg nach unserem Verbleib erkundigt. Mein Vater war wie Onkel Jupp Spezialist im Umgang mit Sprengungen (Hohlhaftladungen etc.). Die Einheit meines Vaters (Pionierlehrbataillon 1 oder 2) in Roßlau hat in den ersten Kriegstagen die von der Schleswig-Holstein beschossene Halbinsel und Festung Hela landseitig gestürmt. Die Aufnahmen von Jupp Portsteffen mit Oberstleutnant Mikosch mit dem Führer nach der Verleihung des Ritterkreuzes kennst du mit Sicherheit. Wir hatten sie im Original. Leider sind sie wie auch die Feldpostbriefe meines Vaters durch einen später  DDR-treuen Hausfreund meiner Mutter nach 1945 vernichtet worden.
Vielleicht meldest du dich mal.
Mit freundlichen Grüßen    Klaus Tonndorf


Trimmer

Ich denke diese Anfrage passt auch hierher. Der Vater meines Freundes ist im März 1945 von Hela mit dem Lazarettschiff "Pretoria"schwerverwundet  nach  Kopenhagen (unsicher ) gebracht wurden. Kann hier im Forum ein Spezi etwas über den Verbleib des Schiffes nach 1945 sagen ?

Danke - Trimmer-Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

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