"Ironclads at war"

Begonnen von Leutnant Werner, 18 November 2005, 23:08:13

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Leutnant Werner

Hallo,
dieses 1998 bei Combined Publishing erschienene Buch von Jack Greene und Alessandro Massignani habe ich unlängst über Amazon bezogen.
Schlecht ist:
Es gibt zwar einen nach zeitlichen und geographischen Gesichtspunkten vollzogenen Aufbau des Buches, aber innerhalb der Abschnitte gibt es viel Konfusion und eine klare Linie fehlt
Gut ist:
Ne ganze Menge. Die Autoren haben den größeren Teil der verfügbaren Literatur zu den dargestellten Themen gesichtet und räumen mit einem Haufen von Irrtümern auf. Viele Primärquellen zu den dargestellten Gefechten werden zitiert.
Die Autoren quälen den Leser (in englisch) nicht mit verquastem Fachlatein, sondern bedienen sich einer verständlichen (englischen) Sprache.
Die Autoren nennen Ross und Reiter in den Gebieten, wo so viele andere hochgelobte Schreiberlinge den Leser im Dunkeln stehenlassen: Fragen wie
- auf welche Entfernung zu welchem Zeitpunkt wurde das Gefecht geführt?
- Welche Kanone durchschlug welchen Panzer auf welche Entfernung mit welcher Wirkung, und zwar in Wahrheit und nicht auf dem Schießstand?
- Wie waren die Feuergeschwindigkeiten und warum waren sie so und nicht anders?
und ähnliche werden in großer Breite und mit engelshafter Geduld abgearbeitet. Daneben wird natürlich auch abgebildet, was in den Köpfen jener vorging, die an Bord Entscheidungen zu treffen hatten.

Alles in allem war es ein Genuss, dieses Buch zu lesen. Außer den vorzüglich abgehandelten Begebenheiten des amerikanischen Bürgerkrieges war ich besonders beeindruckt von der Darstellung des Salpeter-Krieges als einem klassischen Panzerschiffskrieg.

Denen unter euch, die ihr Interesse nur auf das Zeitalter der Super-Dreadnoughts konzentrieren, sei gesagt, dass diese "urtümlichen" Panzerschiffe nicht die ganze Zeit um die Bojen schwojten - die liefen auch aus und beschossen sich mit gar nicht so kleinen Geschützen und mit stets offenem Ausgang.
Auch wurden die Gesetze der Physik mitunter nicht immer bestätigt. Panzerplatten, die halten mussten, barsten, andere, die bersten mußten, hielten. Soviel zu Denkmodellen, die den einen Superdreadnought vor den anderen wegen ein bisschen mehr Deckspanzerung schieben: Das hat mit der Realität ab einem gewissen Zeitpunkt offenbar nichts mehr zu tun.
Die Realität, jedenfalls die der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Seekrieg, ist in dem genannten Werk gut abgebildet.

Gruß
vom Leutnant

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