Das erste Opfer der Torpedokrise.

Begonnen von Albatros, 13 Juli 2008, 19:31:37

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Albatros

U-39 http://www.uboat.net/boats/u39.htm unter Kapitänleutnant Glattes (01.09.41 Korvettenkapitän in Gefangenschaft bis 08.04.47)ist das erste deutsche U-Boot das im Zweiten Weltkrieg versenkt wird.
http://de.wikipedia.org/wiki/U_39_(Kriegsmarine) Als Ursache kann man hier die Torpedoversager annehmen.
Position des Gefechtes http://www.uboat.net/boats/patrols/patrol_276.html

KTB/SKL   22 Sept, 1939

Von U 39 liegen keine Nachrichten vor. Boot müßte planmäßig bereits in die Heimat zurückgekehrt sein: das Fehlen jeglicher Nachricht von U 39 (Kommandant Kapitänleutnant- Glattes ) trotz mehrfacher Standortnachfrage gibt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Im Zusammenhang mit dem Schicksal des Bootes verdient eine englische Rundfunknachricht über Eintreffen der ersten gefangenen deutschen Marineangehörigen auf einem Londoner Bahnhof Beachtung.


Um so mehr man sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges beschäftigt wird immer deutlicher wie Unvorbereitet die Wehrmacht insgesamt war,wie viele Fehler in den einzelnen Teilstreitkräften gemacht wurden und wie viele Versäumnisse es vor und während des Krieges in Forschung und Entwicklung gegeben hat.

Die Torpedokrise ist ein Beleg dafür http://www.u-boot-archiv.de/krieg/boote_ohne_waffe.html 
und http://www.beepworld3.de/members12/silentspy2/torpedogeschichte.htm

Für die meisten alles nichts Neues was ich hier so von mir gebe aber vielleicht intressiert`s ja den einen oder anderen?. :MV:

Gruß, :MG:

Manfred


t-geronimo

Zitat von: Albatros am 13 Juli 2008, 19:31:37
...Um so mehr man sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges beschäftigt wird immer deutlicher wie Unvorbereitet die Wehrmacht insgesamt war,wie viele Fehler in den einzelnen Teilstreitkräften gemacht wurden und wie viele Versäumnisse es vor und während des Krieges in Forschung und Entwicklung gegeben hat....

Ich denke mal, daß das aber kein Phänomen ist, welches nur auf den 2. WK zutrifft oder überhaupt nur auf den Krieg.
Egal, welchen Konflikt in jüngerer oder älterer Zeit man sich genauer unter die Lupe nimmt und analysiert; egal, welchen Einsatzbericht von Feuerwehr, THW, Rettungsdienst oder sonstwem ich mir genauer anschaue; egal, welchen Bereich des täglichen Lebens man einer Prüfung unterzieht:
Immer wieder kommt später dieses "Wie konnten die nur...", "Warum haben die nur..." oder "Warum haben die nicht..." - auf deutsch: Wie kann man nur so blöd sein.
Im nachhinein ist man eben immer schlauer, hat man mehr Informationen, Kenntnisse und Wissen.
Egal, ob Entscheidungen nun im kleinen, taktischen Bereich gefällt werden ("Drehe ich nun besser nach Backbord oder nach Steuerbord?"; "Positioniere ich das Löschfahrzeug nun besser an der Hausecke oder weiter weg?"; "Lieber rote oder weiße Rosen für die Angebetete?") oder im großen, strategischen ("Baue ich mehr U-Boote oder lieber mehr Panzer?"; "Wie viele Drehleitern braucht meine Stadt?"; "Lieber Online-Dating oder besser in der Disco baggern?") - Entscheidungen werden immer auf der Basis des aktuellen Wissens und auch auf gesundem Vorrausschauen gefällt.
Und beides ist eben anfällig - Wissen muß nicht komplett sein, Vorrausschauen kann in die völlig falsche Richtung gehen.
Und wenn dann später Informationen vollständiger sind, Tendenzen sich klarer herauskristallisieren - tja, dann kommt eben so ein "Wie konnten die nur so dumm sein..." heraus. Egal, um welchen Bereich des Lebens es geht - trifft doch fast immer zu.
Und machen wir uns nichts vor. Das wird auch immer so bleiben. Die Welt und das Wissen werden trotz aller Technologie und was weiß ich noch was nie vollendet sein.
Und das ist eigentlich auch gut so...


Ich merke gerade, daß ich ziemlich vom Thema abschweife. Jetzt lösche ich aber nichts mehr, dazu war's zuviel tippen....  :|
Sorry for that!  :-D
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Big A

Wobei die Torpedokrise auch die UNS hatte, deren Torps des ersten Kriegsjahres 1942 waren auch nicht gerade durch übergroße Zuverlässigkeit bekannt. Das Marienministerium hat die Fehler lange Zeit auch nicht wahrhaben wollen und die Schuld an den Fehlschüssen, Kreisläufern und Versagern häufig auf die Kommandanten abgewälzt.
Bis repetas no semper placuit deos :MZ:

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Albatros

Moin Thorsten,

ja,stimmt wenn`s Taktik und Strategie betrifft hast Du ganz sicher recht.Kann man hinterher immer schlauer sein.Auch bei technischen Entwicklungen die nicht genügend vorangetrieben wurden weil man sich auf andere mehr konzentrierte,trifft dies zu.

Aber z.B.bei der Torpedokrise kam ja folgendes zu Tage, im April 1940 beauftragte Großadmiral Erich Raeder, einen Ausschuss damit, die Ursachen der deutschen Torpedo-Versager herauszufinden. Die Arbeit dieser Torpedo-Kommission legte die Wurzel der Torpedo-Krise bloß, und sie enthüllte, daß bei der Entwicklung und beim Bau der deutschen Torpedos technische Stümperei, Unzulänglich, Selbstgerechtigkeit und Uneinsichtigkeit geherrscht hatten.

Das kann man jetzt glaube ich nicht damit rechtfertigen.........hinterher weis man alles besser.

Gruß, :MG:

Manfred


Big A

@ albatros

zu einem fast wortgleichen Ergebnis kam auch der Untersuchungsausschuss der USN, nur da  war es für vile U-Bootfahrer auch zu spät

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

ufo

Spannend zum Thema 'Torpedokrise' ist das vor nicht so langer Zeit erschienene Buch "Eine Andere Sicht" von Heinz Trompelt.
Der gute Mann ist immerhin als Torpedomechaniker Maat auf dem recht erfolgreichen U-Emmermann mitgefahren. Er sollte einige Ahnung von der Materie haben.

Er bemaengelt auch (und vor allem!) die Ausbildung in zwei wichtigen Punkten:

Die Kriegsmarine habe – so schreibt er – zu keiner Zeit Torpedoschiessen in Tidengewaessern geuebt. Trompelt vermutet, dass viele sogenannte Torpedoversager bei Weseruebung (aber auch bei Priens Scapa Flow Unternehmung) einfach verdriftet sind, weil die Kommandanten die Abdrift im Tidenstrom nicht oder falsch einkalkulierten.
Nirgendwo in der Ausbildung von U-Bootskommandanten tauchte dieser 'Spezialfall' auf. Schiessen im freien Wasser ist entfernungsunabhaengig. Wenn Gegnerfahrt und Vorhaltewinkel stimmen ist es egal, ob der Dampfer eine halbe oder zwei Meilen weit weg ist. Torpedo und Ziel liegen auf Kollisionskurs.  Schiessen im Tidenstrom hingegen ist entfernungsabhaengig. Je weiter das Ziel entfernt desto groesser der durch die Stroemung bedingte zusaetzliche Vorhaltewinkel. Trompelt vermutet, dass gerade im Rahmen von Weseruebung recht massiv danebengeballert wurde und hinterher eben einfach die Torpedos schuld sein sollten.   

Das Regeln von Torpedos schliesslich sei in der Ausbildung viel zu wenig wichtig genomen worden.  Die Druckdosenregler fuer den Tiefenlauf der Torpedos seinen enorm anfaellig gegenueber Druckunterschieden im Boot gewesen. Wenn der Torpedo im Boot bei dem in Tauchfahrt oft vorhandenen Ueberdruck geregelt wurde und nicht an der Oberflaeche, dann verglich die Druckdose des Torpedos fuer den Tiefenlauf eben nicht Atmosphaerendruck gegen Wasserdruck sondern Atmosphaehrendruck plus einige Prozent gegen den Wasserdruck und lief prompt entprechend tiefer ... unter dem Ziel durch. Fehler der komplexen Waffe Torpedo oder Fehler des ueberforderten Personals?


Trompelt bestreitet nicht, dass es eine Torpedokrise gab. Die U-Boote, die beim Buergerkrieg vor Spanien eingesetzt wurden kamen mit haufenweise unbrauchbaren Torpedos zurueck. Auch hier war die empfindliche Regelung ausgefallen. Das stellte man auch brav fest bei der Kriegsmarine nur tat man wenig daran.
Trompelt geht aber davon aus, dass ein ganz erheblicher Teil der 'Torpedokrise' eine Ausbildungskrise war. 

Ufo

Benny-U-30-Licht

Da ich war selber U-Bootfahrer, auch von meinem Opa(u-48,U 67 und U 109) weiss ich das die Torpedos manchmal auch einfach einen Knick nach dem verlassen des rohres gemacht haben. die Steuerung war fehlerhaft. das Wiederum hat mit dem ansteigendem Luftdruck bei langer Tauchfahrt zutun. da die Torpedosteuerung sehr empfindlich auf Druckunterschiede war. Dadurch liefen die Torpedos viel zu Tief.....
Es gibt nur 3 Arten von Menschen:1. die Lebenden, die Toten und 3. die zur Seefahren

Woelfchen

Das verhalten der Torpedos (zu tiefes laufen) hätte doch bei dementsprechender Ausbildung vielleicht auch (teilweise) kompensiert werden können.

In etwa so:
Wie tief sollen die Torps laufen?
6m!
Druck im Boot?
0,4 Bar Überdruck!
Dann stellt sie auf 2m Tiefe!

Oder ist so etwas unvorstelbar?
Gruß,
Johannes

Benny-U-30-Licht

das wäre Theoretisch möglich, doch der Mechanismus im Torpedo ist ja nicht immer von dem Überdruck beschädigt worden. wie soll man wissen welcher Torpedo funkt und welcher nicht. die einstellung der Tiefe ist vom Ziel abhängig. wenn du ein Torpedo auf ein Schlachtschiff abschiesst solltest du mindesten ca 6-7m Tiefe einstellen. sonst geht der Torpedo in den oberen teil des Rumpfes. da die Panzerung bei vielen schiffen nach untenhin abtepfert wird, sollte der Torpedo im unteren Teil einschlagen. bei Magnet-Pistolen ist das wiederum anders. Da muss der Torpedo unter das Ziel und zündet dann im Magnetfeld des Zieles.Wenn der Topedo zu tief ist geht er einfach unter dem Ziel durch, weil das Magnetfeld nicht ausreicht für die Zündpistole.... :-D
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