Alliierte Landung in Nordafrika Ende 1942

Begonnen von Mario, 22 Oktober 2005, 16:41:26

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Mario

Gerade habe ich bei Wolfgang Franks "Die Wölfe und der Admiral" gelesen, daß die Deutschen Stäbe im Herbst 1942 zwar die Vorbereitungen für eine großangelegte amphibische Operation wahrgenommen haben, diese aber gegen das französische Dakar erwarteten. Daraufhin stellte Dönitz einen Teil seiner Boote weiter südlich im mittleren Atlantik auf, weit abseits der tatsächlichen Roouten der Angriffskonvois.

Mich verwundert seine Aussage, denn welchen Grund sollten die Alliierten haben, den strategisch wenig bedeutsamen Stützpunkt Dakar in die Hände zu bekommen ???
Der einzige Grund wäre, Dakar dem Zugriff der deutschen Flotte zu entziehen, aber Ende 1942 befanden sich kaum noch deutsche Kriegsschiffe im Atlantik. Einen deutschen Zugriff quer durch die Sahara halte ich ebensowenig für möglich, da es an den notwendigen Flugzeugen, Waffen und Soldaten fehlte. Seit Wochen befand sich Rommel in der strategischen Defensive gegen die 8. Armee unter Montgomery, in Russland waren alle verfügbaren Reserven gebunden. Außerdem war es nahezu unmöglich, den deutschen Stützpunkt in Westafrika zu versorgen.
Viel logischer wäre es doch aus deutscher Sicht, den alliierten Angriff in Norwegen, Frankreich, oder vieleicht sogar SpanienPortugal zu erwarten. selbst mit dem tatsächlichen Angriffsziel Französisch-Nordafrika hätte viel eher gerechnet werden müssen.

Peter K.

Na ja, sooo unbedeutend war Dakar auch wieder nicht ... außerdem stellte es eine gewisse Bedrohung für Freetown dar, das wiederum nicht umsonst Sitz des CnC South Atlantic war!

... nur als kleine Anmerkung gedacht ....

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Mario

aber womit wollten die Achsenmächte Freetown bedrohen, falls sie Dakar in ihre Hände bekommen hätten. Die italienische Flotte durch Gibraltar durchbrechen lassen und damit die italienischen Küsten entblößen ??? Oder die Tirpitz, Scharnhorst, sowie ein paar Kreuzer aus Norwegen dorthin verlegen ??? In beiden Fällen ist aber die Versorgung nahezu ausgeschlossen. Sie würden dort im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenem sitzen.
Nach der erfolgreichen Landung in Nordafrika fiel den Alliierten der Stützpunktz dakar von allein in die Hände, die Richelieu trat zu den freifranzösischen Verbänden über und ging nach Amerika in die Werft.

Spee

@Mario,

nicht die Achsenmächte waren das Problem, sondern Frankreich.
1940 hatten die Briten erfolglos versucht Dakar einzunehmen. Sie erhielten von den dort liegenden französischen Einheiten eine harte Abfuhr (Operation "Menace").
Die Deutschen vermuteten daher nicht unbedingt falsch, daß sich eine neue amphibische Operation auf Dakar beziehen könnte.
Liddell Hart würde es eine indirektes Vorgehen in einer indirekten Operation nennen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Mario

"Menace" wurde 1940 durchgeführt, inzwischen waren über zwei Jahre vergangen. Das Schlachtschiff Richelieu in Dakar war kaum einsatzbereit, lediglich drei Geschütze funktionierten noch.
Wenn den deutschen Beobachtern schon die Vorbereitungen für "Torch" beobachten konnten, dann dürften sie sich auch über die Masse der eingeschifften Truppen gewundert haben. Es waren wohl weit mehr als 100.000 Mann mit annähernd 500 Panzern. Soviel Aufwand für einen kleinen Stützpunkt eines neutralen Landes ???

Spee

Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Mario

@Spee
scheinbar nicht.
Warum sollten sie den fernen französischen Stützpunkt erobern, wenn man ihn mit einer Landung in Marokko/Algerien neutralisiert ??? Es war nicht nötig.

Spee

@Mario,

woher war ersichtlich, daß Marokko bzw. Algerien das Ziel waren? Der kürzeste Weg ist nicht immer der beste und einfachste.
Anders gedacht, warum Algerien und nicht Italien? Damit hätte man doch gleich Afrika neutralisieren können?
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

Meiner Meinung nach KANN der deutschen Aufklärung der VOLLE Umfang der geplanten alliierten Landungen in Nordafrika NICHT bekannt gewesen sein!

Klammern wir erst einmal die britische EASTERN TASK FORCE mit etwa 23.000 britischen und 10.000 amerikanischen Landungstruppen aus, da diese Gruppe ab 22.10. aus England Richtung Oran und Algier ausgelaufen ist und daher für unsere "Dakar-Betrachtung" nicht weiter relevant ist.

Die amerikanische WESTERN TASK FORCE sollte die 9.099 Mann und 65 leichten Panzer ihrer Northern Attack Group bei Mehedia nahe Port Lyautey, die 18.783 Mann und 79 leichten Panzer ihrer Center Attack Group bei Fedhala nördlich von Casablanca und die 6.423 Mann, 54 leichten und 54 mittleren Panzer ihrer Southern Attack Group bei Safi anlanden.

Bemerkenswert ist die oranisatorische und logistische Leistung, die mit einer amphibischen Operation über den gesamten atlantischen Ozean verbunden ist.

Diese Verbände liefen ab 23.10. aus verschiedenen amerikanischen Häfen und den Bermudas aus - teilweise unter Tarnung als Manöververband, der nach Haiti bestimmt ist, teilweise mit Tarnkurs Richtung England. Am 25.10. vereinigten sich diese Verbände und steuerte bis 28.10. Kurse, die einen Truppenkonvoi nach England vortäuschen sollten. Neutralen Handelsschiffen - portugisischen und spanischen - wurde ausgewichen, später wurden einige sogar zeitweise mit Prisenkommandos besetzt, damit sie die Position des Verbandes nicht durch Funk weiterleiten konnten.

Am 28.10. wurde der Kurs auf SW Richtung Dakar geändert.
Nach einer Beölung am 31.10. wurde der Kurs Richtung Dakar bis 02.11. weiter durchgehalten.

Auf Position 27°N 27°W wurde am 02.11. der Kurs auf NO Richtung Kanal geändert. Ab 04.11. herrschte schweres Wetter und am 05.11. stand der Verband nördlich Madeira. Nach einer neuerlichen Beölung am 06.11. teilte sich der Verband am 07.11. um 16.00 Uhr bei wieder besserem Wetter auf die einzelnen Angriffsgruppen auf. Die Northern Attack Group stand um 24.00 Uhr vor Mehedia, die Southern Attack Group um 23.45 Uhr vor Safi und die Center Attack Group um 23.53 Uhr vor Fedhala.

Gute Nacht
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Mario

Zitat von: Peter K.Am 28.10. wurde der Kurs auf SW Richtung Dakar geändert.
Nach einer Beölung am 31.10. wurde der Kurs Richtung Dakar bis 02.11. weiter durchgehalten.
Interessant, das wäre doch einmal ein Grund für die deutsche Annahme, daß Dakar angegriffen werden sollte.
Es ist natürlich auch denkbar, daß die deutsche Spionage zwar die Vorbereitungen für eine Landungsoperation erkannt hatte, aber nicht deren wahres Ausmaß. Und für eine "Handvoll" Landungssoldaten gab es nicht viele mögliche Ziele. Dakar wäre eines davon gewesen.

Peter K.

Hallo MARIO!

Genau DAS wollte ich mit meinen Zeilen ausdrücken, nur wollte ich´s nicht aus dem inhaltlichen Zusammenhang des sehr geschickten Anmarsches des amerikanischen Landungsverbandes reißen!  :wink:

Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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harold

Mach mer´s mal anschaulich...

...soweit ich Peters Daten nachvollziehen konnte.
MfG
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

kalli

Danke Harold,
dies ist ein sehr anschauliches Bildchen. Insbesondere die Datumsangaben sind, wie man so schön sagt, erhellend.

Peter K.

@ HAROLD
Besten Dank für deine grafische Unterstützung - wie immer, seehr hilfreich!  :wink:

In der Zwischenzeit konnte ich noch eine Karte "ausgraben", aus der die gefahrenen Kurse der Task Force 34 etwas genauer ersichtlich sind! Ich schick´ sie dir ´mal per Mail und vielleicht kannst du sie hier noch einstellen - mir ist das leider nicht (mehr) möglich!  :roll:

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Stefan

Hallo zusammen,
kann es sein, dass Dönnitz zu sehr auf die Französisch - Angloamerikanischen Streitigkeiten gesetzt hatte ? Seine Annahme darin Bestand, dass ein erneuter Versuch - fremde Truppen auf franz. afrik. Boden zu landen sofort von franz. Truppen abgewährt worden ( franz.Armee & einige Schiffseinheiten waren ja vor Ort ) wäre?!?!  Deshalb seine Einheiten weiter südlich positioniert hat ?!?!

Viele Grüße
Stefan

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