Frachter "Sachsenwald" - Bordflakpersonal-

Begonnen von Baldrick, 17 November 2008, 22:32:36

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Baldrick

Hallo zusammen,

ich suche die Bordflak-Abteilung, die im April/Mai 1945 das Personal für den  Frachter ,,Sachsenwald" gestellt hat.
Das Schiff hat nur eine Fahrt gemacht, daher hat es wohl keinen Wechsel bei den Flaksoldaten gegeben.
Ich suche möglichst viele Informationen über diese Fahrt, da ein Verwandter von mir mit der ,,Sachsenwald" von Hela evakuiert wurde und auf dem Schiff verstorben ist. Ich konnte mit einigen ehemaligen Besatzungsmitgliedern sprechen, die sich aber leider kaum an Details erinnern. Der Kapitänsbericht gibt auch nicht allzuviel her, daher meine Hoffnung, dass es vielleicht von der Bordflak-Abteilung einen Bericht über die Fahrt gibt - aber um den zu finden wäre die Bezeichnung der Bordflak- Abteilung sehr hilfreich. :?

Gab es ein System nach dem die Bordflakgruppen zugeteilt wurden?

Freue mich über jeden Tipp.



Das folgende konnte ich bisher ermitteln:

Die ,,Sachsenwald" war ein Schiff der Hapag Reederei:

Stapellauf August 1944 bei der Flenderwerft in Lübeck

Fertiggestellt März 45 in Lübeck

Anfang April war das Schiff in Kiel

1. Fahrt:

24.04. 1945: Kiel-Holtenau

25.04. -  27. 04. 45: Rostock

02.05. -  03.05. 45:  Hela , ca 9.000 Personen übernommen

04.05. -  25.05. 45: Kopenhagen, Ausschiffung der Flüchtlinge, Einschiffung von Wehrmachtspersonal

25.05. –  26.05. 45: Friedrichsort Reede, Ausschiffung der Militärangehörigen


Angaben zum Schiff:

Länge: 136 m, 6762 BRT

Besatzung (kein Militär) ca. 50 Mann

Flakpersonal ca. 65 Mann

Der Kapitän hieß "Walter Teegen".


Quelle:
Deutsches Schiffahrtsmuseum
Besatzungsmitglieder

viele Grüße,

Ralf

Zerstörerfahrer

Moin moin,

hier kommen m.M. nach die 1. Mar.Bordflak.Abt. (Stettin, ab 04.1945 Rostock) oder die 5. Mar.Bordflak.Abt. (Zweigstelle in Kiel) in Frage, jedoch ist mir kein Kriegstagebuch vom Mai 1945 bekannt, auch nicht das der vorgesetzten Dienststelle (Mar.Bordflakbrigade Nord).
Einzige Chance, die ich für dich sehe, ist das Bundesarchiv Bayreuth. Dort liegt die Sammlung (Ost-Dokumentation) des Admirals (Namen leider vergessen, glaube Konteradmiral Ehrhardt). Dieser Admiral hat in der Nachkriegszeit viele Kriegsmarine-Angehörige befragt und Erlebnisberichte von Flüchtlingen gesammelt.
Nimm dort mal Kontakt auf und halte uns auf dem Laufenden.

Grüße
René

Baldrick

Hallo René,

vielen Dank für den Hinweis auf das Bayreuther Archiv. Ich werde mich dort einmal erkundigen. :-)


Noch eine Frage zu Akten (Marine), die 1945 in Kopenhagen entstanden sind:

sind diese Unterlagen in Kopenhagen archiviert oder in Deutschland?

Gruß,

Ralf

Zerstörerfahrer

Hallo Ralf,

das meiste ist eben nicht erhalten geblieben, gerade vom April/Mai 1945 sind es nur Fragmente. Das einzig bedeutende über diesen Zeitraum sind die oben angeführten Erfahrungsberichte.
Und weil Ausnahmen die Regel bestätigen gibt es im Bundesarchiv Freiburg die Akte:
RM 108/26  KMD Danzig / Seeleitstelle Hela, Schiffsmeldungen 12.4. - 8.5.1945, enthält:Transportleistungen (besonders durch 9. Sich. Div.)
Vielleicht hilft es weiter.

René

Zerstörerfahrer

Hallo Ralf,

da mich die Ostsee auch sehr interessiert, hab ich auch mal Kontakt mit Bayreuth aufgenommen. Dort gibt es einen Erlebnisbericht über die Sachsenwald. Da du oben angibst, das Schiff hätte nur eine Fahrt gemacht, stehen die Chancen doch sehr gut, daß es um deine gesuchte Fahrt geht.
Also, schreib den Jungs dort mal 'nen Brief mit der Bitte um eine Kopie des Erlebnisberichtes des Dampfers Sachsenwald unter der Signaturnummer Ost-Dok.4/62. Kosten pro Blatt 15 Cent (letzter Stand).

Und halte uns auf dem Laufenden.

Grüße
René

Baldrick

Hallo René,

vielen Dank für Deine Mühe - ich habe schon angefragt und sobald die Unterlagen hier sind melde ich mich nochmal.  :-)


Grüße,

Ralf

Baldrick

Hallo,

ich habe jetzt einen Bericht über die Fahrt der ,,Sachsenwald" von Hela nach Kopenhagen bekommen, er stammt von einem Sanitätsoffizier, der mit seiner Einheit zur Versorgung der Flüchtlinge und Verwundeten auf das Schiff kommandiert worden ist. Der Bericht ist 20 Jahre nach Kriegsende geschrieben worden.

Hier eine Zusammenfassung:

Das Schiff war ein Neubau der HAPAG und fuhr auf seiner Jungfernfahrt in Charter der Kriegsmarine. Der Frachter hatte fünf Ladeluken mit je einem Zwischendeck. Zur Versorgung der Menschen an Bord waren nur acht Kochkessel mit je 200 l Fassungsvermögen aufgestellt worden. Die sanitären Anlagen waren provisorisch auf beiden Seiten des Schiffes errichtet worden.

Am 2. Mai lag die ,,Sachsenwald" vor Hela auf Reede. Die Beladung des Schiffes erfolgte im Pendelverkehr von der Pier des Hafens Hela zum Schiff, dazu wurden sog. ,,Kampffähren" benutzt. Die Flüchtlinge und Soldaten mußten über Fallreeps und Netze an Bord klettern. In den Luken zwei und drei war ein Behelfslazarett eingerichtet. Für die Beladung des Schiffes war die Kommandantur verantwortlich. Am Nachmittag waren der Kapitän und der Sanitätsoffizier der Meinung, daß das Schiff voll sei. Die Auslauferlaubnis wurde jedoch verweigert und es kam ein Beauftragter der Kommandatur an Bord, der befand, daß das Schiff noch nicht einmal halbvoll sei. Der Kapitän mußte allerdings um 22 Uhr auslaufen, um den Treffpunkt mit dem Sperrgeleit zu erreichen. Per Funk wurde um 22 Uhr nochmals um Auslauferlaubnis gebeten, was wiederum verweigert wurde - daraufhin ist der Kapitän ohne Erlaubnis ausgelaufen, dabei konnten die Personen von einigen Fähren, die sich bereits längseits befanden, nicht mehr an Bord genommen werden.

Die ,,Sachsenwald" erreichte am 4. Mai Kopenhagen, dabei wurde sie von zwei weiteren Schiffen begleitet. Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. In Kopenhagen hat die ,,Sachsenwald" im Freihafen festgemacht, in dem zu der Zeit mehrere deutsche Schiffe lagen. Die Größten waren das Lazarettschiff ,,Monte Rosa" und der Kreuzer ,,Prinz Eugen". Der Freihafen bildete ein Internierungsgebiet unter deutscher Verwaltung. Am Nachmittag des 4. Mai gingen ca. 3000 – 4000 marschfähige Soldaten von Bord, danach erfolgte eine Zählung, die ergab, daß sich noch 9150 Menschen auf der ,,Sachsenwald" befanden. Die Verwundeten wurden nach einiger Zeit (bis zum 15. Mai) verlegt und am 20. Mai gingen die Flüchtlinge von Bord. Es wurde "Klar Schiff" gemacht, dann kamen wieder deutsche Soldaten auf das Schiff, das am 26. Mai nach Kiel auslief.

Soweit die Zusammenfassung des Berichts.

viele Grüße,

Ralf

bettika61

Zitat von: Zerstörerfahrer am 18 November 2008, 21:46:01
Und weil Ausnahmen die Regel bestätigen gibt es im Bundesarchiv Freiburg die Akte:
RM 108/26  KMD Danzig / Seeleitstelle Hela, Schiffsmeldungen 12.4. - 8.5.1945, enthält:Transportleistungen (besonders durch 9. Sich. Div.)
Vielleicht hilft es weiter.
René
Hallo,
kennt jemand die o.g Quelle RM 108/26 Seeleitstelle Hela ?
Mich interessiert besonders der Zeitraum 29.4-30.4.1945 in dieser Zeit fanden die Transporte der KZ-Häftlinge Stutthof mit der  "Ruth" und dem Schlepper Pregel von Hela statt.

Der Leiter der Seeleitstelle Hela, Majors i. G. a. D. Udo Ritgen (später Brigadegenaral BW ) hat seine Erinnerungen aufgezeichnet , auszugsweise hier http://www.z-g-v.de/doku/archiv/oderneisse1/kapitel-6-1-1-9-9.htm  (enthält auch Hinweise auf MFP  :-D )
Ich vermute die vollständige Version hier:
"Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße.
Eine Dokumentation, hrsgg. vom ehemaligen Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.  Erste Ausgabe 1954, Neudruck 1993. Eine Sammlung von Erlebnisberichten. Band I"

Kennt jemand das Buch und kann berichten,  ob dort der "Langtext" steht?

Udo Ritgen ist 2010 gestorben , es soll aber am 15.11.2013  noch ein Buch von ihm erscheinen.
http://www.amazon.de/Verantwortung-Entscheidung-Schl%C3%BCsselerlebnisse-Zweiten-Weltkreig/dp/3800415119

Grüsse
Beate

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Rudergänger

Hallo Beate,

habe das Buch.
Der Text im Buch ist mit Deinem Link identisch, d.h. es ist dort auch nicht mehr beschrieben.
Der Umfang im Buch beträgt gut 5 Seiten (Seite 318-323).

Gruß

Harald

bettika61

Hallo Harald,
danke für die Antwort  :MG: dann brauch ich da nicht zu suchen .
ZitatBericht des Majors i. G. a. D. Udo Ritgen aus Gr. Falkenau, Kreis Rosenberg i. Westpr.

Original, 12. November 1952, 28 Seiten. Auszugsweiser Abdruck.1)
Frage ist dann: wo finde ich  die fehlenden 23 Seiten ?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Rheinmetall

Moin !

Nur nice to know.  :-D

Es gab auch ein Wetterbeobachtungsschiff der Kriegsmarine, welches den selben Namen (Sachsenwald) trug.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sachsenwald_(Schiff,_1939)

Horrido,

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

TD

Zumindest zum Schleppkahn RUTH habe ich etwas an Daten finden können.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

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