z. Zt. kein guter Stern über der "Gorch Fock"

Begonnen von t-geronimo, 04 September 2008, 17:28:42

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Urs Heßling

Hi,

elo, so isses !

Angeblich wurden m.E.n. Nelson und Halsey immer wieder seekrank und waren dennoch große Admirale und Menschenführer.  :MG:

... und bei denen, die spielend leicht aufentern konnten, gab es einige ...  :MS:

... und für die besten Boote der Marine brauchen wir Leute, die keine "Tiefenangst haben, nicht wahr, elo ? :MZ:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Elo

Zitat... und bei denen, die spielend leicht aufentern konnten, gab es einige ...

Genau das meine ich. Da kenne ich auch eine Geschichte die mir schon öfter erzählt wurde, ich selber war nämlich nicht dabei.

Als mal eines unserer Boote mal tauchen wollte, was ja nicht unüblich war, gab der Kdt den Befehl: Das Turmluk ist zu, klaaar bei Entlüftung.
Der STO, der in der STZ bei jedem Tauchmanöver sich aufhält und das Tauchen leitet, guckt nach vorne und sieht wie ein heller Schein am Turmluk runter kommt.
Da kam über BÜ vom STO: An Kdt, Frage Turmluk zu?
Das soll seine letzte Seefahrt gewesen sein.

Man kann dem glauben oder nicht, ich selber halte es auch etwas für übertrieben. Aber das sind so Sachen wo ich denke, so oder so ähnliche Dinge habe ich auch schon mit anderen Kameraden erlebt.

Es soll jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass ich etwas gegen Offze. hätte. Es gibt genug Leute auch in den unteren Dienstgradgruppen die genau soviel Mist produzieren, auch in meiner Eigenen. :roll:  Es gibt auch ein haufen Offiziere mit denen ich super zurecht komme, die auch klasse Menschenführer sind fachlich richtig was drauf haben. Zumindest ist das mein Eindruck.
Ich will hier kein Urteil über Offiziere fällen, so war das nicht gemeint.
R.I.P. Ubootklasse U206a

,,Dat hölpt för de Müüs!" see de Buer, da steek he sien Schüün an.

Captain Hans

als Schiffsjunge wurden wir in Blankenese auf unseren Übungsmast (20 m) täglich trainiert
damit wir die Höhenangst verlieren.
Zu Anfang hat man natürlich die Hosen voll aber Übung macht den Meister.
Die Grundregel war "Eine Hand für dich und eine fürs Schiff".

Später wurden wir Schiffsjungen auch eine Zeitlang auf der Passat trainiert.
Die Masten waren gewaltig hoch und wenn man in den Fußpferden außen
an der Rah stand, kostete es gewaltige Überwindung dem Schiff eine Hand zu geben.
(dabei lag das Schiff ruhig im Hafen)
Die Angst da oben habe ich nie ganz verloren.

Später als Leicht-oder Vollmatrose hatten wir die oft die Aufgabe die Pfahlmasten zu entrosten
und zu streichen. Man wurde mit einem Jolltau und einem Bootsmansstuhl über einen Block nach oben gezogen
erst dann konnten wir uns mit einem Sicherheitsgurt und einer separaten Sicherheitsleine absichern.
Wenn man mit dem Bereich des Mastes fertig war wurde man ein Stück tiefer gefiert.
War man den halben Mast runter und das Schiff rollte mußte man den Bootsmannstuhl mit einer Leine um
Mast sichern weil man sonst nach außenbords geschwungen wäre. Es gab gewaltige Beschleunigungen
auf den Körper und manchmal schwappte sogar die Farbe aus dem am Bootsmanstuhl befestigten Farbpot.

Wie muß dies erst auf  Großseglern in der Takelage auf hoher See bei schwerem Wellengang gewesen sein :?
Bin froh, daß daß ich dies nie machen mußte.


viele Grüße

Hans
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!


oldenburger67

Hallo maritimes Forum,

das ist der Anfang vom Ende der Gorch Fock.
Wenn sie nächstes Jahr von ihrem Törn zurückkommt wird sie wahrscheinlch schön abseits aufgelegt.
Dann lässt man sie noch ein paar Jahre pietätvoll vor sich hinrosten, um sie dann im Rahmen weiterer Sparmassnahmen und unter Hinweis auf die Unfallsicherheit auszumustern.
Anschließend schleppt man sie dann in irgendein Dritt-Welt Staat wo man sie dann unter Einhaltung international anerkannter Unfallvorschriften barfuss an Land zieht und von glücklichen Kinderarbeitern per Schweissbrennern zerĺegen lässt!
Prost Mahlzeit!

Der Oldenburger

Trimmer

Also ich denke das sind nun wirklich "Unkenrufe". Klar wird einige Dinge überprüft aber dann wird bestimmt weiter gesegelt. Alles andere wäre ein Unding

Trimmer - Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Ulrich Rudofsky

Ich glaube auch, daß die GORCH FOCK weiterhin als das feinste Schulschiff segeln wird.  Ich finde es ganz vernünftig, daß die Kadetten per Flug nach Hause geschaft wurden.  Unter Stress lernt man nichts.  Eine Pause ist notwendig.  Die Überprüfung des Unfalls ist bestimmt im Gang, aber ein Fall aus der Takelung kommt auch mit den besten Vorsorgungen und Training vor. 
Ulrich Rudofsky

brueckenhein

Der Unfall auf "GF" ist tragisch aber nicht zu ändern. Diese Reise um Kap Horn wäre in die Geschichtsbücher dieses alten ehrwürdigen Schiffes eingegangen. Leider hat man sich in der Führung anders entschlossen und "GF" wird sicherlich vom Stamm nach Hause gefahren. Möge es viele Stimmen geben die dieses wundervolle Schiff in Fahrt behalten wollen aber ich befürchte Schlimmes. :MS:
Seefahrer sind wie Kletten, sie halten alles zusammen

Albatros

Zitat von: oldenburger67 am 19 November 2010, 10:56:04
Anschließend schleppt man sie dann in irgendein Dritt-Welt Staat wo man sie dann unter Einhaltung international anerkannter Unfallvorschriften barfuss an Land zieht und von glücklichen Kinderarbeitern per Schweissbrennern zerĺegen lässt!
Prost Mahlzeit!

Der Oldenburger

Das wird wohl nicht passieren, für die Gorch Fock wird man in solch einem Falle ganz sicher einen Abnehmer finden!

:MG:

Manfred

Langensiepen

#24
Wilfried  @
Ich glaube man sollte die Angelegenheit  von der gefühlsmäßigen Seite trennen um zu einer nüchtern  Betrachtung zu kommen. Das hier die Mehrheit sich für ein  `` weitermachen`` ( in welcher Form auch immer ) ausspricht verwundert nicht. Ich wird mal die `Gegenseite` vertreten.
``Botschafter in Weiß`` ( oder Blau) : Das Schiff hatte von Anfang an eine politische Komponente, nämlich in der Nachkriegszeit das `` neue  Deutschland `` ( hier die BRD) zu repräsentieren. Vergessen wir nicht was los war, als um 1960 die ersten BW Leute in Uniform in Dänemark und den Niederlanden ` einmarschierten`. Leute meiner Generation haben das ja oft selbst erlebt wie beliebt die Deutschen damals waren. 1958 z.B. wurde unser WHV-PKW in Groningen mit Steinen beworfen. 1960 in Antibes unserer Familie der Zugang zu einem Campingplatz untersagt ( Deutsche unerwünscht). Erst durch das Hinzukommen eines französischen Oberst ( in Badehose ) wurde uns Einlass gewährt und meine Eltern achteten streng darauf das wir uns `` unauffällig ``benahmen. In dieser Situation war es ja wohl kaum möglich mit dem Zerstörer HAMBURG Haifa oder Amsterdam zu besuchen. Das Trojanische Pferd hieß GORCH FOCK. Das war wohl Militär aber so richtig auch nicht und es hatte ja auch keine Kanonen an Bord. Diese Zeiten sind vorbei ob nun die GF die Segel streicht oder nicht. Auf das ``Bild Deutschlands`` hat dies keinen Einfluss mehr. Man kann ja provokativ fragen wie es Österreich gelang ohne Marine und Segelschulschiff  unbefleckt durch die ersten 30 Jahre nach dem Herrn aus Oberösterreich zu kommen.
Die historische Seite: Die Planer der BM kamen alle ( ich glaube doch ) von der Hitlermarine bzw teilweise noch von der des Kaisers ( Ruge) . Das man sich in der seemännischen Ausbildung an die der Kriegsmarine hielt ist doch nicht verwunderlich. Um die der GF zugedachten Rolle zu verstehen ist ein Bild auf die  achterbahnmäßige Planung dr BM in den Jahren 1955-1960 nötig. Aber auch diese Zeiten sind vorbei
Das Segelschulschiff als Ausbildungseinrichtung. Das ist eine Glaubenfrage und wie alle Glaubensfragen ne Sache des Glaubens! Glaub man dran! Man kann es daher knapp abfertigen. Es gibt Marinen und Zivile Einrichtungen die großen Wert auf die Ausbildung auf Segelschiffen geben und welche die es nicht tun. Deutschland tut es , hat aber trotzdem zwei maritime Weltkriege verloren. Die Mehrheit der Marine-Nationen hat immer oder neuerdings auf diese Art von Schiffen verzichtet. Sind sie deshalb `schlechter` .Ich kenne mich z.B. bei der türkischen Marine recht gut aus. Die haben ( die kleine KISMET mal nicht mit gerechnet ) seit 1908 kein Segelschulschiff mehr, stehen aber wohl  seemännisch der BM in nichts nach. Militärisch halte ich sie sogar für motivierter als die BW.   ``Mut`` zu beweisen kann man auch ohne hohe Masten. Wem danach ist, der kann je Banschispringen, freiklettern oder auch ein verlängertes Wochenende in Berlin-Kreuzberg oder Neuköln verbringen.
Bleibt die Frage aller Fragen. `` Was kost` uns das!``  Sollte die GF kostengünstiger als eine evtl. Ausbildung auf `normalen ` Schulschiffen sein, dann bitte. In einer Zeit wo z.B. kaum Geld für Kita-Betreuung vorhanden ist ( ich weiß ist Sache der Gemeinden und nicht des Bundes, aber Steuergeld bleibt Steuergeld) muß man wohl jeden Euro fürs Militär begründen.
Schließlich glaube ich, dass die GF Arie auch eine Peinlichkeit offenbart. Während Kasernen mit belasteten Namen oder im Zivilbereich  Straßen die nach Helden des WK1 benannt worden sind entsorgt worden sind ( werden)  Trägt das Aushängeschild der BM immer noch einen `belasteten Namen` . Wie will die BM , eine Verfassungsmarine mit einer Verfassungstradition ( was immer das auch sei ) den Namen Gorch Fock rechtfertigen? Herr Kinau , der deutschnationale, antibritische, antidemokratisch Schreiber aus Finkwarder Tradtionsonsträger der BM ?  Das Schiff erhielt den Namen unter der Regentschaft eines Marineinspekteurs nach dem heute keine Kaserne und kein Schiff benannt werden würde. Man wäre also in Berlin, wo in einiger Zeit eine Rot-Rot-Grüne Bundesregierung residieren wird, nicht ganz unglücklich das Problem Gorch Fock entsorgt zu können.       8-)     

Schappi1976

Eigentlich hatte ich mich auf mein Wochenendbesuch in Wilhelmshaven gefreut.
Bis Freitag Abend war die Stimmung auch sehr gut, bis ich einen alten Kameraden wiedertraf.
Leider erfuhr ich dann, wer auf der Gorch Fock bei dem tragischen Unfall sein Leben verlor.
Ich kannte das Mädel persönlich, so war ich letztes Jahr mit Ihr am Horn von Afrika im Einsatz gewesen.
Gerade um sie tut es mir besonders leid, da sie sehr aufgeschlossen, hilfsbereit, nett und immer gut gelaunt war. Ihre "Männer" hatte sie auf Wache immer im Griff. Nicht durch hartes Durchgreifen, sondern es lag eher daran, dass sie von der Natur sehr gute Führungseigenschaften mit auf den Weg  bekam und bei jedem wusste, wie sie ihn anzupacken hatte, damit es läuft.
Es ist tragisch für Sie, Ihren Freund, Ihre Familie, die Marine und alle Freunde, dass derr Herr sie zu sich gerufen hat. Aus ihr wäre etwas ganz großes geworden.
Um so schlimmer ist es, dass Menschen die es verdient hätten zu sterben (siehe Mörder von den beiden Kindern) relativ ungeschoren davon kommen und wirklich gute Menschen nicht das Recht haben weiter leben zu dürfen. Leider kann man daran nichts ändern.

Sarah-Lena wir werden Dich nicht vegessen.
Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupéry

Albatros

Den letzten Satz den Du geschrieben hast, hoffentlich denkt die Marine auch so...... :MG:


Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de


Ulrich Rudofsky

Es ist unglaublich, dass ein Kapitän die Verantwortung für ein Unglück eines Matrosen oder Kadetten einfach auf dessen ungeschickte Seemannschaft und Fitness schiebt!   :W/( 
Ulrich Rudofsky

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