Namen/Werften/Politik/Bundesmarine

Begonnen von Spee, 18 April 2008, 08:44:43

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Spee

Dieser Thread wurde aus dem Bilderthread von Reinhard über die Korvette "Braunschweig" abgetrennt!!

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=6462

Servus,

"Prinzregent Luitpold" oder "Kronprinz Wilhelm" ist, glaube ich, nicht mehr ganz zeitgemäß. Insgesamt hat man bei der Bundeswehr eh etwas das Gefühl, Traditionspflege vor 1955 gibt's nicht. Ok, das haben wir dem braunen Mist zu verdanken, aber was haben die Matrosen der "Ariadne", "Frauenlob" etc. mit Adolf zu tun?
Die Bundeswehr erscheint mir ein wenig als eine Armee ohne Tradition.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Big A

ZitatDie Bundeswehr erscheint mir ein wenig als eine Armee ohne Tradition.

Definitiv nicht, sondern es geht um die richtige, sprich demokratische Tradition. Somit sind bestimmte NAmen, die wir auch schon in der Bw hatten ad acta zu legen. Die Benennung von Kasernen und Schiffen / Booten nach Gemeinden, Landstrichen (JaboG "Friesland" z.B.) finde ich persönlich allemal besser als die Benennung nach "Persönlichkeiten". MAn kann sich da mit seiner Einheit viel mehr identifizieren.
Bei der Benennung nach "Persönlichkeiten" besteht immer die Gefahr, dass die vielleicht doch einen dunklen Fleck in der Vita hatten oder dass sonst irgend jemand ein Haar in der Suppe findet und man die Einheit / Liegenschaft wieder umbenenneb muss.
Zitat"Prinzregent Luitpold" oder "Kronprinz Wilhelm" ist, glaube ich, nicht mehr ganz zeitgemäß.
Jaja, damals gab's ein Kaiserhaus, dann kam das "Marine-Officier-Corps", heute haben wir keinen Kaiser mehr (der vom FCB)ist ja sowieso nicht ernst zu nehmen)

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Peter Strasser

#2
Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort' und Werke
Merkt' ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Thu' ich Wunder auch.



So, so, Traditionspflege in der Deutschen Marine (so heißen die Seestreitkräfte der bunten Republik Deutschland jetzt ja wohl) entwickelt sich hier zum Thema.

Da möchte ich jetzt auch kurz etwas Krötenblut und ein Spinnenbeinchen in den Trank werfen.

Zitat von: Spee am 18 April 2008, 08:44:43
Insgesamt hat man bei der Bundeswehr eh etwas das Gefühl, Traditionspflege vor 1955 gibt's nicht. Ok, das haben wir dem braunen Mist zu verdanken, aber was haben die Matrosen der "Ariadne", "Frauenlob" etc. mit Adolf zu tun?

Es gab durchaus schon Traditionsnamen in der Deutschen Marine und es gibt sie noch und auch wieder.

Beispielhaft für weitergeführte oder gar neu eingeführte personenbezogene Traditionsnamen:



Gorch Fock Gneisenau Scharnhorst Graf Spee
Scheer Raule Brommy Wilhelm Bauer
Rommel Mölders Lütjens Hipper


Beispielhaft für weitergeführte nicht personenbezogene Traditionsnamen:

Köln Emden Augsburg Karlsruhe
Lübeck Braunschweig Bayern Brandenburg
Berlin Schleswig-Holstein Thetis Biene

Weiter zu nennen:
U1, U2, U3, …
S61, S62, S63,… nachträglich noch verstärkt durch Zugaben der Traditionsnamen wie Gepard, Bussard, Geier, usw…

Hier versagt übrigens schon die kurze Tradition der Seestreitkräfte der Bundesrepublik Deutschland:
Hätten doch die EGVs nach Seen, Gebirgen, Inseln, Sänden, Landschaften oder Städten endend auf …burg benannt werden müssen. Das ist ja wohl weder bei „Berlin“ noch „Frankfurt am Main“ der Fall.
Auch der Rückgriff auf traditionelle (kaiserliche) Städtenamen von den kleinen Kreuzern ist bei einigen Fregatten der Klasse F122 der erste Bruch mit der recht kurzen Tradition der BM.

Zitat von: SchlPr11 am 17 April 2008, 19:23:22
Vom SchlPr.11:
Der Name BRAUNSCHWEIG geht nach Aussage Adm. Strickers auf die Traditionen des früheren Geleitbootes zurück. Es wurde gleichzeitig an das gleichnamige Linienschiff, für die Schwesterboote auf den Kreuzer MAGDEBURG, die Linienschiffe OLDENBURG verwiesen.

Zitat von: Big A am 18 April 2008, 09:54:07
ZitatDie Bundeswehr erscheint mir ein wenig als eine Armee ohne Tradition.

Definitiv nicht, sondern es geht um die richtige, sprich demokratische Tradition.

Hier muss man sich jetzt wohl einige Gedanken um das demokratische und (kurzzeit-)traditionelle Verständnis der aktuellen deutschen Seestreitkräfte machen.

Beispiele:

Gorch Fock:
Der demokratische Hintergrund Johann Wilhelm Kinaus ist für mich nicht erkennbar.

»Mehr als auf die Wacht am Rhein kommt es jetzt auf die Wacht an der See an! England ist Rom, und wir sind Karthago, – goden Wind, Klaus Mewes!« [aus: Seefahrt ist not! 1913]

Dieser Name scheint mir mit demokratischen Traditionen nicht begründbar. Das Schiff an sich scheint nach aktueller Traditionssicht vor dem Hintergrund seines Ursprunges aus der „Horst Wessel“-Klasse und den Bau aus erzbraunen Bauteilen auf einer ehemals erzbraunen Bauwerft eh kaum vertretbar. Übrigens, die erste Gorch Fock und damit der Traditionsbegründer wurde am 3. Mai 1933 (!) getauft, brauner geht’s kaum.

Magdeburg:
Hier hat sich die Deutsche Marine entschlossen einen Namen aufleben zu lassen, der für so demokratiossche Schiffe wie den Kleinen Kreuzer SMS Magdeburg oder den Republikflüchtlingsjäger der DDR - MLR Magdeburg steht.
Auch hier stellt sich die Frage nach der Vertretbarkeit im Sinne der neuen Tradition.


Zitat von: Big A am 18 April 2008, 09:54:07
Die Benennung von Kasernen und Schiffen / Booten nach Gemeinden, Landstrichen (JaboG "Friesland" z.B.) finde ich persönlich allemal besser als die Benennung nach "Persönlichkeiten". MAn kann sich da mit seiner Einheit viel mehr identifizieren.

Bad Rappenau, Dillingen, Bad Bevesen, noch besser: Sulzbach-Rosenberg, dass sind wirklich nicht unbedingt Namen mit denen ich mich identifizieren kann. Das mag vielleicht auf die fünf Herren, bzw. Damen die aus diesen Orten kommen und zufällig auch noch auf dem gleichnamigen Dampfer gelandet sind zutreffen, für den Rest jedoch nicht.
Im übrigen dürfte es in internationalen Verbänden immer für große Freude sorgen wenn man erklären darf, dass man vom „federal german mine hunting vessel sulzbach-rosenberg“ sei.

Ich selbst kann mich da weit mehr mit den Reformern Gerhard von Scharnhorst, August Neidhardt von Gneisenau und Hermann von Boyen identifizieren. Auch unbraune Herren aus den Befreiungskriegen wie Ludwig Yorck von Wartenburg, Gebhard Leberecht von Blücher, Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow oder Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Oels bereiten mir hier keine Probleme.

Aber bleiben wir bei der neuen Tradition.

Zitat von: Big A am 18 April 2008, 09:54:07
es geht um die richtige, sprich demokratische Tradition.

Zitat von: Big A am 18 April 2008, 09:54:07
Die Benennung von Kasernen und Schiffen / Booten nach Gemeinden, Landstrichen (JaboG "Friesland" z.B.) finde ich persönlich allemal besser als die Benennung nach "Persönlichkeiten".

Wenn ich dieses im Kontext des ganzen Pfades richtig verstehe, so sind die derzeitigen deutschen Seestreitkräfte frei von Ihren Vorgängern, da diese ja nicht einmal als solche angesehen werden (wie steht es da eigentlich mit der Bundesmarine von 1848?).

Zudem sind Landschaften und Städtenamen grundsätzlich i.O, da sie völlig wertfrei sind und sich jeder ganz toll damit identifizieren kann.
Das heißt dann wohl, dass man zukünftig, wenn es die entsprechenden Partenrschaftsbewerbungen geben sollte, mit folgenden Schiffen rechnen darf:

Fregatte Nürnberg Versorger Dachau

oder aktueller:

Minenjäger Bautzen Korvette Hoyerswerda

Ich kann hierzu nur empfehlen mal in den Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege der Bundeswehr nachzulesen.

Hieraus nur kurz:
„1. Tradition ist die Überlieferung von Werten und Normen. Sie bildet sich in einem Prozeß wertorientierter Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Tradition verbindet die Generationen, sichert Identität und schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Tradition ist eine wesentliche Grundlage menschlicher Kultur. Sie setzt Verständnis für historische, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge voraus.

[…]

6. Die Geschichte deutscher Streitkräfte hat sich nicht ohne tiefe Einbrüche entwickelt. In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos mißbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.

[…]

12. Traditionspflege ist Teil der soldatischen Ausbildung. Sie soll die geistige und politische Mündigkeit des Soldaten und die Einbindung der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft fördern. Die Pflege von Traditionen soll der Möglichkeit entgegenwirken, sich wertneutral auf das militärische Handwerk zu beschränken.

[…]

29. Kasernen und andere Einrichtungen der Bundeswehr können mit Zustimmung des Bundesministers der Verteidigung nach Persönlichkeiten benannt werden, die sich durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben.“

Was spricht also gegen eine „Blücher“ oder „Jachmann“

In diesem Sinne wünsche ich der Deutschen Marine noch ein schönes traditionskorrigiertes Dasein.


Peter Strasser

In der allgemeinen Haushaltsnot ist der Umgang des öffentlichen Auftraggebers (öAG) mit den werften doch recht rüde geworden.
Ich denke, dass es da nur legitim ist, wenn sich die Werften durch die Gründung einer ARGE wehrhaft aufstellen, damit sie nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Das hat nichts mit Kraft zu tun, höchstens mit Leidensfähigkeit.

Wenn der öAG das nicht rechtzeitig erkennt ist es seine eigene Schuld.
So dämlich wie BMVg und BWB war Tirpitz zumindes damals nicht in seiner Werftpolitik.

Spee

@Peter,

danke, besser hätte ich meine Meinung nicht darstellen können  :TU:) !
Interessant daran ist, daß die DDR überhaupt keine Probleme damit hatte, militärische Einheiten oder Auszeichnungen mit Schill, Lützow, Scharnhorst oder Geisenau zu benennen. Mal ehrlich, eine Fregatte "Lützow" oder "Gneisenau" macht mit dem Namen allein 50% der Show.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Big A

ZitatIn der allgemeinen Haushaltsnot ist der Umgang des öffentlichen Auftraggebers (öAG) mit den werften doch recht rüde geworden.
Es ist schon interessant, dass der öAG in den Zeiten, als es den Werften recht schlecht ging, immergut dafür war, dass mitdem BAu von Kriegsschiffen Arbeitsplätze und technonlogische Weiterentwicklung gesichert wurden. Mit letzterer konnten dann die Werften international reussieren. Das ist ansichnicht verwerflich, jeder Staat fördert seine Werften so gut er kann /will. Aber inzwischen hat sich mE eine Art Selbstbedienungsmentalität entwickelt, nachdem die Kosten einer Werft / Entwicklung / Erprobung sozialisiert werden sollen, die Gewinne aus den folgenden Aufträgen aber privat bleiben.(ja, es werden - hoffentlich - Steuern gezahlt, diese heben aber die Vorleistungen nicht auf)
ZitatSo dämlich wie BMVg und BWB war Tirpitz zumindes damals nicht in seiner Werftpolitik
Ob dämlich vermag ich nicht zu beurteilen, aber die Beschaffungswege sind grundgesetzlich geregelt, eigene Marinewerften gibt es nicht. Vielmehr hat sich BWB endlich auch dazu durchgerungen, ein striktes Gewährleistungssregime einzuführen und nun muss der Bund eben nicht mehr jeden Schrott abnehmen, dass da die Werften aufmucken ist doch klar.
ZitatAuch der Rückgriff auf traditionelle (kaiserliche) Städtenamen von den kleinen Kreuzern ist bei einigen Fregatten der Klasse F122 der erste Bruch mit der recht kurzen Tradition der BM.
Nun ist aber zu fragen, was bei Städtenaen an sich verwerflich sein soll. Sicher wäre es ungeschickt, eine Einheit nach "Dachau" zu benennen, aber, der GröFaZ liebte auch Wagner und Schäferhunde, trotzdem werden sowohl die Opern weiter aufgeführt und die Hunde weiter eingesetzt.

Die "Gorch Fock" wurde übrigens 1958 in Dienst gestellt, die Bücher Kinaus sind aus der Zeit zu lesen und man kann auch einem Karl May nationalistische Tendenzen unterstellen....

Die Benennung nach kleinen Orten wie unten aufgeführt mag vielleicht lächerlich erscheinen, ist aber auch als Punkt der Verankerung der Marine in das gesamte Land auffassbar, warum sollen es immer nur die großen Namen sein?

Die EGV sind eine Klasse für sich, daher auch die abweichende Namensgebung.

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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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dark-schnuffi

Servus,

das finde ich ja mal richtig interessant.
Manchmal hat man ja wirklich das Gefühl, die Bundeswehr muß jeden Unfug annehmen (siehe am Beispiel der Korvetten). Oder lag der Unfug im Forderungskatalog der Bundeswehr?
Könnte ihr (Big und Luftschiffer) da mal Licht ins Dunkel bringen? Wäre sicher eine Diskussion, die nicht nur mich interessieren würde.

PS: Hat der Spee geschrieben, weil er nicht aufgepasst hat, wer eingeloggt ist  :-( !
Nutze jede Nacht, es könnte Deine letzte sein!
http://www.nebelbanner.de.vu

Big A

Die Ursachen für "jeden Schrott" mögen vielfältig sein, zumal die Diskussionin denMedien auch nicht immer mit der nötigen Fachkenntnis geführt wird. Die Bundeswehr als "Truppe" stellt Forderungen auf, die vom BWB umgesetzt werden, darauf scheiben die Anbieter ihr Angebot. Da mit Rüstungsgütern häufig technisches Neuland betreten wird ist natürlich mit Investitionskosten in nicht unerheblicher Höhe zu rechnen, die diese Produkte eben verteuern. die Frage ist aber nur, muss die Truppe Unzulänglichkeiten ausbaden oder muss "die Industrie" (wie immer man die auch definiert) nicht enger an die gemachten Zusagen gebunden werden. Bei neuen Rüstungsprodukten stellt sich eben manchmal erst bei der Erprobung heraus, dass nachgebessert werden mus. Da wir Schiffe aber nur in sehr kleinen Serien kaufen kann man nicht mit "Nullnummern" zur Erprobung arbeiten (wie z.B. bei Fahrzeugen, Panzern etc.) sondern führt die nötigen Versuche eben mit der Baunummer 1 durch. Gehässige Kommenatre sind dann natürlich so sicher wie das Amen in der Kirche

Axel (selbst geschrieben und eingeloggt :-P)
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Spee

@Axel,

klingt mir bischen nach Microsoft-Philosophie: Wir entwickeln etwas, wissen das es viele Fehler hat, aber die darf dann der Käufer/Nutzer suchen. Naja, inzwischen nicht nur Microsoft sondern deutscher Industriestandard.

Spee, der sich jetzt selbst eingeloggt hat  :-P
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Redfive

Das ist ja ein Thema geworden hier.
Tradition der Marine, Bauaufträge der BWB und ihre folgen.  :-)
Zur Tradition kann ich nur eins sagen, ich fand es schöner mit Schiffen zu fahren wie Lütjens oder Mölders als mit Sachsen. Na gut, mit Fregatte Mecklenburg-Vopommern konnte ich mich recht gut identifizieren da ich selber aus Meck-Pommen komme.  :wink:
Zu neubauten der Bundesmarine kann ich nur sagen das die Werften ihre Aufträge beim BWB wohl nicht immer sehr ernst nehmen.
Ich war auf Fregatte Sachsen als sie noch unter Werftflagge fuhr und die sogenannten Kinderkrankheiten erkannt und verbessert werden sollten.
Neue und inovative dinge wurden auch auf diesen Schiff nur bedingt eingaut, in den Schiffstechnischen Anlagen die meist verbaut wurden konnte man nur bedingt unterschiede zur 123ér Klasse sehen. Was ich persönlich schlecht finde von den Werften ist das sie mit minderwertigen Materialien das erste Schiff ausliefern, man ständig am nachbessern ist und die gleichen Fehler dann auch noch bei Schiff Nummer2 und 3 teilweise mit eingebaut werden und nachträglich verbessert werden.  :MS:
Mir kann auch keiner sagen das es neu für unsere Werften ist einen vernünftigen Abgasschacht zu bauen, der die Abgase ins freie leitet und nicht ins innere des Schiffes. Oder das die Antriebsdiesel extra für diese Schiffsklasse neu entwickelt wurden und innerhalb von 1 Jahr teilweise oder komplett zerlegt werden mußten. Genau wie mit den E-Generatoren, es gab keine Zeit auf der Sachsen wo nicht mind. ein E-Generator defekt war und das bei einen Schiff das zu dem Zeitpunkt noch nicht mal von der Marine übernommen war??
Wenn ich als privater Reeder mir bei den Werften ein Schiff bestelle und die kommen mit solch einen Eimer an der alle nase lang in die Werft muß um nachbesserungen über sich ergehen zu lassen und wo die Werften beim zweiten und dritten mal sich schon mockieren das sie die kosten nicht mehr übernehmen. Da wäre ich als privater Reeder schneller wider weg als man sehen könnte.
Sie sollten sich an die Verträge halten und gut ist, es wird von den Werften nichts unmögliches verlangt.

Gruß
Sven  :MG:
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

rosenow

Super, Klasse Bilder Reinhard !  top

Axel ,Thomas, @ all , weiß man wirklich wie Fertigstellung bis zur endgültigen Übergabe aus gekaspert wurde?
Bestellt und fertig oder waren solche Probefahrten unbedingt nötig und vorher abgesprochen, um eben dieses Schiff auf Herz und Nieren mit ihren neuen Anlagen zu prüfen, dass dabei auch der ein oder andere Mangel behoben werden muss, kann ich mir denken,  sollte aber nicht sein, dennoch kann ich mir eine Testphase vorstellen.

Microsoft-Philosophie ist gut  :-D :-D, ist aber wie Axel schon schreibt, auf solch einen großen Objekt  nicht anzuwenden und wird es wohl auch nicht.
Wir diskutieren hier über Zeitungsurteile, keiner kennt die genauen Gründe, oder doch?  :?

Da finde ich Sven`s (Redfive) Meinung, doch sehr professionell. (Kratz) :-D

gruss michael
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Langensiepen

#11
Nach einem Jahr des  Schweigens muß ich mich heute mal melden. Ich verspreche aber danach für  mindestens ein weiteres Jahr mein Maul zu halten.
Was Sven so von sich gegeben hat ist zum Teil Blödsinn und zeigt das er von einigen der von ihn aufgeführten Vorgang nur oberflächliche Informationen besitzt und den Rest durch Halbwissen ergänzt. Wer mich noch von B+V her kennt, weiß was ich von der Bundesmarine und B+V im besonderen gehalten habe. Über 27 Jahre war der Laden ausschließlich Broterwerb und ich habe offen meine Ironie über die Herrn Marinenoffiziere, die Rüstungsgläubigen und Blohmschen Traumtänzer ausgegossen. Dr. Wessel und Wolfgang werden dies fraglos bestätigen. Ich werde also im Folgenden nicht eine Verteidigungsposition B+V gegenüber einnehmen, versuche aber aus meiner   `Insiderposition` heraus etwas abzuklären: . 


Zu neubauten der Bundesmarine kann ich nur sagen das die Werften ihre Aufträge beim BWB wohl nicht immer sehr ernst nehmen.

Ist Ironie, oder?  Ernstnehmen kann man das ja wohl nicht

Ich war auf Fregatte Sachsen als sie noch unter Werftflagge fuhr und die sogenannten Kinderkrankheiten erkannt und verbessert werden sollten.

....ich war zu dieser Zeit bei B+V und habe die Sachsen von der ersten Planung bis zur Ablieferung tatkräftig begleitet.


Neue und inovative dinge wurden auch auf diesen Schiff nur bedingt eingaut, in den Schiffstechnischen Anlagen die meist verbaut wurden konnte man nur bedingt unterschiede zur 123ér Klasse sehen.
Hat wer anderes behauptet ?  Was Innovation angeht, so kann ich nach 28 Jahren als Meko-Konst. und als Träger einer Reihe von Meko- Patenten , mich über die Geschichte Innovativen – BWB- Marineamt – Truppe – Zulieferer – Werft reichlich auslassen. Die größten Ablehner und Bedenkenträger bei Neuerung des Meko-System waren die Herren Marineoffiziere, die ( ich werde jetzt ganz böse) oft überhaupt nicht verstanden um was es ging. Wir haben hier ja mal vor Jahren uns zum Thema REP-System ausgelassen. Es war ( ist) dieser Berufsbeamtenschwachsinn der vieles scheitern ließ. Ich habe jedenfalls für den für mich zuständigen Betreich nur Beamtenärsche ( ..noch 5 Jahren bis zur Pension ) erlebt.  Also Sven erst mal prüfen von wem Neuerungen und (oder) deren Verweigerung ausging.

Was ich persönlich schlecht finde von den Werften ist das sie mit minderwertigen Materialien das erste Schiff ausliefern, man ständig am nachbessern ist und die gleichen Fehler dann auch noch bei Schiff Nummer2 und 3 teilweise mit eingebaut werden und nachträglich verbessert werden. 

Das kann zumindest für die TK Werften bis 2005 nicht zutreffen. Was Fehlerausbesserung angeht, so mach dich bitte auch hier erst mal schlau. So wurden z.B. meine Geräte- Prallenten schon mech. gefertigt bevor das Schiff auch noch auf dem Helgen lag. Das war aus Preis- und Maschineneinsatzplanung nötig.Aus eigener Erfahrung weiß ich was das bedeutet. So hatte ich mich bei der OPZ F123 bei der Fundamentauslegung böse im Sprung vertan. Gemerkt wurde dies erst nach Verkabelung und Iso., so das es für die Doku-Änderung für Nr.2 zu spät kam. Aber so was muß du natürlich nicht wissen.

Mir kann auch keiner sagen das es neu für unsere Werften ist einen vernünftigen Abgasschacht zu bauen, der die Abgase ins freie leitet und nicht ins innere des Schiffes. Oder das die Antriebsdiesel extra für diese Schiffsklasse neu entwickelt wurden und innerhalb von 1 Jahr teilweise oder komplett zerlegt werden mußten.

Dieser hanebüchene Unsinn ist der eigentlich Grund meines Schreibens. Die Sache ist mir damals ja mehr als geläufig gewesen. Ich habe in meinen 42 Jahren Werft ( TB NDL , Rickmers, SUAG , Seebeck, B+V) eine Menge von groben, fahrlässigen Fehler erlebt, teilweise selbsr verursacht. Zwei der Schiff an denen ich die Ehre hatte mit rumzubasteln sind wegen techn. Probleme abgesoffen. Einens mit 190 Leichen, das andere mit 23 Stück. Erbaut von einer Nicht-Marine-Werft. Aber... Lieber Sven frag mal nach was es mit der Fertigung und dem Einbau der Angasanlage auf sich hatte. Geht mal zu der betr. Nirco-Schweißfirma usw und dann kannst du dich über die Werft auslassen. Mein Gott immer dieses Halbwissen

Genau wie mit den E-Generatoren, es gab keine Zeit auf der Sachsen wo nicht mind. ein E-Generator defekt war und das bei einen Schiff das zu dem Zeitpunkt noch nicht mal von der Marine übernommen war??

Kann ich nix zu sagen, da E-Sache und wir Schiffbauer ja nix mit E am Hut haben. Zweifelsfrei unterlaufen Werften Fehler, Pannen. Selbstverständlich kommt es zu Handlungen die nicht nachvollziehbar und nur mit der Dummheit der Beteiligen erklärt werden kommen.

Wenn ich als privater Reeder mir bei den Werften ein Schiff bestelle und die kommen mit solch einen Eimer an der alle nase lang in die Werft muß um nachbesserungen über sich ergehen zu lassen und wo die Werften beim zweiten und dritten mal sich schon mockieren das sie die kosten nicht mehr übernehmen. Da wäre ich als privater Reeder schneller wider weg als man sehen könnte.

Wie kommst du den darauf? So was ist doch tägliche Praxis in der Welt der Schiffbauer. Will ja nicht immer auf B+V schauen mit deren Krusleinern. Ich hab bei der alten Tante SUAG ( vor der Fusion mit Seebeck ) verteufelt oft so was erlebt. Der Unterschied war nur...... dort hatten wir es bei den Inspektoren mit echten Seefahrern und Fachleuten zu tun. Dort wurde das geregelt, ohne Marine-Dienst-Vorschrift.   Den größten Arsch den ich bei den  Zivilschiffbau-Inspektoren erlebt habe war bei den P&O Fähren ein Herr von der DTI ,London Ex-RN Capt.

Sie sollten sich an die Verträge halten und gut ist, es wird von den Werften nichts unmögliches verlangt.

In diesem Sinne:  Tschüs für ein Jahr...Kay mach du mal weiter.  8-)
Gruß

Peter Strasser

Zwischen Ostern und Pfingsten erleben wir die Wiederauferstehung Bernds, na wenn das nicht nahezu biblisch ist!  :A/(

Vielleicht im Rahmen der allgemeinen Industrieschelte noch ein zwei Anmerkungen zum Thema.

1. Alle Systemzeichnungen von Marineschiffe werden vor dem Bau vom Auftraggeber oder seinem Vertreter genehmigt.

2. Viele Detailkonstruktionen wie 1.

3. Häufig entscheidet sich gerade der Auftraggeber aus Kostengründen oder wegen „haben wir schon immer so gemacht“ (oft gegen den Rat der Werft) für Komponenten, die schlechtere Leistungen aufweisen als Alternativkomponenten. Leider lehnt er sich dann aber zurück und lässt die Beschwerden aus der Flotte schön auf die Werft niederprasseln.

4. Nicht an allem ist die Werft schuld! Die baut keine Motoren! Und der Motorenbauer hat wie jeder andere Produzent das Recht zu Nachbesserungen.
Und wenn ich als Kunde sage, ich will aber unbedingt die Motoren die immer so schön kaputt gehen, die fahr ich dann noch im Schwachlastbereich und (hier mein ich jetzt deutlich nicht die Sachsen) zudem guck ich mal was man da so alles als Schmier- und Kühlmittel reinkippen kann, dann darf ich mich nicht wunder.

5. Macht gerne noch, wie Theo es vorschlägt, ne Gesprächsrunde zur bösen Industrie und eine zu Big As wechselnden Prinzipien der Namensvergabe auf, da hätte ich dann auch noch was zu sagen. Hier möcht ich niemand den Pfad kaputt machen, auch wenn der Pfadstarter selbst halbwissend in die EGV-Kerbe schlagen wollte. Allein der EGV-Skandal mit Erpressung durch den Auftraggeber wäre einen eigenen Pfad wert.

In diesem Sinne...

und Gruß an den Wiederauferstandenen :-D


Langensiepen

Das Jahr ist zwar noch ncht um, aber mein lieber Theo: Habe ich damit angefangen dummes Zeug über die technsiche Leistung einer spez. Marinewerft zu schreiben? Man darf mir doch wohl zugestehen, das ich darauf was zu sagen hab, zumal ich bei der F122,F123,F124, K130 nicht ganz unbeteiligt gewesen bin. Aber du hast Recht, ich will eurere Kreis nicht weiter stören und sagt ( ein weiteres Mal ) Tschüs
Gruß
PS: Hallo Kay, es gibt keine Aufersehung. Aber vielleicht können dir ja mal die Experten der Bundesmarine erklären, warum ich persönlich bei den MEKO`s im Bereich PAD ausschließlich es mit der Bundesmarine beim Thema Vandalismus zu tun hatte. Es gab über 25 Jahre keinerlei Zerstörungsakte auf über 200 Schiffe aus einer Menge von Fremd-Nationen, ebenso im Bereich Krankenhäuser usw. Vielleicht sollte man sich mehr bei der Marine Gedanken über das Zerstörungenspotenzial der Herren Bürger in Uniform machen und sich bei der Klärung von technischen Problemen vielleicht etwas mehr zurückhalten.

Peter Strasser

Tja Bärnt,

ich hab die Bundesmarine schon immer als ganz speziell kennenlernen dürfen, nur da nicht wo's besser gewesen wäre.
Übrigens BVN, wie der Laden ja wohl jetzt heißt, wurde hier gar nicht alleine angegangen. F122 war ein Vulcan-Schiff und der Rest war alles ARGE.
Hier wird fröhlich der gesamte deutsche Marineschiffbau als inkompetent dargestellt. Gut, dass es das Ausland nicht so sieht. Und wie bei Verwandten kann man sich ja nun mal auch seine "Parent-Navy" leider nicht aussuchen...  :|

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