Russland modernisiert Atom-U-Boot-Flotte

Begonnen von Albatros, 30 Mai 2009, 23:27:34

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Kaschube_29

Gerade eben habe ich noch eine weitere Quelle gefunden:

In ein bis zwei Jahren werden die letzten vier Atom-U-Boote gemäß dem amerikanischen Programm "Cooperative Threat Reduction (CTR)" verwertet sein. Damit sind dann mehr als 200 Atom-U-Boote mit 220 - 230 Atomreaktoren verschrottet worden.

Dies teilte der Vizepräsident der russischen Akademie der Wissenschaften (und Mitglied der Akademie der Wissenschaften) Nikolaj Lawerow (Николай Лаверов) mit. Die Kosten für das gesamte Programm werden mit 10 Milliarden US-Dollar angegeben, von denen die russische Seite 2 Milliarden Dollar beitrug; die übrigen Mittel kamen hauptsächlich von den USA, Kanada, aber auch Japan, Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

Es verbleibt noch die Entsorgung einiger havarierter Unterseeboote, die deutlich mehr Strahlung abgeben...

Hier die russische Quelle vom (06.Juni 2012 )hierfür: http://vpk-news.ru/news/1267/

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Albatros

Hallo Kaschube_29

vielen Dank für Deine erschöpfenden Antworten.... top

Zitat von: Kaschube_29 am 06 Juni 2012, 22:25:01

Damit sind dann mehr als 200 Atom-U-Boote mit 220 - 230 Atomreaktoren verschrottet worden.

Bis dann,

Kaschube_29

Eine wie ich meine beachtliche Leistung, hoffen wir mal das dies mit den deutlich mehr verstrahlten Reaktoren und Booten auch noch gelingt.

:MG:

Manfred

hillus

#77
Bei diesen Gedanken fiel mir in meiner "schöpferischen" FMA-Pause ein Beitrag ein, den ich wie viele andere speicherte und in der Bearbeitung auf später legte. Aber hier bietet sich der Beitrag regelrecht an, denn

Lenta.ru berichtete am 21.05.2012:

In der Rasbojnik Bucht (russisch бухтa Разбойник - deutsch Räuberbucht) in Primorje sollen bis 2020 mehr als 70 Reaktorabteilungen von außer Dienst gestellten Atom-U-Booten der Pazifik Flotte verwertet werden, teilte die gesetzgebende Versammlung des Primorsker kraj mit.

In diesem Gebiet sind bereits 54 Reaktoren abgelagert und noch 19 Reaktoren werden von außer Dienst gestellten Atom-U-Booten aus dem Gebiet Kamtschatka erwartet. Dabei geht es um eine Langzeitlagerung ähnlich dem bei der Nord Flotte mit deutscher Hilfe in der Sajda Bucht errichteten Langzeitlagers für radioaktive Abfälle.

In der Sajda Bucht  sollen auf einer ca. 5,5 Hektar großen Betonlagerfläche in einem unter freien Himmel befindlichen Langzeitlager 150 Reaktorsektionen von Atom-U-Booten, zwei komplette Atom-U-Boote und 26 weitere nukleare Sektionen von Atomeisbrechern, Service- und anderen Überwasserschiffen bis zu 70 Jahre zwischengelagert werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie übernahm die Realisierung des Großprojektes zur Atom-U-Boot-Entsorgung im Nordwesten Russlands (600 Mio. Euro). Erweiternd koordiniert das Auswärtige Amt Projekte zur Chemiewaffenvernichtung und zum physischen Schutz von Nuklearmaterialien (600 Mio. Euro). Alles in allem stellen die G-8-Länder über einen Zeitraum von 10 Jahren bis zu 20 Mrd. US-$ für Abrüstungsprojekte zur Verfügung.

Für die langfristige Lagerung im pazifischen Raum wurde mit Japan ein Vertrag über die technischen Lieferungen des Projektes geschlossen. Diese Lieferung wurde am 18. Mai 2012 von Japan an Russland übergeben. Wichtig erscheint die Feststellung, dass aufbauend auf den Erfahrungen der Nord Flotte in der ,,Räuberbucht" das Areal des Langzeitlagerortes zur Aufbewahrung der Reaktorabteilungen bereits geschaffen wurde.
Die Aufbewahrung wird im Rahmen eines föderalen Programms für eine industrielle Verwertung erfolgen, bei dem die atomaren Ausrüstungen und die technischen Kampfmittel im Zeitraum von 2011-2015 und weiter bis 2020 stattfindet.

Am 18. Mai 2012 hat Japan dem Fernöstlichen Zentrum für radioaktive Abfälle (DalRAO) u.a. an Ausrüstungen übergeben: Hochseeschlepper SUMIRE, zwei Portalkrane mit einer Ladekapazität von 10 bzw. 30 Tonnen sowie das Schwimmdock SAKURA mit der Wasserverdrängung von 3500 Tonnen. Der Wert der gestellten Ausrüstungen und Technik beträgt insgesamt zwei Milliarden Rubel. Die Lieferung von notwendiger Technik und Ausrüstung fand im Rahmen des gemeinsamen Regierungsabkommens zwischen Russlands und Japans über die Nutzung der Atomenergie für friedliche Ziele statt.

Bemerkung von hillus:
Im fernöstlichen Raum hinkt man beträchtlich bei der Verwertung der Atom-U-Boote hinterher, zumal dort noch einige Boote mit hoher radioaktiver Strahlung nach stattgefundenen Reaktorunfällen liegen. Nicht etwa geschützt für Mensch und Ökologie, sondern fein an der Pier festgemacht. Wenn das Herr Putin lesen würde, dann hätte er auch ein "strahlendes" Lächeln!
  :ML: :MG:

Jetzt will ich aber Fußball sehen, denn es spielt Rußland gegen Tschechien!


Abendliche Grüße aus Braunschweig

hillus


olpe

Hallo,
... und so sieht die Bucht im Bild aus: die 'Räuber-Bucht' (Бухта Разбойник)
Links, hinter dem Schwimmdock, die Chazhma-Bucht (Бухта Чажма) mit den Liegeplätzen der Reaktoren.
Grüsse
OLPE

hillus

Hallo Olaf,

danke für Deine ergänzenden Fotos zum Panorama der Orte des "Strahlenden Lächelns". Wie immer exzellent.

da kann ich gleich noch etwas ergänzen, damit mein vorhergehender Beitrag abgerundet werden kann. Es fehlt die Beantwortung der Frage, wie kommen die derzeit noch in schwimmenden Pontons befindlichen und mit Restradioaktivität behafteten Reaktorabteilungen auf den an der "Frischluft" befindlichen Lagerplatz.
1. Die japanischen Schwimmkrane heben die Reaktorabteilungen aus dem Wasser und transportieren sie zum japanischen Schwimmdock.
2. Nach dessen Beladung wird es, da keinen Eigenantrieb, mit dem japanischen Schlepper zum vorgesehenen Lagerplatz geschleppt.
3. Der mitfahrende Schwimmkran oder bereits ein an Land vorhandener Auslegerkran, Fotos vom Lagerplatz sind mir leider noch nicht bekannt, hebt die Reaktorabteilungen aus dem Schwimmdock und mittels Transportfahrzeugen werden sie an den entsprechenden Platz der Lagerstätte transportiert.
4. Dort erfolgt dann die Abladung und Sicherung der Reaktorabteilung.

Sieht eigentlich recht einfach aus, aber die deutschen Erfahrungen in der Sajda Bucht sprechen dem entgegen!

Aus dem windigen Braunschweig grüßt

Jochen

Albatros

Das neue 170m lange strategische Atom-U-Boot ,,Juri Dolgoruki", bewaffnet mit der neuartigen Interkontinentalrakete des Typs Bulawa, wird doch noch im Juli bei der russischen Marine den Dienst antreten

http://de.ria.ru/security_and_military/20120625/263868885.html

http://de.ria.ru/security_and_military/20120629/263896027.html

http://de.ria.ru/security_and_military/20120606/263731903.html

:MG:

Manfred




Baunummer 509

Ich würde ja zu gerne wissen wie leistungsfähig Projekt 885, ,,Jassen" im direkten Vergleich mit den neuesten amerikanischen Booten ist/sein wird.

Leider wird man darüber wahrscheinlich erst in 10 Jahren verlässliche Informationen bekommen  :|

Albatros

Tests des Atom-U-Boots ,,Sewerodwinsk" gescheitert ?

Bei den Tests soll der Atomreaktor des Bootes die notwendige Kapazität nicht erreicht haben und darüber hinaus ist der Lärmpegel des Bootes wohl zu hoch.
Den Wahrheitsgehalt kann ich leider nicht überprüfen, vielleicht einer der Russland Experten...... :MV:

http://german.ruvr.ru/2012_08_13/84954580/

:MG:

Manfred

olpe

Hallo,
unten ein Videoclip (russ.) aus der Reparaturwerft "Zvesdochka" (NATO: Navy-Yard Yagry Island) in Severodvinsk vom Zuwasserlassen des Atom-U-Bootes K-410 "SMOLENSK", Projekt 949A ANTEY (NATO: SSGN der OSCAR-II-Klasse). Dieses Boot wurde im September 2011 zwecks Wartungs- und Reparaturarbeiten in die Werft verholt und gedockt. Die Rückkehr in den Flottendienst ist für Sommer 2013 vorgesehen.
(für die HD-Ansicht das 'Zahnrad' anklicken).

http://www.youtube.com/watch?v=lLuhtTTAUvw&feature=youtu.be

Grüsse
OLPE

Baunummer 509

Hallo,

danke für den Link. Ich glaube an genau der gleichen Stelle wurde folgendes Typhoon/Akula SSBN abgewrackt:
http://www.n24.de/mediathek/doku-trailer-verschrottung-xxl-atom-u-boote_1561047.html (leider aktuell bei N24 nur der Trailer. Die Einfahrt zum Dock ist aber kurz zu erkennen).

Gruß

Sebastian

hillus

Moin Sebastian,

der zum Scrap anstehende TYPHOON ist TK-202, der erste abgewrackte TYPHOON, dem später TK-12 folgte.

Nun aber etwas aus der aktuellen Kiste!

ITAR TASS meldete am 28.08.2012:

Bei der OAO TsS ZVEZDOCHKA wurde das U-Boote der Nord Flotte K-410 "Smolensk" am 28.08.2012 nach Werftüberholungim Dock der Bauhalle zur Wiederherstellung der technischen Einsatzbereitschaft wieder aus der Bauhalle herausgezogen und zu Wasser gelassen.

K-410 wurde im Dezember 2011 aus dem Wasser gehoben und in das Dock eingebracht, um Arbeiten am Bootskörper durchzuführen.
Nach dem ,,zweiten Stapellauf" werden vor allem Arbeiten an der Hauptenergieanlage, der Reaktorzone, durchgeführt bzw. eine Reihe von Sanierungsarbeiten an den Mechanismen und Apparaturen.
Nach Abschluss der Reparaturen wird die Lebensdauer des Bootes für 3,5 Jahre verlängert. K-410 "Smolensk" sollte nach Plan bereits im Sommer des Jahres 2013 wieder in Dienst sein.

K-410 "Smolensk" - das zweite Boot Projekt 949A-U-Boote (russisch "Antay" - NATO Code OSCAR II) durchlief eine ähnliche Werftinstandsetzung wie K-119 VORONEZH. K-119 ist wieder in Dienst und nahm am 29.07.2012 an der Flottenparade zum Tag der Seekriegsflotte in Seweromorsk teil. Die gewonnenen Erfahrungen sollen bei den zukünftigen Arbeiten zur Instandsetzung der zulaufenden Boote des Projektes 971 helfen.

Die Lebensdauer des Projekts 949A wird erweitert durch die Modernisierung mit den modernen Raketensystemen ONYX und "KALIBR.

Grüße aus Braunschweig

hillus

hillus

Moin,

gestern kam diese Meldung bei
http://flotprom.ru/news/?ELEMENT_ID=127444 herein:

Das atomare Raketenunterseeboot K-266 wird 2013 einer umfassenden Modernisierung unterzogen. Dabei soll vor allem der Unterwasser-Gräuschpegel des Bootes bedeutend gesenkt werden, was im derzeitigen Wellenantrieb seine Ursache hat. Weiterhin sind Modernisierungen bei den Navigations- und Nachrichtenmitteln, den Hydroakustischen Systemen sowie der waffentechnischen Mittel adäquat von K-119 VORONEZH und K-410 SMOLENSK vorgesehen. (Siehe vorher dort!)

Kommentar hillus:
K-266 durchlief von 2008 bis 2011 eine mittlere Werftüberholung und Modernisierung bei der OAO PO SEVMASH in Sewerodwinsk und ging danach wieder i. D. der 11. Division der Rotbanner
Unterwasserstreitkräfte der Atom-U-Boote der Nord Flotte. Danach wurde von K-266 nur noch ein erfolgreiches Schießen mit dem FK-Komplex auf ein schwimmendes Ziel bekannt. Nachweislich und mit Fotos belegt hat das Boot fast ausschließlich nur noch in Sewerodwinsk bzw. in der Basis gelegen.
Es stellt sich wieder einmal die Frage, warum hat man diesen hohen Gräuschpegel nicht schon damals korrigiert???  :BangHead: Auch wenn die technische Einsatzbereitschaft von K-266 nur für drei Jahre verlängert werden sollte!!!   

Grüße aus Braunschweig

hillus

Baunummer 509

Zitat von: hillus am 01 November 2012, 18:05:25
....
Dabei soll vor allem der Unterwasser-Gräuschpegel des Bootes bedeutend gesenkt werden, was im derzeitigen Wellenantrieb seine Ursache hat.
....

Hallo Hillus,

ist damit gemeint dass Probleme mit dem derzeitigen Wellenantrieb behoben werden sollen? Eine Alternative zum bisherigen Wellenantrieb ist ja wohl kaum verfügbar, oder?

Gruß

Sebastian

hillus

Hallo Sebastian,

die Boote des Projektes 949-A ANTAY (NATO Code OSCAR II) sind ja bekanntlich nicht die leisesten Boote. Die K-266 sollte meines Erachtens das lauteste Boot aller derzeit in Dienst stehenden Boote der OSCAR's sein, denn bei den Modernisierungen der erwähnten K-119 und K-410 war nichts derartiges zu lesen.
Die Ursache ist die unterdimensionierte und hohle Welle, die meines Wissens mit Quarzsand gefüllt ist. Bei höheren Geschwindigkeiten erhöht sich wohl die Torsion durch Verbiegung dermaßen, dass die hohen Gräusche entstehen!
Ich meine, wenn die Russen es schreiben, eine Verbesserung herbeizuführen, dann hat man zumindest eine Lösung parat. Ob diese funktioniert, ist die andere Sache.

Gruß

Jochen

Baunummer 509

Hallo Jochen,

danke für die (sehr interessante) Antwort. Wieder was gelernt.
Und danke für Deine ausdauernd gelieferten und immer interessanten Neuigkeiten  top

Gruß

Sebastian

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