SA-Aufstellung / nach Dreadnought bis Washington

Begonnen von harold, 15 Dezember 2005, 22:32:33

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harold

Es ist schon faszinierend, mit welchen Konfigurationen der schweren Artillerie auf den Bauten der ersten 20 Jahre am Typus "Schlachtschiff" herumexperimentiert worden ist.
Für jede dieser Aufstellungen gab es damals gut begründete Argumente (Zitadell-Länge, Gewichtsverteilung am Schiffskörper, Rücksichten auf maschinelle Unterteilung, Bestreichungswinkel, Schutzbreiten... etc).

Ich stell mal ein paar Skizzen rein, die (mit Auslassung so mancher Nebenlinie!) verdeutlichen, was nach Dreadnought und vor Washington gebaut oder geplant wurde.



Wäre ja nicht uninteressant, diese einzelnen Ansätze mal in Bezug auf oben genannte Kriterien (unter Rücksicht auf die Technologien "damals") unter die Lupe zu nehmen... und entsprechend zu diskutieren.

Könnte auch erhellend für unsre diversen "Umbau-threads" sein.

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Peter K.

... very interesting topic!!!

Mal sehen, WER dazu ´was beitragen will und/oder kann! ;-)

Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ralf

Finde ich auch...
Kurz: Viele Türme, schlechtere Standfestigkeit, weil mehr "Löcher" im Deck. Korrekt?
Die RN Version von ihrem Battlecruiser hat sicher den besten und konsequentesten Grad an Schutz, weil eben eine serh kurz Zitatdelle. Extrem innovativ und häßlich, wie ich meine...
Was meint Ihr?
Gruß
Ralf
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,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Peter K.

Hallo RALF!

Na ja, unter "Standfestigkeit" verstehe ich die Qualität der Fähigkeit eines Schiffes, gegnerische Trefferwirkung zu absorbieren - in erster Linie also sein Panzerschutz und die innere Unterteilung. Dazu zählt aber auch beispielsweise die Schocksicherheit der Waffen und Maschinen und meinetwegen auch der ABC-Schutz!

Aber natürlich bin ich deiner Meinung, daß viele "Löcher" (Turmbarbetten) im Deck die LÄNGSfestigkeit des Schiffskörpers als tragender Verband reduzieren. Sehr ähnliche Probeme hatte übrigens auch Hadeler mit "seiner" GZ - da waren die "Löcher" im Deck halt Flugzeugaufzüge!  
:wink:

Um diese Schwächung der Längsfestigkeit auszugleichen, bedarf es einer örtlichen Verstärkung des Schiffskörpers, d.h. konkret größere Materialstärken und somit mehr Gewicht!

Das ließe nun den Schluß zu, je mehr "Löcher" im Deck desto relativ schwerer der Schiffskörper ...

Nun wäre aber noch zu bedenken, daß "Loch" nicht gleich "Loch" ist!  :shock:
Nehmen wir eine Bewaffnung von 8 schweren Geschützen - einmal in 4 Doppeltürmen, dann in 2 Vierlingstürmen. Während letztere sicherlich im direkten Vergleich gewichtsmäßig vorteilhafter sind, benötigen deren gewaltigen Barbettendurchmesser viel massivere Verstärkungen am Schiffskörper!

So, ich muß jetzt los ... vielleicht ergänze ich später noch etwas!

Eure Gedanken dazu?

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Mario

Die Entwicklung der Aufstellung der schweren Schiffsartillerie lehnt sich an die Entwicklung der Gefechtstaktiken an. Bis Anfang des 20. JH kam es nur daruf an, möglichst viele Geschütze auf einem Kriegsschiff unterzubringen. Durch das Aufkommen schneller Torpedoträger wurde es notwendig, auf größere Entfernungen zu kämpfen, um rechtzeitig abdrehen zu können, falls sich Torpedoboote und Zerstörer näherten. Durch diese Erhöhung der Gefechtsentfernung verschwanden die verschiedenen Kaliber und es kam zu wenigen, aber großen Geschützen.
Diese Türme wurden nun möglichst so aufgestellt, daß sie nach Möglichkeit alle gleichzeitig zur Seite feuern konnten. Verfolgungs- bzw Rückzugsgefechte kannten die Schlachtflotten damals noch so gut wie gar nicht. Durch die Erhöhung der Geschwindigkeit, der Reduzierung der Zahl der Schlachtschiffe und dem Aufkommen gemischter Kampfgruppen ergaben sich neue Kampftaktiken. Der wichtigste Faktor für diese Veränderungen war wohl die Entwicklung des Sprechfunks, der den Schlachtschiffen völlig neue Kampftaktiken ermöglichte.
Es war nun notwendig, möglichst allen Geschützen den größtmöglichen Bestreichungswinkel zu geben. Dafür kam nur die überhöhte Endaufstellung der Artillerietürme in Frage. Die Aufstellung bei der Nelson-Klasse und den modernen franz. Schlachtschiffen war ein Tribut an die Notwendigkeit, mit dem Gewicht innerhalb der vertraglichen Bestimmungen zu bleiben.

harold

"-Die Aufstellung bei der Nelson-Klasse und den modernen franz. Schlachtschiffen war ein Tribut an die Notwendigkeit, mit dem Gewicht innerhalb der vertraglichen Bestimmungen zu bleiben.-"

Magsein, Mario, - aber wenn ich mir die G3 so ansehe, gabs damals noch keinerlei Gewichtsbeschränkungen aufgrund von Tonnage-Limits... und trotzdem wurde eine sehr innovative Aufstellung gewählt.

Meine Vermutung ist, dass die notwendigen Durchbrechungen in der Festigkeits-Struktur desto weniger besorgniserregend sind, je größer die lokale Schiffsbreite im Verhältnis zur durchbrochenen Fläche ist.

Eine Aufstellung nicht an den Enden, sondern weiter mittschiffs ist hier klar bevorzugt, dazu kommt :
- der Gewichtsanteil der SA wird näher zum Schwerpunkt gezogen,
- das Nickmoment des Abschusses einer Vollsave wird direkt (und nicht per Torsion) auf den größtmöglichen eingetauchten Spantquerschnitt übertragen,
- die lokale Schutzbreite ist größer.

Bei gleicher Rumpf- und Geschützdimension sind die (gleichen!) Fachweiten der Decksverstärkungen ebenso ungleich redundanter und damit stabiler.



Eine kleine Skizze, um Peter´s Anregungen mal zu folgen...
Ciao,
Harold
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- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Peter K.

@ MARIO

Meiner Meinung bringst du in deiner Zusammenfassung einen ganz wichtigen Punkt:
Die Aufstellung der schweren Artillerie wurde wesentlich von der Gefechtstaktik beeinflußt!
Schon die ältere Bezeichnung LINIENschiff sagt eigentlich alles ... nämlich, daß die Großkampfschiffe in KielLINIE hintereinander (oder leicht gestaffelt) fuhren und daher ihre Feuerkraft in die Breitseite zur Wirkung brachten. Zeitweise spielt da noch die sogenannte "Feuerleereserve" (Flügeltürme) eine gewisse Rolle.

Ergänzend möchte ich noch bemerken, daß mit dem Auftreten von Torpedoträgern auch eine neue Artilleriegattung auf den Schlachtschiffen notwendig wurde, die (leichte) Torpedobootsabwehrartillerie.

@ HAROLD

Vielen Dank für deine visuelle Unterstützung!

Ich bin durchaus deiner Meinung, daß Verstärkungen des Schiffskörpers aufgrund von Decksdurchbrüchen umso geringer ausfallen können, je größer die Schiffsbreite im Verhältnis zur durchbrochenen Fläche ist.

Aber gerade dieses Argument wird immer wieder angeführt, wenn es um die Nachteile des Drillings- gegenüber dem Doppelturm geht ...

Neben den von dir genannten Vorteilen wäre es an dieser Stelle noch interessant, die Auswirkungen auf die räumliche Unterbringung der Maschinenanlage zu untersuchen, wenn man die Schwere Artillerie über die Schiffslänge verteilt und sie nicht stur in der klassischen Endaufstellung positioniert!

LG
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

harold

Mal Peter´s Anregungen folgend, für´s weitere eine schematische Skizze.



Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

harold

...eine Variante habe ich noch unterschlagen.
Endaufstellung mit Kesseln zwischen B und C. Turbinen zwischen C und D.
Skizze anbei.



Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Mario

Die Flügeltürme waren doch bereits frühzeitig verschwunden. Ich nehme einmal an, daß hängt mit der immer stärkeren Panzerung im Bereich der Barbetten zusammen. Dafür war immer weniger Platz vorhanden und das Gewicht störte die Schiffsstabilität.
Die Aufstellungen von fünf/sechs Türmen wurde gewählt, als eine Kalibersteigerung techn. noch zu viele Probleme bereitete. Als diese behoben waren, gingen alle Marinen recht schnell zu dem größeren Kaliber über und reduzierten die Anzahl der Geschütze und damit auch die Zahl der Türme.
Letztendlich lief alles auf die Aufstellungsarten der Nelson-Klasse oder der überhöhten Endaufstellung zu.

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