Baubericht: Deutsches Sprengboot

Begonnen von Dergl, 12 Mai 2008, 22:08:40

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Dergl

Hallo Modellbauer,

eigentlich ist dieses kleine Modell nicht der Rede wert... oder doch?!

Ich habe mir von AeroNaut das deutsche Sprengboot 1:10 zugelegt. Gedacht als kleiner Lückenfüller, bis es an den Umbau meines Fischkutters in ein Vorpostenboot geht. Interessant ist das Modell vielleicht für Modellbau-Nostalgiker: der Bauplan und das ganze Design, inklusive des Karton, ist aus den 50er Jahren. Auch kann man aufgrund des Maßstabs und der nahezu vom Original vergleichbaren Techniken, einen guten Überblick zum Original bekommen. Deshalb also hier mein kleiner Baubericht.

Zuerst zum Lieferumfang:
Der Karton: keine Ahnung, ob AeroNaut nur die Nostalgiker beglücken wollte, und die neu erstellten Bausätze unverändert anbietet, oder ob man nur den Karton vom Staub befreite, und ich was wirklich altes bekommen habe. Ich habe jedenfalls nirgendwo einen Hinweis auf ein Fertigungsdatum gefunden. selbst die beigefügte Stückliste wurde sehr offensichtlich von Original einfach kopiert und mit Schreibmaschine (!) mit der aktuellen Liefernummer versehen. Unddas wahrscheinlich auch schon vor 20 Jahren.

Der Bauplan ist in 2 Ausfertigungen vorhanden: einmal für Modell-Benzinmotoren und einmal für Elektro-Motoren. Nun, gehen wir einfach mal davon aus, das die Typangaben der 50er Jahre vielleicht bei der Beschaffung von Motoren nicht mehr besonders hilfreich ist, weil diese Motoren womöglich nicht mehr im aktuellen Katalog auffindbar sind.
Im Bauplan sind nur seeeehr grobe Angaben zu einer Fernsteuerung enthalten. Also muss hier improvisiert werden. (wie sich später noch herausstellt, gilt das auch für den Rest des Bausatzes, dazu aber später). Ansonsten hat der Bauplan für gelernte Technische Zeichner alleine schon einen nostalgischen Wert: auch wenn ich seit 20 Jahren ein großer Freund von CAD bin, erkenne ich das Werk eines wahren handarbeitenden Künstlers. Respekt!

Die Materialien sind, gelinde gesagt, eher nicht die erste Wahl. Ich habe 7 unterschiedliche Holzsorten gezählt. Nein- nicht unterschiedliche Dicken der Bretter, sondern wirklich die Sorten. Das ist ja noch ok. Aber die Oberflächenqualitöt ist nicht so dolle. Besonders schlecht sind die 1mm Sperrholzbretter der Beplankung. Sehr ärgerlich dabei ist, das man beim Ausschnitt nicht daran dachte, die eh schon qualitativ schlechtere Seite mit den Löchern nach innen zu legen. Eine >Seite muss also sehr gespachtelt werden. das 2mm Balsaholz ist sehr brüchig. Beim späteren Bearbeiten hatte ich auch bei 1mm Sperrhölzern diverse Bruchstellen... aber dies war eher wegen fehlerhafter Planung und Stanzung. Apropos: irgend jemand hat einmal die Spanten von 4mm auf 5mm dicker gemacht. Dummerweise sind dabei einige der kleineren Stütz-Spanten des Aufbaus nicht geändert worden: Nicht nur, das die AUsschnitte alle zu klein sind, sondern auch, das bei Vergrößerung auf 5mm Ausschnitte reilweise nur 1mm Material zum nächsten Ausschnitt bleibt (wie gesagt: improvisieren ist angesagt).

Einige Bauteile sind ganz offensichtlich in den Wirren der letzten Jahrzehnte weggelassen worden, jedoch ohne dies auf den Bauplänen zu ändern. Beispielsweise fehlt der Lufteinlass des Diesels. Das Ruder ist als 1mm Sperrholz ausgelegt. Meiner Meinung nach für einen Fahrbetrieb ungeeignet. Wir werden sehen. Auch fehlen die Nieten, wie man bei den Verbindungsblechen der Kielteile verwenden soll. Und, ganz deutlich gesagt: im Baukasten ist nichts enthalgten, das für den Einbau von Motoren, Servos oder Batterien hinweist. Aber das sehe ich eher als kleine Herausforderung.

Die 5mm Bretter der Spanten sind auf einer Seite ok. Aber die Rückseite: sowas von Faserig und schlecht gestanzt habe ich noch nicht gesehen! Nur gut, das man das später eh nicht sieht. Aber trotzdem - schade.

Nun zum Spantengerüst:
Der Bau macht echt Spaß! Man muss zwar etwas kniffeln und beischneiden, aber man kommt sich fast vor wie in einer kleinen Yachtwerft. Sehr schön ist die Wellendurchführung gelöst. Hier wurde der Kiel unterbrochen und ein vorderer und ein hinterer Teil erstellt. Bede Teile werden mit besonders stabilen Messungblechen verbunden. Durch die Lücke wird das Stevenrohr geführt.
Für meinen Speed400 von AeroNaut habe ich einen Motorsockel konstruiert. Nur gut, das ich 3D-CAD eingesetzt habe, um das Sprengboot mal nachzubauen. Damit kann ich verschiedene Szemarien austesten. Beispielsweise habe ich hierbei festgestellt, das der Motor nicht in der Flucht der Wellenachse eingesetzt werden kann. Der Motor hat dazu einfach einen zu großen Durchmesser. Also konnte ich schnell ermitteln das der Motor in der Kardankupplung um 10Grad gekippt werden musste. Danach habe ich dann die Motoraufhängung konstruiert.

Mittlerweile habe ich bereits eine Planke (sind eh nur 4 Stück) angebracht, aber davon noch keine Bilder. Ansonsten sagen die Bilder eh mehr als meine bisherigen 1000 Worte.

Ich versuche, trotz Bastelwut weiter zu dokumentieren.

Detlef



Karsten

Hallo Detlef,

klasse Baukasten! Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt/gab.

Das Sprengboot gibt es in 1:87 auch aus Resin von Artmaster (www.artitec.de).

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

Dergl

Hi Forum,

an den beiden letzten Wochenenden kam die Beplankung auf die "Rippen". Diese Beplankung besteht aus nur 4 dünnen 1mm Brettern, also für jede Seite ein Seitenbrett und ein Unterbrett.
Trotz vorgefertigter Ausstanzung eine ziemliche Fummelsarbeit (die Ausstanzung ist allenfalls dafür da, auf +-3mm eine Vorform zu erhalten).
Ein Brett wird zunächst an einer seiner "einfachen" Seite achtern ausgerichtet und an der Bugseite angeformt, z.B. mit heißem Wasser. Später wird dann achtern angeklabt und nach Trocknen der Bugbereich. Mit einem Überstand von ca. 2mm je Seite kann dann alles überflüssige Material entfernt werden.
Im Bugbereich habe ich das "Kollisionsdreieck" zwischen vorderstem Spant und den Brettern der Bordwände großzügig mit StabilitExpress befüllt. Das hat sich später bei Schleifarbeiten in diesem Bereich sehr nützlich gezeigt, da ich teilweise mehr als 1mm (=Dicke der Bordwände) abnehmen musste.

Im Original ist eine "Fahrducht" vorhanden: Dies ist lediglich ein Loch im Deck. Am Boden sind einfache Flurplatten verlegt. Eine Begrenzung zu den Seiten oder nach vorne in den Bugbereich ist nicht vorhanden.
In meinem Modell habe ich mich dafür entschieden, eine geschlossene Fahrducht einzubauen. Bei evtl. Überschlägen oder starken Wellen auf dem See ist das Eindringen von Wasser dadurch verhindet. Außerdem habe ich den Boden der Fahrducht nicht direkt auf den Unterboden des Bootes platziert, sondern 10mm höher.
Dies hatte zunächst den Grund, Platz für das Rudergestäge des zunächst vorne geplanten Steuerservos zu haben. Da der Steuerservo nun doch achtern liegt, verbleibt lediglich der Vorteil der verkleinerten offenen Ducht und dem damit vergrößerten Auftriebsvolumens bei einer Havarie.

Der Steuerservo wird nun also doch achtern eingebaut. Hier geht es sehr (!) beengt zu, zumal der Ruderhebel am Servo nicht in gleicher Höhe wie die Durchbrüche des Rudergestänges liegt. Ein kleiner Servo wäre hier zwar die lösung, aber unsportlich.
Das Rudergestänge wird später aus 1.5mm Messingdraht gebogen. Durch die Umlenkung innerhalb des Hecks wird nur wenig "Stellhub" möglich sein... ich schätze den Rudereinscglag hierbei auf max +1 30 Grad. Wir werden sehen, wie die Fahreigenschaften sind.

Im Original wird das Ruder über einen U-förmigen Hebel bedient. Beide Enden de "U" ragen durch die Durchbrüche des Heckspiegels nach innen. Das mitgelieferte Sperrholz ist genau an dieser Stelle der hoch beanspruchten Enden quer gemasert. Es brach bereits beim ausschneiden auseinander und hatte damit sofort jegliches Vertrauen auf einen Einsatz auf dem Wasser verloren.
Also habe ich die Enden des "U" abgenommen, wodurch nur ein Querhebel verblieb. Diesen Querhebel habe ich mit einem Messingdraht verstärkt, der an den Enden außerdem zu Ösen gebogen wurde. Zur weiteren Versteifung des Ruders wurden diverse kleine Brettchen angebracht.

Tja, das hat man nun davon, einen Bausatz aus den 50er Jahren auf´s Wasser bringen zu wollen: Improvisationen!

Fortsetzung folgt

Detlef

Dergl

Hi Forum,

mit dem Sprengboot geht´s voran. Anbei die Fotos von vor 2 Wochen, bei denen man recht gut den Einbau des Motors sehen kann.

Den Halter des Motos habe ich noch durch oben liegende Streben verstärkt. Sonst habe ich eher Langsamläufer und war über die Schwingungen dieses 400er-Motors ertwas erstaunt, deshalb die extra Streben.

Wegen des Ruders habe ich lange überlegt. Die Bausatzempfehlungen habe ich ignoriert, weil ich ja auf´s Wasser will. Aber der Bausatz hat alles enthalten, um eine stabile Ruderlagerung zu erstellen. Die rechteckigen Löcher zur Durchführung des Rudergestänge habe ich übrigens mittlerweile geändert. Ich habe mich aus Gründen des Bauraums und des damit verbundenen Auslenkungsweges für eine Ansteuerung mit Seilen entschieden. Nun, das hat außerdem den Vorteil, das dies mehr dem Original entspricht.

Fortsetzung folgt

Detlef

moin1900

Moin Moin

Hab was passendes zum Thema gefunden
http://www.smc-noris.de/spreng.htm
Vielleicht schon bekannt !

Viele Grüße
moin1900

Spee

Servus,

nur einen kleinen Einwand zu diesem Artikel. Italienische M.T.M.-Boote waren keine umgebauten Sport-Motorboote.
M.T. (Motoscafo Turismo) war die Tarnbezeichnung für Sprengboote. M.T.M. = Motoscafo Turismo Modificato (modifizert) bzw. Migliorato (verbessert).
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

moin1900

#6
Moin

Danke für die kleine Korrektur !
Wer mehr über die MTM boote erfahren möchte
guckt einfach hier
http://www.regiamarina.net/arsenals/mtm/mtm_us.htm  top
http://www.ag-schnelle-boote.de/sprengboote.html
http://www.anaim.it/uomini_e_mezzi.htm
http://www.2iemeguerre.com/navires/barchino.htm

Viel Grüße
moin1900

Dergl

Hi Forum,

das kommt davon, wenn man andere Projekte anfägt und immer nur an Wochenenden Zeit hat: wegen des SWATH habe ich das Sprengboot etwas vernachlässigt  :cry:

Nun denn: jedenfalls ist es immerhin soweit gediehen, das ich damit gestern zum zweiten mal auf dem Wasser war. Beim ersten mal war die Gewichtsverteilung schauderhaft, der Propeller zu groß (auch wenn der empfohlene Propellerdurchmesser verwendet wurde), die Fahrleitung mangelhaft und die Ruderwirkung kaum vorhanden.

Gestern war´s dann besser, nachdem etwas nachgearbeitet wurde.

Motor: Der 400er Motor hat sich bewährt. Er wird zwar reichlich heiß, jedoch war für Kühlrippen kein Platz.
PowerPack: Neuer selbst erstellter PowerPack aus 6x Mignon Panasonic NiMH... alos fahre ich mit ca. 7V. Gleichzeitig wird der Empfänger damit versorgt.
Ruderwirkung: bei mittlerer Fahrtstufe ein Wendekreis von ca. 1m. Bei voller Fahrtstufe reißt der Wasserstrom ab und der Wendekreis erhöht sich plötzlich auf ca. 5m! Mir scheint das Ruder zu klein, auch wenn es maßstäblich passend ist.
Geschwindigkeit: Man wird wohl kein Speed-Rennen damit gewinnen, aber der kleine Floh ist ein echter Wildfang.
Fahrtdauer: Trotz des 400er Motors reicht´s für ca. 1 Stunde auf dem Wasser, wenn man nicht die ganze Zeit den wilden Max macht.
Fahrtbild: Ganz akzeptabel. Aber die Bugwelle macht mir etwas Sorgen. Die werde ich "brechen" müssen, wie man auf einem der Bilder sehen kann.

Aber es bleibt trotz des Zwischenerfolges noch einiges zu tun:
- hier und da ein paar Details, z.B. Trittbretter und Handgriffe
- Schaltpult, Fahrersitz, Steuerknüppel
- Hull-Nummer
- und nicht zuletzt: eine zusätzliche Leiste an der Bootsseite. Bei voller Fahrtstufe ist die Bugwelle zu homogen. Das heist, eine durchgehende Wasserwand bildet sich am gesamten Seitenteil des Rumpfes, was eine unerwünschte Sogwirkung bedeutet. Ich werde durch eine zusätzliche kleine "Schlingerleiste" im vorderen Rumpfbereich die Bugwelle wegbrechen und ein besseres Gleiten erzielen. Sowiel zum Plan.

winni

Es sind immer die Abenteurer die große Dinge vollbringen.


Montesquieu.

madtatt

Ahoi Detlev.
Sieht klasse aus dein Sprengboot. top
Liegt auch super im Wasser.
Bin schon auf das Endergebniss gespannt.
Mit freundlichen Grüßen, Jölle.


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